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Vierter Teil.
Über die verheirateten Frauen.


1. Kapitel.

§ 32. Das Benehmen der einzigen Gattin.

Wie muß sich nun das Mädchen dem Gatten gegenüber verhalten, nachdem sie von dem Manne heimgeführt worden ist? – So folgt nun der Abschnitt über die verheirateten Frauen, der ein Nachtrag zu dem Abschnitte über den Verkehr mit Mädchen ist: sonst, wenn hierbei keine andersgeartete oder darüber hinausgehende Handlungsweise stattfände, wäre sie zwar vereint, aber doch nicht geschlechtlich vermischt. – Eine Gattin ist von zweierlei Art: sie ist die einzige Gattin oder hat noch Genossinnen. Hier wird hauptsächlich von dem »Benehmen der einzigen Gattin« gehandelt:

Die einzige Gattin behandle in tiefem Vertrauen den Gatten durch Willfährigkeit wie einen Gott.

»In tiefem Vertrauen«: eine andere handelt trügerisch; jene aber steht in Ehren. – ›Der Gatte ist die Gottheit der Frauen‹, sagt die Regel. – »Durch Willfährigkeit«, durch Handeln nach seinem Herzen. – »Sie behandele«: dies Wort ist prägnant: gemeint ist das Gebiet des leiblichen Verhaltens.

Nun gibt (der Verfasser) das Benehmen näher an:

Mit seiner Billigung nehme sie die Sorge für die Familie auf sich.

»Mit seiner Billigung«, wenn sie von dem Liebhaber die Erlaubnis erhält. – »Die Sorge für die Familie«, die Sorge für das Haus. Das ist das Gebiet der Äußerlichkeiten. – »Nehme sie auf sich«, mache sie von sich abhängig. Nach den Umständen anzuwenden.

Da ihre Betätigung sich um das Haus dreht, so nennt (der Verfasser) nun diese Sorge:

Das Haus halte sie rein und wohlgesäubert; an den geeigneten Stellen befinden sich mannigfache Blumen; der Fußboden sei glatt; der Anblick herzerfreuend; dreimal am Tage finden die Opferspenden statt; der Hausaltar werde in Ehren gehalten.

»Wohlgesäubert«, schön gesäubert; wobei an den verschiedenen Stellen sich mannigfache Blumen ausgestreut befinden. – »Der Fußboden sei glatt«, eben. – »Der Anblick herzerfreuend«, dem Herzen wohltuend. – »Dreimal am Tage«, früh, mittags und abends, werden dort Opferspenden dargebracht. – »Der Hausaltar«, das Haus der Gottheit, »werde in Ehren gehalten«.

Nichts anderes als dies nämlich wirkt auf den Hausherrn so herzgewinnend, sagt Gonardīya.

»Anderes als dies«, als das hier beschriebene Haus. – »Herzgewinnend«, sinnbezaubernd. – »Gonardīya«, ehrenhalber, da er für diesen Abschnitt Autorität ist.

Das weitere Benehmen kennzeichnet (der Verfasser), indem er sagt:

Gegen ältere Verwandte, die Schar der Diener, die Schwestern des Liebhabers und deren Gatten sei sie nach Gebühr zuvorkommend.

»Ältere Verwandte«, Schwiegervater usw. – »Schwestern des Liebhabers«, Schwestern des Mannes. – »Deren Gatten«, Gatten der Mannesschwestern. – »Sie sei nach Gebühr zuvorkommend«, von ehrerbietigem Benehmen gegen jeden einzelnen, durch Bedienen mit Worten und Werken.

An vollständig reinen Stellen lege sie Beete für Grünes und Gemüse an und pflanze Zuckerrohrstengel, Kümmel, Senf, Eppich, śatapuṣpā Anethum Sowa. und tamāla Xanthochymus pictorius.-Büsche.

