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XIX.

Das größte römische Heer, das je im nahen Orient gestanden hat, zieht Antonius zusammen. Noch ist er Triumvir, noch unterstehen seinem Kommando die östlichen Provinzen des Reiches mit ihren Garnisonen. Er befiehlt sie an den Oberlauf des Euphrat.

Zeugma ist der Truppensammelplatz. Kleopatra begleitet Antonius dorthin, wohnt der Parade über die Armee bei, die das Perserreich und Indien erobern wird. Sechzigtausend Mann römische Infanterie, zehntausend Mann römische Kavallerie, dreißigtausend Mann Hilfstruppen, Reiterei und Fußvolk, von denen der verbündete König von Armenien, Artavasdes, die Mehrheit stellt.

Mit alter Erfahrung und Umsicht trifft Antonius die Vorbereitungen, befeuert von Liebe, beseelt von dem demütigen Wunsche, der geliebten Frau endlich die Erde zu Füßen zu legen. Ohne Bombasterei, ohne große Worte und Prahlerei sorgt er für Verpflegung, Nachschub, gewaltiges Belagerungsgerät. Nur einmal sagt er kindlich vertrauend: »Unter Cäsar habe ich in Spanien manches geleistet, bei Philippi habe ich gesiegt – trotz der Belastung mit Octavians Unfähigkeit. Ich werde auch diesmal siegen.«

Sie zweifelt nicht. Nach der Niederwerfung der Parther will sie ihn in Indien treffen. Mit ihrer Flotte dort den Sieger begrüßen.

Ein Beben erschüttert den Osten, als dieses Riesenheer sich in Bewegung setzt. Bis in das tiefste Indien hinein greift die Panik. Ein zweiter Alexanderzug! Der größte lebende römische Feldherr, der Schüler Cäsars, Marc Anton, der noch nie geschlagen worden ist, rückt zum Angriff auf den Orient aus. Die gesamte Welt lauscht auf. Rom jubelt. Die Schmach, die ihm Antonius soeben durch die Machterhöhung Kleopatras angetan hat, ist vergessen.

Octavian zittert. Er weiß, daß seine Stunde geschlagen hat, wenn Antonius von diesem gigantischen Unternehmen siegreich heimkehrt nach Bestrafung der Parther, der gefährlichsten Feinde Roms, der einzigen, die, trotz aller Versuche, nie bezwungen worden sind. Doch jetzt sind ihm die Hände gebunden. Jeder Partherzug ist in Rom die populärste Tat.

In Zeugma trennen sich Kleopatra und Antonius. Erst beim Abschied wird sie weich und weiblich. »Glück und Erfolg, mein Imperator«, flüstert sie an seinem Munde, »du weißt, was für uns von deinen Waffen abhängt!«

Sie blickt ihm in die Augen, in die Seele, wie sie ihn einst angesehen hat, als sie den großen Königsgedanken in ihn säte.

»Alles ist für dich«, stammelt er hingerissen wie damals. »Du bist bei mir, draußen, überall. Darum werde ich siegen.«

Er will schnell siegen, rasch zu ihr zurückkehren. Jede Stunde fern von ihr ist seiner heißhungrigen Leidenschaft eine unerträgliche Qual. Nie hat er ein Weib so schmerzlich gefoltert entbehrt. Er lebt nur noch in ihr, durch sie. Ohne sie ist er nichts, eine haltlose leere odemlose Hülle. Solange er ihre Nähe genoß, war er umsichtig und überlegt. Jetzt geht er in Überstürzung vor, um bald wieder bei ihr zu sein. Nur siegen, nur den Krieg rasch abtun, nur ihr nicht lange fernsein! Die Hast und Ungeduld seines rasenden Verlangens betäubt den Feldherrn, die Glut seiner kopflosen Sehnsucht erhitzt jede kühle Vernunft.

In Eilmärschen zieht er durch den nördlichen Teil Mesopotamiens, durch Armenien. Phraata, die Hauptstadt der Parther, ist das Ziel. Eintausendfünfhundert Kilometer liegt es fern, Gebirge, unwirtliche Gegend gilt es zu durchmessen. Es geht Antonius zu langsam. Die Wege sind schwierig, von Straßen ist nicht die Rede. Die schweren Belagerungsmaschinen, darunter ein Sturmbock von achtzig Fuß Länge, behindern den Vormarsch. Kurz entschlossen läßt er alles Gerät zurück. Nur vorwärts, vorwärts – nach Indien! Dort harrt seiner dann die kleine Königin!

