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Achtes Capitel.
Wallenstein und Gustav Adolf.

Unter ganz anderen Umständen trat Wallenstein sein zweites Commando an, als einst das erste.

Damals konnte man die Sicherung der Erblande gegen europäische Angriffe zu einem Motiv machen, in dem nördlichen Deutschland vorzudringen; man konnte die Absicht fassen, die kaiserliche Gewalt in einem Umfang der Autorität zu erneuern, wie sie seit vielen Jahrhunderten nicht Statt gehabt, selbst über das Maß hinaus, welches Carl V. in dem Zenith seiner Macht besessen hatte; der General, der mit seinen Vorschüssen in den Vordergrund trat und die Möglichkeit der Ausführung gab, war voll von Plänen der Erwerbung, die sich mit großen Entwürfen für die Herstellung einer allgemeinen continentalen und maritimen Macht paarten und durchdrangen. Jetzt aber waren die Rückschläge aller dieser Unternehmungen eingetreten. Die europäische Allianz gegen Oesterreich hatte das Uebergewicht und zwar vor allem eben in Deutschland davon getragen; ein fremder König stand mitten im Reich; er hatte die spanisch-lothringische Combination, die den Franzosen so widerwärtig war, wirklich auseinandergeworfen: im Bunde mit ihm waren die in ihrem politischen und religiösen Dasein bis aufs Aeußerste bedrängten norddeutschen Protestanten in die Erblande, die sie einst geschützt hatten, nunmehr feindlich eingedrungen.

Alledem sollte nun durch die neue Schilderhebung Abhülfe geschafft werden. Man wollte Oesterreich schützen, in seinen alten Bestand wiederherstellen und die kaiserliche Autorität nach der alten Reichsverfassung retten.

Der erste Auszug Wallensteins aus Böhmen war ein Unternehmen auf gutes Glück, auf erkleckliche Kriegsbeute gewesen; der zweite hatte den bestimmten Zweck der Wiederersetzung des Verlorenen.

Dieses Ziel in einigem Umfang zu erreichen, wurde aber in diesem Augenblick doppelt schwer, da Gustav Adolf – denn alle Neutralitätsunterhandlungen waren an ihrer inneren Unausführbarkeit gescheitert – die Zeit, in welcher sich das kaiserliche Heer formirte, benutzt hatte, um sich gegen das ligistische zu wenden und es zu vernichten. Tilly, der – wie sein Fürst in Bezug auf Verbindung von kriegerischer Begabung und Gehorsam nicht ohne Grund sagt – seines Gleichen nicht hatte, war umgekommen; auch das Baiernland war von den Schweden zum größten Theil überschwemmt worden. Unmöglich hätte nun der kaiserliche General auf den König losgehen dürfen, um gleichsam Leib an Leib mit ihm und seinem Heere zu schlagen; ein solches Schauspiel durfte man fürs erste nicht erwarten. Wallenstein blieb bei dem noch vor seinem Wiedereintritt besprochenen und genehmigten Plane, nach der Wiedereroberung Böhmens selbst in Sachsen vorzudringen, um den König zu nöthigen, dem Churfürsten zu Hülfe zu kommen, wodurch das westliche und südliche Deutschland von ihm befreit worden wäre, oder, wenn er das nicht thue, den Churfürsten dahin zu stimmen, seinen Frieden mit dem Kaiser zu schließen. Auf das letzte war die vornehmste Absicht Wallensteins gerichtet. Seine Mission war nicht allein militärischer, sondern zugleich diplomatischer Art. Er dachte dann den Bund aufzulösen, durch welchen der Umschlag geschehen war, Sachsen und Brandenburg wieder von Schweden zu trennen und dies, wenn es isolirt sei, zu einem erträglichen Frieden zu nöthigen. In dieser Hoffnung hatte er sich, wie berührt, versprechen lassen, daß seine Entschädigung erfolgen sollte, möchte er nun den Krieg glücklich zu Ende führen, oder auch nur einen guten Accord zu Stande bringen »Solcher Gestalt (durch einen guten accordo) würde er seines eigenen Interesse halber mehr versichert sein, denn seine recompens Ihme nicht allein wenn der Krigk glücklich hinausgeführet, sondern auch wenn ein gueter friede gemachet, versprochen.«.

Als er am 26. April 1632 sein Hauptquartier zu Tabor aufschlug, so konnte wenig Zweifel darüber obwalten, daß er die Sachsen aus Böhmen vertreiben würde.

Denn den Rüstungen des Kaisers, die Jedermann kannte, gegenüber, hatte sich doch der Churfürst von Sachsen niemals dazu verstanden, wie General Arnim ihm rieth, zu neuen Werbungen zu schreiten. Sein Grund war, daß er nicht Geld genug habe, auch nur die vorhandenen Truppen zu besolden. Vergebens sagte ihm Arnim, dem Verfahren der Zeit huldigend, daß die Besoldung so unbedingt nothwendig nicht sei. Arnim fühlte eine Anwandlung, dem Feind energisch entgegenzugehen; er hat einmal bei seinem Hofe angefragt, ob er eine Feldschlacht wagen solle oder nicht. Aber er überzeugte sich bald, daß er mit seinen wenig zahlreichen, schlecht bezahlten und unbotmäßigen Truppen dazu nicht im Stande sei. Und auch ihm lag bei seinem Mißverhältniß zu den Schweden bei weitem mehr an einer Verständigung mit den Kaiserlichen, die ihr Vertrauen auf ihn setzten. Seine Haltung war ebenfalls militärisch-diplomatischer Natur. Am 6./16. Mai erschien Oberst Sparre in Laun bei Arnim, um ihn der friedlichen Intentionen des Herzogs und des Kaisers zu versichern und ihn aufzufordern, sich in Rackonitz einzustellen. Friedland schrieb ihm von da: er wolle ihn noch ein paar Tage lang erwarten, dann aber weiter vorrücken, denn er könne nicht zugeben, daß das Reich durch die Feinde des Friedens ferner in Verwirrung gebracht werde. Arnim, der in Dresden um Erlaubniß dazu gebeten hatte: – denn man müsse wenigstens sehen, wie weit er herausgehe, – war am 12./22. Mai in Rackonitz bei ihm. Friedland ließ ihn die Vollmacht lesen, die er in den Händen hatte, um den Frieden zu schließen. Als das vornehmste Moment dafür bezeichnte er, daß allen denen, die ihm dabei entgegenkommen würden, Land und Leute, Ehre und Hoheit, sowie Freiheit der Religion, namentlich auch der volle Besitz der geistlichen Güter, gleichviel ob die Einziehung vor oder nach dem passauischen Vertrag geschehen sei, zugesichert werden solle Schreiben Arnims aus Laun, 12. (22.) Mai. Archiv zu Dresden.. Er forderte die Mittheilung dieser Erbietungen an Brandenburg. Der Churfürst von Baiern hatte für die Unterhandlung sein eignes pfälzisches Interesse, das von den beiden Churfürsten noch keineswegs anerkannt war, in Erinnerung gebracht Schreiben des Churfürsten, 27. März, bei Dudik 373.. Daran lag nun dem kaiserlichen Heerführer an sich nicht viel; er wollte seine Unterhandlung dadurch nicht doppelt schwierig machen. Zunächst fragte er nur, ob man sein allgemeines, so großes und umfassendes Anerbieten annehmen wolle oder nicht; er verlangte schleunige Entscheidung.

