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Zen heiling Omd.

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Heiliger Omd warsch. In manning Heisern hatten se scha ne Christbȧȧm ahgezündt, in annern warn se noch übern Ahputzen. Alles, Haus und Stum, ȧȧ de Kinner, war gerȧȧnefiert, jo, be manning Leiten war 's Essen scha verbei, be annern sotts gerod lusgiehe. Do af ȧȧmol gahng der Schreckensruf durchs Dorf: »Feier! Feier!« Aus alln Heisern kame de Leit rausgesterzt und ȧȧns hots ne annern enoochgeschriern: »Feier! Feier!«

»Gott, ach Gott, wu denn?« ham de Weibsen gezeetert und wußten in der Rahsche net, wos se gleich ahfassen und wu se verneh hielȧȧfen sotten.

De Mannsen ham fix de Stiefel nahgeschmissen, 's Koller ahgezuhng und de Mütz aufgesetzt und sei zer Haustür naus, de ȧn'n af ne Feierschei, de annern afs Spritzenheisel zu.

De Kinner ober – de klȧn'n ham gegrinne und siech der Mutter nah ne Rock gehängt, de grässern warn ver lauter Neigier ehser zen Tempel naus und ben Feier wie de Alten.

Ne alten Hadlichslieb sei Heisel warsch, dös gebrennt hot. Der Lieb war ȧ alter Toglähner af ne Hȧrrnhuf, ȧ alts, uralts Männel, 's kunnt siechs kȧȧns entsinne, aß er amol gung geweesen war. Er war net recht gescheit, kinnisch, hot ober sei Ȧrwet mietgemacht, wenn er ȧȧ de Welt net eigerissen hot. Der Hȧrr hot ne alten Kerl mannigs zegut geta, hot'n ȧȧ ze Mittig mit sȧn'n Gesinn essen loßen. Früh und omst hot er fer siech selber gekocht. Er hot sei ȧȧngs Heisel gehatten, su ȧ klȧȧns, alts, wie m'r sche heit ner nooch verȧȧnzelt druhm drah der bähmischen und bayerschen Grenz ahtrifft, ner ȧ Stum und ȧ Kämmerle drah, de Wänden aus Holzbuhln, 's Dach mit Schindeln gedeckt. Wenns do ȧȧmol ze brenne ahfängt, noochert is nix ze ta. Wie se mit der Spritz hiekame, warsch benah nieder.

»Do is's schod üm jeden Spritzer!« hot der Spritzenmȧȧster gesagt.

»Nu, m'r sei ȧȧmol do, wöll' m'r ner ȧ weng!« hot der Vurstand gemȧȧnt. »Ham m'r zewengsten ne guten Willn gehatten, 's is ȧȧ weeng der Prämie, die m'r sinst net krieng könnten.«

Und nu ham se gedrückt – Wasser war do, ȧ klȧȧns Teichel gleich neem ne Haus – und »gsch! gsch!« hot de ȧȧkolbige Spritz ȧn'n Strahl noong'e annern nei's Feier geworfen.

»Wu is'n der Lieb?« hot af ȧȧmol ȧȧns gefregt. »Der Lieb, der Lieb?« hots ȧȧns üms annere noochgesogt. »Hot'n kȧȧns net geseh? Der werd doch net epper gar –? Ach, lieber Gott!« Su freeng se und reden se durchenanner. Do ludert's Feier noch amol hell auf, 's Doch is z'sammgesterzt, noochert brennts ruhig gar nieder, ball is's nix wie ȧ Heifel glühnige Kuhln.

»Der Lieb söll drinne geweest sei,« hȧȧßts af ȧȧmol. »A paar Kinner, die sei Christbȧȧmel schaue wotten, hams geseh wies Feier luhsgahng. Der Lieb hot sei Bȧȧmel af ne Tisch stiehe gehatten und ȧn'n ganzen Haufen Toler, und af ȧȧmol hots Bȧȧmel gebrennt und der Lieb hots löschen wölln und is af ȧȧmol hintennüber gesterzt af sei alte Pritsch und lieng gebliem. Und de Kinner sei in lauter Angst fortgeloffen und ham »Feier!« geschriern.« »Wer warn de Kinner?« fregt der Vurstand. Und wie er sche derfregt hatt, forscht er sche aus, unds war asu, se hattens geseh.

