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Fünftes Kapitel.
In der Bake

Kapitän Svanholt befand sich auf dem »Achterdeck«, d. h. in seinem kleinen Garten. Der Frühling begann sich ringsum zu regen, auf den Dünen draußen unter den blaßgrünen Büscheln der Riedgräser und dem Strandhafer sowie an dem Gesträuch des Gärtchens, das die kleine Laube umgab. Hier und da an dem Zaune hob auch eine schlichte Blüte das Köpfchen und lugte freundlich und neugierig nach dem blauen Himmel empor. Die See war mäßig bewegt und schimmerte in mattem Grün, und durch das Herz des einsamen Seemanns zog eine fast schmerzliche Sehnsucht, wie er so in seinem Rollstuhle dasaß und durch sein Fernglas immer wieder hinaussah auf das geliebte Wasser und die vereinzelten Fahrzeuge verfolgte, dann und wann dehnte sich auch ein verdämmernder Rauchstreifen aus der Esse eines Dampfers langsam durch den blauen Grund.

Frau Wencke mit ihrem weißen, dichten Haar war an einem Beete beschäftigt, nahe genug, um mit dem Gatten Zwiesprache halten zu können.

»Was das mit dem Jungen werden wird!« sagte der Kapitän.

»Wenn er sich nur kein Leid angethan hat!« erwiderte die Frau.

»Ach, dummes Zeug, dazu ist er zu vernünftig; in die Welt ist er gegangen und aufs Wasser, aber daß der Teufelsjunge sich nicht rührt und seine Brüder und uns in dieser Ungewißheit läßt, ist unrecht, und dafür verdient er die neunschwänzige Katze!«

Frau Wencke hatte sich aus ihrer gebückten Stellung erhoben und sah über den Zaun; jetzt rief sie:

»Da kommt Wilm, und schneller, als es seine Art ist, er bringt gewiß Nachricht ... er hat einen Brief, jetzt hält er ihn in die Höhe!«

»Schockschwerewetter! – Ruf' ihm zu, er soll alle Segel beisetzen und schleunigst am Fallreep beilegen! – Daß ich elendes Gewächs von einem Seemann hier auf Achterdeck liegen muß wie 'n alter Hund!«

Das Weib war dem jungen Fischer entgegengelaufen, und wie sie jetzt mit ihm durch die Gartenthür trat, rief sie:

»Alles in Ordnung, Klaus hat geschrieben, und der Vetter Karl dazu!«

»Gib den Brief her, Wilm!« schrie der Kapitän, und gleich darauf las er mit lauter Stimme, als ob man ihn im ganzen Dorfe hören sollte, das Schreiben, in welchem der davongelaufene Knabe treuherzig seine Erlebnisse erzählte, mit unverkennbarem Glück berichtete, wie er als Schiffsjunge auf dem Kauffahrer »Orion« eingestanden sei, der nach Westindien gehe, und endlich seine Brüder um Verzeihung bat, daß er so eigenmächtig gehandelt habe. Am Schlusse hatte Karl Kögge mit schweren Zügen beigefügt:

»Laßt es gut sein, wie es ist. Das Schiff ist brav, der Junge auch, und ich werde ihn schon unter meine Flügel nehmen. Grüßt im Leuchtturm und bei Svanholts. Euer Karl Kögge, Steuermann.«

Der Kapitän gab den Brief zurück.

»Na, was hab ich gesagt, Wencke? – Paß auf, Wilm, in dem Jungen steckt 'n großer Seemann, und das wär 'n Jammer gewesen, wenn das Blut in die Werkstatt gekommen wär'! Und nach Westindien! Sieh, das gefällt mir! Da kriegt er all was zu sehen und kann was erzählen, wenn er wiederkommt!«

»Er ist nur gar so jung noch!« bemerkte Wilm.

