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6. Kapitel.
Das Todesurteil

Ada, noch bewegt, das Gesicht in Tränen gebadet, war mit vor Trotz funkelnden Augen aus dem Tempel gegangen und in einen kleinen Saal eingetreten. Dieser war mit Strohmatten ausgelegt, wunderlich bemalt und mit scheußlichen Göttinnen, wenig verschieden von den schon beschriebenen, ausgeschmückt. Die Schlange mit dem Frauenkopf, die schreckliche Bronzestatue und das weiße Marmorbecken mit dem roten Fischchen fehlten nicht.

Ein Mann befand sich bereits im Saale und schritt mit sichtbarer Ungeduld auf und ab. Es war ein Indier von hoher Statur, mager wie ein Stock, mit energischem Gesicht und grausam blitzenden Augen. Das Kinn war mit einem kleinen, schwarzen, zerzausten Barte bedeckt. Um den Körper trug er ein reiches »Dootée«, eine Art Mantel von gelber Seide, worauf sich in Gold gewirkt das geheimnisvolle Abzeichen befand. Die nackten Arme waren mit weißen Narben und seltsamen Zeichen bedeckt, die selbst ein Indier nicht hätte entziffern können.

Als er Ada bemerkte, machte er Halt und richtete einen eigenartigen Blick auf sie. Seine Lippen verzogen sich zu einem Hohnlächeln, das Furcht einflößte.

»Heil der ›Tempeljungfrau‹!« sagte er, indem er vor dem Mädchen niederkniete.

»Heil dem großen Häuptling, dem Lieblinge der Göttin!« antwortete Ada mit zitternder Stimme.

Beide schwiegen und blickten sich durchdringend an.

Es schien, als wenn sie gegenseitig ihre Gedanken zu lesen versuchten.

»Wo warst du diese Nacht?« fragte nach einiger Zeit der Indier. »Man sagte mir, daß du in den Tempel gegangen wärst.«

»Das ist wahr. Du sandtest mir Wohlgerüche und ich verschüttete sie zu Füßen deiner Gottheit.«

»Sag unserer!«

»Ja, unserer,« sagte das Mädchen mit zusammengebissenen Zähnen.

»Was sahst du im Tempel?«

»Nichts!«

»Tempeljungfrau, du befindest dich in großer Gefahr!« sagte der Indier noch bedrohlicher. »Ich habe alles entdeckt!« – –

Ada hatte einen Sprung rückwärts getan, indem sie einen Schreckensschrei ausstieß.

»Ja,« fuhr der Indier mit verstärktem Zorne fort, »ich habe alles entdeckt! Dein Herz, dazu verdammt, nie in Liebe auf dieser Erde zu schlagen, hat Feuer gefangen für einen Mann, den du in der schwarzen Dschungel sahst. Dieser Mensch landete vergangene Nacht auf unserem Gebiete. Nachdem er die Hand gegen uns erhob und ein furchtbares Verbrechen beging, verschwand er. Aber ich fand ihn wieder. Dieser Mensch befindet sich im Tempel.«

»Du lügst!« rief das unglückliche Mädchen.

»Tempeljungfrau, indem du jenen Mann liebst, verletzest du deine Pflicht. Ein Glück für dich, daß er nicht wagte, dich zu berühren. Aber er wird nicht lebend entrinnen,« fuhr der Indier in tierischer Freude fort. »Die Schlange kam in die Höhle des Löwen, und der Löwe wird sie zerreißen!«

»Tu dies nicht!«

Der Indier lächelte höhnisch.

»Wer wagt es, sich gegen den Willen unserer Göttin aufzulehnen?«

»Ich!«

»Du?«

»Ja, ich, Elender! Sieh!«

Ada hatte mit schneller Bewegung den Sari zur Erde geworfen, einen in Gift getauchten Dolch von gewundener Klinge gezogen und diese an die Kehle gesetzt. Der Indier war sprachlos.

»Was willst du tun?« fragte er erschrocken.