Zwei Legionen und die Hilfstruppen des Armenierkönigs Artavasdes läßt er zum Schutz der Maschinen zurück. Mit dem Gros rückt er vor, dem Siege und seiner Liebe entgegen. In Gewaltmärschen gelangt er mit der erschöpften Armee vor Phraata.

Mit dem Fall dieser Feste ist der Krieg gegen die Parther entschieden. Dann liegt das wehrlose Indien offen vor ihm da. In Phraata ist die Familie des Königs und die Hauptarmee.

Er umzingelt die Stadt. Doch diese Zyklopenmauern rennt keine Hast und keine Liebesleidenschaft nieder. Zu ihrer Bezwingung bedarf es der letzten technischen Vollkommenheiten, der besten Schleudergeschütze, Katapulte, Sturmböcke. Vergeblich berennt er heldenmütig die Bollwerke. Umsonst führt er, auf einem rasch aufgeworfenen Damm, persönlich die Truppen zum Sturm. Er erreicht nichts, als grausame Verluste.

Inzwischen hat der Partherkönig Phraates mit einer zweiten Armee die zwei römischen Legionen und die Hilfstruppen, die zum Schutz der Maschinen zurückgeblieben sind, angegriffen. Der Armenier Artavasdes begeht sofort Verrat, geht zu den Parthern über. Die Legionen werden von der Übermacht bis auf den letzten Mann niedergemetzelt, das kostbare Kriegsgerät wird zerstückelt.

Eine schwere, verblüffende Niederlage der römischen Macht im Osten. Indien atmet auf. Die Welt stutzt. Antonius ist also nicht unbezwinglich! Kleopatra in Alexandrien ergrimmt. Sie geht wieder mit einem Kinde des Antonius schwanger.

Sie verzagt nicht. Noch ist nichts Entscheidendes geschehen. Die Hauptarmee unter Antonius steht intakt vor Phraata. Bald wird es fallen. Dann ist Sieg und Heil!

Doch Phraata fällt nicht. Es hält sich, unerschüttert von den blutigen römischen Stürmen. Und schon naht ein neuer Feind von außen. Der Hunger. Antonius hat in der Eile seines Vorrückens jede Notwendigkeit verabsäumt. Keine Verbindungslinien befestigt, keine Etappe eingerichtet. Die Rationen werden knapp, Nachschub gibt es nicht. Und schon zieht Phraates mit seiner siegreichen Armee gegen die Belagerer heran.

Da sucht Antonius die Entscheidung in offener Feldschlacht. Läßt ein Belagerungskorps zurück und wendet sich gegen Phraates. Durch List zwingt er ihn zum Kampf. Tut, als rücke er aus. Zieht an dem Heere des Königs vorüber. Die Parther zaudern. Sollen sie wirklich ohne weiteren Kampf siegen?

Da plötzlich schwenkt die römische Kavallerie gegen sie ein. Im Nu ist sie an den parthischen Reihen, haut auf sie ein. Vergeblich ist alle parteiische gefährliche Bogenkunst. Der Feind ist plötzlich zu nah heran, die Pfeile sind nicht mehr zu brauchen. Alles flieht in wirrem Entsetzen.

Unerbittlich setzt Antonius ihnen nach. Fünfzig Stadien verfolgt die Infanterie, dreimal so weit die Reiterei den fliehenden Feind.

Sieg! Sieg – und Kleopatra! jubelt Marc Antons Herz.

Doch als man sich wieder sammelt und Tote und Verwundete des Feindes zählt, packt den Imperator bleiche Verzweiflung. Achtzig Tote, etliche hundert Verwundete, dreißig Gefangene sind das Ergebnis des glorreichen Tages! Mutlosigkeit befällt alle. Antonius umkrallt erstes Ahnen der unentrinnbaren Niederlage.

Er geht nach Phraata zurück. Stürmt eroberungsbesessen von neuem. Der Proviant geht aus. Die Soldaten murren. Die Verluste sind entsetzlich, der Magen knurrt, und jeder Legionär weiß, ohne Belagerungsmaschinen ist alles Blutvergießen vergeblich. Sie meutern. Antonius, bisher ihr vergötterter Liebling, läßt in der Raserei der Not den zehnten Mann niederstechen. Kein probates Mittel, die Stimmung im Heere zu bessern.

