Fritz Reuter
De Urgeschicht von Meckelnborg
Fritz Reuter

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Inleitung

Ick heww in minen ganzen Lewen nicks funnen as blot mal, as dat Harwstmark tau En'n was, twei Gröschen up de Städ, wo de Penzliner Pötter utstunn. Ick köffte mi dorför von Bernaskoni'n 'ne Blifedder; min sel Vader kreg dat tau weiten, un ick müßt tau minen ewigen Schimp un Schan'n de Blifedder wedder gegen de twei Gröschen taurügg gewen un müßt nu dörch de ganze Stadt achter den Penzliner Pötter herlopen, dat de Mann doch wedder tau dat Sinige kem. – Bi so'n Fund is kein grot Vergnäugen; nu heww ick äwer wat funnen, dor känen Lisch un Lasch un Misch un Masch kamen, sei recken mi mit dat, wat sei ut de Hünengräwer grawen hewwen, nich bet an de Tehnen.

De Sak was so: Ick stah Anno domini 1860 tau Kloster Stolp bi Anklam in den Goren un kik mit den Herrn Entspekter Knitschky äwer den Gorentun in sinen Weitenslag 'rinne. – »De kann morgen ok all runner«, segg ick tau em. – »Sei sünd woll ungesund«, seggt hei tau mi – dit is nämlich de gebildte Utdruck för unklauk -, de Halm is jo noch gräun.« – »Herr Entspekter«, segg ick tau em, »dor is Liebig un Stöckhart un John un Johnstone un Johnson...« – »De Kirls hewwen gaud reden«, seggt hei tau mi, »de bruken den ollen tagen Weiten nich tau döschen.« – »Herr Entspekter«, segg ick tau em, »ick müggt Sei bidden...« – »Bidden S' mi üm gor nicks«, seggt hei tau mi un snitt mi de Red' af, denn't is en oll ihrwürdig Herkamen, dat en por richtige gebildte Landlüd' sick meindag' nich utreden laten. »Dat weit der Deuwel...«, segg ick tau em. – »Ja«, seggt hei tau mi, »dat weit der Deuwel, allens, wat nich lesen un beden kann, fuscht up Stun'ns in unsern Kram.«

Dat was mi denn doch en beten tau stripig. »Herr«, segg ick tau em, »nich lesen un beden känen? Fuschen? – Ik weit nich«, segg ick tau em un richt't mi en Tollener drei höger, »wat Sei dat vergeten hewwen, dat ick Sei mal mit buckledderne Büxen in Grabowhäw' besöcht heww – ick weit nich« – un hirbi klemmt ick mi minen Handstock achterwarts as 'ne Stütt unner'n Liw' un läd mi rüggäwer as en düchtigen Schriwer, de Flaß weiden lett -, »ick weit nich, wat Sei vergeten hewwen, dat Sei mit en utgelihrten Ökonomiker tau dauhn hewwen?« – »Ok noch!« seggt hei tau mi, »dat fehlt mi grad'.« – Äwersten mine Würd' un vör allen de Hollung, de ick annamen hadd, hadden em doch all en beten vör den Kopp stött, un ick fot nu up't Frisch en beten nah. »Herr«, segg ick tau em, »wenn Sei Johnstonen un Johnsonen nich gellen laten willen, Hilgendörpen tau Lütten-Tetzlewen möten Sei gellen laten, un de seggt...« – »Bliwen S' mi mit Hilgendörpen un sin säben Släg' un drei Saaten von den Liw'«, seggt hei tau mi. – »Wat?« segg ick tau em un tramps' mit den Faut vör em up – bumm! seggt dat unner mi -, »Hilgendörp is en sihr gauden Fründ von mi.« – »Ih wat Hilgendörp!« seggt hei tau mi un trampst ok vör mi up – bumm! seggt dat unner em. – »Dunner nich enmal!« segg ick, »wat 's dit?« – »Ja«, seggt hei un lacht so recht venynschen, »Sei sünd so'n oll klauk Küken un weiten allens, willen ok en utgelihrten Ökonomiker sin, un nu weiten S' nich mal, dat Stolp en Kloster west is un dat dat hir unner uns all holl un boll is. Hir geiht jo de unnerirdsche Gang unner de Peen dörch nah Wolfraths Hof.« – Nu hadd ick öwer in de letzte Tid Lischen un Maschen so dull studiert, dat mi de Kopp von Steinkisten un Kegelgräwer un unnerirdsche Wissenschaften, Pfahlbauten un Antiquitäten brummte, so dull, dat ick tau dat Aquarium in den zotologischen Goren tau Hamborg blot noch ümmer »Antiquarium« seggen ded un minen sihr gauden Fründ Hilgendörp un sine säben Släg' un drei Saaten ganz verget.