Am 15./25. Mai, vor Tagesanbruch, ließ er Prag angreifen. Arnim hatte gemeint, daß man die Kleinseite, wenigstens die Brücke, so lange vertheidigen werde, bis er selbst mit dem Succurs erscheine; aber nachdem früh am Morgen das Beschießen begonnen hatte, war gegen Mittag alles übergeben. Die Truppen wurden entwaffnet und ohne militärische Ehren entlassen. Arnim trug Bedenken, sie in seine Armee wieder aufzunehmen, weil sie nur Unordnungen veranlassen würden.

Durch diesen Erfolg in seinem alten Ruf gehoben, versäumte Friedland keine Zeit, um die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Er versicherte, er könne nicht ruhen, selber nicht mit den Waffen könne er inne halten, schon nicht aus Rücksicht auf die, welche von dem Frieden nichts hören wollten; er meinte die Jesuiten, denen er ebenso verdächtig sei, wie Arnim den schwedischen Gesandten. Und was werde man überhaupt von ihm denken, wenn er weder Frieden mache, noch den Krieg ernstlich führe? Er wiederholt, daß er das erste vorziehe. »So lieb mir meiner Seele Seligkeit ist, so lieb wird mir sein, wenn ich dem allgemeinen Wesen dienen kann, sonderlich Chursachsen.« Er deutet an, er hätte auch wohl etwas Entscheidenderes unternehmen können, als die Eroberung von Prag: dem allgemeinen Besten zu Gute habe er es gethan. Er drang vor allem auf eine persönliche Zusammenkunft mit dem Churfürsten: in Einer Stunde werde die Sache abgemacht sein, jeder werde wenigstens wissen, woran er sei.

Der Churfürst war geneigt, konnte sich aber nicht entschließen, und indessen sah sich Arnim durch die von allen Seiten vorrückenden kaiserlichen Völker genöthigt, Leitmeritz, wo er stand, zu verlassen und sich nach dem Gebirge zurückzuziehen. In der Mitte desselben, zu Peterswalde, hatte er noch eine Zusammenkunft mit Sparre, der ihm das Bedauern des Herzogs ausdrückte, daß seine Vorschläge nicht angenommen worden: denn dadurch hätte man die Religionsfreiheit und die geistlichen Güter wieder erhalten, und in dem Reiche würde ein gutes Vernehmen zwischen Haupt und Gliedern gestiftet worden sein. Er sehe wohl, man traue noch dem Glück: auch er könne mehr vom Glück der Waffen erwarten, als vom Frieden.

In demselben Sinne hatte der dem General beigegebene kaiserliche Commissar, Graf Michna, den Obersten beauftragt. Man wolle dem Churfürsten ein von Friedland unterzeichnetes Blanket zustellen, auf welches er seine Bedingungen aufzeichnen möge; ein so unbedingtes Vertrauen habe der Kaiser zu seinem deutschen Gemüth, welches nichts begehren werde, als die Wohlfahrt des Reiches.

Gewiß: man würde jetzt alles nachgegeben haben, was vor dem Jahr abgeschlagen worden war.

Aber das ist in menschlichen Dingen immer ein Irrthum, wenn man meint, nach geschehenem Unrecht ein altes gutes Verhältniß wiederherstellen zu können. Churfürst Johann Georg hatte dem König von Schweden, ohne den er verloren gewesen wäre, im Moment der Krisis versprochen, ohne seine Einwilligung keinen Frieden einzugehen und selbst keine Unterhandlung über die Hauptsache zu pflegen. Daran hielt er nun, und zwar im ausdrücklichen Einverständniß mit seinem Feldmarschall, dem man es wegen seiner früheren Verhältnisse kaum zutraute, mit Standhaftigkeit fest »Schreiben, welche zwischen unserm gn. Herrn und dem Herrn Feldmarschall gewechselt.« Archiv zu Dresden.. Ihm entging es nicht, daß doch alle Erbietungen, die ihm geschahen, eben davon abhingen, daß die Schweden im Reiche standen: würden diese zu Grunde gerichtet sein, so würde man nicht so glimpflich mit ihm verfahren. Gleichwohl hielt er nicht für rathsam, die Hülfe des Königs nach Sachsen zu ziehen, weil dies alsdann der Sitz des Krieges werden würde: wenn aber, wozu sich alles anlasse, König und Herzog anderweit mit einander in Kampf verwickelt seien, so könne man wohl Gelegenheit haben, noch einmal in den Erblanden vorzudringen. Denn auch nur das eigene Kriegsvolk in seinem Lande ernähren zu müssen, war dem Churfürsten widerwärtig. Landesväterliche Erwägungen, unter denen er sich entschloß, die Unterhandlungen doch nicht etwa abzubrechen, vielmehr sie fortzuführen, nur unter allgemeinen Ausdrücken und unverbindlich.

Wenn nun aber Sachsen an Schweden, dessen es nicht entbehren zu können glaubte, so fest hielt, so war die große Frage die, wie sich Gustav Adolf – der nach dem durch die Erhebung einer kaiserlichen Kriegsmacht in Böhmen unmittelbar bedrohten Franken heranrückte – zu den Anerbietungen verhalten würde, welche Wallenstein an Churfürst Johann Georg gerichtet hatte.

Die Unterhandlungen, von denen er hörte, waren ihm in so fern unangenehm, weil dabei die Sache von Schweden von der deutschen getrennt werde. Er kehrte seinen Gesichtspunkt unverhohlen hervor. Der Brennpunkt des Krieges seien die ihm zugefügten Injurien; er könne nicht zugestehen, daß man ihn vorbeigehe und nur die zwischen den Gliedern des Reiches obwaltenden Differenzen zu schlichten suche; so eng in der That seien die gegen ihn geübten Feindseligkeiten und die Beschwerden des Reiches vereinigt, daß kein Theil ohne den anderen sicher gestellt werden könnte.

Er gab selbst einen Augenblick einem Verdacht gegen die sächsischen Verhandlungen Raum; aber als sie ihm in aller Authenticität mitgetheilt wurden, überzeugte er sich, daß man es ehrlich mit ihm meinte. Mit den vornehmsten Forderungen der Protestanten in Bezug auf Religion, geistliche Güter und ständische Freiheit war er von vornherein einverstanden; es kam nur auf eine Vereinbarung über die Territorialverhältnisse an.

Im Sommer 1632 wurde Pfalzgraf August – von der neuburgischen Linie, aber mit seinem Bruder, der zu dem katholischen Bekenntniß übertrat, keineswegs einverstanden, sondern dem lutherischen treu, so daß ihm Gustav Adolf Neuburg zudachte: er ist der Stifter des Zweiges Sulzbach – mit dem würtembergischen Kanzler Löffler, der ihn als Assistenzrath begleitete, nach Sachsen geschickt, um ein Verständniß zu erzielen. Die Prätensionen des Königs wurden von dem Kanzler Löffler mit vieler Ausführlichkeit in einer besonderen Conferenz mit den sächsischen geheimen Räthen erörtert.

