Fritz Reuter
De Urgeschicht von Meckelnborg
Fritz Reuter

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Sösstes Kapittel

As nu Seth grawen was, satt Enos in Adammen sinen Großvaderstaul un säd: »Ick wull leiwer, ick wir min eigen Kindskind as en Patriarch!« Denn obschonst hei en beten sihr verstutzt was, sach hei doch in, dat hei dor nich mang dörchfünn. Un hei röp sinen Sähn Kenan tau sick un säd tau em: »Jung', kumm her un regier!« säd hei, »du hest frilich noch nich dat richtig Öller« – Kenan was irst gegen 700 Johr olt -, äwer ick heww keinen Lust tau dat Geschäft, ick bün nich för Strid un Stank, un Rabatt un Machol, de laten nich von ehre Nücken. Der Deuwel mag sei untenanner krigen!« Un dormit stunn hei von den Staul up un set'te sick up de Abenbänk un knackte Hasselnät, denn mit de hadd dat dat Johr gaud johrt. – Was Enos nu man wat düsig, so was Kenan sihr klauk un sin Öller un de Tiden nah eigentlich tau klauk. Hei makte sick den annern Dag denn up de Strümp un gung nah Rabatten un log em de Hut vull, un von dor gung hei nah Macholen un log ein ok de Hut vull, dat hei sei utenanner kreg. Kort – hei was de irste Diplomatiker in Meckelnborg.

Äwer dat was dunn so as hütigen Dags; de Diplomatiker mägen dat noch so fin infädeln, de Knüppel bliwwt doch ümmer baben, un wenn sei glöwen, sei hewwen de Supp kolt pust't, denn hett de Düwel wedder frisch Füer unner bött. Dat ded de Düwel ok hir, un dat gung so tau:

Rabatt un Machol wiren Veddern; äwer sei künnen sick von lütt up nich recht seihn. »Sie verfolgten verschiedene Interessen«, as dat hüt nennt ward. Rabatt müggt nich recht wat dauhn, hei hödd leiwer Schap, as dat hei achter den Haken gung; äwer hei was en Pfiffkopp, un as sin Vader storben was un hei von sinentwegen vel Geld un Gaud arwt hadd, fung hei en Handel mit fett Ossen an – denn hei was de irst, de ut en Bullen en Ossen un ut en Buck en Hamel tau maken verstunn – un verdeinte vel Geld dormit, indem dat hei sei nah Berlin tau driwen let, in wecker Gegend dunntaumalen Kainnen sine Nahkamen seten un wegen de Drögnis in de letzten Johren grote Nod leden. Na, dordörch würd hei denn sihr rik un let sick uterdem von sine Nahwers hellschen betahlen, wenn hei sine Künst bi ehr utäuwen ded. So äwernem hei sick denn un treckte in dat Basedowsche 'rinne, höll sick Kutscher un Bedeinter, red up de Parforce – denn Scheitgewehren wiren noch nich, wil dat de Minschheit tau dat Pulwererfinnen noch tau dumm was -, kort, hei spelte den Dicknäsigen un was dat ein En'n von de Wust, wo de Rosinen in sitten.

Machol was dat anner En'n, hei was von Lütt up hellschen up de Arbeit, hadd äwer en dicken Kopp, kunn sick nich recht wat utdenken un slawte leiwerst mit Meßfork un Döschflegel 'rümmer, bedrew sin Dreifellerwirtschaft nah de olle Mod' un let sine Bullen för Bull un sine Bück för Buck herümmer gahn, as't sin oll Vader makt hadd, un lachte äwer Rabatten sine nigen Moden. Kort, hei was de irste »Konservativer«, as sei dat hüt nennen. – Dat hett sick nu ümkihrt; nu heit Rabatten sin Ort so; äwer wi lewen jo ok in 'ne verkihrte Welt. – Dorbi was Machol steinpöttig, let sick nich bedüden, un up sin Burhauw gung hei 'rüm as de Hahn up sinen Meß, denn hei was ok sihr rik, wil dat Gott em 'ne gesegnete Nahkamenschaft un 'ne grote Fründschaft günnt hadd, de all flitig mit heran müßten. Hei wahnte äwer tau Riddermannshagen, wohrschinlich in den irsten Katen linker Hand, wenn einer von Fuhlenroß kümmt.

De beiden Veddern lachten un monkierten sick tauirst also blot äwer'n anner; dunn kamm dat äwer mit de Pirdjungs in den Fuhlenrosser Scheidelgrawen, un wenn dat nu ok dörch den irsten Landsverglik tau 'n Gesetz makt würd, dat de Pirdjungs sick slagen künnen un dat dor wider nicks bi los was, un wenn ok Kenan de beiden Veddern in Rauh snackt hadd, in ehren Harten quüll de Grull up, un sei lurten up enanner, Rabatt, dat em Machol mal 'ne Wisch utmeihen süll, Machol, dat em Rabatt mal mit sin Parforce in den Hawern kamen süll.