»Herr Entspekter«, segg ick tau em, »hir möt wat gescheihn.« – »Minentwegen«, seggt hei tau mi. – »Wi möten hir grawen.« – »Den Deuwel ok!« seggt hei, »wi krigen't mit Mamsell tau dauhn, hir hett sei grad' ehren Frühkohl plant't, un ick müggt nich mit den deilen, de sick doran vergrep. – Sei is woll en sihr ruhiges un kumplettes Frugenstimmer, äwer wat hastig.«

So was't denn nu Abendbrodtid worden un wi eten; äwer mi lagg de unnerirdsche Gang in den Kopp. – As Mamsell nu mit den schönsten Apptit ehr Fisch un Tüften tau Bost slahn hadd un nu so gottgefällig, de Hän'n äwer ehre leiwe Mag', dor satt, dat ick ehr woll en minschenfründlich Gemäut tautrugen kunn, fädelt ick de Sak fin mit allgemeine Redensorten von de Wissenschaften in. Sei hujahnte dortau; ick müßt ehr also neger kamen, ick läd also de Wissenschaft in de ein Wachtschal un den Kohl in de anner. Nu würd sei hellhürig, un as ick dorvon reden würd, »daß ein gebildetes Frauenzimmer selbst den schönsten Frühkohl der Wissenschaft zum Opfer bringen müßte«, kek sei mi an, as wull sei fragen, wat dat ehren Kohl gellen süll; un as ick dat tauletzt nich mihr hehlen kunn, sprung sei up, lep nah de Dör un rep: »De Irste, de sick an minen Kohl vergrippt, kann sick up wat gefaßt maken.« – Nu hadd min oll leiw Fründ Fritz Peiters sine Mamsell äwer tau Wihnachten en Lehnstaul uprichten laten, dat sei doch ehre Bequemlichkeit hewwen süll; de Discher hadd ok so'n Gestell bugt, hadd äwer de Mamsell ehre Verhältnissen nich richtig utmeten, un nu hackt ehr dit Ding achter fast, un sei sach, von uns tau anseihn, grademang ut as en Küken, wat achter noch de Eierschell up hett. – In de Dör ströpte sei sick äwer de Eierschell af un rep wütig taurügg: »De Kohl!« – »De Wissenschaft, Mamselling!« rep ick. – »De Kohl!« rep sei, un weg was sei; de unschüllige Lehnstaul stunn in de Dör.

De Herr Entspekter lachte, un as hei sach, dat ick mi argerte, lachte hei noch düller, säd äwer: »Laten S' man, desen Sünndag reis't sei ut, un denn gahn wi an't Geschäft; ick krig' dor sülwen Lust tau.« -

De Sünndag kamm, un as Mamsell von den Hof was, stunnen wi beiden in den Goren, de Herr Entspekter mit 'ne Schüpp un ick mit 'ne Bick. – »So, nu kann't losgahn!« Un't gung ok los. Wo flogen de Kohlköpp rechtsch un linksch! Un as wi nu in dese Ort dat Flag klor hadden, grep ick nah de Schüpp un fung mit alle Macht an tau grawen. Ick hadd an jennen Dag en hellschen Gift up de Arbeit, wat süs min Mod' gor nich is, denn grad' von minentwegen is ok de Arbeit nich upbröcht worden; un't wohrte denn ok nich lang', dunn was't all mit den Gift, denn ick bün wat vüllig un kam licht ut de Pust, un de Herr Entspekter kamm an de Reih. – As hei en beten grawen hadd, höll hei ok Pust un frog: »Will'n wi uns nich leiwerst en por Daglöhners kamen laten?« – »Bewohr uns!« segg ick, »'t kann jo sin, dat wi wat finnen.« – »Ja«, seggt hei, »dacht heww ick ok all doran.« – »Wat hewwen Sei sick dacht?« frag ick. –«Ih«, seggt hei, »ick dacht mi so'n gadlichen Pott mit verschimmelte Drüddels, mit en beten Gollenring'warks mang. Hewwen Sei sick denn nicks dacht?« – »Ja«, segg ick, »dacht heww ick mi ok wat. Ick dacht mi en gaud Oxenhöwt Win, wo de Bän'n un de Stäw' all verfult an sünd.« – »Na«, lacht hei hell up, »denn hewwen Sei sick wat Dämlichs dacht, denn ward Ehr Win ok woll bi Weg' lang utlopen sin.« – »Lachen S' nich so gel«, segg ick, »so wat möt einer kennen. Nah de unnerirdschen Wissenschaften nah schütt de Win mit de Tid 'ne Bork von Winstein an, un wenn denn de Stäw' verfulen, seihn S', denn liggt dat Oxenhöwt dor as en weik kaktes Ei, buten hart un binnen dünn, un wat de Dödder von dit Ei is – hüren S' mal -, dat's en Tüg...!« – »Is woll hellsches Tüg?« fröggt hei. – »Ja. – Wo vel Sluck Käm drinken Sei woll up den Dag?« – »Twei, un in't fett Virteljohr känen't woll drei warden.« – »Na«, segg ick, »denn bruken S' von desen Win, de hir unnen liggt, knapp en halwen.«