»Das wird mit jedem Tag anders, mein Sohn, und verlaß dich man auf Karl Kögge! Das ist so gut, als wenn du selber mit wärst. Er wird ihn unter die Flügel nehmen, schreibt er – wenn das so 'n Steuermann schreibt, hat das 'ne Art, und der Jung' wird 'ne Respektsperson, die nicht jeder Leichtmatrose man so 'rumschuppt!«

»Na, mir ist's ja auch recht, ich hab's ja immer gewollt, daß der Jung' zur See geht – und wo ich nun weiß, daß er in guten Händen ist, hab ich auch sogar meine Freude dran, daß es so gekommen ist, denn nun muß sich auch Knut in das schicken, was nicht zu ändern geht!«

»Ja, Knut! Was sagt Knut zu der Geschichte?« –

»Er ist zuerst wie wütend gewesen, und ich hab' gemeint, er schlägt das ganze Haus in Trümmer, denn er denkt nur daran, daß der Jung' Unglück haben und in des Herrgotts Keller kommen könnt'!«

»Na, das gibt sich alles, Wilm! He – willst nicht ein Glas steifen Grog?«

Der brave Kapitän hatte selbst eine kleine Sehnsucht nach seinem Lieblingsgetränk, und da er wußte, daß Frau Wencke in ihrer Besorgnis ihn in dieser Hinsicht kurz hielt, suchte er die Pflicht der Gastfreundschaft vorzuschieben, um bei dieser Gelegenheit auch für sich Nutzen zu ziehen. Aber Wilm lehnte zu seinem Bedauern ab; er habe keine Zeit und wolle mit dem Briefe auch noch zu dem Pastor und nach dem Leuchtturm.

»Na, adjüs, Wilm, wenn du nicht bleiben magst, und leg' dich bald wieder mal hier vor Anker!«

Der Kapitän reichte dem andern die Hand, und mit einem leisen Seufzer, der dem vergebens erhofften heißen Schluck galt, richtete er sein Fernrohr wieder hinaus auf die See.

Etwa eine halbe Stunde später kam Knut des Wegs. Svanholt sah ihn, wie er langsam an dem Zaune herschlenderte, den Südwester in den Nacken gerückt und das Gesicht nach dem Himmel hinauf gewendet.

»He, Knut Ordinger, du befaßt dich wohl mit der Sternkunst und bist zu vürnehm geworden, um einen lahmen Kapitän zu grüßen!«

Der Angeredete sah unwirsch herüber und sagte:

»Guten Tag auch, Kapitän!«

»Na, nichts Neues, Knut?«

»Das Neueste wißt Ihr ja schon von Wilm, der es Euch sicher brühwarm hinterbracht hat!« stieß der junge Fischer erregt hervor. »Der Jung' fährt nach Westindien, und daran seid Ihr mit schuld, denn Ihr habt ihm den Kopf voll gemacht mit Eurem dummen Schnack und Euren Seemannsgeschichten, die nicht einmal wahr sind – –«

»Schockschwerewetter!« unterbrach ihn Svanholt – »was willst du, Nestküken, von Seemannsgeschichten wissen, und ob sie wahr sind? Sind alle wahr, sag ich dir, ein Seemann lügt nicht – Schockschwerewetter!«

»Um so schlimmer, wenn's wahr ist«, schrie der andre – »aber das sag' ich Euch, wenn dem Jungen etwas zustößt, oder wenn er mir nicht heil und ganz wiederkommt, mach' ich Euch mit verantwortlich, und dann sollt Ihr den Knut Ordinger erst noch kennen lernen. Adjüs!«

Er spuckte einmal ingrimmig gegen den Zaun, dann rückte er den Südwester noch weiter in den Nacken und ging; der Kapitän aber sah ihm halb verdutzt, halb ärgerlich nach und sagte:

»Das ist ja 'n wahrer Teufelskerl, und wie dem die Augen blinken – das ist ja geradezu unheimlich. Mutting, bring mir doch 'nen richtigen Grog, daß mir die Alteration nicht in die Glieder schlägt – aber man kein bloßes Zuckerwasser, das hilft nicht vor der Alteration!«

Frau Wencke lächelte vor sich hin und ging in das Haus, der Kapitän aber griff wieder zu seinem Fernrohr. – –

Es war Sommer geworden; die kleine Insel hatte ihr bestes Gewand angelegt, auf den Dünen wiegten sich die Gräser, und in den kleinen Gärten blühten Nelken und Ringelblumen – sonst war's beinahe wie immer. Ereignisse von Bedeutung gab es nicht auf diesem kleinen, weltabgelegenen Fleckchen Erde, und ein Tag verging wie der andre in gleichmäßiger Arbeit. Die wenigen Badegäste – es mochten deren kaum ein Dutzend sein – waren schlichte Handwerksleute, die wirklich den kräftigenden Einfluß der Seeluft und des salzigen Wassers brauchten und gar keine Ansprüche an Komfort oder Luxus erhoben; sie änderten an dem gewohnten Aussehen der Insel nichts; sie lagen still zwischen den Dünen im Sande oder saßen unten am Gestade und sahen stundenlang hinaus auf die See.

