Fritz Reuter
De Urgeschicht von Meckelnborg
Fritz Reuter

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Föwtes Kapittel

Von Adam sine Nahkamenschaft

Wid un sid seten nu Adammen sine Kinner un Kinneskinner, vör allen in't ridderschaftliche Amt Stemhagen, ümmer Bur bi Buren, jeder up sinen Meß; un ehr einzigstes Gesetz was: »Wat einer hett, dat hett hei.« 't mag ok 'ne schöne Wirtschaft west sin, denn de allgemeinste Fritägigkeit güll dörch ganz Land Meckelnborg, un von 'ne heilsame Heimatsgesetzgebung, von Truschin un Militörschin un Pockenschin was kein Red', un de Folgen dorvon künnen je denn nu ok nich utbliwen. An einen Sünndagnahmiddag nämlich so üm Pingsten ut würd dat ganze Land in Upruhr verset't, denn Rabatten un Macholen ehre Pirdjungs slogen sick in den Scheidelgrawen tüschen Fuhlenroß un Demzin, dat de Hun'n dat Blaud licken kün'n, indem dat einer den annern tau nah hött hewwen süll – den 20. Mai 1064. – Dat was de irste Krig in Meckelnborg, un sörre de Tid is kein orndlich Freden wedder worden in'n Lan'n, un wat de Pirdjungs anfungen hewwen, spünnen de Buren wider, un von dei kamm't an de Börgers un von dei up de Ridderschaft, un so is dat blewen bet up den hütigen Dag. Seth un, wat sin Sähn was, Enos, gewen sick alle Mäuh, de Sak wedder in't Glike tau bringen, äwer vergews, un as Gott den Schaden besach, dunn slogen sick ehr eigenen Schepers un Kauhhirders wegen de Börnung in den Lauban, wil dat Johr dat Water knapp was – den 7. Juli 1065. – Na, des' beiden brächten ehr Lüd' utenanner, un as sei nah Hus gungen, säd Seth: »Enos«, säd hei, »fat mi en beten unner de Arm.« Wat em nich tau verdenken stunn, denn hei was vergangenen Sünnabend negenhunnertundrei Johr olt worden. – Na, Enos was en gauden Sähn un ded dat denn ok.

»Min Sähn«, säd de oll Herr nah 'ne Wil un stunn still, »dat hett sick min sel Vader Adam nich drömen laten, dat de Larm so bald losgahn würd. Wat dauh wi dorbi?« – »Dat möt Ji beter weiten«, säd Enos, denn hei was woll en gauden Sähn un hadd ok forsche Knaken, was äwer keiner von de Hellsten.

Un Seth kamm tau Hus un set't sick dal un äwerläd sick de Sak un säd tau sick: »Desen Sommer un Harwst geiht dat nich, wil dat ick tau späd mit de Strekung fahrig ward, un negsten Sommer geiht dat ok nich wegen den Aust un wil ick wat gegen min Gicht dauhn möt; äwer negsten Harwst!« Un set't sick dal un schrew den irsten Landdag in Meckelnborg ut up den 15. November 1066.

Un as de Tid kamen was, kemen alle Huswirte ut ganz Land Meckelnborg tausamen up de olle Jabelsche Dörpstäd un keken sick enanner an, wat los warden süll; denn einen »engeren Ausschuß« gaww dat dunn noch nich, un de »capita proponenda« wiren noch nich bekannt makt. Äwer wer Ogen hadd tau seihn, künn all marken, dat twei Parteien in den Lan'n wiren, Rabatten sin, wat de aristokratische was, un Macholen sin, wat de demokratische bedüden wull.

Sethen sin Ogen wiren nich mihr de besten, un ahn Brill kunn hei nich gaud mihr in de Bäuker lesen, hei sach äwer doch glik, dat dat scharp hergahn würd, un hei röp Enossen heran un säd: »Enos, min Sähn, snid di en Stock ut de Wid, un wenn du sühst, dat de Larm tau grot ward, denn bruk dinen Schacht.«

So würd Enos de irste Landmarschall in Meckelnborg.

Un dull gung't her an desen Dag, un Enossen sin Schacht spelte linksch un rechts räwer, un mit sine Hülp brächte Vader Seth dat endlich dorhen, dat de irste Landsverglik in Meckelnborg slaten würd, un de heit:

§ 1. Allens bliwwt bi'n Ollen.
§ 2. Wenn sick de Pirdjungens, Schepers un Kauhhirders slagen willen, känen sei dat dauhn, un keiner hett sick dor mang tau steken.
§ 3. (fehlt).
§ 4. (item) usw.

Un somit gung allens tau Hus, denn von Kontrebutschon was dunnmalen noch nich de Red'.

Un dese Landsverglik ward noch hollen bet up den hütigen Dag, denn de Pirdjungs slagen sick noch ümmer bet up den hütigen Dag; un de ollen slus'uhrigen Schepers, de säden unner einanner, wat säl wi uns de Köpp bläudig slahn, wi will'n de Kirls wat fläuten, un sei fläuten uns noch wat bet up den hütigen Dag; un de oll verstännig Kauhhird Leihsten tau Demzin säd tau sin Kollegen: »Kinnings«, säd hei, »wat will'n wi uns' Hut tau Mark dragen? Wi will'n uns' Bullen sick för uns stöten laten!« Un de Bullen, de stöten sick in Meckelnborg noch bet up den hütigen Dag.

Hirut kann jeder seihn, woans de Meckelnbörger en gesetzliches Äwereinkamen tau estimieren versteiht. Seth äwerläd sick dat anner Johr in de Meßführertid un sturw gegen Martini Anno 1067.


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