»Geh,« sogt ȧȧner derneem, »wu sött'n der die Toler herhom! Er hot siech doch kȧȧm soott essen könne!«

»Nu, oie,« sogt der Vurstand, »gehört ho iech ȧȧ dervah, aß er siech jeds Gahr ȧ Bȧȧmel mit lauter Tolern ahgeputzt hätt. Ober freilich, wu sött 's arme Luder die herhom! 's wer'n halt bleierne geweesen sei, die der kinnische Dinkerts amol af ȧn'n Vugelschießen oder zen Gahrmark fer ȧ paar Pfeng eigehannelt hot.«

Den Omd läßt siech nix wȧtter ta, se müssens Feier gar niederbrenne loßen, morng muß noochert orntlich noochgeforscht wer'n, wies mit ne arme Dinkerts stieht. Ȧ paar Mann, ledige Borschen, stellt der Vurstand ah, die ohwechselnd ben Feier wachen sölln, de annern Leit genne hȧm.

Früh kimmt ȧȧ der Schandarm derzu und nu gieht 's Suhng noong'e Lieb lus. Mit Feierhoken werd in ne Kuhln und in ne Ascher rümgesterlt, und werklich, ukenntlich, z'sammgeschrumpelt und kȧn'n Menschen mehr ähnlich, werd er endlich gefunne und rausgezuhng.

Ne annern Tog, wie der Ascher ausgekuhlt war, finne se ȧȧnige harte Batzen, und wie m'r die genauer beschaut, wos warsch? Z'sammgeschmolzens Silber, zewengsten sechs bis siem Pfund. Sott der alte Kerl werklich suviel Geld gehatten hom! War doch emende wos drah den Gered vun sȧn'n vieln Tolern geweesen! Ober wuher?

Der Lieb werd ȧ paar Tog drauf begroom. De Gemȧȧ legt de Kosten derfür derweile aus, aus den Silberbuhtzen wur scha suviel gelüst wer'n, aß de Gemȧȧ ihrn Scheedne wieder beikam. Noch ȧȧnige Tog werd vun ne arme Dinkerts geredt, Ahhang hot er net gehatten, noochert wur er vergessen.


Jo, 's warn richtge Toler geweesen, sugar Zwȧȧtolerstückle und gerod hunnert warns ere geweesen, die der arme Troddel gehatten und wudermiet er siech jeds Gahr sei Weihnachtsbȧȧmel stiller fer siech geputzt hatt. Wenn ȧȧns neigierig ze ihn kumme war, weils dervah hatt reden härn, do hatt er sei Bȧȧmel fix naus sei Kämmerle getroong. Drüm hots ȧȧ kȧȧ Mensch recht geglȧbbt, und wenn ihn Kinner amol durchs Fenster belauscht und noochert dervah derziehlt hatten, do hatts eem gehissen, wie der Vurstand ben Brand gesogt hatt: 's wärn bleierne geweesen.

Und doch warns richtige sauerverdiente hunnert Zwȧȧtolerstückle geweesen. Er war vun klȧȧ auf net der halbdȧȧmische Troddel geweest, wie ihn de Leit ner gekennt hatten, nȧȧ, ach nȧȧ! ȧ vigelands muntersch Börschel warsch geweesen, gewachsen wie ȧ Pfeifenrährl, und heauf und helle wie Wachs und – verlibbt. Und dös war sei Verdȧrb wur'n. Jo, de Lieb, su glücklich se scha manning Menschen gemacht hot, suviel Uhȧȧl hot se ȧȧ scha ahgericht'.

Ȧȧ sie war ihn gut geweesen, de Miene, zewengsten hatt er siechs eigebildt, und ȧȧ sie hots emende selber gedacht gehatten, ober wos de Hauptsach ben Heiern is: Geld, dös hot er net gehatten. Sei Mutter war ȧ arme Toglähnere af ne Hȧrrnhuf. Ihr Heisel hatt se vun ihrn Leiten geerbt und ihrn Gunge hatt se ledigerweis' gehatten. Ȧn'n Mah hatt se noochert net kriegt oder net hom wölln, wer wȧß. Sie ober, de Miene, war'sch Mȧȧdel vun ȧn'n reing Bauer. Der Bauer war ihn gewuhng, sinst hätt er'n emende ganz annerschter ohgepatzt wie su, wie er'n üm sei Miene ahgange hatt.