So war es wirklich etwas wie ein Ereignis, als sich eines Tages die Kunde verbreitete: »Klaus Ordinger hat einen Brief an seine Brüder geschrieben«, und wer nun immer Zeit fand, kam zu diesen, um seine Teilnahme auszudrücken und seine Neugier zu befriedigen. Wilm gab das Schreiben nicht aus der Hand, aber er las es so oft den Freunden und Nachbarn vor, daß er es bald auswendig wußte.

Der Kapitän hatte von der Sache gehört, und saß in fürchterlicher Ungeduld in seiner »Kajütte«, denn es war ein Regentag, und wetterte in allen kräftigen Seemannsausdrücken auf Wilm, weil er nicht kam und Meldung machte. Erst gegen Abend traf der Ersehnte ein, den Brief in der Hand.

»Schockschwerewetter!« brauste Svanholt auf – »was ist mir das für ein Benehmen, Herr Vormann Wilm Ordinger? – Du weißt, daß ich altes Wrack hier festliegen muß und dich nicht ansegeln kann, wie die Schaluppen mit ihren gesunden Planken, und doch kommst du zuletzt zu mir? – Das ist nicht schön, Wilm, das muß ich dir sagen, und das hab ich um dich und Klausen nicht verdient!«

Wilm bat um Entschuldigung, aber der Kapitän hatte schon das Schreiben entfallet und las:

»Bahia, an Bord des ›Orion‹.

Der Daus – wo der Jung' hingekommen ist. Bahia – das ist ja in Brasilien – na, der Brief fängt vürnehm an, das muß man sagen – also man weiter:

 

›Liebe Brüder!

Ihr werdet neugierig sein, etwas von meiner ersten Seereise zu hören, wobei ich hoffe, daß Ihr gesund und munter seid und auch nicht mehr böse, weil ich durchgegangen bin.‹ – Das ist 'n dummer Schnack! – ›Also wir fuhren bei gutem Wetter aus Bremerhaven an Ostfriesland vorbei, und ich habe unsern Leuchtturm gesehen und an Euch gedacht, und an Kögges, und an Kapitän Svanholt, der bei dem schönen Wetter wohl auf Achterdeck war.‹ – Der Teufelsjung' – na, das freut mich wirklich, er hat an mich gedacht! – ›Dann kamen wir in den Kanal zwischen Frankreich und England, was ein gefährliches Wasser ist, besonders bei Nacht. Wir sahen die Kreidefelsen von Dover, mit den hohen Türmen darauf, passierten Folkestone, und der Steuermann sagte, daß dort unten auf dem Meeresgrund ein großes deutsches Kriegsschiff liege, »Der Große Kurfürst«, der angerannt worden ist. Dann hatten wir Regen und Nebel und kamen nur langsam vom Flecke, ehe wir Plymouth erreichten. Dort steht vor dem Hafen der große Leuchtturm Eddystone. Der Sturm ist hier, wie der Steuermann sagt, manchmal so schwer, daß der Turm zittert, und es sind hier schon zwei Türme zu Grunde gegangen. Hier ist alles wie eine große Festung, und fast wo man hinsieht, schaut man in die Mündungen von Kanonen, daß es einem beinahe unheimlich wird. Hinter Plymouth kamen wir an Kap Landsend vorüber, und der Steuermann sagte, das wäre das letzte Stückchen von Europa, das wir zu sehen bekämen. Dann fuhren wir an den Scilly-Inseln vorbei, und nun ging's durch ein dunkelblaues Wasser fort, bis wir nach Madeira gelangten. Hier wären wir gern einige Tage geblieben, denn die Insel und ihre Hauptstadt Funchal lag so gar verlockend vor uns; es kamen auch Einwohner auf Booten an unser Schiff und brachten Obst zum Verkauf, Weintrauben, wie ich mein Tag nicht gedacht hätte, daß sie so groß würden, und Bananen und Ananas und andres, was ich gar niemals noch gesehen hatte. Es war schade, daß wir nicht die ganze Herrlichkeit schauen konnten.‹«

Der Kapitän machte eine kleine Pause, um Atem zu schöpfen, dann sprach er:

»Nee, was der Schlingel für Glück hat – so was ist nicht mal an unsereinen gekommen! Na laß hören, wo es nun weiter geht! Also: ›Wir hatten nun guten Wind – der Steuermann sagt, das wäre der Nordpassat‹ – das kenn' ich, das stimmt, der geht voll in die Segel« – – und wir sahen fliegende Fische und sogar einen Haifisch. Nach achttägiger Fahrt ankerten wir in Porto Grande auf den Kap Verdischen Inseln, um hier Kohlen einzunehmen. Ich wollte Euch schon von dort schreiben, aber der Steuermann sagte, ich möchte es noch lassen, bis ich über die Linie wäre, dann hätt' ich doch was zu erzählen. – »Da hat Karl Kögge recht! Ja, die Linie, das ist der Gleicher, wo die südliche Halbkugel angeht, und wo's höllisch heiß wird.« – – Porto Grande ist keine schöne Stadt, und Emden gefällt mir besser, aber hier wachsen die Feigenbäume im Freien und die Kokospalmen, und die Neger haben mir viel Spaß gemacht. Besonders die Jungen, die um ein Zweipfennigstück auf den Meeresgrund tauchen, und von denen mancher einige Worte deutsch kann. Zu mir sagte einer: »Sie sind aber niedlich!« – – »Na, sieh mir den Bengel an, das gefällt mir jetzt, daß die Deutsch lernen!« – – Nun ging's weiter durch den Ozean, bis es hieß, morgen würden wir die Linie passieren, was alle, die das noch nicht kannten, in Aufregung brachte. In diesen Tagen habe ich um die Mittagszeit fast gar keinen Schatten mehr gehabt; wenn ich in der Sonne stand, sah er so klein aus, wie ein Krebs. Als wir nun die Linie wirklich passierten, wurden alle Neulinge getauft, was für die andern sehr ergötzlich war. Da kam Neptun, was ein alter Meergott ist, mit großem Gefolge an Deck, und der Kapitän mußte das Kommando an ihn abgeben. Und der Gott, was in Wirklichkeit der Vollmatrose Asmus Hansen gewesen ist, hielt jetzt eine Rede, in welcher er wünschte, daß der Schmutz der nördlichen Halbkugel nicht in die südliche geschleppt werde, weshalb eine Taufe für manche sehr notwendig wäre. Dann trat aus dem Gefolge Neptuns der Leibbarbier hervor, der an dem Gürtel ein ungeheures Messer, eine gewaltige Schere, einen Seifentopf und andres Gerät trug, und nun ging's los. Angenehm war die Sache nicht, das kann ich sagen. Der Barbier beschmierte uns die Gesichter mit Seifenschaum, so dick, daß wir gar nicht aus den Augen sehn konnten, und dann wurde das Zeug mit einem stumpfen Messer wieder abgekratzt, wobei auch ein paar Fetzen Haut mit gegangen sind. Dann wurden uns die Haare mit Stengenschmiere gesalbt, und plötzlich ging's – pardauz – und ich flog kopfüber in den gefüllten Scheuerprahm, in welchen mich ein paar Kerle aus Neptuns Gefolge, die scheußlich genug aussahen, drei- oder viermal untertauchten, daß mir fast der Atem verging. Wie ich wieder herauskam, mußte ich durch den großen, langen Windsack, und als ich aus demselben auftauchte, bekam ich einen sausenden Strahl der Spritze über den Kopf, daß ich triefte, als ob mein ganzer Leib eitel Wasser wäre. Damit war die Taufe vorbei. Schön war's nicht, aber lustig war's doch, nämlich besonders für die andern. Dafür gab's aber an dem Tage einen Feiertag, und geschadet hat mir die Geschichte nichts.‹

Das ist 'n Teufelskerl, und wie er das erzählt – he, Wilm, wie 'n Schulmeister? – Na, nu kommt der Schluß! Also: ›Wir hatten von da gute Fahrt und sind nun glücklich in Bahia angekommen, was eine schön gelegene und große Stadt ist, deren Häuser fast alle blau und gelb angestrichen sind, und die siebzig Kirchen haben soll. Wir bleiben acht Tage hier, und so sende ich Euch diesen Brief und meine herzlichen Grüße, auch an den Kapitän und an Kögges und verbleibe

Euer geliebter Bruder
Klaus.«

 

Svanholt legte das Schreiben beiseite.