»Suyodhana,« sagte das Mädchen mit einem Tone in der Stimme, der keinen Zweifel ließ. »Wenn du jenem Manne auch nur ein Haar krümmst, schwöre ich dir, daß deine Göttin ihre Jungfrau verliert!«

»Wirf den Dolch weg!«

»Suyodhana, schwöre bei deiner Göttin, daß Tremal-Naik lebend von hier kommen wird!«

»Das ist unmöglich. Er ist verdammt, sein Blut ist der Göttin schon bestimmt!«

»Schwöre es!« sagte Ada drohend.

Suyodhana kauerte sich zusammen, wie um sich auf sie zu stürzen, aber die Furcht, zu spät zu kommen, hielt ihn zurück.

»Höre, Tempeljungfrau!« sagte er äußerlich ruhig. »Jener Mensch soll frei sein, aber du mußt schwören, ihn nie zu lieben!«

Ada stieß einen herzzerreißenden Schrei aus und rang verzweifelt die Hände.

»Du marterst mich zu Tode!« rief sie schluchzend.

»Du bist die Erwählte unserer Göttin!«

»Warum willst du, scheußliches Geschöpf, eine kaum geborene Glückseligkeit so schnell vernichten? Warum den Sonnenstrahl so schnell erlöschen, der dieses arme Herz bewegt, das gegen jede Freude verschlossen ist? Nein, unmöglich kann ich die Leidenschaft zähmen, die mich erfaßt hat!«

»Schwöre es, und jener Mensch ist frei!«

»Bist du unerbittlich? Gibt es keine Hoffnung? Ich verleugne deine schreckliche Göttin, die mir Schauder einflößt, die ich vom ersten Tage an verfluche, an dem das Verhängnis mich in ihre Arme warf!«

»Wir sind unerbittlich,« versetzte der Indier.

»Hast du denn nie geliebt?« fragte sie, weinend vor Zorn. »Weißt du denn nicht, was Liebe ist?«

»Ich weiß es nicht,« sagte der unerschütterliche Indier. »Schwöre, Jungfrau der Pagode, oder ich vernichte jenen Menschen!«

»Nun wohl!« rief die Unglückliche mit schwacher Stimme. »Ich – ich schwöre – daß ich – ihn – nicht mehr – lieben werde!« –

Sie stieß einen verzweifelten Schrei aus, fuhr mit beiden Händen zum Herzen und fiel ohnmächtig auf die Strohmatte. Der Indier brach in ein schallendes Gelächter aus.

»Du hast geschworen, ihn nie zu lieben,« sagte er mit satanischer Freude, indem er den Dolch aufhob, den das Mädchen hatte fallen lassen. »Ich aber habe nicht geschworen, daß er lebend entkommen soll. Lächle, erhabene Gottheit, und freue dich: diese Nacht werden wir dir ein neues Opfer bringen!«

Er brachte eine goldene Schalmei an seine Lippen und entlockte ihr ein scharfes Pfeifen.

Ein Indier mit einem Lasso um die Hüften und einem Dolch in der Hand, trat ein und kniete vor Suyodhana nieder.

»Sohn der heiligen Wasser des Ganges, hier bin ich!« sagte er.

»Karna,« antwortete Suyodhana, »schaff die Tempeljungfrau fort und wache über sie!«

»Verlaß dich auf mich, Sohn der heiligen Wasser des Ganges!«

»Diese Jungfrau wird vielleicht versuchen, sich das Leben zu nehmen, aber du wirst es verhindern, da unsere Gottheit jetzt nur sie hat. Wenn sie stirbt, stirbst auch du!«

»Ich verhindere es!«

»Dann versammelst du fünfzig der Tapfersten und läßt sie sich um den Tempel herum aufstellen. Der Mensch darf uns nicht entkommen!«

»Ein Mensch ist im Tempel?«

»Ja, Tremal-Naik, der Schlangenjäger der schwarzen Dschungel. Geh, um Mitternacht bist du wieder hier!«

Der Indier nahm die arme Ada auf die Arme und ging hinaus. Suyodhana, oder besser der »Sohn der heiligen Wasser des Ganges«, wartete, bis jedes Geräusch von Schritten aufgehört hatte und kniete dann vor dem Marmorbecken nieder, in dem der Goldfisch schwamm.