»Wos bildst'e dir denn ei!« hatt er mit Lachen gesogt – er hatt gerod's Geld fer ȧn'n Ochsen, den der Flȧȧscher gehult hatt, noch amol durchgezehlt – hatt ȧ Zwȧȧtolerstückel nei de Finger genumme, hatts ihn hiegewissen und mit Necken gesogt: »Wennste m'r bis übersch Gahr hunnert sötte Stückle aufweisen kahst, noochert könne m'r noch amol drüber reden, itze schlog d'r'sch derweile aus ne Sinn.«

Omst hot er, der Lieb, be ȧn'n Ständerle sei Miene gefregt, aß se su lang af ihn warten wött. Unds verlibbte leichtfȧrtige Ding hots zugesogt, ahne ze bedenken, aß m'r sei Wort ȧȧ halten muß, wenn m'r'sch ȧȧmol geem hot. Vielleicht hot se ȧȧ werklich gedacht, aß ses halten will; wer kah de Gedanken vun su ȧn'n flattring Ding derroten! Dös war zen erschten Weihnachtsfeiertog geweesen.

Nu wunah? De hunnert Zwȧȧtolerstückle mußten rahgeschafft wer'n, do kunnt de Maus ne Foden net beißen. Ober wie? Toglang hot er getiftelt, ball hot er su, ball wieder su gedacht, ball hot er in' innerschten Hȧrzen aufgegubelt, wenn er gedacht hot, er is af ne Trichter, ball hot er wieder de Uhrn hänge loßen, wenn siechs nooch wȧttern Ueberleeng rausstellet, aß er af ne Holzweeg geweesen war mit sȧn'n Gedanken. Zeletzt hot ihn ȧ Handwȧrksborsch amol omst in' Wertshaus af ne rechten Weg gewissen. Der Wannerborsch war in Berlin geweesen und hot derziehlt, aß de Stȧȧtreeger dorte su sehr viel Geld verdiene teeten. 's wär freilich ȧȧ gar schwere Ȧrwet, und wer net Riesenkräften hätt, der gähng net derzu ah. Do hatt der Lieb gelauscht, er war doch ȧ starker, gesunder Kerl und hot Forsche fer zwȧȧe gehatten, dös war wos fer ihn.

»Wos is'n dös, ȧ Stȧȧtreeger?« hot er gefregt. Und der Handwȧrksborsch hots ihn derklärt, aß in Berlin ben Baue vun den grußen vier- und fümfstöcking Heisern de Mauerziegel mit ȧn'n Reff naufgetroong wür'n. Dohierte teet m'r sche nauftreim, stelleten siech Meirer und Handlanger in langer Reihe, jeder vier, fümf Schriett vun' annern ah und teeten siech die Ziegel ȧȧnzeln zuwerfen. Dorte ober wür'n se naufgetroong. De Ȧrwet wär Akkordȧrwet, und wie merner ȧȧner naufschleppen teet, ümsu merner teet er verdiene.