Er ging von den Ansprüchen aus, die der König gegen die Herzöge von Mecklenburg und Pommern so wie einige andere deutsche Fürsten erheben könne: die meisten seien jedoch jetzt durch Vertrag beseitigt. Merkwürdig, wie stark der König seine Ansprüche gegen den Churfürsten von Brandenburg betonen ließ, der ihm durch Sperrung der Pässe, Weigerung des Proviants den empfindlichsten Schaden zugefügt habe; doch knüpfte er keine weiteren Anträge daran.

Noch größere Aufmerksamkeit verdient, wie er sich über die in Besitz genommenen geistlichen Gebiete äußerte. Man hat immer angenommen, der König von Schweden habe sie zu behalten, oder selbst zu vertheilen gedacht. Auch Pfalzgraf August legte Nachdruck darauf, daß der König sie mit dem Schwert erobert und kraft des Kriegsrechtes mit derselben Hoheit besitze, wie die geistlichen Fürsten sie inne gehabt. Aber in dem damaligen Antrag war von einer Behauptung derselben nicht die Rede; ihr Besitz sollte nur dazu dienen, um dem König eine andere Genugthuung auszuwirken; der Pfalzgraf sagt: es würde Sr. Maj., ehe sie contentirt, nicht anzumuthen sein, solche wieder herauszugeben. An der Absicht, sie alsdann herauszugeben, waltete kein Zweifel ob: nur hatte man Bedenken, ob man dabei nicht einen Vortheil für das indeß darin wieder emporgekommene protestantische Bekenntniß stipuliren sollte.

Worin bestand nun aber die Satisfaction, auf die der König definitiv für sich selber antrug?

Der Kanzler sagte: der König habe sein Absehen principaliter auf Pommern gerichtet, er werde sich aber wohl mit dem Stück desselben begnügen, in welchem die Paßörter mit den für Schweden wichtigen Meerhäfen befindlich seien; er wolle es jedoch vom Reiche nicht losreißen, sondern es von demselben zu Lehen tragen, wie Dänemark Holstein.

Dabei war immer die Frage, wie Brandenburg wegen seiner Anwartschaft auf Pommern zu befriedigen sei. Die Schweden meinten, daß das Haus Brandenburg vom Fortgange der katholischen Waffen die größten Verluste hätte erwarten müssen; man habe gute Nachricht, daß Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht ihrer Lande wegen eine Aenderung zugedacht und beschlossen gewesen sei; zugleich aber könne man den Katholiken, die an allem diesem Elend Schuld gewesen, nicht erlassen, Brandenburg mit einigen Stücken Landes zu befriedigen; sie würden überhaupt einen Theil der Stifter, »ein Stück des Rockes« aufopfern müssen.

Also: Genugthuung für Schweden durch Pommern, Entschädigung Brandenburgs durch Säcularisationen, was endlich der westphälische Friede festgesetzt hat; dahin ging auch die Idee des Königs von Schweden. Wie in einer anderen Epoche Wilhelm III., so forderte Gustav Adolf ursprünglich weniger, als später hat bewilligt werden müssen.

Und zugleich hatte er noch einen politischen Gedanken, der für Deutschland unendlich wichtig geworden ist: er wollte eine Körperschaft der Evangelischen gründen: einen Reichsverein, welcher bestimmt sei, »die genommene Stellung wider das Haus Oesterreich-Spanien und alle Papisten zu behaupten«, und der allezeit kriegsbereit sein solle zur Assecuration des Friedens. Die Confusion der jetzigen Kriegführung müsse abgestellt und ein Kriegsrath errichtet werden, mit dessen Einwilligung anzuordnen sei. Auf ein Directorium machte der König, wenn sonst eine gute Ordnung getroffen werde, nicht Anspruch, wohl aber auf ein Bündniß der Evangelischen mit der Krone Schweden, die bei allen katholischen Mächten in so großen Haß gerathen sei, daß sie Beistand brauchen werde.

So entwickelten die Gesandten des Königs im Juni 1632 seine Ideen »Herrn Pfalzgraf Augusti als Königl. Schwedischen Gesandtens Memorial. 14. July 1632.« Protocoll der am 26. Juni mit D. Löffler gehaltenen Conferenz. Mit einer Anzahl einschlagender Schriftstücke, im Dresdner Archiv.. Da sie sich aber immer mit einer gewissen Zurückhaltung ausdrücken: »so sei ihre persönliche Meinung von dessen Absichten; sie seien ihnen nicht mit Sicherheit bekannt«, so wird man, obgleich man darin an sich nur einen gewöhnlichen Rückhalt der Unterhandlung erkennt, doch die Frage aufwerfen, ob er sie selber bestätigt hat.

Das geschah nun in dem Feldlager, welches er dem mächtig andringenden Feind gegenüber bei Nürnberg zum Schutze dieser Stadt aufgeschlagen hatte.

Pfalzgraf August war auf dem Rückweg zum König, ehe er ihn noch hatte erreichen können, gestorben; Kanzler Löffler allein hat demselben über das Resultat der Mission Bericht erstattet. Es ergiebt sich, daß der Churfürst von Sachsen zweierlei zugesagt hatte, einmal ohne die Einwilligung des Königs weder einen Universal- noch Particularfrieden zu schließen oder sich darauf einzulassen; und sodann bei den Friedensunterhandlungen dahin zu wirken, daß dem König in allen billigen und möglichen Dingen wirkliche Satisfaction gethan werde: »auf daß wir,« wie dieser sich darüber ausdrückt, »unsere hochchristlichen geleisteten tapferen Dienste nicht bereuen, sondern vielmehr dankbare Bezeigung zu erspüren haben sollen.« Gustav Adolf nimmt das mit Freuden an und erklärt sich sehr bereit zum Frieden: denn er habe während seiner ganzen Regierung wohl erfahren, wie viel besser der Friede sei, als der Krieg; er wünscht nur, daß nun zunächst zwischen Sachsen, Brandenburg und Schweden eine Abkunft geschlossen werde, einmal darüber, wie ihm mit billig-mäßiger Satisfaction zu begegnen und dieselbe anderwärts zu ersetzen sei, – sodann, mit Hinzuziehung der übrigen Stände, über die anderen Bedingungen, die man fordern wolle, mit Vermeidung jedoch der Privatsachen jedes einzelnen. Indem er dabei wiederholt erinnert, wie sehr er darauf rechne, daß ihm die Genugthuung, die er verlange, wirklich zu Theil werde, verspricht er die von sächsischer Seite angedeuteten Friedensbedingungen zu den seinen zu machen. »Da uns,« sagt er, »diejenige Satisfaction, deren der in Gott ruhende Pfalzgraf gegen E. L., und der würtembergische Kanzler gegen Dero Räthe gedacht hat, widerfahren sollte, sind wir des Anerbietens, E. L. und den evangelischen Ständen so weit die Hülfshand zu bieten, daß von dem Gegentheil solche Conditiones bewilligt werden, welche Gottes Wort, dem Recht und der Billigkeit gemäß und nach dem Zustand der beiderseitigen Waffen mit Fug zu begehren« Schreiben des Königs an den Churfürsten. »Datum in unserm Veltlager bei Burgstall, 3. Sept. 1632.«.

