Maurice Renard
Ein Mensch unter den Mikroben
Maurice Renard

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Fünftes Kapitel

Maeterlinck würde sagen: »Ein Blinder, der auf dem Grunde des Meeres einen Schatz sucht«

»Zum Heiraten gehören drei!«

Alles, was uns Menschen ungewöhnlich vorkommt, Pons, halten wir für ungeheuerlich. Und doch lehrt uns schon die Mannigfaltigkeit der irdischen Erscheinungen, daß es in dem immensen Universum, wo so viele Welten kreisen, die sich von der unsrigen wesentlich unterscheiden, sicherlich für uns ganz unbegreifliche Dinge und Stoffe geben muß. Lebewesen, die ganz und gar von uns in ihrer Art und in ihren Funktionen abweichen, und zwar auf eine Weise, die wir uns schlechterdings nicht vorstellen können. In den Sonnen, auf den Planeten und den Monden des unendlich Großen und des unendlich Kleinen gibt es eine Unzahl von Lebewesen, die nichts mit uns gemein haben. Ich weiß es, wie du es weißt. Und wenn die Mandarinen auf mich einen so ungeheuerlichen Eindruck machten, so waren es nicht die Abweichungen, die sie von uns aufweisen, sondern die Ähnlichkeit, die sie uns annähern. Ein Mensch, der nicht ganz Mensch ist, verblüfft uns weit mehr als ein ganz anders geartetes Geschöpf, dessen Kenntnis uns doch in ein Meer von Erstaunen und ehrfürchtiger Bewunderung versenken müßte.

Nehmen wir an, daß eines jener irdischen Wesen, die sich ganz von selbst vermehren, mit Vernunft begabt wäre, was würde wohl ein solches Geschöpf von der Vermehrungsart der Säugetiere denken? Speziell der Mensch würde ihm ekelhaft und tiefstehend erscheinen. Das stimmt. Dennoch können, ja müssen wir annehmen, daß es Sphären, Welten gibt, wo sich das Leben nur durch die Zusammenarbeit einer gewissen Menge gleichartiger, aber in der äußeren Form verschiedener Individuen fortpflanzt. Als Gott die Mandarinen schuf, diese originellen Wesen, tat er es nicht mit Rücksicht auf den Menschen. Auf einen oder tausende mehr oder weniger kommt es nicht an. Die glückliche Entdeckung bestand darin, seine Rassenfortpflanzung nicht mehr einem einzelnen Individuum anzuvertrauen.

In dem Momente, wo die Natur die Mitarbeit hierbei erfand, bleibt, philosophisch gesprochen, die Anzahl der »Mitarbeiter« ohne Belang. Ob zwei oder tausend, ändert, vor dem kalten Auge der Wissenschaft, an dem Prinzipe nichts.

Nun war ich auf dieses Neuartige nicht gleich gefaßt. Und die Sache hatte mich sozusagen niedergedonnert, und dies um so brutaler, als ich mir das Ding ganz falsch vorstellte, sowohl die dreifache Vereinigung der Mandarinen, als die drei Kategorien derselben, die sich in die Vereinigung teilen. Meine Gewohnheit, zu denken, und mein irdisches Vorstellungsvermögen hatten mich wieder einmal irregeführt. Tatsächlich gibt es auf »Ourrh« drei Geschlechter. Auch gibt es auf »Ourrh« »Arbeiter«. Die wirklichen Männchen aber sind die schönen verführerischen Cherubim. Die mir ähnlich sehenden Mandarinen, die dem irdischen Menschen gleichen: Agathos, Kakos, waren, so männlich sie auch erschienen, nur »Arbeiter«. Sie »werkten« und nährten ihre Familie und spielten bei ehelicher Verbindung nur eine verschwommene Rolle, obwohl sie dabei sein mußten, so wie z. B. die Nähe gewisser chemischer Bestandteile erforderlich ist, um andere zu kombinieren und zu erzeugen. Ihr Gelehrten nennt diesen Prozeß »Katalyse«.

Doch selbst wenn ich all das gewußt hätte, glaubst du nicht, lieber Pons, daß ich dennoch rücklings umgefallen wäre – und dir wäre sicher das gleiche passiert! –, als ich Vorgänge kennenlernte, die von jenen, die wir auf Erden kennen, so grundverschieden sind?

