Johann Heinrich Pestalozzi
Wie Gertrud ihre Kinder lehrt
Johann Heinrich Pestalozzi

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Schreibkunst

Die Natur selbst unterordnet diese Kunst dem Zeichnen und allen Mitteln, durch welche dieses letztere bei den Kindern entwickelt und zur Vollendung gebracht werden muß, also wesentlich und vorzüglich der Meßkunst.

Die Schreibkunst darf sogar weniger als das Zeichnen selbst ohne vorher entwickelte Übung in ausgemessenen Linien angefangen und betrieben werden, und zwar nicht bloß darum, weil sie eine eigentliche Art Linearzeichnung ist und keine willkürlichen Abweichungen von der bestimmten Richtung ihrer Formen duldet, sondern wesentlich auch darum, weil sie, wenn sie vor dem Zeichnen beim Kinde zur Fertigkeit gebracht wird, demselben die Hand zu diesem letzten notwendig verderben muß, indem sie dieselbe in einzelnen Formen verhärtet, ehe ihre allgemeine Biegsamkeit für alle Formen, die das Zeichnen wesentlich voraussetzt, genugsam und gesichert gebildet ist. Noch mehr muß das Zeichnen dem Schreibenlernen vorangehen, weil dadurch die richtige Formierung der Buchstaben dem Kinde ohne Maß erleichtert und ihm der große Zeitverlust erspart wird, sich jahrelang angewöhnte, krumme und unrichtige Formen wieder abzugewöhnen, und es hingegen dadurch den in seiner ganzen Bildung wesentlichen Vorteil genießt, auch bei den ersten Anfängen dieser Kunst sich der Kraft ihrer Vollendung bewußt zu werden und dadurch schon im ersten Zeitpunkte des Schreibenlernens in sich selbst den Willen zu erzeugen, nichts Unbestimmtes, Unrichtiges und Unvollendetes an die ersten, zu einem gewissen Grad von Richtigkeit, Bestimmtheit und Vollendung gebrachten Schritte dieser Kunst anzuhängen.

Das Schreiben muß wie das Zeichnen zuerst mit dem Griffel auf Schiefertafeln versucht werden, indem das Kind in einem Alter fähig ist, die Buchstaben mit dem Griffel zu einem Grad von Richtigkeit zu bringen, in welchem es noch unendlich schwer wäre, es zur Führung der Feder zu bilden.

Ferner ist der Gebrauch des Griffels vor der Feder beim Schreiben wie beim Zeichnen auch darum zu empfehlen, weil das Fehlerhafte auf der Schiefertafel in jedem Falle schnell ausgelöscht werden kann, dahingegen auf dem Papier gewöhnlich beim Stehenbleiben eines fehlerhaften Buchstabens sich immer ein noch fehlerhafterer Zug an den ersten ankettet und so fast allgemein vom Anfang einer Schreiblinie bis an ihr Ende und vom Anfang eines Schreibblattes bis an sein Ende eine Art von sehr auffallender Progression des fehlerhaften Abweichens von der im Anfang der Linie und des Blattes aufgestellten Vorschrift stattfindet.

Und endlich achte ich auch dieses für einen sehr wesentlichen Vorteil dieser Manier: das Kind löscht auf der Schiefertafel auch das vollkommen Gute immer wieder aus, und man glaubt nicht, wie wichtig es ist, daß dieses geschieht, wenn man nicht überhaupt weiß, wie wichtig es für das Menschengeschlecht ist, daß es anmaßungslos gebildet werde und nicht zu frühe dahin komme, dem Werk seiner Hände einen Eitelkeitswert beizulegen.

Ich teile also das Schreibenlernen in zwei Epochen ein:

  1. In diejenige, in welcher das Kind sich die Form der Buchstaben und ihre Zusammensetzung unabhängend von dem Gebrauch der Feder geläufig machen soll; und
  2. in diejenige, in der es seine Hand in dem Gebrauche des eigentlichen Schreibinstrumentes, der Feder, selbst übt.