»An vollständig reinen Stellen«, die gereinigt sind. – »Grünes«, Koriander, Ingwer usw. »Gemüse«, Beta bengalensis usw. »Beete« davon, Rieselfelder. – »Zuckerrohrstengel.« Zuckerrohrbüsche. – »Kümmel usw. bis śatapuṣpā« pflanze sie. Darunter ist »Eppich« unter diesem Namen wohlbekannt; »tamāla-Büsche«, tamāla-Sträuche.

Büsche von Rosa moschata, Myrobalanen, Jasminum Sambac, Muskatbaum, gelbem Amaranth, Navamālikā, Tagara, Nandyāvarta, Japā und andere; blütenreiche Beete mit Anthropogon schoenanthus Ich lese vālaka statt bālaka. und Andropogon muricatus; und im Baumgarten reizende freie Plätze lege sie an.

Hier »Büsche von Rosa moschata« usw. »Tagara«, Tabernaemontana coronaria. »Japā«, Hibiscus rosa chinensis. – »Blütenreiche«, die voll blühen. – »Beete mit Anthropogon schoenanthus und Andropogon muricatus«, Rieselfelder. – »Freie Plätze«, wo sich gut gehen läßt.

In der Mitte grabe sie einen Brunnen, Teich oder See.

»Teich«, Lotusteich, quadratisch; »See«, längliches Viereck; »grabe sie«, je nach dem Platze.

Sie verkehre nicht mit Almosenempfängerinnen, Bettelnonnen, frommen Bettlerinnen, lüderlichen Frauen, Gauklerinnen, Wahrsagerinnen und Wurzelzauberinnen.

»Almosenempfängerinnen«, die vom Betteln leben. – »Bettelnonnen«, »fromme Bettlerinnen«, wandernde Bettlerinnen und Braunkittel. – »Lüderliche Frauen«, die heimlich Unzucht treiben. – »Gauklerinnen«, die Kunststücke machen. – »Wahrsagerinnen«, Schicksalsbefragerinnen; »und Wurzelzauberinnen«, deren Geschäft darin besteht, jemand durch (Zauber mit einer) Wurzel gefügig zu machen. Mit solchen »verkehre sie nicht«, da das bei dem Gatten Zweifel hervorruft.

Beim Essen mache sie ausfindig, was er liebt und was er verschmäht; was ihm zuträglich und was ihm unzuträglich ist.

Zur Essenszeit »mache sie ausfindig, was er liebt« usw.

Wenn sie den Laut des von außen der Behausung sich Nähernden hört, sage sie: »Was ist zu tun«? und stehe in dem Hause bereit.

In der Absicht, das auszuführen, was ihr befohlen wird. – »Bereit«, aufmerksam. – »In dem Hause«, im Hofe.

Sie wasche eigenhändig seine Füße, indem sie die Dienerin zurückweist.

»Indem sie die Dienerin«, die sich anschickt, die Füße zu waschen, »zurückweist«, gehen heißt.

Dem Liebhaber trete sie in der Einsamkeit nicht ohne ihren Schmuck vor Augen.

»Sie trete nicht vor Augen«, entgegen. Wenn er sieht, daß sie ihren Körper nicht geschmückt hat, könnte er Widerwillen empfinden.

Wenn er verschwendet oder an Unwürdige gibt, ermahne sie ihn unter vier Augen.

»Wenn er verschwendet«, über das rechte Maß hinaus ausgibt »oder an Unwürdige gibt«, so daß Nichtbedürftige bedacht werden, »ermahne sie ihn unter vier Augen«: denn wenn es öffentlich geschieht, müßte er sich schämen.

Besuche zur Brautschau, zu Hochzeiten und Opferfesten; Unterhaltungen mit den Freundinnen und Prozessionen zu Gottheiten unternehme sie nur mit Erlaubnis.

»Brautschau«, im Hause des Freiers; »Hochzeit«, im Hause des Mädchens. – »Unterhaltungen«, gemeinsames Trinken und Essen. – »Prozessionen zu Gottheiten«, um sie zu sehen; »unternehme sie nur mit Erlaubnis«; sonst dürfte sie für ausschweifend gehalten werden.

Bei allen Spielen handele sie ihm entsprechend.