Der König erkennt also die von Löffler und dem Pfalzgrafen mitgetheilten Ideen und Vorschläge als die seinen an und wiederholt sie. Er will zunächst mit den beiden Churfürsten das Nähere über die ihm zu bewilligende Satisfaction, d. h. die Abtretung von Pommern und die für die brandenburgischen Ansprüche dagegen auszumachende Entschädigung, vereinbaren und alsdann auf die Erledigung der Forderung eingehen, welche die evangelischen Stände ihrerseits zu machen haben.

Er ist dabei der Meinung, daß man nicht eine Unterhandlung veranlassen möge, zu welcher entfernte Fürsten, nicht einmal alle eigentlich deutschen, wie viel weniger Potentaten außerhalb des Reiches, zu bescheiden seien, sondern daß die Friedensbedingungen aus dem Feldlager selbst vorgeschlagen werden sollten.

Mit den Waffen war die Sache so weit gefördert, unter den Waffen wollte man sie zu Ende führen.

Um so mehr kam dann auf das Verhältniß der Streitkräfte und ihrer Erfolge an. In dem Augenblick, in welchem der König seine Erklärung aussprach, den Tag darauf, nachdem er sie gegeben, machte er einen Versuch, die gewaltige Heeresmacht, die sich gegen ihn gesammelt hatte, aus der Stelle zu treiben.

An dem strategisch bedeutenden Punkt, wo er sich wohl selbst mit den Sachsen zu verbinden gedacht, nächst Eger, hatten sich dann Wallenstein und Maximilian von Baiern vereinigt und waren mit einem überaus zahlreichen Heere, mehr als 200 Fähnlein zu Fuß und 300 Schwadronen mit 80 Geschützen, in Franken vorgerückt. Maximilian hätte im Vertrauen auf die unzweifelhafte Uebermacht nichts mehr gewünscht, als es zu einem Angriff auf die von den Schweden eingenommenen Stellungen oder zu einer Feldschlacht zu bringen; Wallenstein verweigerte das, weil sein Volk zu wenig geübt sei, um es gegen den König von Schweden in die Schlacht zu führen. Er wollte eine Armee, auf welcher die wiederhergestellte Autorität seines Kaisers beruhte, nicht der Gefahr zerstört zu werden aussetzen. Der König befehligte ein vollkommen wohlgeschultes, zum Angriff und zur Verteidigung allezeit fertiges Heer; sein Ruhm beruhte auf den gewonnenen Feldschlachten; Wallenstein ließ vernehmen, er wolle ihn eine andere Art von Kriegführung lehren.

Er schlug ein befestigtes Lager auf, dergleichen man auf deutscher Erde noch nicht gesehen. Es bestand nicht, wie bisher die meisten, aus zusammenhängenden Feldwerken, sondern aus Feldschanzen, die von Strecke zu Strecke aufgerichtet die todten Winkel mit ihrem Geschütz beherrschten. Wo die Linie sich brach, wurde sie durch Bastionen verstärkt: so dehnte sich das Lager, der Bodengestaltung folgend, über dritthalb Meilen aus. Es begriff eine Anzahl von Dörfern, deren Baulichkeiten zum Theil wieder zur Vertheidigung gebraucht wurden. Die wichtigsten von allen waren die Ruinen der Alten Veste, genannt der Burgstall, die mit Thürmen an den Ecken sowie einem Graben versehen, auch noch durch Verhaue des Waldes vertheidigt waren Heilmann, das Kriegswesen der Kaiserlichen und Schweden, 131. Schuh, Rückblick auf die Kriegsereignisse von 1632.. Gerade dahin richtete Gustav, durch frischen Zuzug verstärkt, seinen Angriff. Er wurde dazu durch eine Bewegung der kaiserlichen Truppen veranlaßt, die seine Späher für einen Rückzug nahmen; als er dann einmal in die Nähe gekommen und, wie man sagt, engagirt war Chemnitz I, 402: »weil die Soldateska mit einer hitzigen Resolution darauf ging.«, wollte er nicht zurückweichen, ohne einen Versuch gemacht zu haben. Seine schwedischen Musketiere, welche mit ungewohnter Geschwindigkeit zu feuern gelernt und bisher noch immer den Vortheil davon getragen hatten, stiegen mit Entschlossenheit den Berg hinan. Gustav Adolf soll gesagt haben, er wolle die Burg nehmen, oder nicht mehr König sein. Aber er stieß auf den nachdrücklichsten Widerstand. Wallenstein hatte unverzüglich seine geeignetsten Fußvölker nach der bedrohten Stelle geschickt, gegen die dann die Schweden, welche regimenterweis anrückten, nichts ausrichteten. Wie der Angriff hauptsächlich durch Kleingewehrfeuer geschah, so auch die Abwehr: es war ein blutiges Zusammentreffen, das sich jedoch nicht über den Charakter des Scharmützels erhob So wird es in dem Tagebuch Bernhards ausdrücklich bezeichnet.. Die Schweden waren und blieben zurückgewiesen, verloren einige ihrer besten, unternehmendsten Obersten: auch eine Anhöhe, die sie in der Nähe eingenommen, mußten sie den andern Morgen verlassen.

Wallenstein fühlte sich glorreich, daß er den mit aller seiner Macht andringenden König zurückgeworfen hatte. Wie habe der sich da die Hörner abgelaufen: er werde nun nicht mehr als unüberwindlich gelten können und bei seinen eigenen Leuten an Achtung verlieren Sehr gutes Schreiben Wallensteins, 5. September. Bei Förster II, 236..

Obgleich Nürnberg unangegriffen und der König, der sich nach der Donau zurückwandte, unverfolgt blieb, so lag doch in dem Tag von Burgstall ein wichtiges Moment. Man sah: Gustav Adolf war keineswegs Meister von Deutschland; die wiedererstandene kaiserliche Macht, der sich die ligistische untergeordnet hatte, war ihm vollkommen gewachsen. Wallenstein erschien als ein ihm ebenbürtiger Gegner.

Man erzählt, daß der König, in diesem Augenblick der alten gegenseitigen Erbietungen eingedenk, dem General durch einen böhmischen Emigranten die böhmische Krone habe anbieten lassen, dieser aber, durch die früheren Vorkommnisse gewitzigt, seine Vermittelung abgeschlagen habe. Ich möchte es nicht leugnen; doch hat es zunächst keine Folgen gehabt.

Dagegen ist es von hoher Bedeutung für den Moment, daß der König durch den Oberst Sparre, der in seine Hand gefallen war und besser als ein anderer Mensch um die Verhandlungen mit Sachsen wußte, nun auch seinerseits Friedensunterhandlungen anbieten ließ: er wolle Oxenstierna in das kaiserliche Feldlager schicken, oder Wallenstein möge in das königliche kommen.

Ein großartiger Gedanke, persönlich mit dem ihm gegenüberstehenden allwaltenden Kriegführer zu pacisciren. Wer hätte sich dem widersetzen wollen, worüber sie mit einander übereingekommen wären!