»Na seh' mal einer den Bengel an, was das für 'n Weltumsegler wird; das hab' ich all immer gesagt: Klaus wird mal 'n großer Seemann werden. Mutting, hol' mal 'ne Buddel Wein, aber vom guten, wir müssen doch auf Klausens Wohlsein eins trinken. – Na, sag' mal, Wilm, was meint wohl Knut zu dem Briefe?« –

»Je, er spricht nicht viel; 's ist ihm ja recht, daß der Jung' wohlauf ist, aber ihm gefällt das all nicht recht mit der Taufe – das wär' roh, und das brauchte Klaus sich nicht gefallen zu lassen, wenn er bei Meister Liesegang in Emden geblieben wär'!«

»Knut ist 'n alter Däskopf. – Na, stoß an, Wilm, und Mutting, du trinkst mal 'n Gläschen heute mit. Klaus soll leben und Karl Kögge, der ihn unter die Flügel nimmt!«

Die Gläser klangen hell und fröhlich zusammen. – –

Und wiederum vergingen Wochen und Monate, ohne daß etwas Besonderes sich begeben hätte. Knut schien durch den Brief Klausens wenigstens einigermaßen beruhigt, und wenn er sich auch nicht darüber äußerte, so merkte dies Wilm doch an seinem ganzen Wesen, das weniger zänkisch und erregt geworden war.

Es nahte der Herbst. Nebel zogen häufig um die Küste, und der Kapitän fand es oft »höllisch langweilig«, wenn er mehr als je einsam in seiner »Kajütte« sitzen mußte, und die See grau umschleiert dalag. Frau Wencke hatte manchmal einen schlimmen Stand und mußte wohl auch ab und zu ein Gläschen Grog mehr bewilligen.

An einem trüben Morgen zu Anfang Oktober fauchte schon früh eine frische Brise an den Fenstern vorüber, und der Kapitän, welcher hinaussah nach Meer und Himmel, schüttelte den Kopf über die blauen, dunklen Wolken mit ihren unheimlich geballten Rändern, die der Wind in Fetzen riß und von Nordwest herantrieb. Er pfiff »seine Mannschaft« an Deck, und Frau Wencke kam und erhielt den Befehl, die Segel zu reffen, was so viel bedeutete, als »auf dem Achterdeck« die daselbst an einem Maste flatternde Flagge einzuziehen.

»Das gibt 'n niedlichen Sturm heute!« brummte er halb vor sich hin, und dabei sah er unverwandt hinaus gegen die See, auf welcher die Wellen leichte helle Schaumkämme zeigten.

Auch im Stationshause hielt man Wache. Um das flackernde Herdfeuer saßen einige von der Rettungsmannschaft, vor dem Hause aber neben dem Flaggenmast mit der Sturmglocke stand Knut. Zu solcher Zeit war er, ganz im scheinbaren Widerspruche mit seinem sonstigen Wesen, voll erfüllt von der Bedeutung seiner seemännischen Pflicht, und wenn irgend einer selbstlos und aufopfernd in den Stunden der Not sein Leben für andre in die Schanze schlug, so war er es. Die drinnen am Feuer schwatzten von gefahrvollen Rettungen, die auf andern Stationen vorgekommen waren, er setzte sich einsam auf die Bank vor dem Hause, wo der Wind scharf ihm ins Gesicht wehte, und dachte wohl: »Wenn jetzt der ›Orion‹ da drüben käme und strandete, und ich könnte unsern Jungen herüberholen, das wär mir eine Lust.«

Der Wind nahm tagsüber an Heftigkeit zu, und in den Nachmittagsstunden hatte er sich zum wilden Sturm gesteigert, unter dessen Gewalt die See donnerte und brüllte. Die Fluten waren weiß vom zornigen Gischt, und in der Rettungsstation war man sich klar darüber, daß ein solches Unwetter nicht gewesen, seit Svanholts Schiff gestrandet war.

Seit Mittag war auch Wilm auf seinem Posten. Die Pferde standen bereit, um, wenn es not thäte, sogleich an den Bootskarren gespannt zu werden, und die Gemüter der Männer ergriff eine Erregung, welche dem Charakter der Friesen entsprechend sich nur in tiefem allgemeinen Schweigen kundgab. Sie standen nun zumeist am Fenster und bliesen große Wolken aus ihren kurzen Schifferpfeifen, und ab und zu ging einer hinaus, um besser über die See spähen zu können. Wilm hatte ein gutes Seemannsglas und hielt scharf Ausblick.