Ich lege schon in der ersten Epoche dem Kinde die Buchstaben in genauen Ausmessungen vor Augen und habe ein Vorschriftenbuch stechen lassen, durch welches die Kinder in Verbindung mit dem Ganzen dieser Manier und ihrer Vorteile sich beinahe von selbst und ohne weitere Hilfe zur Fertigkeit des Schreibens ausbilden können. Die Vorzüge dieses Schreibbuchs sind:

  1. Es hält sich bei den Anfangs- und Fundamentalformen der Buchstaben lange genug auf.
  2. Es kettet die Teile der zusammengesetzten Formen der Buchstaben nur allmählich aneinander, so daß die Vollendung der schwierigsten Buchstaben nur als ein allmähliches Hinzusetzen neuer Teile an die schon eingeübten Anfänge des Buchstabens anzusehen sind.
  3. Es übt die Kinder in den Zusammensetzungen mehrerer Buchstaben von dem Augenblicke an, wo sie einen einzigen richtig nachzeichnen können, und steigt Schritt für Schritt in dem Zusammensetzen solcher Wörter, die bloß aus denjenigen Buchstaben bestehen, die es in jedem Zeitpunkte vollkommen nachzeichnet.
  4. Es hat endlich den Vorteil, daß es in einzelne Linien zerschnitten und dem Kinde so vorgelegt werden kann, daß die nachzuzeichnende Linie für Auge und Hand unmittelbar unter den Buchstaben der Vorschrift zu stehen kommt.

In der zweiten Epoche, in der das Kind zum Gebrauche des eigentlichen Schreibinstrumentes, der Feder, geführt werden muß, ist es in den Formen der Buchstaben und ihrer Zusammensetzung schon bis zu einer merklichen Vollkommenheit geübt, und der Lehrer hat dann nichts weiter zu tun, als die vollendete Zeichnungsfertigkeit in diesen Formen durch den Gebrauch der Feder zur eigentlichen Schreibkunst zu machen.

Indes muß das Kind auch hier diesen neuen Fortschritt an den Punkt, in dem es schon geübt ist, anketten. Seine erste Federvorschrift ist genau wieder seine Griffelvorschrift, und es muß den Gebrauch der Feder damit anfangen, die Buchstaben in ebenso großer Form zu schreiben, als es sie gezeichnet hat, und nur allmählich zum Nachschreiben der kleinern gewohnten Schreibformen geübt werden.

Die Psychologie aller Unterrichtsfächer fodert wesentliche Sönderung ihrer Mittel und eine haarscharfe Bestimmung, welche von denselben dem Kinde in jedem Alter beigebracht werden können und sollen. So wie in allen Fächern benutze ich diesen Grundsatz auch in der Schreibkunst und bin wesentlich durch eine ununterbrochene Befolgung desselben und durch das daraus für die vier- bis fünfjährigen Kinder entstandene Griffelvorschriftenbuch dahin gekommen, daß nach dieser Methode auch ein schlechter Schulmeister und eine sehr ungeübte Mutter ihre Kinder bis auf einen gewissen Grad zum Richtig- und Schönschreiben zu bilden, ohne es vorher selber gekonnt zu haben, imstande ist. Es ist aber hier wie überall der wesentliche Zweck meiner Methode, dem hierin weggeworfenen Volke den häuslichen Unterricht wieder möglich zu machen und jede Mutter, deren Herz für ihr Kind schlägt, durch dieselbe stufenweise dahin zu erheben, ihr bis ans Ende meiner Elementarübungen selbständig folgen und sie mit den Kindern ausüben zu können. Um dahin zu gelangen, braucht sie in jedem Fall nur eine kleine Stufe weiter zu sein als die Kinder selbst.