Aus meiner Verwirrung und Verblüffung, in welche mich Kalas Mitteilung gestürzt hatte, wurde ich durch Agathos, den trefflichen, der gerade daherkam, emporgezogen. Er war der Aufdringlichkeit Kakos inne geworden und hatte von fern meinen unglücklichen Sturz beobachtet. Nun eilte er herbei und erging sich ausnahmsweise in heftigsten Gestikulierungen.

Fortab passen jedoch die Namen »Agathos« und »Kakos« nicht mehr. Da sie sächlichen Geschlechtes sind, nenne ich ihre Träger nunmehr »Agathon« und »Kakon«.

Der – die – das: Maskulinum, Femininum, Neutrum; Bonus, bona, bonum. O diese Fremden, diese Alten mit ihren drei Geschlechtern, welche Perspektiven eröffnen sie damit auf das, was man nicht weiß, oder nicht mehr weiß! Soll man in Agathos – Agatha – Agathon eine Erinnerung daran erblicken, was der Mensch in längst versunkenen Urzeiten gewesen ist. Läßt doch schon Plato in seinen »Tischreden« Aristophanes sagen: »Ehedem zerfiel das Menschengeschlecht in Männer, Weiber und Zwitter.«

Aber ich werde doch nicht den Namen »Kakos« und »Agathos« ins Neutrum umwandeln, ich bin nun einmal an ihr männliches Geschlecht gewöhnt. Überdies war es ja nicht das erste Mal, daß ich Leute Männer nannte, die es in Wirklichkeit nicht waren.

»Gehen wir,« meinte Agathos. »Es war ein bedauerlicher Zufall. Kakos ist sehr pfiffig. Vielleicht ist er schon überzeugt in seinem Innern, daß Sie niemals einen Pompon besaßen. Auch steht die violette Sonne im Begriffe aufzugehen. Der Ball ist bald zu Ende. Ziehen wir uns zurück.« Dann wandte er sich an Kalos und sagte: »Sie haben vielleicht die Güte, unsere Frau nach Hause zu bringen? Herr Fléchambeau und ich begeben uns in die Rundausstellung.«

Spitzbübisch blickte uns Kakos nach und sein Pompon zeigte Verräterpläne.


Die Rundausstellung füllte das ganze Innere eines monumentalen Palastes aus, den aus Stein und Marmor gehauene Boskette umrahmten.

»Warum keine natürlichen Pflanzenanlagen?« erkundigte ich mich.

»Sterilisation!« erwiderte Agathos. »Diese Skulpturen wirken dekorativ. Wirkliche Bäume wären zu gefährlich.«

Diese flüchtige Bemerkung verriet ein gewisses Unbehagen, das ich bereits einmal wahrgenommen hatte. Ohne weitere Äußerungen zu machen, ließ ich mich in das Innere des Palastes mitschleppen. »Das ist ja eine Ausstellung von Hängeobjekten,« dachte ich mir in meinem Innern.

Die Flucht der schlecht erleuchteten, fast dunklen Säle bot keine Abwechslung. Von der Decke herab hingen halbkugelförmige Systeme in großer Anzahl herab, wie ich sie schon bei Agathos und im Hause des Direktors der Richterschule gesehen hatte. Ob klein oder groß, alle hatten die Rundung dem Boden zugekehrt. Ohne plastisches oder zeichnerisches Interesse, waren die Halbkugeln mit verschiedenen, fast farblosen Eisenfeilspänen übersät. Mit weit auseinandergefalteten Pompons bewegte sich eine summende Menge unter ihnen herum. Unter gewissen Halbkugeln stauten sich die Besucher. Manche hörte man knurren, andere ekstatische Ausrufe ausstoßen.

