Joseph Roth
Die Kapuzinergruft
Joseph Roth

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XXVII

Wir gewöhnten uns alle an das Ungewöhnliche. Es war ein hastiges Sich-Gewöhnen. Gleichsam ohne es zu wissen, beeilten wir uns mit unserer Anpassung, wir liefen geradezu Erscheinungen nach, die wir haßten und verabscheuten. Wir begannen, unsern Jammer sogar zu lieben, wie man treue Freunde liebt. Wir vergruben uns geradezu in ihn. Wir waren ihm dankbar, weil er unsere kleinen, besonderen, persönlichen Kümmernisse verschlang, er, ihr großer Bruder, der große Jammer, dem gegenüber zwar kein Trost standhalten konnte, aber auch keine unserer täglichen Sorgen. Man würde meiner Meinung nach auch die erschreckende Nachgiebigkeit der heutigen Geschlechter gegenüber ihren noch schrecklicheren Unterjochern verstehen und gewiß auch verzeihen, wenn man bedächte, daß es in der menschlichen Natur gelegen ist, das gewaltige, alles verzehrende Unheil dem besonderen Kummer vorzuziehen. Das ungeheuerliche Unheil verschlingt rapide das kleine Unglück, das Pech sozusagen. Und also liebten wir in jenen Jahren den ungeheueren Jammer.

Oh, nicht, daß wir nicht imstande gewesen wären, noch ein paar kleine Freuden vor ihm zu retten, sie ihm abzukaufen, abzuschmeicheln, abzuringen. Wir scherzten oft und lachten oft. Wir gaben Geld aus, das uns zwar kaum noch gehörte, das aber auch kaum noch einen Wert hatte. Wir borgten und verborgten, ließen uns schenken und verschenkten, blieben schuldig und bezahlten anderer Schulden. So ähnlich werden einmal die Menschen einen Tag vor dem Jüngsten Gericht leben, Honig saugend aus den giftigen Blumen, die verlöschende Sonne als Lebensspenderin preisend, die verdorrende Erde küssend als die Mutter der Fruchtbarkeit.

Der Frühling nahte, der Wiener Frühling, dem keines der weinerlichen Chansons jemals etwas anhaben konnte. Keine einzige von den populär gewordenen Melodien enthält die Innigkeit eines Amselrufs im Votivpark oder im Volksgarten. Kein gereimter Liedertext ist so kräftig wie der liebenswürdig grobe, heisere Schrei eines Ausrufers vor einer Praterbude im April. Wer kann das behutsame Gold des Goldregens besingen, das sich vergeblich zu bergen sucht zwischen dem jungen Grün der nachbarlichen Sträucher? Der holde Duft des Holunders nahte schon, ein festliches Versprechen. Im Wienerwald blauten die Veilchen. Die Menschen paarten sich. In unserem Stammkaffee machten wir Witze, spielten wir Schach und Dardel und Tarock. Wir verloren und gewannen wertloses Geld.

