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Ȧ billigs Menü.

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Der Wilmerschlob war in Plaue geweesen und derziehlt omst in seiner Stammkneip in Geierstȧȧ ȧn'n ganzen Haufen Neiigkȧȧten. »Über wos iech miech ober en mernsten gewunnert ho«, derziehlt er, »dös war 's Mittogessen in 'er ganz neier vurnehmer Schänk, ›zen letzten Seifzer‹ hȧȧßt se in der Kasernstroß. Mei Freind, der Schrammsrobert, hot miech hiegewissen gehatten.

»Wollen sie's Menü haben?« freget miech der Ober, wie iech gesogt hatt, aß ich wos ze essen ham wött. »Jo«, soget iech, mir wärsch recht.

»Menü, wos is 'n dös?« fregt der alt' Weeberschsamel. »Dös ho iech mei leebtog naht 'gessen.«

»Nu«, sogt der Lob, »dös is vun allerhand. Do kriegste verneh ȧ Supp, noochert ȧ Schleie oder ȧȧ Rindflaasch mit Ludeln oder Reis oder ȧȧ mit Kuhl oder Bumbeskraut, und noochert ȧn'n Broten vun Kalb- oder Schöpsenflȧȧsch mit Kerschen oder gebackene Pflaume oder Äpfelspalken oder wos gerod de Gahrschzeit bieten tut, und zeletzt noch zwȧȧerle oder dreierle Kees und Butterbrut.«

»Nu, dös wär fei net schlecht«, mȧȧnt der Samel. »Dös könnet m'r alles essen, ober wos dös ȧȧ wuhl kusten teet!«

»Gar net viel«, sogt der Lob, »dös eem is 's wunnerbare, de ganze Sach z'samm kost' ner ȧ Mark.«

»Geh, Lühnger!« sogt der Friederich. »Halt vun jeden ner ȧ klȧȧns Bissel, aß m'r hungriger aufstieht, als wie m'r siech hiesetzt.«

»Nȧȧ, nȧȧ, vun jeden suviel, wie de essen wist«, sogt der Lob. »De Teller genne ȧ paarmol rüm; wos ȧȧns essen will, dös tut m'r siech roh.«

»Dös is halt Pfeerflȧȧsch!« werft wieder ȧ ȧnnerer ei.

»Dummer Hund!« zannt der Lob. »Denkst de wuhl, iech bie su dumm wie du und friß jeden S…dreck, wenn iech draußen bie!«

»Nu ober«, sogt der Meierschgust, »doderfür könne s'es doch net herstelln! Do kost' doch 's Flȧȧsch allȧȧne merner.«

»Jo, wos wȧß iech«, sogt der Lob. 's is ȧ ganz neie Schänk, emende wölln se ner de Leit dermiet nahködern. Se trinken doch ȧȧ Bier derzu, und dodrah werd halt noochert scha wos verdient. Iech ho miech selber ball ze Tud gewunnert, ober 's is asu.«

Su narriert der Lob de Leit auf. »Do genne m'r ȧȧ amol hie, wenn m'r af Plaue kumme«, sogt der ȧȧne. »Iech ȧȧ, iech ȧȧ!« soong ȧ dritter und vierter.

»Nu, kummete Woch kumme ȧ Herdel Indier af Plaue, die möcht iech sehe«, sogt der Lob. »Macht ihr halt miet!«

»Jo.« Unds werd fest ausgemacht, ne Mahntig de annere Woch machen se nei.

Ze Mittig führt der Lob seine drei Freind hie 's Wertshaus und bestellt vier Menü. 's schmeckt allne sehr gut, 's Essen war ahne Todel. Und wies zen Bezohlen gieht, kost' fer jeden ȧ Mark.

Aß der Lob amol wie verlurns nausgange war, hatten se net in Obacht genumme. Der aber hatt draußen ne Ober af de Seit gerieft und gesogt: »Dohierte ham se amol vier Mark. Ben Bezohln noochert nemme se fer'sch Menü ȧ Mark. Ober fei nix pfeifen!«

Wie unnere Wannerer omst hȧmkumme, könne se net soott Rühmes vun der neie Schänk machen, vun den guten, guten Essen dorte und den billing Preis.

Ȧ geizger Nehfaktor sitzt drühm ne annern Tisch und horcht zu. Er wott ne annern Tog siech mit seiner Frȧȧ de indische Gesellschaft ȧȧ ahsehe; warte, wur er ȧȧ amol su ȧ billigs Menü essen. Bis itze hatt er immer in der Fickerts Bierstub oder in' weißen Lamm oder in der Staffel gessen. 's war ȧȧ ganz gut geweesen, ober su ȧ reichs Menü fer ȧ Mark gobs dorte net.

Also bestellt er ne annern Tog in »letzten Seifzer« zwȧȧ Menü, trinkt zwȧȧ Glos Bier derzu und seine Frȧȧ ȧȧns. Noochert rieft er: »Ober, zohln!«

»Zwei Menü a zwei Mark, drei Glas Bier zu achtzehn, macht vier Mark vierundfünfzig!« sogt der Ober.

»Menü – zwȧȧ Mark? Iech denk ȧȧne!« sogt der Faktor, derweile sei Frȧȧ vur Schreck über ne Preis gerodah schaut. Su viel hatt se noch naht af ȧȧmol verwichst, selber zen Schützenbahl net.

»Wo denken sie hin!« sogt der Ober und lacht ȧ weng. »Sind sie wohl aus Geierstein?« fregt er noochert.

Itze gieht mȧn'n Faktor ȧ Sȧȧfensieder auf. »Ihr gottverdammten Hund!« pröpelt er sachte vor sich hie und bezohlt seine vier Mark vierefufzig Pfeng, gibbt ȧȧ ne Ober noch ȧn'n Neigroschen Trinkgeld. Wie er hȧmkimmt, pfeift er verneh nix in seiner Stammkneip, und erscht, wie ses net derwarten könne und ihn direktemang freeng, bekräftigt ersch: »Freilich, ȧ Mark und gut und reichlich!«

Ball werds nu der und gener, der in Plaue wos ze ta hot, ȧȧ probiern. Und wenn siech net ball amol ȧ dummes Luder findt, der de Kart verroten tut, und siech auslachen loßen will, do lȧȧft nooch und nooch 's halbe Geierstȧȧ rüber und ißt su ȧ billigs und guts Menü.

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