»Dös paßt, dös is wos fer miech!« denkt der Lieb und sei Vursatz is gefaßt. 's war ȧ lockerer Winter, scha in Janiar ganz ephersch Wetter unds Baue hot ne ganzen Winter net orntlich aufgehärt. In Feberar hot er siech, wie er vun sann Schatz hȧrzlich Abschied genumme und siech noch amol hot versichern loßen, aß se ihn gut bleim und af ihn warten will, af de Socken gemacht nei af Berlin. Er hot ȧȧ Glück und kimmt gleich ah. Und nu ȧrwet er und plogt siech oh und schwitzt und dunst' 's ganze Frühgar und ne ganzen Summer durch und ne Hȧrwest bis er endlich kurz vur Weihnachten seine zwȧȧhunnert Toler besamm gehalten hot. Kȧn'n Pfengk hot er unütz ausgeem, jo de erschte Zeit siech kȧȧm orntlich soottgessen, bis ersch weiskriegt hot, aß er af die Weis' ball ausgedient ham wür, aß ze sötter Ȧrwet ȧȧ orntlich Eileeng gehäret. Noochert hot er siechs nütge gegönnt, ober sinst jeden Pfengk zwȧȧmol ümgedreht, eh er'n ausgeem hot. Ȧȧ af seine Montur hot er gehalten. Und wenn er zen Sunntig Noochmittig miet ausgeflung is, naus in ne Grunewald oder an ne Wannsee oder sinstwuhie, do hot mannigs ehrbare Mȧȧdel mit Wuhlgefalln afs ackerate Börschel geschaut und manche leichte Flieg, drah dene es in der grußen Stoodt ȧȧ kȧn'n Mangel gibbt, af ne Leim ze locken gesucht.

Ober suwie er ber Ȧrwet, wenn er amol gedacht hot, er hälts nimmer aus, ner an sei Miene ze denken brauchet und 's gahng immer wieder, su ȧȧ hot ihn der Gedanke an sȧn'n Schatz derhȧm vur jeder Versuchung gewahrt. Geschriem hot er ihr net, dös war vur sechzig, sibbzig Gahrne naht su mode wie heit, wu jeden Sunntig ȧ Ahsichtskart af de Pust muß. Ahsichtskarten und Pustkarten hots dorte überhaupt nahntig geem unds Porto fer ȧn'n Brief vun Berlin bis ze uns do hot fufzig Pfeng gekost'.

Acht Tog vur Weihnachten is er vun Berlin fort. Eisenbahne gobs naht, außer dere zwischen Leibsig und Dräsen. Mit der Pust wenn er hätt fahrn wölln, dös hätt zeviel Geld gekost'. Nȧȧ, dös kunnt er dersparn. Er war gut ze Fuß unds Wetter war ȧȧ gut, 's hatt leicht gefrurn und gob ȧȧ net viel Schnie, also tippelt er lieber. Wenn er ȧ paar Tog speeter hȧm kam, warsch kȧȧ Schoden, su sehr ihn af der annern Seit de Sehsucht ahgetriem hot, aß er orntlich ausgeschrietten is.

In Leibsig wechselt er sei Geld in hunnert Zwȧȧtolerstückle, die er in Preißen net hatt krieng könne, üm, und zen heiling Omd, kurz vur ne Mittogessen, langt er in sȧn'n Dörfel ah und maschiert in heller Frȧȧd 's Ding noochenanner noh. Er is su munter ausgeschrietten, aß er noch Zeit hom will, fix vur Omd noch a Bȧȧmel ze huln. Er hot siech ȧn'n Spaß ausgesunne, den er siech machen will: er will ȧ Christbȧȧmel ahputzen, will seine hunnert Zwȧȧtolerstückle nahhänge und noochert sei Miene und ihrn Voter nahführn. Die Ȧȧng, die der Alte machen, die Frȧȧd, mit der ihn de Miene nah ne Hals flieng wür!

»Nusse guten Tag, Lieb! Biste ȧȧ wieder amol do?« rieft ihn af ȧȧmol mitten af ne Weeg ȧ guter Kamerad vun sinsther ah. Se plauschen fix ȧ weng vun allerhand, wies in Berlin is, wie gruß dös is, wie de Leit dorte sei, aß se werklich dorte alle su ȧ gruß Maul ham, wie m'r do derziehlt, und asu fort. Und der Lieb will wissen, wos derweile dohierte gepassiert hot, wer gestorm is, wos der und der und wos die und die macht, und fregt zeletzt ȧȧ, wos ihn doch am sernsten an ne Hȧrzen leit, wies der Bähmsmiene gähng.