»Mein Vater!« sagte er.

Das Fischchen, das auf dem Boden des Beckens war, kam bei dieser Stimme an die Oberfläche.

»Mein Vater!« fuhr der Indier fort. »Ein Mensch, ein Elender, hat die Augen zur Jungfrau erhoben. Dieser Mensch ist in unserer Hand, willst du, daß er lebt oder stirbt?«

Das Fischchen sank schnell zu Boden.

Suyodhana schnellte in die Höhe, ein düsteres Feuer leuchtete in seinen Blicken. »Die Göttin hat ihn verdammt,« sagte er dumpf. »Er wird sterben!«


Tremal-Naik, der allein zurückgeblieben war, hatte sich zu Füßen der Bronzestatue niedergelassen und die Hand ans Herz gestemmt, das heftig schlug, als wenn es ihm aus der Brust springen wollte. Nie hatte ihn eine ähnliche Erregung gepackt, nie hatte er so viel Freude in seinem einsamen und wilden Leben zwischen Schilf und Tigern empfunden.

»Schön, schön!« sagte er, ohne darauf zu achten, daß er sich in dem verwünschten Tempel befand, wo vielleicht hundert Ohren lauschten. »Oh! du wirst mein Weib werden, liebliche Jungfrau der Dschungel, und müßte ich diese Insel mit Feuer und Schwert verwüsten, müßte ich allein mit diesen Scheusalen kämpfen, die dich verdammt haben. Ich werde von hier gehen, meine tapferen Gefährten holen und dann werde ich dich rauben, werde ich dich retten. Sie seien stark, hast du gesagt, sie seien schrecklich, aber ich werde stärker und schrecklicher sein.«

Er hielt inne, da er die scharfen Töne des Ramsinga hörte.

»Diese Trompete verkündet Unglück,« murmelte er. »Ob sie mich entdeckt und Kammamurri ermordet haben?«

Er hielt den Atem zurück und lauschte. Sein feines Gehör vernahm ein Stimmengewirr, das von außen zu kommen schien.

»Was bedeutet das? Leute draußen? Ob es die Indier sind, die Bewohner dieser düsteren Orte?«

Er schaute beängstigt umher, aber er war allein. Er betrachtete die Öffnung des Tempels, sie war frei.

»Irgend etwas liegt in der Luft, ich fühle es,« sagte er leise. »Aber ich werde zeigen, daß ich Tremal-Naik bin, wenn ich kämpfe!«

Er duckte sich hinter die scheußliche Statue und machte sich so klein als möglich.

Mit furchtbarer Langsamkeit verging der Tag für den Indier, der gezwungen war, sich ruhig zu verhalten und nichts essen konnte.

Die Schatten der Nacht erfüllten nach und nach die Schlupfwinkel des Tempels und rückten stufenweise zur Kuppel vor. Um neun Uhr herrschte so tiefe Dunkelheit, daß man keinen Schritt weit sehen konnte, obgleich der Mond klar am Himmel stand und sich in der großen, vergoldeten Bronzekugel und der Schlange mit dem Frauenkopf spiegelte. Ein geheimnisvolles Schweigen herrschte überall.

Tremal-Naik wagte immer noch nicht, sich zu rühren. Die einzige Bewegung, die er machte, war, daß er das Ohr an die kalten Steine des Tempels legte und mit größter Aufmerksamkeit lauschte. Gegen elf, als völlige Dunkelheit herrschte, drang ein seltsames, noch unbestimmtes Geräusch zu ihm.

Es war ihm, als wenn jemand von oben, an dem Stricke, der die Lampe hielt, herabkäme, Trotz scharfen Spähens war es Tremal-Naik jedoch nicht möglich, zu unterscheiden, was es sei. Vorsichtshalber griff er zu den Pistolen und erhob sich lautlos in die Knie.