Mein Herz erhebt sich von den Hoffnungen, zu denen mich diese Ansichten hinführen; aber, teurer Freund, seitdem ich auch nur von ferne etwas von denselben äußere, rufen mir Menschen von allen Seiten zu: die Mütter des Landes werden nicht wollen. Und nicht nur Menschen aus dem Volke, sondern selbst Menschen, die das Volk lehren, Menschen, die das Volk das Christentum lehren, sagen mir höhnisch: Du kannst unsere Dörfer hinauf und hinunter laufen, du wirst keine Mutter finden, die das tut, was du von ihr forderst. Sie haben ganz recht. Es ist so; aber es sollte nicht so sein; es soll nicht so sein, und von hundert Menschen, die diese Einwendungen machen, weiß kaum einer, warum es so ist, noch viel weniger, wie es anders gemacht werden könnte. Ich kann indessen diesen Leuten mit der höchsten Beruhigung antworten: ich will mit den Mitteln, die in meiner Hand sind, Heidenmütter im tiefsten Norden dahin bringen, daß sie es tun, was ich fordere, und wenn es denn im Gegenteil auch wirklich wahr ist, daß Christenmütter im milden Europa – daß Christenmütter in meinem Vaterland nicht so weit zu bringen sein sollen, als ich Heidenmütter im wilden Norden jede Stunde bringen will – so möchte ich diesen Herren, die das Volk des Vaterlandes, das sie und ihre Väter gelehrt, unterrichtet und bisher geführt haben, heute auf diese Weise verunglimpfen, zurufen, sie sollen ihre Hände waschen und es aussprechen: Wir sind unschuldig an dieser unaussprechlichen Unmenschlichkeit des Volks im milden Europa; wir sind unschuldig an dieser unaussprechlichen Unmenschlichkeit des gutmütigsten, bildsamsten und duldsamsten unter allen europäischen Völkern, des Schweizervolkes; sie sollen es aussprechen: wir und unsere Väter haben getan, was wir zu tun schuldig waren, um das namenlose Unglück dieser Unmenschlichkeit von unseren Weltteil und von unserm Vaterlande zu entfernen und diesem unaussprechlichen Verfall der ersten Fundamente der Sittlichkeit und des Christentums in unserm Weltteile und in unserm Vaterlande vorzubiegen! Ich möchte den Männern, die zu sagen wagen: Lauf das Land hinauf und hinunter, die Mütter des Landes werden das nicht tun und nicht wollen – antworten: sie sollen diesen unnatürlichen Müttern unsers Vaterlandes wie einst Christus Jerusalem zurufen: Mütter! Mütter! wir haben euch unter die Flügel der Weisheit, Menschlichkeit und des Christentums versammeln wollen, wie eine Henne ihre Jungen versammelt, aber ihr habt nicht gewollt! Wenn sie dieses tun dürfen, dann will ich schweigen und an ihr Wort glauben und an ihre Erfahrung – und nicht an die Mütter des Landes und nicht an das Herz, das Gott in ihre Brust gelegt hat; wenn sie dies aber nicht tun dürfen, so will ich auch nicht an sie glauben, sondern an die Mütter des Landes und an das Herz, das Gott in ihre Brust gelegt hat, und dann vielmehr das elende Wort, mit dem sie das Volk des Landes wie das Erzeugnis einer schlechtern Schöpfung von sich wegwerfen, für verleumderisch gegen das Volk und der Natur und der Wahrheit widersprechend erklären und meine Straße gehen wie ein Wanderer, der in einem fernen Wald einen Wind hört, dessen Wehen er in seiner Stellung nicht einmal fühlt. Ich muß dieser Rede halber also meine Straße gehen. – Ich sah und erfuhr durch mein ganzes Leben alle Arten solcher Wortmenschen eingewiegt in Systeme und Ideale, ohne Volkskenntnis und ohne Volksachtung – und das Personal derjenigen, die heute das Volk in Rücksicht auf meinen Gegenstand und auf diese Weise verunglimpfen, ist mehr als kein anderes, das ich kenne, in diesem Falle. Solche Menschen glauben sich selber auf einer Höhe und das Volk weit unter ihnen in der Tiefe, aber sie irren sich in beidem, und wie armselige Affen durch die Anmaßungen ihrer elenden Natur selber gehindert und unfähig gemacht werden, über den reinen Wert wirklich tierischer Kräfte oder über denjenigen von wahren Menschenanlagen richtig zu urteilen, werden diese armseligen Wortmenschen durch die schönen Künste ihres unnatürlichen Ganges geradezu ebenso unfähig gemacht zu empfinden, daß sie selber auf Stelzen stehen und darum von ihren elenden, hölzernen Beinen herabsteigen müssen, um auch nur mit gleicher Kraft wie das Volk auf Gottes Boden zu stehen. Ich muß sie bedauern. Ich habe viele von diesen elenden Wortmenschen mit einer solchen Mischung von Klosterfrauen-Unschuld und Rabbinerweisheit sagen hören: was kann doch auch schöner sein für das Volk als der Heidelberger Katechismus und der Psalter! – daß ich wahrlich hierin der Menschheit Rechnung tragen und Achtung für die Fundamente auch dieser Verirrung in mein Herz zurückrufen muß. Ja, Freund! ich will auch diese Verirrung des menschlichen Geistes an den Irrenden entschuldigen, es war doch immer so und muß immer so sein. Die Menschen sind sich allezeit selbst gleich, und die Schriftgelehrten und ihre Jünger waren es auch immer. Ich will also gegen den Wortkram ihrer Menschensatzungen und gegen die klingenden Schellen ihres Zeremoniendienstes und die liebe- und weisheitsleere Gemütsstimmung, die er seiner Natur nach hervorbringen muß, meinen Mund nicht weiter auftun, sondern mit dem größten Menschen, der je gegen die Irrtümer der Schriftgelehrten die Sache der Wahrheit, des Volks und der Liebe siegreich behauptet hat, nur dieses sagen: Herr! verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Doch ich lenke wieder ein. Das Schreibenlernen kömmt drittens als eine Art des Redenlernens zum Vorschein. Es ist aber auch in seinem Wesen nichts anders als eine Eigenheit und spezielle Ausübung dieser letztern Kunst.