Immer wieder stürmt er seinen Truppen voran gegen die trotzigen Mauern der Stadt. Alles steht für ihn auf dem Spiele: Ehre, Liebe, Ruf, Zukunft, der große heilige Königsgedanke der Welt. Soll alles hier vor diesen Wällen verbluten?! Keinen Schritt gelangt er vorwärts. Schon rückt Phraates von neuem heran.

Und jetzt naht der frühe Winter dieser hohen Gebirgsgegend. Das ist das Ende!

Antonius sucht nur noch das Gesicht zu wahren. Knüpft Verhandlungen mit Phraates an, sucht ihn unter ehrenvollen Bedingungen zum Frieden zu bewegen. Nur den Rücken frei haben! Nur weiterziehen können nach Indien, wo Kleopatra ihn erwarten wird!

Phraates lehnt zynisch jede Verhandlung ab.

Jetzt ist das grause Spiel zu Ende. Verloren. Antonius bricht die Belagerung ab. Zieht zurück nach Westen, nach Mesopotamien, nach Syrien, zum Meere. Es wird ein Rückzug, wie ihn nur Einer noch einmal erlebt hat. Napoleon 1812.

Über vereiste Gebirgspfade, in dichtem Schneegestöber, von Hunger zermürbt, vom Feinde, der jeden Weg und Steg kennt, in Scharmützeln, Überfällen, Hinterhalten Tag und Nacht bedrängt und verfolgt, schleppt sich die »größte Armee des Ostens« dem Meere zu. Nur Trümmer gelangen zurück, elende, zerfetzte, zerfrorene, gespenstische Reste.

Ein einsamer, verlorener, geschlagener, verfemter Mann kommt in dem Dorf Leuke Kome, nördlich der Stadt Sydon an. Antonius meidet aus Scham den großen Ort. Er verkriecht sich in dem einsamen Dorfe am Meer. Er weiß, sein Geschick hat sich vor Phraata erfüllt. Nie wird er im Triumphe die geliebte Frau als Königin in Rom einführen. Die Gelegenheit ist verpaßt, der große Plan zerschellt.

Er sitzt am Meere, zerbrochen, und denkt an Selbstmord. Doch die Liebe in ihm ist stärker als die Schande und Schmach. Er weiß, er muß leben, leben und seine kleine, grausam enttäuschte Königin schützen. Wenn er nicht mehr ist, wird Rom, wird Octavian sofort über sie herfallen, Rom und die Schwester an ihr zu rächen. Nichts ist heute am Tiber, nach dem Mißlingen des Partherzuges, volkstümlicher, nichts wird den Schleicher ruhmvoller zum Nationalhelden krönen, als die Vernichtung der Frau, die einst die Damen Roms empört, die Cäsar in den Tod getrieben, die sich auf Kosten des Reiches eine Großmachtstellung am Mittelmeere – Roms Meer – hat schenken lassen. Ein Jubelschrei würde diesen Krieg begrüßen, der höchste Triumph, die letzte Erhöhung dem Sieger Octavian zufallen.

Nein, niemals! Lieber dieses verfehlte, zerborstene Leben weiterschleppen, lieber die blutige Demütigung tragen, nach so vielen hochstürmenden Hoffnungen als Besiegter vor Kleopatra zu treten. Er darf nicht in den leichten, gefälligen Tod fliehen, er muß ausharren, das Geliebteste auf dieser Welt zu schützen und zu verteidigen gegen Rom und Octavian.

Es ist ein armseliger Beschützer und Verteidiger, der in Leuke Kome auf die blauen Wasser des Meeres hinausstarrt. Er bricht von den Strapazen des Feldzuges, den Erschöpfungen, Nöten, Erregungen schlaff zusammen. Er hat nur einen Gedanken: Kleopatra. Er, der Retter, fühlt sich ohnmächtig und hilflos wie ein Kind. Er weiß, es genügt, daß er lebt, um Rom und den Enkel des Wucherers in Schach zu halten. Trotz seiner Niederlage ist er noch eine gefährliche Drohung. Aber, wie soll er von hier fortkommen nach Alexandrien? Er sendet einen Boten, einen letzten Getreuen, der zu ihm stößt, nach Ägypten. Fleht die Königin an, zu kommen, mit Kleidern, mit Geld, mit Schiffen. Ruft nach ihr, wie ein verirrtes Kind nach der Mutter schreit.