Auch Wallenstein hat, soviel man weiß, den Wunsch geäußert, den großen Gegner kennen zu lernen; zu einem Resultat hätte das jedoch bei der Lage der Umstände nicht führen und für ihn selbst bedenkliche Folgen haben können. Er theilte das Anerbieten sehr correcter Weise dem Churfürsten von Baiern mit; auf dessen Rath wurde beschlossen, es dem Kaiser vorzutragen und dessen Antwort zu erwarten: »dero Resolution,« wie Wallenstein sagt, »was ihm vor die Hand zu nehmen belieben möchte.«

Auf eine Verhandlung mit dem König konnte man nun in Wien nicht eingehen; aber Aufmerksamkeit mußte es doch erwecken, daß in dem Augenblick, in welchem die Kriegskräfte einander gleich mächtig gegenüberstanden, – denn wenn sich Friedland zu vertheidigen wußte, so war er doch weit entfernt, einen Angriff unternehmen zu können oder zu wollen – Friedensunterhandlungen vorgeschlagen wurden.

Pater Quiroga, der dem Hofe sehr nahe stand, hat dem päpstlichen Nuntius gesagt, im Angesicht der in der ganzen Welt drohenden Feindseligkeiten sei man sehr geneigt darauf einzugehen. Und zwar erscheine den meisten der kaiserlichen Räthe das Restitutionsedict als die Ursache allen Unheils: man schreibe es den Jesuiten zu, von denen dabei nur ihr eigener Vortheil gesucht werde.

Man zog am kaiserlichen Hofe im Allgemeinen in Betracht, was die Protestanten unter den obwaltenden Umständen verlangen könnten und wahrscheinlich verlangen würden Oesterreichische militärische Zeitschrift 1812. Bd. IV. Heft 10, S. 80. (Erste Ausgabe, welche das Verdienst hat, diese und ähnliche Notizen und Actenstücke zuerst gebracht zu haben.). Es war vornehmlich die Aufhebung des Restitutionsedictes, wenigstens in Bezug auf Sachsen, Brandenburg und selbst auf Dänemark; ferner die Herstellung der in Folge der Proscription verjagten Fürsten; endlich Aufgeben der Confiscationen, besonders in Niedersachsen und Franken, nicht allein aber im Reiche, sondern auch in den Erblanden. So weit war es doch, daß man diese Forderungen nicht unbedingt abzuschlagen meinte; man wollte ihnen aber Gegenforderungen gegenüberstellen. Vor allem bezogen sich diese auf die Herstellung der Integrität der Erblande. Wenn der Kaiser die Oberpfalz herauszugeben genöthigt ward, so wollte er dadurch nicht in den Fall kommen, das Land ob der Enns dem Churfürsten von Baiern einräumen zu müssen; er forderte auch die Wiederherstellung der an Sachsen verpfändeten Lausitzen. Damit hing dann naturgemäß die Wiederabtretung der von Gustav Adolf eingenommenen churfürstlichen und fürstlichen Länder zusammen; nach dem Eindringen desselben strebte man zu den territorialen Zuständen zurück, die bei dem Ausbruch des Krieges im Reiche obgewaltet hatten. Zugleich zog man die Frage über das Verhältniß des Kaisers zum Reich in Erwägung. Man machte sich auf das Begehren gefaßt, daß ohne Einwilligung der Stände niemals wieder ein Krieg unternommen, noch eine Contribution ausgeschrieben werde. Dagegen verlangte der Kaiser die gesetzliche Abstellung der Werbungen, wie sie unter Prätext der Religion ohne seine Einwilligung und selbst gegen ihn gemacht worden seien; endlich eine Versicherung gegen fremde Invasion und Befreiung von der gegenwärtigen. Nicht eigentlich ein Vorschlag, aber eine Grundlage zu weiteren Unterhandlungen von größter Aussicht. Die bisher im Verein mit der Liga verfolgten Tendenzen sind darin aufgegeben; man will sich in eine Herstellung des Gleichgewichts der Stände beider Religionstheile finden: die allgemeine Pacification soll durch eine Generalamnestie besiegelt werden. Man kann darin eine Erweiterung der zwischen Eggenberg und Wallenstein im December 1631 getroffenen Festsetzungen sehen, wie sie auch diesem zunächst zur Begutachtung vorgelegt wurde. Da die Ausgleichung der Ansprüche eines Jeden vorbehalten blieb, so konnte der General sehr zufrieden damit sein. Nimmermehr aber konnte der König von Schweden auf dieser Basis unterhandeln: sie lief allen den Ansprüchen entgegen, die er soeben auf das bestimmteste formulirt hatte. Ohne ihn konnten aber auch die Protestanten auf keinen selbst für sie günstigen Vorschlag eingehen: sie fühlten, daß sie ihm alles verdankten: noch konnten sie ihn nicht entbehren; wie hätten sie sich ihm entgegensetzen sollen? Um nur eine annehmbare Grundlage zu dem Frieden zu gewinnen, mußte der Krieg fortgesetzt werden.

Fürs erste waren die beiden großen Heerführer auseinandergewichen. Wallenstein vermied, wie gesagt, den König zu verfolgen. Er hatte an ihm, selbst an dem Rückzug, den er nahm, einen Kriegsmann kennen gelernt, der sein Handwerk verstand. Hätte er ihn verfolgen wollen, so würde er seine Cavallerie aus den Ortschaften, wo sie sich wohl befand und restaurirte, abberufen, der König würde ihm an den sichern Pässen, die er inne hatte, Widerstand geleistet und seine Truppen gefährdet haben; er hoffte ihm ein andermal besser begegnen zu können Schreiben vom 13. Sept. Förster II, 245..

Gustav Adolf wandte sich wieder nach Baiern, wo die Gegner indeß Vortheile erlangt hatten, die er ihnen wieder zu entreißen suchte; wir finden ihn in Kurzem gegen Regensburg vordringen und sich zu einem Einfall in Oesterreich vorbereiten, wie denn eine andere Abtheilung seiner Truppen von Oberschwaben her in Tyrol eingedrungen war.

So hatten sich die Sachsen einem alten Plane gemäß nach Schlesien gewendet und es größtentheils eingenommen. Arnim besetzte Neiße und Oppeln und war nur unglücklich, daß sein Churfürst Bedenken trug, mit den Ständen des Landes gegen den Kaiser gemeinschaftliche Sache zu machen.

Wallenstein kümmerte sich nicht sehr darum, da er die Mittel besaß, das Eine und das Andere rückgängig zu machen. Um Arnim aus Schlesien zu vertreiben, ließ er seine wildesten Truppen unter Holk nach dem sächsischen Voigtland und nach dem Erzgebirge vorgehen. Niemals wurden grimme Gewaltthaten mit leichterem Muthe begangen. Indem die Ortschaften lichterloh brannten und die Häuser prasselnd zusammenstürzten, bliesen die Trompeter einen Siegesmarsch. Denn Sachsen sollte inne werden, welchen Feind es habe. Nachdem sich nun der König nach der Donau hin entfernt hatte, rückte Wallenstein aus Franken ebenfalls nach den sächsischen Gebieten; sie wurden ohne Widerstand überfluthet.