Plötzlich begann er unruhig zu werden, neigte den Kopf weiter vor, und nach einigen Augenblicken sagte er zu den andern:

»Ich sehe ein Schiff, aber weit draußen! Antreiben muß es bei dem Sturme, und wenn mich nicht alles täuscht, ist's schon ein halbes Wrack. Keno Pinhagen, du hast das schärfste Auge – sieh einmal durch das Glas!« Wilm deutete die Richtung an, der andre spähte hinaus.

»Das treibt arg vor dem Winde und kommt näher – aber es ist zu weit für uns und gibt auch keine Notzeichen!« sagte der Mann am Glase.

Es war indes dämmerig geworden, und angestrengter spähten und lauschten die Männer auf irgend ein Signal. Aber sie hörten nur das dumpfe Brausen und Donnern der Wogen und sahen nur den zitternden Schein, der vom Leuchtturm über das Wasser lief. Nun deuchte es dem einen, als höre er aus dem Toben der Elemente den kurzen dumpfen Knall eines Schusses. Die Männer waren längst ins Freie geeilt und schauten in der Richtung aus, wo sich das Schiff befinden mußte.

»Es treibt in die Brandung – da ist kein Zweifel!« rief Wilm – »macht euch fertig, Genossen!«

Nur eine Stimme erhob Bedenken:

»Es liegt zu weit ab – wir kommen nicht hin!«

Jetzt stieg fern auf der See gegen Südwesten zu ein matter Lichtstrahl gegen Himmel.

»Das ist eine Rakete!« riefen mehrere – »sie verlangen Hilfe!«

Einige von der Mannschaft waren verheiratet und Familienväter. Ihre Weiber waren herbeigekommen und flehten:

»Fahrt nicht hinaus heute – sie werden von einer andern Station geborgen werden, die leichter ankann und näher liegt – ihr kommt nicht wieder!«

»Laßt die Weiber schweigen!« rief Wilm – »Weißfeuer auf!«

Gleich darauf blitzte es grell auf, und mit lautem Zischen stieg es blendend weiß empor in den dunklen Himmel. Von weiter Ferne her antwortete ein neuer matter Raketenschimmer.

»Vorwärts mit Gott!«

Der Bootswagen setzte sich in Bewegung, dahinter der Kastenkarren, und schweigend und ernst folgten die todesmutigen Männer. In wenigen Augenblicken war unten am Strande alles bereit. Der Raketenapparat stand fertig und war gerichtet – nun blitzte es auf, Licht und Qualm brachen hervor, und mit einem zornigen Zischen, welches das Toben der Fluten durchschnitt, sprang die feurige Bogenlinie hin über die Wogen, der an der Leine befestigte Anker schlug ein und, wie man beim Anziehen merkte, saß fest. Das Boot sauste von der Helling des Wagens in die abspritzenden, sich bäumenden Wellen, vier Mann griffen nach der Leine und zogen das Fahrzeug daran weiter, die andern hatten die Ruder erfaßt, und der Kampf begann.

Die See ging hoch, und man hatte Gegenwind; die Brandung schoß mit fürchterlichem Schnauben heran und mehr als einmal war das Boot in Gefahr, vor derselben hergetrieben und dann entweder auf das Ende gestellt oder quer geworfen zu werden, wodurch ein augenblickliches Umschlagen unvermeidlich geworden wäre. Es galt, die Brandung möglichst unschädlich zu machen, indem man die See sich jedesmal vor dem Boote brechen ließ, wozu aber die äußerste Kaltblütigkeit, sicherer Blick, Vorsicht und Kraft gehörten.

So arbeitete sich das kleine Fahrzeug mit den mutigen Männern durch den wilden Wogendrang, als es plötzlich einen furchtbaren Ruck erhielt und heftig zurückgeschleudert wurde, so daß einige von der Mannschaft, zumal jene, welche an der Ankerleine gezogen hatten, auf den Boden des Bootes hinschlugen. Es hatte sich entweder der Anker gelöst oder die Leine war gerissen, der Augenblick aber war von höchster Gefahr und es bedurfte der vollen Besonnenheit Wilms, um ein Kentern zu vermeiden. Das glückte allerdings, aber der Hilfe des Ankertaues beraubt, mußten die Männer ihre Anstrengungen verdoppeln, um gegen Sturm und Flut anzukommen.