»Bei allen Spielen«, der Yakṣa-Nacht usw., die allgemein gefeiert werden, handele sie seinen Gedanken gemäß.

Nachher lege sie sich nieder, vorher erhebe sie sich; wenn er schläft, wecke sie ihn nicht.

»Nachher lege sie sich nieder«, nachdem der Liebhaber das Lager aufgesucht hat; »vorher erhebe sie sich«, ehe der Liebhaber aufsteht; am Tage, ehe er aufwacht.

Die Küche sei wohlverwahrt und hell.

»Die Küche sei wohlverwahrt«, damit kein fremder Eindringling hinein kann. »Hell«, da keine Dunkelheit herrscht.

Bei Vergehungen des Liebhabers etwas betrübt, mache sie ihm nicht übermäßige Vorwürfe.

»Bei Vergehungen«, Fehlern, »des Liebhabers etwas betrübt«: das soll ihre konsequente Hochherzigkeit andeuten. – »Mache ihm Vorwürfe«: ›Tue das nicht wieder!‹ Auch hier »nicht übermäßig«, damit er nicht verlegen wird.

Mit spöttischen Reden aber tadele sie ihn, wenn er unter seinen Freunden weilt oder allein ist. – Sie unternehme keinen Wurzelzauber.

»Wenn er unter seinen Freunden weilt«, tadele sie ihn mit »spöttischen Reden«, wegen irgend einer Tat; und unternehme keinen Wurzelzauber.

Selbst wenn Vergehungen vorliegen, gebrauche sie List: so sagt (der Verfasser):

Denn nichts erweckt mehr Zweifel als dieses, sagt Gonardīya.

»Als dieses«, das Zaubern mit Wurzeln. – »Erweckt mehr Zweifel«, Mißtrauen. – Die Ansicht des Gonardīya wird gebilligt, da sie nicht verboten ist.

Sie vermeide unpassende Äußerungen, böse Blicke, das Sprechen nach der andern Seite, den Aufenthalt oder das Ausschauen an der Türgegend, Unterhaltung im Lusthaine und langes Verweilen an einsamen Orten.

»Unpassende Redensarten«, unkluge Worte; »böse Blicke«, unfreundliches Ansehen; »Sprechen nach der andern Seite«, Erzählen, während sie das Gesicht zur Seite wendet. Diese drei Punkte erzeugen Abneigung; »den Aufenthalt an der Tür«, das Stehen an der Haustüre und das »Ausschauen«: beides deutet an, daß sie ohne Mühe gewonnen werden kann. – »Im Lusthaine«: Unterhaltung mit irgend einer Frau, nachdem sie sich in den Hausgarten begeben hat. »Langes Verweilen an einsamen«, menschenleeren »Orten« im Hause dürfte ein Nachlassen der Zuneigung erzeugen.

Sie merke auf Schweiß, Zahnsekretionen und üblen Geruch als die Ursache der Abneigung.

Sie merke auf Schweiß usw., um es zu beseitigen. »Zahnsekretion«, Unreinigkeit an den Zähnen. – »Ursache der Abneigung«: es dürfte bei dem Gatten Widerwillen hervorrufen.

Reiche Schmucksachen, mannigfache Blumen und Salben, das Gewand in verschiedenen Farben glänzend – das bildet die Toilette bei dem Liebesbesuche. Ein außerordentlich zartes, feines Seidengewand, ein gemessener Schmuck, Wohlgeruch und nicht zu viel Salben, endlich weiße und andere Blumen bilden die Toilette bei Vergnügungen.

Alles was infolge der verschiedenen Farben und der Zeit entsprechend recht glänzt, das ist nach der Farbe auszuwählen. – »Bei dem Liebesbesuche«, da sie den Liebesbesuch bei dem Liebhaber zum Zwecke hat. Dann nämlich ist sie herzgewinnend, wenn sie mit »reichen Schmucksachen« usw. und einem der Zeit entsprechenden farbigen Gewande geschmückt ist. – »Außerordentlich zart, fein«, dünn erglänzt das Gewand. »Gemessen«, an Ohren und Hals. – Nicht zu reichliches Auripigment: so ist es bei »Vergnügungen«; angewendet bei Prozessionen, Spielen und Vergnügungen.