Kleopatra zögert. Sie ist zerschmettert. Sie hat längst die Unheilspost erhalten. Hiobsbotschaften reisen schnell. Sie weiß, der große Plan ihres Lebens ist an den Mauern von Phraata zersprungen. Sie wütet in Zorn und Verachtung gegen den Mann, der ihr das angetan hat. Sie wütet gegen sich ob der Dummheit, daß sie alles auf diesen Toren, diesen unfähigen, groben Stümper gesetzt hat. Sie antwortet nicht, kommt nicht. Grübelt, sucht neue Wege zu dem Ziele, das sie nicht aufgeben kann, solange noch ihr Atem geht. Ihr ganzes Sein und Denken und Wollen ist in diesem Königstraum ihrer Jugend verrankt und versponnen. Nie mehr kann sie davon loskommen. Sie läßt den Flehenden in Leuke Kome verzweifeln.

Doch eine Andere läßt ihn nicht in seinem Unglück verkommen. Octavia trotzt allem, der Schande, dem Bruder, der Kränkung. Sie eilt aus Rom herbei. Hat alles, was sie an Geld und Gut zusammenscharren kann, bei sich, will ihm helfen, ihn trösten, bei ihm sein in seinem Unglück. Alles, was er an ihr gesündigt hat, ist vergessen. Nur ihre Liebe zu ihm lebt und handelt.

Kleopatra hört es. Und erwacht. Nein, das soll nicht geschehen! Zu der Niederlage noch die Schmach, daß die Römerin ihr den Mann nimmt. Diesmal für immer. Ihr Frauenstolz und Ehrgeiz kann diesen zweiten Raub des Geliebten nicht hinnehmen. Sie hat den kürzeren Weg nach Leuke Kome. Ihre Flotte liegt schlagfertig bereit – zur Fahrt – ach, zur Fahrt nach Indien.

Es ist ein Wettrennen der beiden Frauen nach dem kleinen »Weißen Dorf« an der syrischen Küste.

Kleopatra gewinnt es. In gut gespielter Gnade begrüßt sie den Besiegten. Tröstet, tut, als sei ein geringes Unheil geschehen. Flößt dem Gebeugten neuen Mut ein, gibt die Zukunft nicht preis. Will ihn mit allem Zauber und aller Kunst ihres Wesens halten gegen die andere. Entlockt ihm ein Schreiben, das sie durch Eilboten Octavia entgegenschickt.

In Athen erreicht sie dieser Brief, der ein herrischer, schonungsloser Befehl zur Umkehr ist. Fassungslos, verstört, von Scham zerrissen, kehrt die beleidigte, verscheuchte, verschmähte gütige Helferin nach Rom zurück. Voll Spott und Hohn empfängt sie der Bruder. Doch die Schmach der Schwester, die bloßgestellt ist vor der Sensationsgier Roms und der Welt, wühlt in seinem Gemüte und lauert auf Rache – Rache.

Antonius ist nur noch eine Marionette in Kleopatras Hand. Sie plant von Neuem. Sie beugt sich keinem Schicksal, läßt sich auch vom schwersten Unglück nicht niederwerfen. Mit der Eroberung Indiens und seiner sagenhaften Schätze, mit dem Triumph und der Krönung in Rom ist es vorläufig vorbei. Das sieht sie ein. Den Königsgedanken aufgeben, verzichten auf den Lebensplan kann und will sie nicht.

Doch sie ist älter geworden – so alt! denkt sie bisweilen. Sie hat Beschränkung und Verzicht gelernt. Sie greift nach dem Nächsten, Erreichbaren. Wenn kein Triumph in Rom, dann Triumph in Alexandrien. Rom, dem Osten, der Welt zeigen und beweisen, daß man noch lebt, noch unerschüttert aufrecht steht, nicht klein beigibt, noch lange nicht, trotz der Niederlage, von der Rom in Zorn und Schmerz, die übrige Erde in geheimer und offener Schadenfreude widerdröhnt. Vor dem Westen mit der Macht und der Pracht des Ostreichs paradieren, bis endlich doch die Zeit beider Reiche anbricht!