»Was kann das nur sein?« fragte er sich. »Ada nicht, denn Mitternacht ist noch fern. Ob es jene schrecklichen Menschen sind?«

Eine Zornesglut stieg ihm ins Gesicht.

»Wehe dem, der hier eintritt!«

Ein metallenes Läuten klang durch die Finsternis. Es war die Lampe, die sich heftig hin und her bewegte.

Tremal-Naik hielt sich nicht mehr.

»Wer ist da?« schrie er.

Niemand antwortete, sogar das Läuten verstummte.

»Ob ich mich getäuscht habe?« fragte er sich.

Er erhob sich und spähte in die Luft. Dort oben auf der Kuppel spiegelte sich immer noch der Mond in der vergoldeten Kugel. Auch ein Teil des Pflanzenseiles kam zum Vorschein, das die Lampe hielt. Aber kein menschliches Wesen hing daran.

»Das ist seltsam,« sagte Tremal-Naik, unruhig geworden.

Er kauerte sich wieder an den Boden und hielt Umschau.

Zwanzig Minuten vergingen, dann klirrte die Lampe wieder.

»Wer ist da?« wiederholte er mit durchdringender Stimme. »Wenn sich dort jemand nähert, so wisse er, daß Tremal-Naik ihn erwartet!«

Neues Schweigen. Dann klammerte er sich an die Füße der riesigen Statue, stieg auf die Arme, schwang sich höher, setzte die Füße auf den Kopf, packte das Seil und schüttelte es heftig.

Ein schallendes Gelächter tönte im Tempel wieder.

»Ah!« rief Tremal-Naik, vom Zorn übermannt. »Dort oben lacht jemand. Warte!«

Er nahm seine herkulischen Kräfte zusammen und mit einem unwiderstehlichen Ruck zerriß er das Seil. Die Lampe zerschlug mit unbeschreiblichem Krachen am Boden, das die Echos des Tempels mehrfach wiederholten.

Ein zweites Lachen erscholl. Tremal-Naik sprang von der Statue herunter und versteckte sich dahinter.

Es war Zeit. Eine Tür öffnete sich und ein großer, magerer, reich gekleideter Indier erschien. In der einen Hand hatte er einen Dolch, in der anderen eine Fackel.

Es war der grausame Suyodhana. Eine teuflische Freude erleuchtete sein bronzefarbiges Gesicht.

Einen Augenblick stand er still, um die scheußliche Gottheit zu betrachten, hinter der Tremal-Naik mit dem Messer zwischen den Zähnen und den Pistolen in der Faust stand. Dann ging er einige Schritte vorwärts. Hinter ihm drängten sich vierundzwanzig Indier. Zwölf stellten sich zur Rechten, zwölf zur Linken. Alle hatten sie Dolche und die Seidenschnur mit der Bleikugel.

»Meine Söhne!« sagte Suyodhana. »Es ist Mitternacht!«

Die Indier lösten die Schnuren, schwangen die Dolche und setzten die Fackeln in die Löcher, die sich in den Steinen befanden.

»Wir sind zur Rache bereit!« antworteten sie im Chore.

»Ein Gottloser,« fuhr Suyodhana fort, »hat den Tempel unserer Göttin entheiligt! Was verdient dieser Mensch?«

»Den Tod!« antworteten die Indier.

»Ein Verruchter wagte, der Tempeljungfrau von Liebe zu reden! Was verdient dieser Mensch?«

»Den Tod!« wiederholten die Indier.

»Tremal-Naik!« schrie Suyodhana mit schrecklicher Stimme. »Zeige dich!«

Ein schallendes Gelächter antwortete ihm. Dann erschien der Schlangenjäger, der alles mit angehört hatte. Mit einem Sprunge stürzte er sich vor die scheußliche Gottheit. Ein grausames Lächeln zuckte um seine Lippen, sein Gesicht war wild, von rasendem Zorne entstellt, und seine Augen sandten tückische Blitze.