Ein Gelübde oder Fasten des Liebhabers mache sie selbst mit, durch eignes Unternehmen; und wenn ihr gewehrt wird, umgehe sie sein Wort mit dem Ausspruche: »Ich bin hier nicht zurückzuweisen«.

»Ein Gelübde«, eine Bußübung, »mache sie selbst mit« durch Nachahmen, um ihre Liebe zu bekunden. – »Wenn ihr gewehrt wird«, von dem Liebhaber, daß sie Gelübde und Fasten nicht mitmachen solle, »umgehe sie sein Wort«, das des Liebhabers, mit der Äußerung: »Ich bin hier nicht zurückzuweisen«, zu hindern, um ihre Liebe drastisch darzustellen.

Gerätschaften aus Ton, Rohr, Holz, Leder und Metall soll sie rechtzeitig und wohlfeil ankaufen.

Gerätschaften aus »Ton«, Töpfe usw. Gerätschaften aus »Rohr«, Körbe usw. Gerätschaften aus »Holz«, Bänke, Bettstellen usw. Gerätschaften aus »Metall«, aus Kupfer usw. gefertigt. – »Rechtzeitig«, zur Zeit, zu einer günstigen Zeit. Da werden sie wohlfeil erlangt.

Ferner berge sie Salz und Öle, sowie schwer zu erlangende wohlriechende Sachen, kaṭuka-Gefäße und Arzneien heimlich im Hause.

  1. »Salz«, Steinsalz usw. »Öle«, Schmelzbutter, Sesamöl, Schmalz und Mark. – »Wohlriechende Sachen«, Pulver von Tabernaemontana coronaria usw. – »kaṭuka«, Flaschengurken usw. – »Arzeneien«, zehn Wurzeln Desmodium gangeticum, Uraria lagopodioides, Solanum Jacquinii, S. indicum, Tribulus terrestris, Aegle marmelos, Calosanthes indica, Gmelina arborea, Stereospermum suaveolens und Premna spinosa (Dutt p. 145). usw. »Schwer zu erlangende«, die dort nicht vorkommen, sondern vielmehr nur mit Mühe aufgetrieben werden können. Der Aufbewahrungsort ist »heimlich«, wo sie sich befinden oder wo sie nicht verderben.

Sie sammle und säe rechtzeitig den Samen von Rettig, Amorphophallus campanalatus-Wurzeln, Beta bengalensis, Artemisia indica, Spondias mangifera, Ervāruka, Koloquinten, Eierpflanze, Beninkasa cerifera, Flaschengurke, Sūraṇa, Papageienschnabel, Svayaṃguptā, Tilaparṇikā, Premna spinosa, Knoblauchszwiebel usw. von allen möglichen Kräutern.

»Sie sammle den Samen von Rettig« usw. »Ervāruka«, Cucumis utilissimus. »Flaschengurke«, Lagenaria vulgaris. »Sūraṇa«, Amorphophallus campanulatus. »Papageienschnabel« … Lücke im Kommentare!. »Svayaṃguptā«, Mucuna pruritus. »Tilaparṇikā«, Gmelina arborea. »Premna spinosa«, bekannt unter diesem Namen. »Zwiebeln« in der Form von »Knoblauch«; rötliche.

Vor Fremden spreche sie nicht über das eigne Vermögen noch über die Pläne des Gatten.

»Vermögen«, Geldverhältnisse; darüber »spreche sie nicht vor Fremden«, nach dem Worte: ›Vermögen und Alter sind ganz besonders geheim zu halten‹. Sie spreche auch nicht »von den Plänen des Gatten«, damit er nicht zu der Überzeugung kommt, sie verrate Geheimnisse.

Sie übertreffe die Frauen ihres Standes an Erfahrung, Glanz, in der Kochkunst, an Verstand und ferner in den Dienstleistungen.