Mehr aber bedurfte es nicht, um die österreichische Grenze vor dem König zu sichern. Gustav Adolf mußte herbeieilen, um Sachsen zu beschützen; nicht allein die Bundesgenossenschaft brachte es so mit sich, sondern es war auch für ihn selbst unerläßlich. Denn wie leicht, daß der Churfürst durch die Uebermacht des Feindes zu einer Abkunft mit dem Kaiser in dessen Sinne genöthigt wurde, welche die ganze politische und militärische Lage geändert hätte! Gustav Adolf mußte und wollte die Sache, die recht eigentlich die seine war, persönlich durchführen. Sehr zufrieden, daß Herzog Bernhard seinen Stammesvetter, den Churfürsten, bei gutem Muth erhielt, gestattete er doch nicht, daß dieser mit seinen Streitkräften allein den Kampf unternehme. Mit der entschlossenen Raschheit, die ihm eigen war, eilte er herbei, um mit allen zusammenhängenden Truppen – er berechnet sie auf 10 Brigaden und 6000 Pferde – dem vornehmsten Verbündeten, den er hatte, eine königliche Hülfsleistung zuzuführen. Bernhard hatte ein nicht ganz angenehmes Zusammentreffen mit Gustav Adolf in Arnstadt. Er wünschte als Reichsfürst, nicht blos als General behandelt zu sein: der König dagegen, von dem man sich erinnert, wie enge Schranken er dem Churfürsten von der Pfalz in dessen altem Gebiete zog, wollte in seinem Heere keine irgendwie selbständige Autorität aufkommen lassen. Und immer behielt er seine Gesammtstellung im Auge: – eben von Arnstadt her warnte er die Holländer vor einer einseitigen Vereinbarung mit den Spaniern; er schickte von da seinen Kanzler nach Oberdeutschland, um dort eine Vereinigung mit den protestantischen Ständen zu Stande zu bringen; denn allen glänzenden Erfolgen zum Trotz war seine Stellung doch auch dort noch unsicher; in Niedersachsen wendeten sich die zu ihm übergetretenen Fürsten bereits an den Kaiser. Was wäre wohl erfolgt, wenn die Kaiserlichen sich Obersachsen unterworfen und alsdann nach den Stiftslanden und der Ostsee, wie sie beabsichtigten, weiter vorgedrungen wären?

Man darf nicht vergessen, daß Wallenstein den Churfürsten von Baiern nach Sachsen mit sich fortzuziehen gesucht hatte, wo der große Kampf ausgefochten werden mußte, der dann auch über Baiern entschieden haben würde Man entnimmt dies aus dem Discurs über des Friedländers Actiones bei Aretin, Baierns ausw. Verhält. S. 339. »Fr. hat wollen, I. Ch. D. sollte neben ime in Meichsen gehen und den König in Baiern grassiren lassen.«. Aber dazu war der Churfürst, der sein Land indeß der Verwüstung preisgegeben sah und sein Verhältniß zu Wallenstein als eine Erniedrigung empfand, nicht zu bringen gewesen.

Ohne diese Hülfe aber war Wallenstein nicht gemeint, einen entscheidenden Kampf zu provociren. Er dachte sich zunächst nur der sächsischen und thüringischen Gebiete zu bemächtigen, die Uebergänge über die Elbe bei Torgau, bei Halle über die Saale zu besetzen, Erfurt und Naumburg zu nehmen und sich auf seine Weise für die Winterquartiere einzurichten. Für den Fall, daß er in denselben angegriffen werde, hatte er den Gedanken, an die wichtigsten Plätze zugleich Infanterie und Cavallerie zu verlegen, die sich gegen den nächsten Anlauf verteidigen und dann unter einander unterstützen könnten. Mitten in diesen Vorbereitungen aber überraschte ihn der König, der in rapider Eile über den Thüringerwald daherkam. Erfurt vermochten die Kaiserlichen gar nicht einmal zu erreichen; in anderen thüringischen Plätzen, wo die Vorposten beider Parteien an einander geriethen, konnten sie sich nicht halten; auch nicht in Naumburg; sie verließen sogar Weißenfels. Selbst in der Ebene von Lützen, wo sie noch immer Meister von Sachsen geblieben wären, konnte er sie nicht dulden. Er wollte sich mit den Sachsen, die in Torgau dem Feind zuvorgekommen waren, wie er selbst zu Naumburg, vereinigen »Sich Chursachsen etwas zu nähern und dieses zur Conjunction zu vermögen.« Bericht an Oxenstierna.; er meinte selbst ohne sie, da er die Kaiserlichen erschüttert sah, ihnen den Vortheil abgewinnen, sein Hauptquartier in Lützen nehmen zu können.

Wallenstein dagegen war entschlossen, aus der Position, die auch für ihn wegen der Verbindung mit Zeitz und Altenburg, sowie mit Merseburg und Leipzig den größten Werth hatte, nicht zu weichen; noch in der Nacht nahm er mit der ansehnlichen Macht, die um ihn war, eine feste Stellung, in der er sich zutraute die Andringenden zurückzuweisen, wie vor Kurzem bei Burgstall.

So stießen die beiden großen Kriegsmänner der Epoche zu einer offenen Feldschlacht auf einander.

Eigentlich von ihrem Gegensatz, von Polen und den Ufern der Ostsee, war die allgemeine Wendung, welche die Dinge seit drei Jahren genommen hatten, ausgegangen. Friedlands Besitznahme von Mecklenburg hatte dem König von Schweden einen vor aller Welt gerechtfertigten Anlaß gegeben, nach Deutschland zu kommen. Da lagen denn die Umstände so günstig für ihn, daß er als der Vorfechter der großen religiös-nationalen Sache, der Hersteller des Religionsfriedens und der mit demselben zusammenhängenden Reichsgesetze auftreten konnte. Wäre er allein deshalb über die See gekommen, um altgesetzliche Zustände im Reich herzustellen und wieder aufzurichten, so würde seine Mission nahezu vollendet gewesen sein. Allein er hatte sein schwedisches Interesse keinen Augenblick aus den Augen verloren und durch Besitzergreifungen, Bündnisse und selbst Huldigungen im deutschen Reiche eine so gewaltige Stellung eingenommen, daß er als der vornehmste Repräsentant des protestantischen und antiösterreichischen Prinzips in Europa erschien. Welches waren nun hier seine Absichten? Hat er wirklich gedacht römischer Kaiser zu werden, wie man ihm nachsagt, und die Reichsgewalt in seine Hand zu nehmen?

Oxenstierna hat einst dem brandenburgischen geheimen Rath auseinandergesetzt, die Intention des Königs sei im Allgemeinen gewesen, sein Reich der Ostsee zu versichern, die gegnerischen Bestrebungen zu brechen, die bedrängten Lande zu befreien, dann weiter zu gehen, oder inne zu halten, je nachdem es das Bessere scheine; er habe jedoch nie geglaubt, so weit zu kommen als er gekommen sei; er sei nur immer der Gelegenheit gefolgt, die Lage des Moments sei die Grundlage seiner Rathschläge gewesen Conferenz vom 30. Januar 1633, im Berliner Archiv..

Dazu nun, daß er hätte hoffen können, die höchste Gewalt im Abendlande in die Hand zu nehmen, waren in diesem Augenblick die Verhältnisse nicht angethan. Frankreich hätte es nimmermehr zugelassen. Und auch Oesterreich-Spanien entwickelte Kräfte des Widerstandes, die er nicht hätte überwältigen können.