»Verzeihung,« wandte ich mich an Agathos, »aber diese Ausstellung ist mir schleierhaft. Wenn Sie sich mit mir einen Scherz erlauben wollen ...«

»Zu meiner und zu Ihrer Belehrung wünschte ich Ihren Besuch hier, mein Freund. Es ist eine wunderbare Philosophiestunde. Denn es gibt auf der Welt nichts Köstlicheres, nichts Entzückenderes für einen Mandarin, der sich der ›Dounn‹ erfreut, als diese Kunstwerke, die wir dem Genie unserer berühmtesten Rundisten verdanken.«

»Ich sehe, fühle und höre nichts,« brummte ich. »Kein Wunder, mir fehlt ja der Pompon. Ich komme mir wie ein Blinder in einer Gemäldeausstellung vor, der nur die mit Farben beklexte Leinwand betasten und sagen kann: ›Diese hier ist rauher als diese.‹ Ich möchte fort. Man muß mich für einen Idioten ansehen.«

Agathos betrachtete die Hängeobjekte, über denen ich elektrischen Kontakten ähnliche Apparate erblickte.

»Wundervoll!« rief er mir durch den Gedankenübertrager zu. »Anbetungswürdig! Welche Kraft und dort, welche Gewandheit! Diese Interieurstudie! Dieser Aufbau! Diese ›Träumerei‹! Dieser Zorn! Diese ›Ungewißheit‹! ... ach, mein Freund, diese Klassiker, was sind das für Meister!«

Und er zitierte mir in Gedanken Gedanken, die Namen waren. Dann:

»Wir befinden uns jetzt in den Sälen der Ältern. Nebenan befinden sich die Arbeiten der Modernen, der Jungen.«

Lautes Kampfgetöse erscholl von dort. Man schien miteinander handgemein zu sein.

Zwei Mandarinen mit riesigen Händen, vierschrötigem Äußern und hinterlistigen Gesichtern »schmissen« eine Mandarinin, die sich verzweifelt gebärdete, hinaus. Sie hatte eben eines der Ausstellungsobjekte vernichtet.

Herzlichst lachend bemerkte Agathos:

»Es ist das bekannte Fräulein X. Sie hat ihr amtliches Porträt, das sie beleidigend fand, zertrümmert ...«

Andere Mandarinen, die verschiedenen Richtungen huldigten, stritten heftig miteinander. Ich fühlte mich ungemein beschämt, traurig und angeärgert.

»Nun, was halten Sie davon?« fragte mich endlich Agathos.

»Ich glaube, daß wohl die Hälfte meiner Artgenossen Ihnen zum Munde reden würde, ohne sich anmerken zu lassen, daß sie von der Sache keinen Deut verstehen. Bei uns zieht man sich auf diese Art und Weise aus der Klemme. Eine Masse Schöngeister mimt vor einem Werke, von dem sie nichts verstehen, die Kunstverständigen. Darunter befinden sich, wohlgemerkt, oft professionsmäßige Kritiker. Ich lernte zwei oder drei solcher Leute kennen, die nicht einmal lesen konnten. Statt nun lesen zu lernen, zogen sie es vor, in die Welt hinauszuposaunen, daß kein Mensch mehr schreiben könne. Und wie viele Leute gibt es bei uns, die mit dem Nagel an den Gemälden herumkratzen, um das erlösende Wort zu finden, ob sie glatt oder rauh sind, statt sich darüber klar zu werden, daß es sich um die Zeichnung, die Farben, die Auffassung handelt. Nochmals gesagt, Agathos, ich verstehe von ihrer Rundausstellung weniger als nichts. Ich erblicke hier nur völlig uninteressante runde Dinger, die eins dem andern so ziemlich gleich sehen. Ich habe keinen Pompon, und alles, was mit der ‹Dounn› in Verbindung steht, ist mir fremd. Für mich ist hier nur ein gähnendes Nichts. Ich sag' es ganz offen heraus.«

Da fühlte ich, wie sich im Gedränge ein indiskreter Finger am Saugringe meines Pompons zu schaffen machte. Ich drehte mich rasch um und gewahrte zu meinem Schrecken den infamen Kakos an meiner Seite. In der Meinung, mich durch den Gedankenübertrager mit Agathos zu unterhalten, hatte ich in Kakos seinen »hineingedacht« und ihm meine geheimsten Gedanken und meinen Mangel jeglichen Pompons verraten.