Den ollen Herrn Entspekter sine Ogen fungen orndlich an tau blänkern: »Äwer Fritz Peiters kriggt wecken af!« rep hei, grep nah de Schüpp un gröw un gröw, un ick stunn dorbi un kek flitig tau. Wohrt nich lang', stödd hei up den Grund, un as de Ird bet afrümt was, kamm en oll Gewölw ut Feldstein taum Vörschin. –«Hurah! Hir is't! – »Teigen Daler«, segg ick, »wull ick gewen, wenn nu de Herr Archivrat Lisch ut Swerin hir wir.« – »Worüm dat?« fröggt hei. – »Wil de't versteiht«, segg ick, »de knackt Sei so'n oll Gewölw up as 'ne Hasselnät. Un wat dat Slimmst is: wenn wi wat finnen, denn glöwt hei uns dat nich tau, denn hei glöwt blot an dat, wat hei sülwen funnen hett.« – Äwer trotzdem grip ick nah de Bick, spring baben up dat Gewölw herup un hau in de Feldstein 'rin, dat de Funken stöwen. – Dat was nu 'ne grote Dämlichkeit, un de Herr Archivrat hadd't woll nich so makt, denn dit was jo grad so, as wenn einer en Bom kröppen will un sagt en Telgen, up den hei sitt, unnerwarts af. Na, dat kunn jo also ok nich utbliwen, denn as ick so recht em noch mal ut den slanken Arm eins verlösch', scheit ick – perdauts – mit dat ganze Gewölw so'n Fauterner twölw in Gottes Irdbodd'n rin, hadd äwer doch noch so vel Besinnung, de oll scharpe Bick von mi un den Herrn Entspekter an de Schänen tau smiten.

Wo lang' ick dor unnen legen heww, weit ick nich; ick weit blot, dat mi dat in mine Beswimnis so vörkamm, as set ick in 'ne schöne Sommernacht up en käuhles Flag un baben mi kek de leiwe Vullman ut de Wolken 'rut un makte mi ümmer scheiw Müler tau un frog mi, ob ick dor unnen gaud tau Weg' wir. Allmählich kamm ick denn wedder tau richtige Besinnung, un dunn würd ick denn gewohr, dat de leiwe Vullman kein anner was as dat fründliche gesunne Gesicht von minen ollen Fründ Knitschky, de baben in dat Lock 'rin kek un mi indringlich frog, ob ick blot einen Bein oder alle beid' braken hadd. Ick reckte also irst den einen un nahsten den annern von mi, un as dit handlich gung, säd ick tau em: De Beinen sünd heil, äwer'n beten bet babenwarts is mi tau Sinn, as wenn mi allens kort un klein is, denn ick bün in't Sitten follen.« – »Denn laten S' man!« seggt hei, »de Gegend kann vel verdragen.« – »Mag sin«, segg ick, »dat Sei den Deil nich estemieren; äwer unserein möt sin Brod dormit verdeinen, un Sei weiten woll, wenn't Handwarkstüg nich in de Reih is...« – »Frilich wohr', seggt hei, »äwer täuwen S' man: ick will mi blot 'ne Ledder halen.« – »Ja«, segg ick, »un Licht un Swewelsticken; äwer so'n, de brennen.«

Na, hei gung un was ok fix wedder dor, un as hei de Ledder 'rin setten hadd un sick sülwst dörch dat Lock dörchbängt, dunn müßt ick doch binah ludhals' lachen, dat ick den Herrn Entspekter för den Vullman anseihn hadd, denn hei was düster as de Niman.

»Na, wo is Sei tau Maud?« säd hei, as hei unnen ankamm. –«Tau Maud?« segg ick. »As wenn mi 'ne Katt verkihrt dörch dat Liw' treckt is.« – »Also woll nich besonders«, seggt hei und fött mi unner de Arm, »na, stahn S' man up, dat giwwt sick allens mit de Tid.«

Na, des' Grund let sick hüren, un ick rappelt mi up, so gaud dat gung, un as ick in En'n was, strek hei mi en pormal den Puckel dal bet up dat Krüz, as sei dat bi 'mne Kauh maken, de dat Rüggblaud hett, un dunn fummelt hei mi hin'n an den Hosenquedder 'rüm un frog mi: »Wo is Sei denn nu?« – »Hundsföttschen«, segg ick, »mi sünd de Bein ganz kolt un natt, as wenn ick ut dat Water treckt bün.« – »Schön!« seggt hei, »denn dat hett nicks wider tau bedüden; ick heww Sei blot 'ne Buddel mit Ader-Posader up dat Krüz gaten, un Sei sälen mal seihn, wo schön Sei dornah tau Maud ward.«

Dat will ick denn nu grad' nich seggen; äwer en schönes Middel möt dat sin, denn de Herr Entspekter kuriert allens dormit; un schad't ward mi dat ok grad' nich hewwen, denn ick künn mi doch nahsten all en beten hen un her stütten. »Na«, säd ick, »maken S' nu man dat Licht an; unnen sünd wie nu doch einmal, un wenn ick för min Part ok nich up de bequemste Wis' 'runne kamen bün, so helpt dat nich, wi will'n uns taum wenigsten nah dat Oxenhöwt un nah den Pott ümseihn.«


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