»Jo«, sogt sei Freind, »de Bähmsmiene, do wärschte diech wunnern! Hoste net selber amol ȧ Lüstel nahgehatten? De Bähmsmiene, denk d'r ner, die freit ne reing Ahnertsbauer drühm in Kühleiten. Do kimmt ȧȧ Geldsack zen annern, do werds ober fluschen! Vur drei Wochen ham se Verspruch gehalten und ne letzten Sunntig sei se 's erschtemol aufgebuten wur'n. Zen neie Gahr söll ȧȧ scha de Hochzig sei. Jo, die hams eilig. Aß se emende müssen! De Leit munkeln dervah. Fehlt'n dir wos, Lieb?« fregt er af ȧȧmol, wie er sieht, aß der keesweiß wur'n is.

»Nȧȧ, nȧȧ!« sogt der Lieb mit Müh, es fȧllt ihn jeds Wort sauer. »Dös macht 's fixe Lȧȧfen, iech bie ze sehr geloffen.« Ober doch fregt er noch amol: »Und dös mit der Miene, dös is gewieß wahr?«

»Wenn iechs sog!« sogt der Anton, su hieß sei Freind. »Iech war selber in der Kerch und ho se mit mȧn'n Uhrne vun der Kanzel rohspringe härn.«

»Nusse hadjeh derweile, Anton! Mir derziehln uns scha merner, wenn m'r wieder z'sammkumme.« Dermiet gibbt er ne Anton de Hand und gieht wȧtter, schwȧȧmelt ost ner, wie wenn ne de Bȧȧ ne Dienst versoong wotten. Ganz verwunnert schaut der Anton derhinnerdrei und denkt: »Er kam m'r doch verneh net su hiefällig vür, wos hots denn af ȧȧmol mit 'n!«

»Gott, ach Gott!« Dermiet schlegt zwȧȧ Minuten dernooch sei Mutter ver Frȧȧd de Händ übern Kopf z'samm, wie der Lieb su uvermut't zer Tür neitritt, und langt se ihn noochert alle bȧȧde zen Willkumme entgeeng. Doch wie se'n orntlich nei der Ȧȧng schaut, do fregt se ȧȧ ganz derhost, wie vurte der Anton: »Fehlt 'n dir wos?«

»Nȧȧ, nȧȧ«, sogt er ȧȧ ze dere: »Iech bie ner su müh vun' vieln Lȧȧfen. Gim m'r ner ȧ weng wos ze essen, noochert will iech ȧ weng schlofen; gelle!« Und derweile de Mutter ȧ weng wos ze essen herricht', söll er derziehln, wies war, wies ihn gahng, aß er nu derhȧm blȧbbt, 's hunnertste nei 's tausendste will se wissen. Und er gibbt ner ȧȧsilbige Antworten, jeds Wort is ihn zeviel und er sogt endlich: »Mutter, morng derziehl iech d'r alles, itze bie iech ze müh, freg derweile nimmer!« Doch nooch ȧn'n weng fängt er selber ah ze freeng, su wieh 's ne tut, er muß merner vun seiner Libbsten härn, und er fregt, aßs wahr wär, aß de Bähmsmiene heiern teet nüber af Kühleiten, der Anton hätt su gesogt, ober dös könnet er doch ball net glȧȧm.

»Inu, fer wos denn net!« sogt de Mutter. »Ȧȧ Sack Geld zen annern! dös is doch su in der Welt! 's Sprichwort sogts doch: Der Teifel macht alles af ȧn'n grußen Haufen! Wiste diech do wunnern!«

Er tut, wie wenn er essen teet, brängt aber kȧȧm ȧn'n Bissen hinner. »Ach, will iech lieber ȧ weng schlofen erscht!« sogt er.

»Jo«, sogt de Mutter, »wenn m'r orntlich müh is, do is Schlof 's beste, do schmeckt kȧȧ Essen und kȧȧ Trinken.«

»Is mei Bett noch druhm ne Buden?« fregt er.