Für meine Mutter bedeutete der Frühling so viel, daß sie, vom fünfzehnten April angefangen, zweimal monatlich in den Prater fuhr, nicht nur einmal wie im Winter. Es gab nur noch wenige Fiaker. Die Pferde starben vor Altersschwäche. Viele schlachtete man und aß sie als Würste. In den Remisen der alten Armee konnte man die Bestandteile der zertrümmerten Fiaker sehen. Gummiradler, in denen die Tschirschkys, die Pallavicinis, die Sternbergs, die Esterházys, die Dietrichsteins, die Trautmannsdorffs einst gefahren sein mochten. Meine Mutter, vorsichtig, wie sie von Natur aus war, und noch vorsichtiger durch das Alter geworden, hatte mit einem der wenigen Fiaker »akkordiert«. Er kam pünktlich zweimal im Monat um neun Uhr morgens. Manchmal begleitete ich meine Mutter, besonders an den Tagen, an denen es regnete. In der Unbill – und ein Regen war für sie schon eine – wollte sie nicht allein sein. Wir sprachen nicht viel in dem stillen, gütigen Dämmer unter der aufgeschlagenen Regenplache. »Herr Xaver«, sagte meine Mutter zum Fiaker, »erzählen S' mir was.« Er wandte sich uns zu, er ließ ein paar Minuten lang die Pferde dahintraben und erzählte allerhand. Sein Sohn war ein Studierter, aus dem Krieg heimgekehrt, aktiver Kommunist. »Mein Sohn sagt«, erzählte der Herr Xaver, »daß der Kapitalismus erledigt ist. Er sagt nicht mehr Vater zu mir. Er nennt mich: Fahr'n ma, Euer Gnaden! Er ist ein guter Kopf. Er weiß, was er will. Von meinen Pferden versteht er nix.« Ob sie auch Kapitalist sei, fragte meine Mutter. »Freilich«, sagte der Herr Xaver, »alle, die nicht arbeiten und dennoch leben, sind Kapitalisten.« – »Und die Bettler?« fragte meine Mutter. »Die arbeiten nicht, fahren aber auch nicht im Fiaker zum Praterspitz, ›wia Sö‹, gnädige Frau!« antwortete der Herr Xaver. Meine Mutter sagte zu mir: »Jakobiner!« Sie hatte gedacht, in dem Dialekt der »Besitzenden« gesprochen zu haben. Aber der Herr Xaver verstand. Er wandte sich um und sagte: »Ein Jakobiner ist mein Sohn.« Hierauf knallte er mit der Peitsche. Es war, als hätte er sich selbst Bravo geklatscht, wegen seiner geschichtlichen Bildung.

Meine Mutter wurde überhaupt von Tag zu Tag ungerechter, besonders seit dem Tage, an dem ich die Hypothek aufgenommen hatte. Kunstgewerbe, Elisabeth, die Frau Professor, kurze Haare, Tschechen, Sozialdemokraten, Jakobiner, Juden, Büchsenfleisch, Papiergeld, Börsenpapiere, mein Schwiegervater: dies alles waren die Gegenstände ihrer Verachtung und ihrer Gehässigkeit. Unser Advokat, der Doktor Kiniower, der ein Freund meines Vaters gewesen war, hieß der Einfachheit halber der Jude. Unser Dienstmädchen war die Jakobinerin. Der Hausmeister war ein Sansculotte, und Frau Jolanth Szatmary hieß Keczkemet schlechthin.

Eine neue Persönlichkeit tauchte in unserem Leben auf, ein gewisser Kurt von Stettenheim, geradewegs aus der Mark Brandenburg gekommen und um jeden Preis entschlossen, das Kunstgewerbe in der Welt zu verbreiten. Er sah aus wie einer jener Männer, die man heutzutage gutrassig nennt. Man versteht darunter eine Mischung von internationalem Tennismeister und landschaftlich zu fixierendem Rittergutsbesitzer, mit einem leichten Einschlag von Ozean oder Reederei. Derlei Menschen kommen aus dem Baltikum, aus Pommern, aus der Lüneburger Heide gar. Wir hatten verhältnismäßig noch Glück. Unser Herr von Stettenheim kam nur aus der Mark Brandenburg.

