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Der Schwoombäck.

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In ne sibbsger Gahrne warsch.

Druhm be Auerbuch rüm in ȧn'n grässern Kerchdorf hatt siech der Kanter ȧ Musikchur z'sammgericht'. Ȧ Leineweeber und ȧ Dütelkreemer ham gegeigt, ȧ Bauer hot ne Rumpelbaß gestrichen, ȧ richtger Musekant hot de Klanett geblosen, ȧ alter Invalid 's Tenurhorn, der Bruder vun ne Schänkwerk, der be den oft ȧ wenig miet geholfen hot, de Trumpet und der Ederschbäck, der hot de Pusaune behantiert, und fei wie! Wenn de Mauern vun Jericho net scha dorte ze Zeiten vun alten Josua eigeblosen wur'n wärn, der Ederschbäck hätts mutterseelnallȧȧne gezwunge.

Se ham schiene Tanzstückle gespielt; 's is Alten und Gungen nei de Bȧȧ gefahrn, wenn se aufgeworzelt ham. Se ham siech ober ȧȧ vur ȧrnsten Stücklen net gefercht' und ze huhng Feiertoongen in der Kerch ne Choral mietgeblosen, wenn 's Hauptlied gesunge wur, und sugar mit ne Schulkinnern und ne Gesangverein an sötten Toongen oft amol ȧ Kerngmusik aufführn helfen.

Amol sotten se nu ȧȧ zen erschten Pfingstfeiertog in der Kerch miet ahtreeten, und ne Sunnomd omst zevur hot der Kanter noch amol Prob mit ihne gehalten.

Ben Hamgieh hots ȧ weng genießelt. De annern, außer ne Baßstreicher, der sȧn'n Rumpelbaß ȧȧfach in' Wertshaus hatt stiehe loßen, ham ihre Instrumenter unnern Rock gesteckt, ne Ederschbäck sei Horn ober war ze gruß doderzu und es is drüm ȧ weng naß wur'n. Er hots dereweeng, wie er dermiet hȧmkam, nauf ne Backufen gelegt.

Nu wȧß jeder Mensch, aßs sinst in den alten Holzheisern und be ne Bäcken erscht recht, – in Holzheiserne sei se wuhl heit naht ausgestorm – haufenweis' Schwoom geem hot. Su ȧȧ ben Ederschbäck. Und die Viecher ham in der Nacht wu se reg sei, ne Eigang zer Posaune gefunne und siech, wies tog wur, hunnertweis' neigereteriert.

Der Ederschbäck hot kȧȧne Ahning dodervah, zeiht siech früh noong'e Kaffeetrinken zer Kerch ah, nimmt sei Horn und macht siech af ne Weeg nei de Kerch.

Noong'e Glȧȧm kimmt noch vur ne Hauptlied de Kerngmusik drah. De Sänger und de Musikanten ham siech aufgestellt, der Ederschbäck ganz vorn drah, weil er sinst, wenn er ne Schallbecher raus und neischiem mußt, de annern gestußen hätt, denn der Platz war ȧ wenig knapp. Der Kanter nimmt sei Taktierstöckel nei de Händ, fängt dermiet ah ze faggeriern und nu giehts lus. Verneh machen de Geing und de Klanett und de Baßgeig ȧ klȧȧns Vurspiel und noochert, wie der Kanter 's Zȧȧng gibbt, falln de Sänger und de Blechmusik ei. Af ne Nutenbleetterne stieht uhm drüber ff, und mei Ederschbäck bleest nu nei sei Pusaune, was de Lung hergibbt, wie wenns üm sei bissel Leem gähng.

Doch, o du Schreck! De Schwoom, die siech su schlauch inne drinne befunne hatten, wer'n vun den Sturmwind kurzerhand vorn nausgewerbelt und falln wie de Graupeln über de Brüsting noh und unten ne Weibsen af de Köpf, af de Gesangbücher, af de Taschentüchle, af de Blummestreißle und wer wäß wu überol hie.

Ȧn'n Ȧȧngblieck schaue se derschrocken de Beschering ah, noochert – aufgekrȧȧscht, ham se net, wies de Weiberschvölker sinst su leicht machen, se warn eem in der Kerch und ham siech ȧ weng gemeneschiert – ober wie af Kummando springe se auf, schütteln de Viecher oh und fahrn aus ne Bänken naus.

Der Ederschbäck hots scha weiskriegt, aß wos net in Ordning is, wie der erschte Ton su gar derquer rauskam, ober in sȧn'n Eifer hot er fest af seine Nuten gespannt und siech net stärn loßen und ahne Wanken sȧn'n Part wȧtter geblosen.

Alle Leit in der Kerch spanne af de Weibsen. Wos die ner vürhom! De zwȧȧ Kerngveeter, die noochert ben Hauptlied mit ne Klingelbeitel rümgiehe wotten und mit ihrn Steeben scha parat ber Sakristei stunden, kame fix gesprunge und fuhnge, wie se de Beschering geseh und vun ne Weibsen gehärt hatten, wos gepassiert hatt, ah ze goong, und ham tutgetreten vun den Viechern, wos se ner derwischen kunnten.

Noochert ham siech ȧȧ de Weibsen wieder neigesetzt, wenn ȧȧ mit Zittern und Zoong.

Doch su schie ȧȧ noochert der Paster gepredigt hot, se ham net viel dervah weggebracht heit. Ȧȧ Ȧȧg hatten se immer unner der Bänk, und in ȧn'n fort ham se gelauscht, aß net epper su ȧ Viech ihne 's Bȧȧ naufkrappelt. Vun Hȧrzen warn se fruh, wie endlich de Kerch aus war und se hȧmgiehe kunnten. Geschlofen hot heit fei kȧȧne in der Kerch.

Der Ederschbäck ober hieß vun do ah der Schwoombäck und is 's gebliem bis an sei End.

Sei Gung, der a reiche Frȧȧ kriegt hot, der hot 's alte Holzheisel speeter wegreißen und ȧn'n ganz massiven Bau derfür aufführn loßen, und er biet' ȧn'n Toler, wenn ȧȧns ner ȧ ȧȧnzge Schwoob be ihn finne teet, ober trotzalledem hȧȧßt er noch heit, wie sei Voter: der »Schwoombäck« und sȧn'n Gunge nenne se scha wieder ne klȧn'n Schwoombäck.

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