»Jo, wies de's verloßen host«, sogt de Mutter, »dös hȧȧßt, gemacht ho iechs scha«, setzt se mit Lachen derzu. Und noochert sproocht se wȧtter: »Recht ȧsu, iech muß itze su wie su zen Hȧrrn Paster. 's gibbt noch ȧ weng ze kramern. Gescheiert ho iech scha gestern dorte, und omst zer Beschering söll iech ȧȧ ȧ weng dorte bleim. Do kahste derweile schie ausruhe. Ȧ Bȧȧmel ho iech freilich net zen Ahputzen, doch mir sei doch kȧȧne Kinner, mir braung ȧȧ kȧȧns; gelle!«

»Nȧȧ, Mutter«, sogt er, »gieh ner in Gottes Name zu!«

Und de Mutter gieht und schleißt de Haustür zu, aß nix ihn stȧrn kah in seiner Ruh. Und der Lieb steigt mit schwern Hȧrzen und lauten Seifzen de Trepp nauf ne Buden, schleißt verneh sei Lod auf und häut ne Leederbeitel mit ne Zwȧȧtolerstücklen nei, aßs ȧn'n ganzen Bumser tut, zeiht ne Schlüssel oh und häut siech, wie er siech ausgezuhng hot, nei sei Bett. Net epper aß er denkt, aß er schlofen will oder schlofen kah. Dodervah is kȧȧne Red, ner aß er kȧn'n Menschen ze sehe und mit kȧn'n Menschen ze reden braucht. Ach, nu hatt er siech ümsinst geplagt und ümsinst gefrȧȧt! Su schlecht war sche, de Miene! Dös hätt er net gedacht. Und er hätt sei Leem fer sche geloßen, wenns hätt sei müssen! Was nutzeten ihn nu seine Toler! Was hatt nu 's ganze bissel Leem noch fer Wert! Wos sott er ahgeem? Wieder fortgiehe, dös kunnt emende 's gescheitste sei. Jo, dös will er ȧȧ: wieder fortgiehe und nimmer wiederkumme. Freilich, sei arme Mutter, dere kunnt ersch scha ȧȧngtlich net ahta, freilich!

Do gibbts 'n af ȧȧmol ȧn'n Frostschüttler. »Nu, wos is denn dös?« denkt er. »Ho iech miech be mȧn'n lange Tippeln wuhl ȧȧ noch derkält'!« Und der Kopf tut ihn af ȧȧmol su wieh und der Frost schüttelt ihn wieder und wieder. Er pröpelt noch ȧ Weile stiller fer siech hie, noochert fängts ah ze surrn und ze sausen in sȧn'n Kopf, er kah seine Gedanken gar nimmer orntlich z'sammbränge, ȧ wahre Angst kimmt über'n, er rafft noong'e Oten und –

Wie omst de Mutter kimmt und siech nooch ihn ümschaut, leit er in' stärksten Fieber. Er derkennt se nimmer, redt ganz irr, phantesiert ner vun 'er Miene und vun' Christbȧȧm und vun Zwȧȧtolerstücklen und wälzelt siech uruhig vun ȧȧner Seit af de annere.

De Mutter is voller Schrecken drüber und sitzt de ganze Nacht neem sȧn'n Bett, redt in ihn nei und wȧß net, wos se ahgeem söll, weil er sche net verstieht. Früh rieft se de Nachberschfrȧȧ. Und nu kocht se Tee, wie die ihrsch geroten hot, heit den und morng ȧn'n annern, wenn der erschte net gleich helfen will. Ȧn'n Dokter hot se net gehult, dös war ze dere Zeit net mode. Ȧ Dokter hätt Geld gekost' und war ȧȧ net su leicht rahzekrieng wie heit, wu af jeden halweegen Dorf ȧȧner sitzt. Und überdeem kunnt der gu ȧȧ net helfen, wenns ȧȧmol zen Tud war, unds war scha su mancher ȧȧ ahne Dokter wieder gesund wur'n.

Ȧȧ be unnern Lieb läßt nooch ȧȧning Toonge 's Fieber und de Hitz nooch, er wȧß wieder, wen er ahgehärt, wenn er ȧȧ oft genungk ganz olbersch Zeig zen Vurschei brängt, wenn ihn sei Mutter nooch wos fregt. Er schleeft verneh viel, noochert kimmt der Appetit sachte wieder, er wur wieder gesund.