So wie es also in meiner Methode als Form in Verbindung mit dem Messen und Zeichnen zum Vorschein kommt und in dieser Verbindung alle Vorteile genießt, die durch die frühere Entwicklung dieser Kunstkräfte erzeugt werden, so kömmt es als spezielle Art des Redenlernens wieder in Verbindung mit allem übrigen zum Vorschein, was von der Wiege an zur Entwicklung dieser Kraft in der Methode getan worden, und genießt eben die Vorteile, die durch die vorhergegangene Entwicklung seiner Kunstkräfte im Reden durch das Buch der Mütter, durch das Buchstabier- und Lesebuch in ihm schon entwickelt und fest gegründet sind.

Ein Kind, das nach dieser Methode geführt ist, weiß das Buchstabier- und das erste Lesebuch soviel als auswendig. Es kennt die Fundamente der Orthographie und der Sprache in einem großen Umfang, und wenn es sich in Rücksicht auf die Form des Schreibens durch das Griffelbuch und die ersten Übungen im Schreiben in den einzelnen Zügen der Buchstaben und ihrer Zusammensetzungen zur Fertigkeit geübt hat, so braucht es zu seinem weitern Schreibenlernen keine eigentlichen Vorschriften mehr; es hat durch seine Sprach- und Orthographiefertigkeiten das Wesen dieser Vorschriften in seinem Kopf und setzt aus eigener Erfahrung an den Faden des Buchstabier- und Lesebuches Reihenfolgen von Wörtern, durch die es seine Sprachkenntnis immer mehr verstärkt und sein Gedächtnis und seine Einbildungskraft übt.

Die Vorteile dieser also gereiheten und an die Übungen im Redenlernen geketteten Übungen im Schreiben sind wesentlich diese:

  1. Daß sie die grammatikalischen Fertigkeiten, die dem Kinde beigebracht worden, in ihm immer mehr stärken und ihre Fundamente in seinem Geiste unauslöschlich machen. Es kann nicht anders sein, indem es nach Anweisung des Lesebuches, in welchem die Nennwörter, die Beschaffenheitswörter, die Zeitwörter, die Verbindungswörter usw. in getrennten Reihenfolgen nacheinander stehen – diese Wörter nach ihren Reihenfolgen zusammenzusetzen geübt ist, gelangt es dadurch zu einem unbedingten Takt, in welche Reihenfolge jedes ihm vorkommende Wort gehöre, und bildet sich so für jede dieser Reihenfolgen die Regeln selber, die auf sie anwendbar sind.
  2. Ebenso verstärkt es sich dadurch die Kraft, durch die Sprache nach Anweisung der Methode allgemein zu deutlichen Begriffen zu gelangen, indem es als Schreibübungen sein Diktionarium in Gefolg der Rubriken und Kennzeichen der Unterabteilungen in Reihenfolgen bringen und sich so von den einzelnen Gattungen aller Dinge selbst zusammengeordnete Übersichten verschaffen kann.
  3. Es verstärkt sich die Mittel, durch die Schreibübungen allmählich zu deutlichen Begriffen zu gelangen, nicht nur dadurch, daß es beim Schreiben wie beim Redenlernen in erläuternden Zusammensetzungen von bedeutenden Nenn-, Zeit- und Beschaffenheitswörtern geübt wird, sondern es erhöht durch diese Übungen auch noch seine Selbstkraft in der Auffindung und Hinzusetzung seiner eigenen Erfahrungsbegriffe zu den vielseitigen Reihenfolgen, deren Hauptinhalt es sich beim Redenlernen eigen gemacht hat.

