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Wilhelm Tell.

    Wenn rohe Kräfte feindlich sich entzweien
Und blinde Wuth die Kriegesflamme schürt;
Wenn sich im Kampfe tobender Parteien
Die Stimme der Gerechtigkeit verliert;
Wenn alle Laster schamlos sich befreien,
Wenn freche Willkür an das Heil'ge rührt,
Den Anker löst, an dem die Staaten hängen:
– Da ist kein Stoff zu freudigen Gesängen.

    Doch wenn ein Volk, das fromm die Heerden weidet,
Sich selbst genug, nicht fremden Guts begehrt,
Den Zwang abwirft, den es unwürdig leidet,
Doch selbst im Zorn die Menschlichkeit noch ehrt,
Zum Glücke selbst, im Siege sich bescheidet:
– Das ist unsterblich und des Liedes werth.
Und solch ein Bild darf ich dir freudig zeigen,
Du kennst's, denn alles Große ist dein eigen.

Mit diesen Stanzen begleitete der Verfasser das Exemplar seines Schauspiels Wilhelm Tell, das er dem damaligen Kurfürsten Erzkanzler übersendete.


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