Triumph in Alexandrien!

»Triumph?« fragt betroffen der niedergebrochene Mann.

»Ja.«

»Über wen Triumph? Über was Triumph?« stammelt er ohne Begreifen.

»Über die Armenier«, entgegnet sie bündig.

»Die Armenier?!«

»Haben sie dich nicht in der bittersten Not verraten? Ist ihr König Artavasdes nicht mitten im Kampfe zu den Parthern übergegangen? Hast du nicht durch ihren Abfall all dein Kriegsgerät und damit den Krieg verloren? Soll dieser Schimpf ungerächt bleiben? Strafe sie, vernichte sie. Es ist ein Kinderspiel. Zieh' Truppen zusammen. Mein Heer, meine Flotte steht dir zur Verfügung. Blende die Welt. Feiere über diese Verräter einen Triumph, wie er nie gefeiert worden ist.«

Er will unterbrechen. Sie winkt ihn zum Schweigen. Fährt seherhaft fort:

»Streu der Welt Sand in die Augen. Sie sieht immer nur das Blendwerk, denkt nie an die Gründe. Sieht nur die Gegenwart, vergißt sehr rasch das Vergangene. Raff dich auf. Handele.« Übertragung der nebenstehenden Urkunden

Geschrieben in Alexandreia am 23. Oktober 5. v. Chr.

Der Freigelassene Quintus Caecilius Kastor hatte von seinem Patron Quintus Caecilius Oinogenes den Auftrag erhalten, dem alexandrinischen Bürger Himeros 5 Sklaven als Geschenk zu überbringen. Beim Schiffstransport waren diese Sklaven irrtümlich auf den Namen des Kastor eingetragen worden; 4 davon lieferte Kastor dem Himeros, gemäß dem Auftrage, kostenlos aus; für den fünften dagegen ließ er sich von Himeros 1200 Silberdrachmen bezahlen. Als sich die Sache aufklärte, mußte er den Betrag erstatten; in der vorliegenden Urkunde bescheinigt Himeros dem Kastor, daß er keine Ansprüche mehr an ihn habe.

Geschrieben in Alexandreia zur Zeit des Octavian.

Ehevertrag zwischen der alexandrinischen Bürgerin Isidora und dem alexandrinischen Bürger Dionysios. Der Ehemann bestätigt den Empfang der Mitgift, nämlich Frauenkleidung im Werte von 100 Silberdrachmen, goldene Ohrringe und 60 Silberdrachmen bar. Er verpflichtet sich, seine Ehefrau zu nähren und zu kleiden, gut zu behandeln und keine andre Frau ins Haus zu bringen, im Falle der Übertretung 150% der Mitgift zu erstatten. Die Ehefrau dagegen soll das Haus ihres Mannes ohne seine Zustimmung nicht verlassen und mit keinem anderen Manne verkehren, sonst verliert sie die Mitgift.

Es ist ein Befehl.

Er sinnt, grübelt, der Kopf, der nie leicht war, ist ihm zentnerschwer. Doch er sagt zu allem ja. Er ist nur noch ein Werkzeug in ihrer energischen kleinen Faust. Eine große, ungeschlachte Riesenpuppe. Er kann die Niederlage seines Heeres und seines Stolzes nicht verwinden. Sie nagt an seinem Lebensmark. Etwas in ihm, das Schönste, ist zersprungen: sein naiver, kindlicher Glaube an sich.

Immer wieder meint er, in ihren grünen Augen den kalten Schimmer der Verachtung zu sehen. Immer wiederholt er die Worte, mit denen er in Leuke Kome, tief geneigt die Stirn, vor sie getreten ist:

»Ich habe dich zu sehr geliebt. Mich so sehr nach dir gesehnt. Hatte nur den einen Gedanken: wieder bei dir zu sein. Durch meine allzu große Liebe beging ich Fehler auf Fehler.«

Sie hat kein Wort erwidert. Aber immer liest er von ihrem beredten Munde die nie gesprochene Schmähung: »Du heilloser Narr!«

Er bricht gegen die Armenier auf. Es ist kein Krieg, es ist ein Raubzug gegen ein ohnmächtiges Land. Artavasdes wird gefangen, das Land verwüstet, kein Tempel, kein Heiligtum verschont.

Und dann feiert Antonius seinen Triumph in Alexandrien.


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