Paul Scheerbart
Der Kaiser von Utopia
Paul Scheerbart

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17. Der Tausch

Der Kaiser schlief in der darauf folgenden Nacht sehr schlecht; er träumte fortwährend von roten und gelben Flammen, die gegen den Himmel schlugen und die Sterne in Verwirrung brachten.

Und des Morgens fuhr der Kaiser sofort mit seinem Gefolge zum Rathause und setzte den Schildaer Ratsherren auseinander, wie sie durch ihren Bedachungsplan in gelben und roten Farben bewiesen hätten, daß sie garnicht so dumm seien wie sie sich immer anstellten – und daß sie wegen dieser fortwährenden Verstellungskunst nun erst recht strafbar wären.

Da waren natürlich die Schildaer Ratsherren sehr entsetzt; sie glaubten, die Sache mit der Bedachung ganz vortrefflich gemacht zu haben, und nun zeigte sich der Kaiser erst recht ungemütlich; Moritz Wiedewitt war ganz allein auf die Idee der Stadtbedachung durch seine rot und gelb gestreifte Oberbürgermeisterskappe gekommen und sehr stolz auf seine Himmelsuniformierung.

Indessen – Herr Wiedewitt ließ nicht so schnell die Flinte ins Korn fallen; er sagte dem Kaiser ganz einfach ungefähr Folgendes:

»Grandiosität! Daß Sie uns für so schrecklich klug halten, ist ein grausamer Irrtum. Seien Sie mal ein Jahr Oberbürgermeister von Schilda – dann werden Sie nicht mehr daran glauben, daß die Schildaer sich blos dumm stellen und dabei sehr klug sind.«

Und der Kaiser sagte darauf ungefähr dieses:

»Gut! So wollen wir unsre Kopfbedeckungen tauschen – nimm Du die Krone und ich nehme die gelb und rot gestreifte Kappe.«

Und so geschahs.

Und die Schildaer waren natürlich aus dem Häuschen.

Der Kaiser aber fuhr bald darauf zum goldenen Löwen und ließ den Herrn Sebastian zu sich kommen.

Und mit dem Herrn Sebastian begab sich Philander, der jetzt den Oberbürgermeister vorstellte, in ein kleines abgelegenes Zimmer und schloß die Türe hinter sich zu.


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