Jedoch ablassen vom Kampfe konnte man nicht, und mit einem wahren Ingrimm der Begeisterung schlugen die Ruder in den Gischt, aber langsam, sehr langsam nur ging es vorwärts. Noch zweimal sah man von dem gefährdeten Schiffe Raketen steigen und wußte nun mindestens, daß man die rechte Richtung hatte, und endlich tauchte das Wrack selbst unheimlich dunkel aus den tosenden Wellen auf. Seitdem das Boot vom Strande abgelaufen, waren beinahe drei Stunden vergangen, drei Stunden der übermenschlichen Anstrengung für die Retter, drei Stunden der entsetzlichsten Angst für die Schiffbrüchigen.

Wilm und seinen Leuten war es klar, daß der Schiffrumpf dort auf dem Grunde saß und daß bei dem Aussehen und der Lage desselben sein völliger Untergang nicht lange mehr ausbleiben konnte. Die Masten waren sämtlich gebrochen, der Kiel lag auf der Seite, unheimlich ragten Reste der Takelage über den tiefgeneigten Bord, über den die Wellen spülten, und als das Boot noch näher kam, glaubten die scharfen Augen der Bemannung auch die Unseligen zu erblicken, welche sich in entsetzlicher Todesnot an alles klammerten, was ihnen nur einen Halt zu bieten vermochte.

Es bedurfte keines Ermutigens seitens des Vormanns, um die braven Leute zum Äußersten anzuspornen; freilich das gefährlichste Stück der Arbeit blieb noch zu thun, nämlich an das Wrack selbst heranzukommen und die Schiffbrüchigen herabzuholen. An ein unmittelbares Anlegen des Bootes war bei der hochgehenden See nicht zu denken, wenn das kleine Fahrzeug nicht unabwendbar zerschmettert werden sollte. Die einzige günstige Möglichkeit war, leewärts an das Heck des Schiffs heranzukommen, das höher aus den Wellen ragte, während sie über den Bug hinwegrasten; an dem Heck hatten sich auch die bedrohten Menschen zusammengedrängt.

Wilm gab seine Weisungen, und trotz der sicheren Gefahr folgten die neun Männer ruhig jedem Kommando. Immer näher kamen sie an das Wrack, mit furchtbarer Deutlichkeit erkannten sie die Lage der Schiffbrüchigen, sahen einige derselben mit letzter Kraft der Verzweiflung und Hoffnung mit Tüchern wehen, ja sie vermeinten, durch das Heulen der See selbst Rufe zu vernehmen – da geschah plötzlich das Furchtbarste: Das Wrack hob sich unter dem Anprall einer fürchterlichen Woge, dann schlug es wieder gegen die Klippe, und ein Krachen erscholl, unheimlich und dumpf wie der Knall eines schweren Geschützes, dann folgte ein Aufschrei aus vielen Kehlen, der herzzerreißend durch Sturm und Brandung gellte. – Das arme Schiff war geborsten und sank im nächsten Augenblicke in die brodelnde Tiefe. Ein dumpfes, zorniges Gurgeln der Gewässer, ein höhnisches Aufbrüllen des Orkans und eine hochgehende zischende Brandung – dann war alles vorüber.

Auch die Männer im Boote hatten trotz ihrer Herzhaftigkeit aufgeschrieen. Der Anblick war zu entsetzlich, wie vor den Augen der Retter, angesichts der nahen Hilfe der rasende Ozean seine Opfer zu sich hinunterriß. Aber er war nicht einmal dadurch versöhnt. Die See bäumte sich hoch auf über dem Grabe der Schiffer und mit verdoppelter Wut rollte sie gegen das Boot. Der unerwartete fürchterliche Anprall, vereint mit dem lähmenden Entsetzen, das einen Augenblick selbst die Furchtlosesten übermannt hatte, machte, daß das kleine Fahrzeug plötzlich auf das Ende gestellt war und im nächsten Augenblicke umschlug und die ganze Bemannung ausschüttete. Nun thaten die Korkgürtel ihre Schuldigkeit, und die Männer wußten auch, was nun geschehen mußte. Mit vereinten Kräften waren sie bemüht, das Boot wiederaufzurichten und auszuschöpfen.

