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Die Gunst des Augenblicks.

Und so finden wir uns wieder
    In dem heitern bunten Reihn,
Und es soll der Kranz der Lieder
    Frisch und grün geflochten sein.

Aber wem der Götter bringen
    Wir des Liedes ersten Zoll?
Ihn vor allen laßt uns singen,
    Der die Freude schaffen soll.

Denn was frommt es, daß mit Leben
    Ceres den Altar geschmückt?
Daß den Purpursaft der Reben
    Bacchus in die Schale drückt?

Zückt vom Himmel nicht der Funken,
    Der den Herd in Flammen setzt,
Ist der Geist nicht feuertrunken,
    Und das Herz bleibt unergötzt.

Aus den Wolken muß es fallen,
    Aus der Götter Schooß, das Glück,
Und der mächtigste von allen
    Herrschern ist der Augenblick.

Von dem allerersten Werden
    Der unendlichen Natur
Alles Göttliche auf Erden
    Ist ein Lichtgedanke nur.

Langsam in dem Lauf der Horen
    Füget sich der Stein zum Stein,
Schnell, wie es der Geist geboren,
    Will das Werk empfunden sein.

Wie im hellen Sonnenblicke
    Sich ein Farbenteppich webt,
Wie auf ihrer bunten Brücke
    Iris durch den Himmel schwebt,

So ist jede schöne Gabe
    Flüchtig wie des Blitzes Schein;
Schnell in ihrem düstern Grabe
    Schließt die Nacht sie wieder ein.


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