Nu begaww sick dat, dat Macholen sin Swesterdochter Zulla, de as Käksch bi em deinte, an den Himmelfohrtsdag 1100 nah dat Flaßweiden gung, denn, wat ehr Unkel was, sei'te för sin Deinstlüd' alle Johr en Virt Flaß ut; äwer ümmer an de Scheid', wil dor för gewöhnlich kein Meß henkümmt, grad' so, as dat in 'ne sporsame Wirtschaft hütigen Dags noch Mod' is. Na, sei gung denn ok bet an den Fuhlenrosser Scheidelgrawen, wo ehren Unkel sin Rebeit uphüren ded un den Herrn von Rabatt sin anfung – denn Rabatt let sick all sid einige Tid von Rabatt näumen – un stellt sick hen un kickt ehr Flaß so an un seggt: »Dor ward ok nich vel nah kamen, dat bliwwt tau kort, un wenn ick mi dor echter Sommer dor Hemden von maken lat, denn gahn sei mi jo woll man bet an de Knei.« Denn sei was 'ne grote, vüllige Perßohn, mit rode Backen, klore, blage Ogen un langes, geles Hor; höll sick ok rendlich an ehren Liw' un hadd'ne Reih Bernsteinkrallen üm ehren Hals. Ehr Tüg was sauber, un wenn sei ok kein Kreolin anhadd, so hadd sei doch mit Eten un Drinken dorför sorgt, dat sei uns're hütigen Damen in den Ümfang nich nahstunn. – Sei süfzt also un seggt: »Na, denn helpt dat nich!« un weidt ehren Flaß, un as de lütt Abendbrodstid kümmt, set't sei sick in den Scheidelgrawen in'n Schatten un vertehrt ehr Botting.

Mit einmal kümmt dat von de Demziner Sid mit Hurah un Hun'nblaffen un Pitschenknallen äwer'n Barg 'räwer, de Has' vörup un de Hun'n achter drin. De Sähn von den Herrn von Rabatt was up de Jagd, un von Schontid wüßt noch kein Minsch wat. – De Has' lep den Scheidelgrawen entlang, äwer de Hun'n kemen in de Möt, un in de Angst sines Herzens sprung hei in ehren Schot, un sei, as 'ne mitleidige Jungfru, slog ehren Ümslageldauk üm em un stödd mit de Bein nah de Hun'n.

De Junker von Rabatt kamm nu 'ranner un verlangte sinen Hasen; sei was äwerst en resolviert Frugensminsch un säd: »De Has' is uns'. – Ick sitt hir up uns' Sid von den Scheidelgrawen, un dor hett keiner wat tau säuken.«

De Junker kamm denn nu neger, un as hei sach, mit wat för 'ne uterwählte Schönheit hei tau dauhn hadd, slog hei mit de Pitsch mang de Hun'n, dat sei Rauh gewen, un set't sick bi ehr dal un frog: »Wo heitst du, min Kind?« – »Ick heit Zulla«, säd sei. – »Wo olt büst du?« frog hei wider. – Na, dat was drist; äwer Junkers sünd allentwegen un tau allen Tiden Junkers; un wohrschinlich wil sei sick von wegen ehr Öller nich tau schämen hadd, säd sei ganz ruhig: »Ick gah in min achtunnägentigst.« – Dit schinte em tau gefallen, un hei bögte sick en beten neger an ehr 'ran un säd: »Zulla, ick mag di liden.»

Hir stödd em denn nu de Bur noch en beten in dat G'nick, un uns' Junkers hadden't up Stun'ns woll finer infädelt; äwer dat ded in desen Fall gor nich nödig, denn »sie errötete nicht bis unter die Locken«, wil sei kein Locken hadd un ehr Backen ümmer schön rod wiren; »ihr Herz schlug nicht hörbar«, denn sei wüßt gor nich, dat sei en Hart hadd; »sie senkte nicht ihr Köpfchen«, denn sei hadd kein »Köpfchen«, sei hadd en richtigen Kopp; un »ihr Busen wallte nicht empor«, denn hei was – Gott sei Dank – ümmer so in de Reih, dat hei sick tau jede Tid ahn Wallung presentieren kunn. Sei säd also blot: »So? – Na, ick di ok.« Un dorbi kek sei em so klor in de Ogen, as hadd sei den Preister de Bicht upseggt.

»Kümmst du hir wedder her?« frog hei. – »Ja, echter Sünndag«, säd sei. – »Na, denn kam ick ok wedder, un dat du't weitst, ick bün Sophat, de Sähn von den Herrn von Rabatt; un nu giww mi minen Hasen«, säd hei.

Äwer dunntaumalen güll noch Recht un Gerechtigkeit in de Welt, un de Käkschen steken ehren Granedier noch nich allerlei in de Tasch, un sei säd also: »De Has' is nich min, de hürt minen Unkel Macholen.«

»Macholen?« frog hei un fläut't so vör sick hen un hadd sin eigen Gedanken, un sei ok, un so gungen sei mit »Adjüs« utenanner.

Un as de Junker Sophat so äwer den Barg tau Hus red, säd hei tau sick: »Min Vader is en Klas. – Dor is hei nu de einzigste un irste Eddelmann in de ganze Welt, un wenn ick sin Geschäft furtsetten sall, denn möt ick 'ne Mesallianz sluten; denn wo sünd hir Eddelfrölens?« Un Zulla kamm tau Hus un säd tau Macholen: »Vaderbrauder, hir is en Has'.« – Machol frog ehr denn, wo sei dortau kamen was, un sei vertellte denn ok in alle Unschuld den Hergang von de Sak, äwer dat de Junker sei liden müggt un dat sei sick echter Sünndag wedder henbestellt hadden, dat versweg sei; denn so dumm wiren sei dunnmals ok nich mihr.

Machol äwer röp sin Sähns un sin Knechts vör de Dör herut un säd tau ehr: »Paßt mi up den Junker, hei kümmt uns in den Hawern.«


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