Noch eine andere vertrauliche Aeußerung des Kanzlers liegt vor, nach welcher der König die Gründung eines selbständigen skandinavischen Reiches beabsichtigte Anteckeing ex mem. Bengt Oxenstjerna, nach einer Mitteilung Axels. In Handlingar rörande Skandinaviens historia II, 101.. Schweden, Norwegen und Dänemark bis an den großen Belt sollten vereinigt und die Küstenländer der Ostsee, im Gegensatz mit Polen und Deutschland, dazu geschlagen werden. Es ist der Grundgedanke der schwedischen Macht, der von da an anderthalb Jahrhunderte die Welt beschäftigt hat. Und wenn es authentisch ist, was wir sahen, daß der König nicht der Meinung war, die Städte und Lande, welche er eingenommen, obgleich er sie hatte huldigen lassen, zu behalten, sondern nur sie zum Pfand der Abtretungen zu machen, die ihn seiner maritimen Macht versicherten, so stimmt das damit im Allgemeinen zusammen. Der Gedanke des skandinavischen Reiches beherrschte auch die deutsche Politik Gustav Adolfs.

Die Aechtheit der protestantischen Gesinnung des Königs dürfte man nun nicht leugnen: sie war mit seinem schwedischen Gedanken und zwar für ihn selbst ununterscheidbar verbunden. Indem er den Einfluß der Kaiserlichen in Polen brach und sie von der Ostsee verdrängte, kam er zugleich den Protestanten gegen die katholisch-österreichische Uebermacht, wie sie noch 1629 war, zu Hülfe. Dem Protestantismus hat er seine Selbständigkeit im Reiche zurückgegeben; Niemand wird ihm diesen Ruhm entreißen. Dem Interesse desselben entsprach sein Plan und Wunsch, die Gleichheit der Bekenntnisse in dem churfürstlichen Collegium herzustellen, wie denn davon das Gleichgewicht derselben und der Friede am meisten abhing. Ganz anders verhielt es sich mit seiner Absicht, die Küsten der Ostsee für Schweden zu gewinnen. Wenn er Pommern verlangte, auf welches der Churfürst von Brandenburg die bestbegründeten Ansprüche hatte, so machte er dadurch eine weitere Umgestaltung nothwendig, da es ohne Entschädigung Brandenburgs, diese aber ohne Säcularisation nicht möglich war. Die Umwandlung mußte noch weiter geführt werden, als es durch die protestantischen Bisthümer und Erzbisthümer geschehen war.

Gustav Adolf hatte eine Umgestaltung des Reiches in der Weise, wie sie sich später wirklich vollzogen hat, im Sinne. In dem Eindringen dieses Fürsten im Reich, das für die Rettung des Protestantismus unentbehrlich war, das nun aber wieder zur Folge hatte, daß er eine Ausstattung von dem Reiche verlangte, wie sie für sein Schweden wünschenswerth war, lag die Krisis der deutschen Geschicke für alle Zeit.

Weder diese Abtretungen, noch die Säcularisationen, noch die in Aussicht gestellten Verfassungsbestimmungen konnte der Kaiser zugestehen. Friedland durfte auf Zurücknahme des Edictes, welches die Protestanten zu dem Aeußersten getrieben hatte, auf weltliche Verwendung der geistlichen Einkünfte dringen, aber nicht auf Abtretung ansehnlicher Gebiete und Säcularisation, welche den Rechten und Ansprüchen des Kaisers geradezu entgegengelaufen wären. Der damalige Standpunkt des Kaisers und Wallensteins ist dem verwandt, welchen einst Carl V. einnahm, als er sich dem von Matthias Held geschlossenen katholischen Bündnisse fern hielt, die Protestanten durch Concessionen zu beruhigen, aber dabei das Uebergewicht des Katholicismus und die Einheit des Reiches aufrecht zu halten suchte. Wenn Wallenstein überdies seinen persönlichen Anspruch in vollster Ausdehnung festhielt, so meinte er denselben unter der Autorität des Kaisers durchzuführen und durch die Verbindung der früheren mit neuen Verdiensten die höchste Stufe in der Rangordnung deutscher Reichsfürsten zu erwerben.

Die nächste Frage, in der sich in dem Augenblick alle großen Interessen concentrirten, war, ob die protestantischen Fürsten zu einer Vereinbarung mit dem Kaiser, ohne Rücksicht auf Schweden, gebracht, oder ob sie bei diesem Bunde festgehalten werden würden.

Der König wäre geneigt gewesen, wenn ihm seine Grundbedingung bewilligt wurde, den deutschen Fürsten die weitere Vereinbarung unter sich selbst zu überlassen So versichert kurz darauf der Churfürst von Sachsen.. Friedland meinte noch die Unterordnung der Fürsten unter den Kaiser festzuhalten. Nicht so sehr jedoch die Idee über Kaiser und Reich, als die religiöse, erregte die Gemüther. Wallenstein war jetzt für die vornehmste Forderung der Protestanten; aber welch eine Gefahr für diese, wenn er den Sieg erfocht, später aber nicht im Stande war, den Religionseifer des Kaisers nachhaltig zu mäßigen! Für Gustav Adolf war der evangelische Name alles: er stritt für das Bestehen des Protestantismus mit vollem Herzen. Er hatte denselben zum Prinzip seiner Heerführung gemacht: er selbst gehörte ihm mit freudigem und sicherem Bekenntniß an, heiter von Natur, durch und durch populär, ein Mann der deutschen Bürgerschaften, die ihn mit Freuden selbst als ihren Herrn begrüßt hätten. Die Verehrung, die man ihm zollte, war ihm fast zu stark.

Dagegen konnte dem Friedländer nie Verehrung genug bewiesen werden. Man wußte nicht, ob er der Religion, die er bekannte, wirklich ergeben sei: man sagte, er glaube mehr an die Gestirne, die sein Astrolog befrage: manche meinten, er glaube auch daran nicht. Bei ihm war alles bedachter Plan, umfassende Combination, ein immer höher strebender Ehrgeiz. Wenn auch der König ein weiteres Ziel verfolgte, so trat das doch vor den freien populären Impulsen zurück, denen er jeden Augenblick Raum gab. Wallenstein war ein podagrischer Strateg; der König ein General von rüstiger Beweglichkeit; er hatte eine lebendige, kriegsmännische Ader. Wallenstein wollte die Formen des Reiches erhalten, mit möglichster Schonung des Protestantismus, Gustav Adolf sie durchbrechen, mit voller Feststellung des Bekenntnisses. Niemand verließ sich auf Wallenstein: zu Gustav Adolf hatte Jedermann Vertrauen.

So umfaßte der Widerstreit der beiden Heerführer die Welt und das Reich der Ideen, die politische und religiöse Zukunft von Deutschland, als sie an dem Eingang der großen sächsischen Ebene, Regionen, die noch manchen anderen Weltkampf gesehen haben, auf einander stießen. Es entspricht ihrem Verhältniß, daß Gustav Adolf unaufhaltsam vordrang, Wallenstein dort an der Landstraße von Lützen eine von Gräben und Verschanzungen geschützte starke Position genommen hatte, um ihn festen Fußes zu empfangen.