Er war groß und sehnig, blond und sommersprossig, er trug den unvermeidlichen Schmiß an der Stirn, das Kennzeichen der Borussen, und das Monokel so wenig selbstverständlich, daß man es nur noch selbstverständlich nennen konnte. Ich selbst gebrauche zuweilen ein Monokel, der Bequemlichkeit halber, ich bin zu eitel, um eine Brille zu tragen. Allein es gibt Gesichter aus Pommern, aus dem Baltikum, aus der Mark Brandenburg, in denen das Monokel den Anschein erweckt, ein drittes überflüssiges Auge zu sein, keine Hilfe dem natürlichen Aug', sondern dessen gläserne Maske. Wenn der Herr von Stettenheim das Monokel einklemmte, sah er so aus wie die Frau Professor Jolanth Szatmary, sobald sie eine Zigarette anzündete. Wenn Herr von Stettenheim sprach oder gar wenn er sich ereiferte, lief sein Kainsschmiß auf der Stirn blutrot an; und der Mann ereiferte sich überflüssig. Denn in einem verwunderlichen Gegensatz zu seinem Eifer standen die Worte, mit denen er ihn ausdrückte, wie zum Beispiel: »Also, ich kann Ihnen sagen, ich war einfach starr«; oder: »Ich sage immer: nur nicht verzweifeln«; oder: »Ich wette zehn zu eins und gebe Ihnen meine Hand darauf!« Und dergleichen mehr. Offenbar hatte unsere Hypothek meinem Schwiegervater nicht genügt. Herr von Stettenheim versprach, sich am Atelier Elisabeth Trotta reichlich zu beteiligen. Ein paarmal brachte uns mein Schwiegervater zusammen. Hatte er doch, eben wegen der Hypothek, mich in das Kunstgewerbe endlich »hineingenommen!« Mußte er mich doch zumindest unserm dritten Kompagnon vorstellen. – »Ich kenne einen Grafen Trotta!« rief Herr von Stettenheim, nachdem wir kaum die ersten zwei Sätze gewechselt hatten. – »Sie irren«, sagte ich, »es gibt nur baronisierte Trottas; wenn sie noch leben!« – »Gewiß, entsinne mich, war Baron, der alte Oberst.« – »Sie irren sich noch«, sagte ich. »Mein Onkel ist Bezirkshauptmann.« – »Bedaure!« erwiderte Herr von Stettenheim. Und sein Schmiß lief blutrot an.

Herr von Stettenheim hatte die Idee, unsere Firma »Jolan-Werkstätte« zu nennen. So wurde sie auch im Register eingetragen. Elisabeth zeichnete fleißig, sooft ich ins Büro kam. Sie zeichnete unbegreifliche Sachen, wie zum Beispiel neunzackige Sterne auf den Wänden eines Oktaeders oder eine zehnfingerige Hand, die in Achat ausgeführt und der »Segen Krishnamurtis« heißen sollte; oder einen roten Stier auf schwarzem Grund, der »Apis« hieß, ein Schiff mit Dreiruderern, das »Salamis« genannt wurde, und eine Schlange als Armband, namens Kleopatra. Die Frau Professor Jolanth Szatmary hatte diese Einfälle, diktierte ihr diese Pläne. Im übrigen herrschte zwischen uns beiden die düsterkeitsschwangere, hassträchtige, konventionelle Freundlichkeit, auf deren Grund unserer beider Eifersucht ruhte. Elisabeth liebte mich, ich war dessen gewiss, Angst hatte sie vor der Frau Professor Jolanth, eine jener Ängste, die sich die moderne Medizin mit Erfolg zu definieren und erfolglos zu erklären bemühte. Seitdem Herr von Stettenheim als dritter Teilhaber in unsere »Jolan-Werkstätte« eingetreten war, betrachteten mich mein Schwiegervater und die Frau Professor als eine störende Erscheinung, ein Hindernis auf dem Weg des Kunstgewerbes, zu jeder nützlichen Leistung unfähig und keinesfalls würdig, in die künstlerischen und geschäftlichen Pläne unserer Firma eingeweiht zu werden. Ich war lediglich noch der Ehemann Elisabeths.

Herr von Stettenheim entwarf Prospekte in allen Weltsprachen und verschickte sie auch in alle Weltrichtungen. Und je spärlicher die Antworten einliefen, desto hitziger wurde sein Eifer. Die neuen Vorhänge kamen, nach zwei zitronengelben Stühlen, ein Sofa, zitronengelb, mit schwarzen Zebrastreifen, zwei Lampen mit sechswandigen Schirmen aus japanischem Papier und eine Landkarte aus Pergament, auf der alle Länder und Städte durch Stecknadeln kenntlich gemacht wurden alle, auch jene, die unsere Firma nicht belieferte.