Ober wie siechs nooch und nooch rausstellet, war er laweet. Seine Kräften, seine Stärk war hie, und ȧȧ in ne Kopf hot er gelietten gehatten. Er bracht seine Gedanken nimmer recht z'samm, er war, wie m'r su sogt, ȧ Troddel wur'n. Wie er suweit war, aß er wieder wos endiern kunnt, is er mit seiner Mutter ass Toglah gange. Doderzu gahng er zer Nut noch ah. 's war der rȧȧne Gammer, wos aus den frischen, stramme Börschel fer ȧ traurigs weng Mannsen wur'n war.

In' Hȧrwest is ihn ȧȧ de Mutter gar gestorm, und nu hot er fer siech su hiegelebbt, hot oft net geweßt, aß Sunntig oder Wochentog is. Der Hȧrr hot Bedauerns mit ne arme Dinkerts gehatten, hot'n giehe loßen, hot'n seine paar Pfeng Lah geem und nix derwider gehatten, wenn er siech mit sȧn'n Knechten ben Essen nah ne Tisch gesetzt hot.

Wie de Weihnachtszeit 's erstemol wieder rahkam und er oft amol ȧȧns mit ȧn'n Tannebȧȧmel hot lȧȧfen sehe, do is er noochdenklich stiehe gebliem, hot ne Leiten noochgeschaut, wie wenn ihn wos wichtigs in ne Kopf rümgähng. Jo, er wott doch ȧȧ su ȧ Bȧȧmel ahputzen, wott seine schän'n Toler nahhänge und noochert de Miene derzu huln! Jo, ach, de Miene, die war freilich tut, su warsch ihn in sȧn'n Fiebertrȧȧm vürkumme und er hatt siechs ȧȧ nooch der Zeit vun seiner Mutter net ausreden loßen, die war tut, er hatt se doch in ne Sarg lieng sehe! Ober seine Toler, die mußten noch do sei, die mußten noch druhm der Lod lieng! Und er war nauf ne Buden geloffen. Freilich, do log der Leederbeitel noch und ȧȧ de Toler warn noch drinne. Er hot se noochenanner hiegezehlt, hot drahrüm geputzt, wu ȧ Uteeterle drah war und hot mit Siegellack Feeden nahgemacht. Noochert is er naus 's Holz geloffen, hot siech ȧ Fichtel ohgeschnietten und hot noochert seine Toler nahgehängt, wie annere Leit Äpfel und Nüß und Pfefferkuhng nahhänge. Noochert hot er siech mit glänzeten Ȧȧngen hiegesetzt, hot frȧȧdig stunnelang sei Bȧȧmel ahgeschaut und vun seiner tuten Miene getrȧȧmt. Ben Zebettgiehe hot er sei Bȧȧmel miet naus sei Kämmerle genumme und hots neem ne Bett af ȧn'n Stuhl gestellt, aß ersch früh ben Aufwachen gleich wieder vur Ȧȧngen hom wott.

Ne zwȧȧten Feiertog noochmittig hot er sei Bȧȧmel wieder ohgeleert, hot seine Toler wieder schie geputzt und wieder nei de Lod geschlossen bis übersch Gahr.

Su hot er Gahr üm Gahr Weihnachten gefeiert und is glücklich geweesen ȧȧnige Stunne lang. Wie scha gesogt, orntlich geseh hots kȧȧ Mensch. Su gescheit war er be aller seiner Dummhȧȧt, aß, wenn de Sach bekannt wur'n wär, er ȧȧ amol hätt üm seine Toler kumme könne. Kinner hattens wuhl trotz der mit allerhand Sachen verhängten Fenster belauscht und dervah derziehlt; ober de Leit hatten eem gedacht, 's wärn noochgemachte aus Blei oder Zinn, 's warn ober doch echte rechte Doppeltoler geweesen, die ne arme Dinkerts Zeit seines Leems ȧ Frȧȧd geweesen warn bis af ne letzten Ȧȧngblieck.

Der Miene ober, wos iech kurz noch soong will, hot ihr Verrot drah ne arme Kerl kȧn'n Seeng gebracht. Zwȧȧ Haufen Geld warn z'sammkumme, ober kȧȧ Glück war net derbei. Er war ȧ gruber geizger Dinkerts, iech glȧȧb, er hot se sugar geprügelt. Zeletzt is se nei's Wasser gange, wie ses nimmer hot aushalten könne.

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