Publius Ovidius Naso
Metamorphosen
Publius Ovidius Naso

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Marsyas

            Kläglich war, sehr kläglich, des Satyrs Marsyas Schicksal,
Der, von Apollo besiegt im Getön des tritonischen Rohres,
Jetzo die Strafe bestand. Was entziehst du mir selber mich? rief er.
Ah, mich gereut's! ah! schrie er, soviel nicht gilt mir das Schallrohr!
Doch wie er schrie, zog jener die Haut ihm über die Glieder;
Und nichts war, als Wunde, zu schaun. Blut rieselte ringsum;
Aufgedeckt lag Muskel und Sehn'; auch die zitternden Adern
Schlugen, der Hülle beraubt, aufzuckende Eingeweide
Konnte man zählen sogar, und der Brust durchscheinende Fibern.

Ihn wehklageten Faune, die ländlichen Mächte der Waldung,
Ihn die Satyrgebrüder, und du, ruhmvoller Olympus,
Ihn auch der Nymphen Geschlecht, und wer in der bergigen Gegend
Herden der wolligen Schaf, und gehörnete Rinder umhertrieb.
Aber das fruchtbare Land empfing die fallenden Tränen,
Durchgenetzt, und trank sie hinab in die innersten Adern:
Wo sie, zu Wasser geseigt, aufquellen an freiere Lüfte.
Jäh zu dem stürmischen Meer, im Hang abschüssiger Ufer,
Rollt der Marsyasstrom durch Phrygia lautere Wellen.


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