Um das eigne Übergewicht anzudeuten. – »An Verstand«, Verständigkeit. – »In den Dienstleistungen«, die sie dem Gatten gegenüber tut.

Nachdem sie die jährlichen Einkünfte berechnet hat, richte sie dementsprechend die Ausgaben ein.

»Dementsprechend«, dem Einkommen entsprechend, um den Lebensunterhalt für die Zeit zu haben.

Sie verstehe das Bereiten von Schmelzbutter aus der bei der Mahlzeit übriggebliebenen Milch; ebenso von Öl und Melasse; das Spinnen von Garn aus Baumwolle und das Weben des Garnes; das Zusammendrehen von Hängen, Seilen, Stricken und Bast; die Arbeit des Stampfens und Enthülsens; den Gebrauch von Schaum und Schleim, Spelzen, Körnern, Parfums und Kohlen; die Abschätzung des Lohnes und Lebensunterhaltes der Diener; die Sorge für Landwirtschaft und Viehzucht und die Regeln für den Wagenbau; die Prüfung der Widder, Hähne, Wachteln, Papageien, Predigerkrähen, Nachtigallen, Pfauen, Affen und des Wildes; endlich das Vereinbaren der täglichen Einnahmen und Ausgaben.

»Das Bereiten von Schmelzbutter«: was übrig geblieben ist, wenn an Opferfesten usw. die Brahmanen bewirtet worden sind, daraus bereitet sie Schmelzbutter, und ferner ergibt sich dabei Buttermilch. – Bereitung von »Öl und Melasse«: durch das Auspressen von Senfkörnern und Zuckerrohrstücken. – »Das Spinnen von Garn aus Baumwolle und das Weben«, zum Zwecke der Bekleidung. »Hänge«, um Gerätschaften darauf zu stellen. »Seile«, um Wasser herauf zu winden; »Stricke«, um das Vieh anzubinden. »Zusammendrehen von Bast«, um Seile usw. herzustellen. – »Stampfen« von Getreide; »Enthülsen« von Reis. Deren beider »Arbeit«, Vornahme. – »Den Gebrauch von Schaum und Schleim«, als Getränk für die Dienerinnen usw. »Spelzen«, zum Kochen, zu Salben usw. – »Körner«, kleine Reiskörner für die Hähne usw. – »Parfums«, aus wohlriechendem Reispuder für die Kühe, Widder usw. – »Kohlen«, wie sie aus der Küche kommen, zum Anfertigen von eisernen Gefäßen usw. – »Diener«, die drinnen und draußen angestellt sind; deren »Lohn«, monatliches oder jährliches Ausgemachtes. »Lebensunterhalt«, tägliche Nahrung. Deren beider »Abschätzung« nach Ort, Zeit und Leistung. – »Sorge für Landwirtschaft und Viehzucht«, das Sichkümmern um Pflügen, Säen, Pflanzen usw. – »Das Vereinbaren«, Zusammenstellen, »der täglichen Einnahmen und Ausgaben«. – »Sie verstehe«: jenes Bereiten von Schmelzbutter usw.

Sie sammle seine geringen, abgetragenen Kleider, erfreue damit, mögen sie verschiedenfarbig oder einfarbig sein, die pflichteifrigen Diener, schenke sie Leuten, deren Besitz die Ehrung ausmacht, oder verwende sie sonst wie.

»Seine geringen«, die von dem Liebhaber benutzten. – »Damit«, mit den gesammelten. – »Pflichteifrig«, die ihre Schuldigkeit tun. – »Deren Besitz die Ehrung ausmacht«; diese nämlich sind durch solche Spenden geehrt. – »Oder sonst wie«: zu Lampendochten usw.

Branntweinkrüge und Rumkrüge stelle sie auf, benutze sie, kaufe und verkaufe davon und prüfe Einnahmen und Ausgaben.

»Sie stelle auf«, versteckt; »benutze sie«: bei bestimmten Gelegenheiten wendet man Branntwein usw. an; »kaufe und verkaufe davon«, billig bzw. teuer, »und prüfe Einnahmen und Ausgaben«, ob sie klein oder groß sind.