So setzt es z. B. bei den Schreibübungen nicht bloß hinzu, was es schon im Lesebuch als hoch und spitzig benennen gelernt, sondern es übt sich und wird durch die Aufgabe selbst dazu angereizt, nachzudenken und beizufügen, was ihm in seinem eigenen Erfahrungskreis für Gegenstände von dieser Form bekannt sind.

Ich will ein Beispiel geben, welches den erfinderischen Geist der Kinder in der Bestimmung solcher erläuternden Zusammensetzungen ins Licht setzt.

Ich gab ihnen das Wort: dreieckig auf, und sie brachten in Verbindung mit einem Landschulmeister folgende Bestimmungen heraus:

Dreieckig: der Triangel, die Setz- oder Bleiwaage, das halbe Halstuch, das Schreinerwinkelmaß, eine Art Feilen, das Bajonett, das Prisma, die Buchennuß, das Schabeisen des Kupferstechers, die Wunde vom Stich des Blutegels, die Stockklinge, der Buchweizenkern, das Zirkelbein, der unterste Teil der Nase, das Blatt vom guten Heinrich, das Spinatblatt, das Samengehäuse der Tulpe, die Zifferzahl Vier und das Samengehäuse des Täschelkrautes.

Sie fanden noch mehrere an Tischen und Fenstern mit runden Scheiben, für das sie aber keinen Namen wußten.

Das gleiche ist auch beim Hinzusetzen der Beiwörter zu den Nennwörtern richtig. Sie setzen zum Exempel: Zum Aal, Aas, Abend, nicht bloß alle Beiwörter hinzu, welche sie im Lesebuch schon als Beiwörter des Aals, des Aases, des Abends usw. kennengelernt, sondern auch diejenigen, die sie ihr Erfahrungskreis als schickliche Beiwörter desselben vermuten läßt, und so kommen sie selbst durch diese Art von Sammlung der Kennzeichen aller Dinge auf dem einfachsten Wege dahin, sich die Natur, das Wesen und die Beschaffenheit aller Dinge vielseitig und übereinstimmend mit ihrem Erfahrungskreise bekannt und geläufig zu machen. Das nämliche ist auch bei den Zeitwörtern richtig, wenn sie z. E. das Wort beobachten durch Beifügung von Nennwörtern und Nebenwörtern erläutern sollen, so werden sie dasselbe hinwieder nicht bloß durch diejenigen Wörter erläutern oder mit denjenigen belegen, mit welchen sie es im Lesebuch belegt gefunden, sondern das nämliche tun wie oben.

Die Folgen dieser Übungen gehen weit. Sie bringen die Kinder dahin, daß die von ihnen auswendig gelernten Beschreibungen, z. B. die Glocke, gehen, stehen, liegen, Auge, Ohr usw. ihnen zu einem bestimmten und allgemeinen Leitfaden werden, sich über alles Mögliche, dessen Form und Inhalt ihnen also bekannt gemacht worden, sowohl mündlich als schriftlich bestimmt ausdrücken zu können. Es versteht sich aber von selbst, daß dieses letzte Resultat nicht durch die isolierte Einzelübung des Schreibens, sondern durch die Verbindung desselben mit der ganzen Reihenfolge der Mittel, durch welche die Methode ihre Zöglinge zur allmählichen Klarheit der Begriffe emporhebt, erzielt werden kann.

Ebenso ist es mit dem ganzen Gang dieser Führung zu verstehen, wenn ich sage, daß das Schreibenlernen nicht bloß als Kunst, sondern auch als Berufssache vollendet und das Kind auf diese Weise zu der Fertigkeit gebracht wird, von dieser künstlichen Art, sich wörtlich auszudrücken, ebenso leicht und so allgemein Gebrauch zu machen als vom Reden selber.


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