An den Abenden, an denen ich Elisabeth abholte, sprachen wir weder von Stettenheim noch von der Frau Professor Jolanth Szatmary, noch vom Kunstgewerbe. Es war zwischen uns ausgemacht. Wir verlebten süße, satte Frühlingsnächte. Kein Zweifel: Elisabeth liebte mich. Ich hatte Geduld. Ich wartete. Ich wartete auf den Augenblick, in dem sie mir aus freien Stücken sagen würde, dass sie ganz zu mir wollte. Unsere Wohnung im Parterre wartete.

Meine Mutter fragte mich niemals nach den Absichten Elisabeths. Von Zeit zu Zeit ließ sie einen Satz fallen wie zum Beispiel: »Sobald ihr eingezogen seid«; oder: »Wenn ihr bei mir wohnt«; und derlei.

Ende des Sommers stellte es sich heraus, dass unsere »Jolan-Werkstätten« gar nichts eintrugen. Außerdem hatte mein Schwiegervater mit den »vielen Eisen im Feuer« kein Glück gehabt. Er hatte auf Mark spekuliert, durch die Vermittlung des Herrn von Stettenheim. Die Mark fiel. Ich sollte eine zweite, weit höhere Hypothek auf unser Haus aufnehmen. Ich sprach mit meiner Mutter, sie wollte nichts davon wissen. Ich erzählte es meinem Schwiegervater. – »Du bist unfähig, ich hab's immer gewusst«, sagte er. »Ich werde selbst hingehn.«

Er ging zu meiner Mutter, nicht allein, sondern mit dem Herrn von Stettenheim. Meine Mutter, die vor fremden Menschen Angst und sogar Abscheu empfand, bat mich zu warten. Ich blieb also zu Hause.

Das Verwunderliche ereignete sich, der Herr von Stettenheim gefiel meiner Mutter. Während unserer Verhandlung, in unserm Salon, glaubte ich sogar zu bemerken, wie sie leise Ansätze machte, sich vornüber zu beugen, wie um seine reichlichen und überflüssigen Redensarten deutlicher zu vernehmen. – »Charmant!« sagte meine Mutter. »Charmant!« wiederholte sie ein paarmal, und zwar bei den gleichgültigsten Phrasen des Herrn von Stettenheim. Er, auch er, hielt einen Vortrag über das Kunstgewerbe im allgemeinen, die Erzeugnisse der »Jolan-Werkstätten AG« im besonderen. Und meine gute, alte Mutter, die gewiß auch jetzt noch ebensowenig von dem Kunstgewerbe begriff wie vor langer Zeit nach dem Vortrag Elisabeths sagte immer wieder: »Jetzt versteh' ich, jetzt versteh' ich, jetzt versteh' ich!«

Herr von Stettenheim besaß den Geschmack zu sagen: »Das Ei des Kolumbus, gnädige Frau!« – Und wie ein Echo wiederholte meine Mutter gehorsam: »Das Ei des Kolumbus! – Wir nehmen noch eine zweite Hypothek auf.«

Unser Advokat Kiniower wehrte sich zuerst. »Ich warne Sie!« sagte er. »Ein aussichtsloses Geschäft. Ihr Herr Schwiegervater, ich weiß es, hat gar kein Geld mehr. Ich habe mich erkundigt. Dieser Herr von Stettenheim lebt von den Darlehen, die Sie aufnehmen. Er behauptet, am Tattersall im Berliner Tiergarten beteiligt zu sein. Mein Berliner Kollege teilt mir mit, daß es nicht wahr ist. So wahr ich ein Freund Ihres seligen Vaters war: Ich sage Ihnen die Wahrheit. Die Frau Professor Jolanth Szatmary ist ebensowenig Professor wie ich. Sie hat keine von den Wiener oder Budapester Akademien jemals besucht. Ich warne Sie, Herr Trotta, ich warne Sie.«