Die Freunde des Liebhabers ehre sie gehörig durch Beschenken mit Kränzen, Salben und Betel; sie diene der Schwiegermutter und dem Schwiegervater, sei ihnen untertan, gebe ihnen keine Gegenantwort, führe gemessene, nicht heftige Worte und lache nicht laut. Ihren Freunden und Feinden gegenüber handele sie wie gegen ihre eignen Freunde und Feinde; bei der Mahlzeit sei sie bescheiden; gegen ihre Umgebung zeige sie Liebenswürdigkeit; ohne ihrem Liebhaber Mitteilung zu machen, schenke sie niemandem etwas. Die Dienstboten beschränke sie auf die betreffende Beschäftigung und bei festlichen Gelegenheiten erweise sie ihnen Ehren. – Das ist das Benehmen der einzigen Gattin.

»Gehörig«, unter Berücksichtigung ihrer Tugenden, Abstammung und ihres Alters. »Ehre sie«, um sie zu gewinnen und die Pflicht der Bedienung zu erfüllen. – »Sei ihnen untertan«, indem sie nach ihren Worten lebt. – »Gebe ihnen keine Gegenantwort«: diesen beiden darf man nicht widersprechen. – »Führe gemessene und nicht heftige Worte«, sie rede in ihrer Gegenwart nur wenig und leise; »und lache nicht laut« in ihrer Nähe. – »Ihren Freunden und Feinden gegenüber«: den Gönnern und Widersachern der beiden gegenüber »handele sie wie gegen ihre eignen Freunde und Feinde«, so daß sie zu ihren eignen Freunden und Feinden werden. – »Bei den Mahlzeiten«, auch wenn es große sind, »sei sie bescheiden«: um Leichtfertigkeit zu vermeiden, zeige sie keine Veränderung des Sinnes. – Gegen die Leute ihrer »Umgebung« zeige sie immerdar »Liebenswürdigkeit«, um sie zu gewinnen. – »Ohne Mitteilung zu machen schenke sie niemandem etwas«, selbst wenn sie Kinder hat: um den Vorwurf der Eigenmächtigkeit zu vermeiden. – »Auf die betreffende Beschäftigung«: womit ein jeder beauftragt ist, darauf »beschränke sie« ihn, damit die Arbeiten flott von Händen gehen. – »Ihnen«, den Dienstboten. – »Ehren«: durch Speise und Trank usw.

*

§ 33. Der Wandel während der Reise des Mannes.

Das Benehmen der einzigen Gattin, solange der Geliebte in der Nähe ist, ist nun beschrieben worden: wenn er aber verreist ist, beginnt »der Wandel während der Reise des Mannes«, ein Anhang zu jenem Benehmen:

Wenn er verreist ist, trägt sie nur glückverheißenden Schmuck, fastet eifrig zu Ehren der Gottheit, wartet auf Nachrichten und kümmert sich um das Hauswesen.

»Wartet auf Nachrichten«, d. h., sucht emsig nach einer Kunde von dem Geliebten. – »Kümmert sich um das Hauswesen«: die Handlungen, die darunter zu verstehen sind, hat der Verfasser bereits genannt.

Ihr Lager sei im Schoße der Eltern. Mit ihrer Erlaubnis liege sie ihren Beschäftigungen ob; sie bemühe sich, Dinge, die dem Geliebten erwünscht sind, zu erwerben und wiederherzustellen.

»Im Schoße der Eltern«, in der Nähe der Schwiegermutter und ihrer Leute sei ihre Lagerstätte, um der eignen Reinheit willen. – »Mit ihrer Erlaubnis«: um ihre Willfährigkeit zu beweisen, beschäftige sie sich mit Dingen, die den Eltern genehm sind. – »Bemühe sich, zu erwerben«, nämlich diejenigen »Dinge, die dem Geliebten erwünscht«, aber von ihm noch nicht erworben sind.

Bei den ständigen und gelegentlichen Beschäftigungen sei der Aufwand der gewöhnliche. Sie denke daran, die von ihm begonnenen Arbeiten zu beendigen.