Einen Augenblick hielten die beiden Schlachtordnungen einander gegenüber, etwa dreihundert Schritt von einander: die Feldstücke spielten gegeneinander. Die Heere waren nicht gerade sehr zahlreich. Die Schweden werden nicht über 14,000, die Kaiserlichen am Morgen nicht über 12,000 Mann stark gewesen sein. Aber noch zur rechten Zeit traf Pappenheim mit seiner Reiterei von Halle kommend ein, eben in dem Augenblick, als der König angriff.

Zu persönlichem Zusammentreffen ließen die Schlachten dieser Zeit nicht mehr so viel Raum, wie noch im vorigen Jahrhunderte die Bataillen der Hugenotten in Frankreich. Aber es erinnert noch daran, wenn hier auf dem linken Flügel der Kaiserlichen, den der König angriff, zuerst Pappenheim tödtlich verwundet weggebracht wurde, gleich darauf auch der König, in den Arm geschossen, sein Pferd nicht mehr führen konnte und von ein paar Kugeln getroffen auf dem Schlachtfelde niedersank.

Eigentlich über seiner Leiche entzündete sich auf diesem Flügel die Schlacht.

Nach dem ersten von Nebel verhüllten Getümmel drang eine kaiserliche Brigade zu Fuß, unter dem Oberst Comargo, von Reiterei unterstützt, gegen den schwedischen Schlachthaufen vor, warf ihn auseinander und brachte eine nicht geringe Anzahl Feldzeichen in ihre Hand; aber den Körper des Königs konnte sie nicht mit davon nehmen: denn indem kam schwedische Cavallerie den in Verwirrung gerathenen Regimentern zu Hülfe und behielt die Oberhand. Die Kaiserlichen wurden nun ihrerseits zurückgeworfen und von ihrem Geschütz weggedrängt: während sich die weichende Infanterie den anderen Brigaden zugesellte und aufs neue Stand hielt, warf sich die Cavallerie in eine wilde Flucht; sie war noch halbbarbarisch und plünderte im Rücken des eigenen Heeres das dahin in Sicherheit gebrachte Gepäck.

Indeß war ein ähnlicher Angriff unter Herzog Bernhard auf den rechten Flügel der Kaiserlichen unternommen, zwar zurückgewiesen, über immer wieder erneuert worden. Ueber die ganze Linie hin war dann der Kampf entbrannt. Die beiden Parteien wetteiferten in Tapferkeit. Unter den Kaiserlichen machte sich besonders Ottavio Piccolomini bemerklich: in seiner blanken Rüstung, an der Spitze eines wackern Reitergeschwaders: er schien sich um die Verwundungen, die er erhielt, wenig zu kümmern. Man schlug, wie Wallenstein sagt, mit einer Wuth, wie er sie noch nie erlebt habe, ein Treffen sei immer auf das andere gefolgt; und mit der größten Entschlossenheit habe man gefochten; auf der Seite des Feindes sowie auf der kaiserlichen seien große Verluste erlitten worden, die meisten Offiziere seien verwundet oder todt. Er selbst war von einer Kugel gestreift; unerschrocken, mit dem überlegenen Blick des geübten Heerführers hielt er alles in Ordnung; er wußte die in Nachtheil gerathenen Regimenter allezeit mit frischem Volk zu unterstützen. Endlich aber wurde dies unmöglich. Herzog Bernhard bemächtigte sich der angegriffenen, obwohl mit gutem Feldgeschütz versehenen Position, so daß sie ihm nicht wieder entrissen werden konnte. Wallenstein bemerkte, daß der bessere Theil seiner Truppen erschöpft, der andere, dessen Haltung überhaupt seinen Erwartungen nicht entsprach, nicht mehr zusammenzuhalten war. Er hatte keine Niederlage erlitten; aber er fühlte, daß er die eingenommene Stellung nicht weiter behaupten könne. Nicht ohne die vornehmsten Führer zu Rathe gezogen zu haben, beschloß er, den Rückzug einzuschlagen. Als noch am Abend das pappenheimische Fußvolk eintraf, mit der Absicht die Schlacht zu erneuern, gab ihm der General die Weisung, nur eben den Rückzug decken zu helfen. Was diesen Entschluß zu einem unvermeidlichen machte, war die Stimmung der Landeseinwohner. Schon waren die Fuhrleute, welche das Geschütz angefahren hatten, mit ihren Pferden davon gegangen; es konnte nicht einmal mit fortgeschafft werden. Das ganze Land war feindlich und zur Empörung geneigt. Wallenstein hätte fürchten müssen, den Bestand der Armee zu gefährden, auf der seine Größe beruhte.

Die Schweden und Protestanten hatten ohne Zweifel die Oberhand; aber auch sie waren nach Weißenfels zurückgegangen, wohin die Leiche des Königs gebracht worden war. Da hielten sie ihren Rath Die ruhigsten und zuverlässigsten Berichte stammen von der kaiserlichen Seite. Sehr eingehend über die allgemeine Lage ist Deodati, der von Friedland an den Kaiser geschickt wurde. Wesentlich ergänzt wird er durch den Bericht von Gallas an den König von Ungarn, der bei Förster, Wallensteins Prozeß S. 95, mitgetheilt ist. Von Wallenstein selbst liegt ein sehr drastischer und unterrichtender Brief an Aldringer vor; Aretins Wallenstein, Anhang Urk. Nr. 20. Gallas war nicht zugegen, er empfing seine Nachrichten von dem Feldmarschall Holk und schrieb nicht eher, als bis er sich »von der gründlichen Beschaffenheit der Schlacht« unterrichtet. Da wird denn auch des Herzogs Franz Albert von Lauenburg, in dessen Armen der König gestorben sein soll, gedacht. Aus einer Aeußerung Oxenstierna's entnehme ich, daß der Herzog das selbst an Wallenstein berichtet hat. Er wird überhaupt als eine Creatur des Friedländers bezeichnet. Seine eigene Erzählung scheint den Verdacht rege gemacht zu haben, namentlich da sich, wie man aus der Erzählung von Gassion sieht, Niemand den Verlauf recht eigentlich denken konnte. Ich will den Verdacht nicht etwa auffrischen, sondern nur seinen Anlaß nachweisen. Außer den gedruckten Berichten lagen mir noch ein paar bisher unbekannte Briefe aus dem schwedischen Hauptquartier vor..

Wir können die Schlacht als eine im eminenten Sinne historische bezeichnen. Der Ueberfluthung von Norddeutschland durch die Liga seit der Schlacht am weißen Berge war bei Breitenfeld ein Ziel gesetzt worden. Noch einmal trat die Wiederherstellung der kaiserlichen Uebermacht in Aussicht; sie würde den Protestantismus unter erträglichen Bedingungen in den alten Formen, aber auch in den alten Gefahren haben bestehen lassen. Ihr ward durch die Schlacht von Lützen Einhalt gethan. In dem Kampfe zwischen Action und Reaction, der Europa umfaßte, stellte sich in Deutschland eine Art von Gleichgewicht der Kriegskräfte, der Bekenntnisse, der Dynastien her.

Ist es nicht wie eine Fügung des Schicksals, daß der Urenkel des niedergeworfenen, geächteten, beraubten Johann Friedrich, ein fast besitzloser Herzog von Weimar es sein mußte, der diese entscheidende Schlacht vorbereitete und dann hauptsächlich zu einem glücklichen Ende brachte?


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