Publius Ovidius Naso
Metamorphosen
Publius Ovidius Naso

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Des Äneas Vergötterung

            Schon die unsterblichen Götter gesamt, und selber die Juno
Zwang die Äneische Tugend, dem altenden Groll zu entsagen;
Als, nach gegründeter Macht des wachsenden Knaben Julus,
Reif dem Himmel erschien der heroische Sohn der Cythere.

Jetzt umwandelte Venus die Oberen; und um des Vaters
Nacken geschmiegt, begann sie: O nie seit ewigen Zeiten,
Väterchen, warst du mir hart; nun sei der Mildeste, fleh' ich!
Gib doch meinem Äneas, der dich aus unserem Blute
Zum Großvater gemacht, gib, Bester, ihm wenige Gottheit;
Wenn du nur etwas gibst! O genug, die Bezirke der Unlust
Einmal zu schaun, und einmal die stygische Flut zu durchfahren!

Beifall gaben die Götter; und selbst die Königin hielt nicht
Unbewegt das Gesicht; sie nickte mit freundlichem Antlitz.

Jupiter drauf: Wert seid ihr des himmlischen Ehrengeschenkes,
Du, die verlangt, und für den du verlangst. Nimm, Tochter, den Wunsch hin.

Jener sprach's; sie freut sich, und dankt dem liebenden Vater.
Und mit dem Taubengespann sanftwehende Lüfte durchfahrend,
Naht sie dem Strand der Laurenter, wo eingehüllt in den Rohrkranz
Zum angrenzenden Meere der Strom Rumicius schlängelt:
Spüle hinweg dem Äneas, was dienstbar ist der Verwesung,
Sagt sie, und trag' es hinab in stillem Laufe zur Meerflut.

Und der gehörnete Strom vollbringt die Gebote der Venus.
Was auch klebt an Äneas von Sterblichkeit, wäscht er und läutert
Oft mit gesprengeter Flut; bis der edlere Teil ihm zurückbleibt.
Ihn, den Gereinigten, salbt mit göttlichem Dufte die Mutter,
Und mit Ambrosia rührt sie, gemischt zu lieblichem Nektar,
Sanft sein Gesicht, und schafft ihn zum Gott: den die Schar des Quirinus
Indiges nennt, und mit Tempel und Weihaltären verherrlicht.


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