Eine »ständige« Beschäftigung ist Essen und Trinken usw., eine »gelegentliche« Beschäftigung Kinderfeste usw. »Der Aufwand sei der gewöhnliche«, so daß das Herkommen gewahrt bleibt; oder wie es von dem Geliebten bestimmt worden ist. – »Sie denke daran, die von ihm«, dem Liebhaber, »begonnenen Arbeiten«: den Bau eines Göttertempels, die Anlage eines Gartens usw., »zu beendigen«, d. h., sie handele danach, wie derlei am besten zu Ende geführt wird.

Sie gehe nicht in den Kreis ihrer Angehörigen, außer bei Unfällen und Festen; und wenn doch, so gehe sie unter Aufsicht der Umgebung des Liebhabers und bleibe nicht zu lange und ohne die Kleidung abzulegen, die der Anwesenheit des Gatten entspricht.

»In den Kreis ihrer Angehörigen«, in das Haus ihrer Eltern. – »Sie gehe nicht« ohne Grund. »Und wenn doch«, bei Unfällen und Festen, »so gehe sie unter Aufsicht der Umgebung des Liebhabers«, um ihres eignen guten Rufes willen; »und bleibe nicht zu lange«, verweile nicht zu lange Zeit, aus Furcht vor dem Zorne des Schwiegervaters; »und ohne die Kleidung abzulegen, die der Abwesenheit des Gatten entspricht«: dieses Wort ist gebraucht mit Bezug auf das Fest.

Sie unternehme die von den Eltern gutgeheißenen Fasten. Mit ehrlichen, gehorsamen Dienern und mit Erlaubnis mehre sie das Vermögen und verringere nach Kräften die Ausgaben durch Kauf und Verkauf.

»Sie unternehme die von den Eltern gutgeheißenen Fasten«, um den Vorwurf der Eigenmächtigkeit zu vermeiden. – »Durch Kauf und Verkauf«, durch die Beschäftigung des Handeltreibens. »Sie mehre das Vermögen«, sie lasse das Geld wachsen, »und verringere«, beschränke, »nach Kräften die Ausgaben«; d. h., wenn aus gewissen Gründen die Ausgaben groß sind, dann kann sie nur wenig Vermögen ansammeln.

Bei der Rückkehr zeige sie sich zunächst in der gewöhnlichen Verfassung, opfere den Gottheiten und bringe Geschenke herbei. – Das ist der Wandel während der Abwesenheit des Mannes,

»Bei der Rückkehr«, wenn der Geliebte von der Reise heimgekehrt ist, »zeige sie sich zunächst in der gewöhnlichen Verfassung«, in der Kleidung, wie sie der Abwesenheit des Mannes entspricht, um ihr Wesen anzudeuten: sie kleide sich so, als sei er nicht zurückgekehrt. – »Sie opfere den Gottheiten«, samt ihrer Umgebung, »und bringe Geschenke herbei«, gelobte Gegenstände als Spende für die Götter.

Um die beiden Paragraphen zusammenzufassen, sagt (der Verfasser):

Es gibt hier zwei Verse:

Trefflichen Wandel führe die das Wohl des Liebhabers im Auge habende Frau in der Stellung als einzige Gattin, mag sie nun eine junge Frau oder eine Wiederverheiratete oder eine Hetäre sein.

Dharma, Artha und Kāma, eine Stellung und einen Gatten ohne Nebenfrauen erlangen diejenigen Frauen, die einen trefflichen Wandel führen.

»Trefflichen Wandel«, um zu zeigen, daß es nichts Erheucheltes ist. Mit Bezug auf die drei Liebhaberinnen, die solchen Wandel führen können, sagt (der Verfasser): »Eine junge Frau«, so heißt eine Frau aus guter Familie, die noch an keinen andern verheiratet war. – Den Lohn für das Leben nach diesem Wandel nennt (der Verfasser) in den Worten: »Dharma« usw. – »Stellung«, feste Grundlage. – »Ohne Nebenfrauen«, frei von Dornen.

*


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