Agathos vermochte mein Mißgeschick nicht wahrzunehmen, denn er sprach gerade mit einem Mandarinen, dem er große Hochachtung bezeigte und den er mir dann vorstellte. Es war ein berühmter Rundist, ein Meister, dessen Ruf fest begründet war und der sich bemühte, stets eine steinerne Miene aufzusetzen, um sich irgendetwas Ewiges zu verleihen.

Agathos bat ihn um die Erlaubnis, seine Werkstatt mit mir besuchen zu dürfen und der Künstler willigte gern ein.

Das Atelier lag in einem geräumigen Keller, durch dessen Lichtschachte um diese Tageszeit Strahlenbündel violetter Beleuchtung einfielen. Natürlich strotzte das Lokal überall von den mir bereits bekannten halbkugelförmigen Objekten und den Wandvertäfelungen, die ich schon in Agathos' Salon bestaunt hatte. Auch sie waren mit Eisenfeilspänen bespickt, und alles zusammen hieß: Rundkunsterzeugnisse oder, wenn man den Ausdruck vorzieht, Dounnkunstwerke.

In der Mitte des Ateliers erhob sich ein Dreifuß, auf welchem eine Halbkugel aus schwärzlicher Masse aufmontiert war, die nur teilweise mit Eisenfeilspänen inkrustiert war und die runde Seite dem Boden zukehrte.

Agathos und der Rundist stellten sich zwischen die drei Beine des Gestells und betrachteten mit dem Pompon lange den Entwurf. Inzwischen besichtigte ich das Handwerkszeug des Rundisten. Da lagen auf einem Brett eine Unmasse von Zangen und Hämmern und in geneigten Fachkästen, geheimnisvoll geordnet, Häufchen von Metallspänen. Diese Fachkästen stellten »Paletten« dar.

Auf Agathos' Bitte hin willigte der Meister ein, von mir eine Skizze anzufertigen. Ich gefiel ihm, war doch auch ich eine Berühmtheit in meiner Art.

Er stellte auf den Dreifuß eine noch nicht mit Eisenteilen, jedenfalls aber mit ihrer elektrischen Einrichtung bereits versehene Halbkugel und begann, ihrer Oberfläche Metallteilchen, die er bald aus diesem, bald aus jenem Fache der »Paletten« auswählte, einzuverleiben. Er beschnitt sie zum Teil, zum Teil drehte er sie und machte daraus winzige, pfropfenzieherartige Spiralen, ehe er sie einsetzte, nicht ohne vorher reiflich nachgedacht und den Punkt dieses mir unverständlichen Mosaikwerkes sorgsam ausgewählt zu haben.

Nach beendeter Sitzung hängte er die Halbkugel an Schnüren auf und zog sie hinauf, nachdem er zuvor überlegt hatte, welches Niveau wohl am besten sei. Dann gestattete er mir einen Händedruck, während der brave Agathos, trunken von Begeisterung, seine Pantoffel, einen nach dem andern, in die Höhe schleuderte.

»Die Ähnlichkeit ist verblüffend,« sagte er mir. »Ein unvergleichliches Meisterwerk! Solch eine Kunst! Solch eine Kunst! Überhaupt! ...«

Ich sah leider nur ein ganz banales Ding, das, menschlich gesprochen, auch nicht das geringste Menschliche aufwies. Stelle dir einen wilden, einen primitiven Analphabeten vor, dem man eine Beschreibung seines Gesichtes und seiner Psyche vorlegt, die ein berühmter Dichter oder Schriftsteller verfaßte ...!

Der Meister führte uns dann als freundlicher Hausherr in seinem Heime herum und wir stiegen hierauf wieder an das Tageslicht empor. Als ich meiner Verwunderung darüber Ausdruck verlieh, daß das Atelier in einem Keller untergebracht sei, erklärte mir Agathos, es sei dies für die Auswirkung der »Dounn« günstiger, und demgemäß auch für die Ausübung der Rundkunst.

Mein »Porträtist« war ein feiner Künstler. Er suchte stets neue Anregungen, selbst in den gröbsten Machwerken primitivster »Kunst«. So besaß er auch einige Gemälde und unterhielt sich sogar öfters damit, selbst etwas zu malen, wie bei uns die großen Meister des Pinsels sich manchmal damit unterhalten, zu kochen.