Der »Jude« hatte kleine, schwarze, tränende Augen hinter dem schiefen Zwicker. Die eine Hälfte seines grauen Schnurrbarts war aufwärts gezwirbelt, die andere hing trostlos hinunter. Also äußerte sich gewissermaßen sichtbar die Zwiespältigkeit seines Wesens. Er war imstande, nach einer längeren, düsteren Rede, in der er von meinem sicheren Untergang gesprochen hatte, plötzlich mit dem Ruf zu schließen: »Und doch geht alles noch gut aus! Gott ist ein Vater!« Diesen Satz wiederholte er überhaupt bei jeder verwickelten Angelegenheit. Dieser Enkel Abrahams, der Erbe eines Segens und eines Fluches, leichtfertig als Österreicher, schwermütig als Jude, gefühlvoll, aber genau bis zu jener Grenze, an der ein Gefühl anfangen kann, Gefahr zu werden, klarsichtig trotz einem wackligen und schiefsitzenden Zwicker, war mir mit der Zeit lieb geworden wie ein Bruder. Oft kam ich in seine Kanzlei, ohne Grund, ohne Not. Auf seinem Arbeitstisch standen die Photographien seiner zwei Söhne. Der ältere war gefallen. Der jüngere lernte Medizin. »Er hat soziale Rosinen im Kopf!« sagte der alte Doktor Kiniower. »Und um wieviel wichtiger wäre ein Heilmittel gegen Krebs! Ich fürchte, ich hab' selber einen, hinten, in der Niere. Wenn mein Sohn schon Medizin studiert, sollte er an seinen alten Vater denken, nicht an die Erlösung der Welt. Genug der Erlöser! Aber Sie wollen ja das Kunstgewerbe erlösen! Ihre Frau Mama wollte das Vaterland erlösen. Sie hat das ganze beträchtliche Vermögen in Kriegsanleihen angelegt. Eine lächerliche Lebensversicherung bleibt noch. Ihre Frau Mama bildet sich wahrscheinlich ein, sie reichte für ein beschauliches Alter aus. Zwei Monate könnte sie knapp davon leben. Sie haben keinen Beruf. Sie werden wohl auch keinen finden. Aber wenn Sie nicht etwas zu verdienen anfangen, werden Sie untergehn. Ich rate Ihnen: Sie haben ein Haus, machen Sie daraus eine Pension. Versuchen Sie's Ihrer Frau Mama begreiflich zu machen. Diese Hypothek ist nicht die letzte, die Sie aufnahmen. Sie werden noch eine dritte und eine vierte brauchen. Glauben Sie mir! Gott ist ein Vater!«

Herr von Stettenheim kam oft zu meiner Mutter, selten kündigte er sich vorher an. Meine Mutter empfing ihn immer warmherzig, manchmal sogar begeistert. Mit staunendem Kummer sah ich zu, wie die alte, verwöhnte und strenge Frau heiter nachsichtig die grobschlächtigen Scherze, die billigen Wendungen, die aufreizenden Handbewegungen annahm, billigte, lobte und wertschätzte. Herr von Stettenheim hatte die Gewohnheit, seine linke Hand nach einer brüsken, erschreckenden Streckung des Ellbogens vor die Augen zu führen, um nach der Stunde auf seiner Armbanduhr zu sehn. Mir schien es immer, als hätte er einen glücklicherweise nicht vorhandenen Nachbarn zu seiner Linken gestoßen. Wie eine Gouvernante pflegte er, wenn er die Kaffeetasse hob, den kleinen Finger der rechten Hand zu spreizen, just jenen Finger, an dem er seinen wuchtigen Wappenring trug, ein Wappen, das aussah wie ein Insekt. Er sprach in jener gutturalen Stimme gewisser Preußen, die aus einem Kamin eher als aus einer Kehle zu kommen scheint und auch das Bedeutende hohl macht, das sie manchmal äußern.

Und just dieser Mann gefiel meiner lieben alten Mutter. »Charmant!« nannte sie ihn.


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