Fritz Reuter
De Urgeschicht von Meckelnborg
Fritz Reuter

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Säbentes Kapittel

Un as de Sünndag kamm, gung sei hen un weidte ehr Flaß un set'te sick in den Scheidelgrawen un et ehr Botting, grad' as dat vörrige Mal, un grad' as dat vörrige Mal kamm ok de Junker äwer den Barg un de Has' vör em up, äwer de lep nich so as dat vörrige Mal, denn von de Demziner Burkoppel tau slog hei en Haken dörch Macholen sinen Hawern, un de Junker jog achter em drin, ahn sick wider wat dorbi tau denken. Doch as hei Zulla in den Grawen sitten sach, let hei Hasen Hasen sin un sprung von de Mähr un säd: »Gun Dag, min Döchting.«

Sei antwurtete em äwer nich un weinte still vor sick hen, un as hei sei frog: »Worüm dat?«, säd sei: »Du büst dörch minen Vaderbraudern sinen Hawern jagt.« – Na, hei tröst'te sei denn un küßte sei, un sei küßte em ok wedder, äwer weinte dorbi wider un säd: »Un de Has', den du jagt hest, was kein natürlich Has', denn ick heww dat seihn, hei lep up drei Beinen, un du sallst seihn: Unglück slöppt nich.« – Hei lachte denn doräwer, denn hei was as Junker vel upverklärter as sei; äwer ein oll Sprückwurd seggt: Den Vagel, de 's Morgens so tidig singt, frett des Abends de Katt. Un so kamm dat ok hir. Macholen sin Sähns un Knechts hadden in den Scheidelgrawen legen un hadden seihn, wo de Junker dörch den Hawern jagt wir, un Macholen sin ein Sähn, Kirwa, de sülwst en Og up Zulla smeten hadd, hadd ok seihn, wo sei sick beid küßt hadden, un de Grull begehrte in em up, un hei säd: »Kamt, wi will'n den Bengel dat Ledder vull slahn.« – Dat wull'n äwer de annern nich, un de ein säd: »Ne, wi will'n em gripen un will'n em nah Macholen bringen, un de kann jo denn dauhn, wat em gaud dünkt.« Un dat deden sei ok un brächten em vör Macholen un säden: »Hir heww'n wi den Vagel.«

Macholen-Vadding kamm nu en beten sihr in Verlegenheit: »Schön!« säd hei un gung in de Stuw' rümmer un kratzt sick den Kopp: »Wat nu?« Tauletzt verföll hei up dat richtigste Middel, wat bet up den hütigen Dag noch in Anwennung is: »Bet up utgemakte Sak will'n wi em inspunnen.« – Äwer wo? »In't Sandlock unner de Trepp«, säd de ein. – »Unner dat Waschküben«, säd Kirwa, un richtig – hei drung dormit dörch, un de Junker würd unner dat Küben stülpt.

So würd Fru Macholen ehr grot Waschküben dat irste Prisong in Meckelnborg; äwer dat hett sick bi uns mit de Johren sihr verbetert, de Rümlichkeiten sünd vel gröter worden, un Däms un Dreibargen hadden woll nich unner dat Waschküben Platz.

Den annern Morgen äwer, as de oll venysche Kirwa äwer den Junker spektakeln wull un dat Küben in de Höcht böhrte, hadd dor 'ne Uhl seten, un de Vagel was utflagen.

Dit was äwer so taugahn. In de Nacht was Zulla up Söcken mit 'ne Blendlatern de Trepp dal kamen un hadd lising an dat Küben kloppt un hadd in dat Spundlock 'rinne flustert: »Büst du noch hir?«, un unnen hadd dat »Ja« seggt. Dunn hadd sei dat Küben tau Höchten böhrt, hei was lising 'rute krapen, un – wohrt nicks – hadden sei buten up de Strat in den Manschin stahn, sei mit en Bündel unner'n Arm un hadd rohrt. Dunn hadd hei fragt: »Wat rohrst du?« – Sie äwer hadd seggt: »Sall ein nich rohren, wenn hei för ümmer dat Hus verlett, worin hei buren un tagen is?« – Dunn hadd hei fragt: »Wo so?« Un sei hadd seggt: »Wenn min Vaderbrauder wiß ward, dat ick di ut dat Küben hulpen heww, ward hei mi slagen, un för Släg' dein ick nich; ick gah in de Welt«, un dormit hadd sei sick ehr Schauh antreckt.

Em wir dat äwerst an dat Hart kamen, un hei hadd seggt: »Kannst du üm minentwillen din allens verlaten, denn kann ick dat üm dinentwillen ok. Min Oll kann wedder frigen, wenn hei sinen Adel furtsetten will, denn hei is irst 756 Johr olt; ick ward ut Leiw wedder Bur.«

Un somit was hei mit ehr in dat Preuß'sche 'rinne gahn un hadd anfungen, den Demminer Kreis tau bevölkern.

Dit is de irste soziale Roman in Meckelnborg, un dat selige Eddelmannsgeriww hett utdrücklich an den Rand dorbi schrewen, hei hadd de Geschicht deswegen so utführlich vertellt, wil sines Wissens alle Romanen in Meckelnborg den sülwigen Verlop hatt hadden, nämlich dat entweder en Eddelmann 'ne Börgerliche frigt hadd oder en Börgerlicher en Eddelfrölen: notabene, denn wir äwer ümmer in den irsten Fall de Börgerliche rik west un in den tweiten Fall dat Frölen arm.


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