Die Malerei steht bei den Mandarinen nicht sehr im Ansehen, ebensowenig wie die Tonkunst, da sie ja über sehr mangelhafte Seh- und Hörorgane verfügen. Zudem ist das doppelte Licht der gelben und der violetten Sonne der Farbentechnik sehr hinderlich. Bei den mir heute vorgelegten Schwarten bemerkte ich übrigens, daß mein guter Mandarin vor allem suchte, dem Geschmack des Pompons gerecht zu werden, statt dem des Auges, und daß seine Malereien ganz im Banne dieses Zieles standen, so wie bei uns auf Erden gewisse Gemälde nichts als Literatur ausatmen.

Ich zweifelte nun nicht mehr, daß auf »Ourrh« nur das für schön gilt, was mit dem Pompon wahrnehmbar war, und erhielt dafür während der 65 Jahre, die ich dort verlebte, noch zahlreiche Beweise.

Der Rundist, der Cherub sowie die Gattin des Hauses boten uns eine Prise an. Agathos sparte nicht mit Lobpreisungen auf das Pomponvaporisierungsparfum, das der Meister erfunden hatte. Als man sich bei mir über die Sitten und Gebräuche auf Erden erkundigen wollte, legte sich Agathos als aufmerksamer Impresario ins Mittel, denn er scheute Kakos Machenschaften und wollte das Geheimnis wahren, daß kein Irdischer sich eines Pompons erfreue.

Als wir das gastliche Haus verließen, fragte ich Agathos:

»Ist Kala für Euren Pompon häßlich?«

»Ja, das Uninteressanteste, das es gibt,« erwiderte mein Freund.

»Arme Kleine! ... Und ich, Agathos? Wie finden Sie mich? Natürlich im ›dounnistischen‹ Sinne.«

»Offen gestanden, nicht gut, nicht übel. Aber bei einem ›Arbeiter‹ kommt es ja absolut nicht darauf an, daß er schön sei. Und ich ziehe vor, daß man Sie für einen ›Arbeiter‹ halte. Es wird Ihnen größere Ruhe gewähren und wir können Indiskretionen leichter vorbeugen.«

»Kakos weiß alles,« meinte ich schüchtern. »Er hat alle meine Gedanken gelesen. Er kennt mich von A bis Z.«

»Das mußte so kommen,« meinte Agathos betrübt, »nehmen Sie sich in acht, mein Freund. Dieser erbärmliche Mann sinnt auf Ihr Verderben. Ich kenne ihn. Er wird keine Ruhe geben, bis er Ihnen nicht den Schädel öffnen kann, um zu sehen, was darin ist. Sie können sich diesem fürchterlichen Schicksal nur durch die Flucht entziehen.«

»Wohin soll ich fliehen, Agathos? Wo mich verstecken?«

»Auf ›Ourrh‹ wird Sie Kakos überall finden. Er ist schlau und mächtig. Hören Sie, Fléchambeau. Ich kann in wenigen Tagen das Band lösen, das Ihr Kleinerwerden sistierte. Wollen Sie Ihre Wanderung durch das unendlich Kleine wieder aufnehmen?«

»Niemals! Lieber sterben!«

»Dann bleibt mir nur das eine übrig, mich hinzusetzen und das Mittel zu suchen ...,« er verstummte, dachte nach und rieb sich nervös seine große Nase.

»Welches Mittel, Agathos?«

»Ei! ... das Mittel, um Sie wieder zu den Ihrigen expedieren zu können. Sie wieder wachsen zu lassen. Vielleicht werd' ich dazu lange brauchen, Fléchambeau, aber finden werde ich die Formel. In der Zwischenzeit wird Kalos Ihnen unsern Planeten zeigen. Aber ich sage es Ihnen nochmals, seien Sie auf der Hut, seien Sie auf Ihrer Hut!«

»Sorgen Sie sich nicht, lieber Alter!«

Ich war närrisch vor Freude.

»Mögen die allmächtigen zwei Götter alles zum Guten lenken!« meinte Agathos besorgt. »Mögen sie uns erhören!«

Denn auf »Ourrh« betete man zu zwei Göttern, so wie zwei Sonnen dort leuchteten.


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