»Ah! Ah!« rief er lachend. »Seid ihr die, die Tremal-Naik töten wollen? Man sieht, daß ihr den Schlangenjäger noch nicht kennt. Seht her, Mörder, wie ich euch verachte!«

Er hielt die beiden Pistolen in die Luft, entlud sie und warf sie weit von sich. Dann schoß er auch den Karabiner ab und packte ihn am Laufe, um ihn wie eine Keule zu brauchen.

»Jetzt,« sagte er, »wer den Mut besitzt, Tremal-Naik anzugreifen, der mache sich heran! Ich kämpfe für das Weib, das ihr, Verfluchte, verdammt habt!«

Ein Indier, zweifellos der fanatischste, warf sich gegen ihn und ließ das Lasso in der Luft sausen. Sei es, daß er zu viel Schwung hatte oder daß er ausglitt, er kam fast vor die Füße Tremal-Naiks zu fallen.

Die schreckliche Keule erhob sich und zerschlug blitzschnell den Schädel des Indiers.

»Vorwärts! vorwärts!« wiederholte Tremal-Naik. »Ich kämpfe für meine Ada!«

Die dreiundzwanzig Indier stürzten wie ein Mann auf den Schlangenjäger, der mit seinem Karabiner wie ein Verrückter um sich schlug.

Ein zweiter Indier fiel, aber der Karabiner widerstand dem zweiten Schlage nicht und zerbarst in Tremal-Naiks Händen.

»Gebt ihm den Tod! Gebt ihm den Tod!« schrien die vor Wut schäumenden Indier.

Ein Lasso fiel auf Tremal-Naik und schlang sich um seinen Hals. Tremal-Naik aber riß es dem Würger aus der Hand, ergriff das Messer, stürzte sich auf die Bronzestatue und sprang auf deren Kopf.

»Platz da! Platz!« schrie er, wild um sich blickend.

Wie ein Tiger kauerte er sich zusammen, sprang über die Köpfe der Indier hinweg und suchte die Tür zu erreichen. Aber die Zeit fehlte ihm. Zwei Stricke umschnürten seine Arme und rissen ihn zu Boden.

Ein furchtbarer Schrei kam von seinen Lippen. Im Nu stürzten sich die Indier über ihn wie eine Meute Hunde über den Eber. Trotz heftigsten Widerstandes wurde er fest gebunden und wehrlos gemacht.

»Hilfe! Hilfe!« röchelte er.

»Gebt ihm den Todesstoß!« schrien die Indier.

Mit einer letzten herkulischen Kraftanspannung zerriß er die beiden Stricke. Aber das war alles, was er tun konnte. Neue Lassos schnürten ihn so stark, daß das Fleisch schwarz wurde.

Suyodhana, der diesem Ringen eines einzigen Mannes gegen zweiundzwanzig ungeduldig zugesehen hatte, näherte sich und betrachtete ihn mit satanischer Freude.

Tremal-Naik, der nichts tun konnte, spie nach ihm.

»Gottloser!« rief der Sohn der heiligen Gangeswasser.

Mit geübter Hand packte er seinen Dolch und erhob ihn über den Gefangenen, der ihn mit verächtlichem Trotze anblickte.

»Meine Söhne!« sagte der Indier, »welche Strafe verdient dieser Mensch?«

»Den Tod!« antworteten die Indier.

»Und der Tod sei!«

Tremal-Naik stieß seinen letzten Schrei aus.

»Ada! Arme Ada!«

Die Klinge des Rächers, die in seine Brust drang, erstickte ihm die Stimme. Er riß die Augen auf und schloß sie wieder. Ein heftiger Krampf durchzuckte seine Glieder. Ströme warmen Blutes liefen über seine Hände und verloren sich auf den Steinen.

»Kali!« sagte Suyodhana, indem er sich gegen die Bronzestatue wandte. »Schreibe den Namen dieses neuen Opfers in dein schwarzes Buch!«

Auf ein Zeichen hoben zwei Indier den unglücklichen Tremal-Naik auf.

»Werft ihn in die Dschungel, als Fraß für die Tiger!« schloß der schreckliche Mensch. »So gehen die Gottlosen zugrunde!«


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