Aber nur neun Männer fanden sich zusammen – der zehnte fehlte, und dieser war Wilm. Als Knut dessen inne ward, geriet er in die heftigste Erregung, und es zeigte sich, wie er trotz seiner scheinbar feindseligen Natur an dem Bruder hing. Am liebsten hätte er sich ohne Besinnen in die Wellen geworfen, um nach Wilm zu suchen, aber besonnen und fest redeten die andern auf ihn ein, und Keno Pinhagen, der das Kommando über das Boot übernahm, rief:

»Er hat den Schwimmgürtel und hält sich über Wasser – wir müssen andre zuerst zu retten suchen!«

Man sah treibende Schiffstrümmer auf dem weißen Wellenschaum, und da und dort klammerte sich an dieselben ein verzweifelnder Mensch. Da galt es, das Boot heranzuarbeiten, und es glückte, fünf Leute mit schweren Mühen zu retten. Und wieder hielt man Umschau nach dem verlorenen Vormann, aber alles Spähen und Suchen war vergebens, und ernst und still suchte das Fahrzeug den Heimweg. Die Gefahren beim Einlaufen waren nicht minder groß als jene beim Auslaufen. Sobald man in den Bereich der Brandung kam, mußte man den Bug des Bootes der See zuwenden, damit die überholenden Wellen es nicht auf die Seite legten oder überrollten. Dabei mußte man jedesmal einige Schläge voranrudern, und wenn die Brandung passiert war, wieder streichen. Es brauchte vollste Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit der Ruderer sowohl wie des Steuermanns; aber die wetterfesten, eisernen Männer kannten das Element, mit dem sie rangen, und Keno Pinhagen steuerte mit einem langen Remen so sicher und ruhig, als ob es eine Vergnügungsfahrt gelte.

Endlich war der Strand unter dem lauten Zuruf der daselbst Versammelten erreicht, aber der Zuruf verstummte, als das Wort scheu und bange von Mund zu Munde lief:

»Wilm Ordinger kommt nicht wieder zurück!«

Das ging jedem durch die Seele, und als die Nachricht zu Svanholt kam, der keine Ruhe in dieser Nacht fand, bevor er nicht den Ausgang der Rettungsfahrt gehört hatte, rannen dem eisernen Seemann einige Thränen über das braune Gesicht: Er hatte Wilm lieb wie seinen eignen Bruder.

Auch sonst hatte man nicht Ursache, besonders zu jubeln. Auf dem gesunkenen Schiffe waren zehn Menschen gewesen, acht Seeleute und zwei Passagiere, Vater und Tochter; von allen diesen waren nur fünf gerettet, der Bootsmann und vier Matrosen.

So war es eine traurige Nacht, und Knut vor allem konnte trotz seiner fürchterlichen Ermüdung kein Auge schließen; er lief wieder hinaus an den Strand und rannte trotz des noch immer heftigen Sturmes hin und her und spähte durch die Nacht, ob er nicht den verlorenen Bruder sähe. – –

Wilm war bei dem Umschlagen des Bootes hinausgeschleudert worden in die wildeste Brandung, tauchte tief in die Wogen, kam aber sogleich wieder empor und wurde nun von dem Rettungsringe getragen. Er sah sich um nach dem Boote, aber die Wellen hatten ihn weit von demselben fortgerissen.

Ein trüber Strahl des Mondes, der sich jetzt aus den zerfetzten Wolken herausrang, zeigte ihm deutlicher das ganze furchtbare Bild: Schwimmende Spieren und Raaen, Planken und Kistentrümmer bedeckten die See, die sich immer wieder wild und zornig bäumte; in matten Umrissen glaubte er ziemlich fern das gekenterte Boot zu erblicken, um das die Mannschaft beschäftigt war, und nach der andern Richtung erhob sich aus den schäumenden Wellen, nur dem scharfen Auge des Seemanns zweifellos erkennbar, ein hohes, dunkles Gerüst, eine Bake. Auf Sandbänken werden solche Baken aufgestellt, dem Schiffer zur Warnung; er erkennt aus ihrer Form, wo er sich befindet, und weiß, welche Untiefe ihm droht, wenn er die Becher-, Kugel-, Windmühlen- und sonst eine Bake sieht.

Einzelne derselben sind so eingerichtet, daß sie eine kleine Kammer in ihrem obersten Teile enthalten, in welcher sich einiger Lebensbedarf findet, damit der Schiffbrüchige, der sich vielleicht hierher rettet, seinen Hunger stillen kann. Das sind Proviantbaken, und sie sind dem Seemann heilige Stätten, so daß auch der ärmste Fischer es sich nicht beikommen ließe, selbst in Tagen großer Not etwas Mundvorrat von einer solchen Bake zu holen.

Eine solche Proviantbake sah Wilm; er kannte sie und wußte auch genau, wo er sich in diesem Augenblicke befand; aber es fiel ihm nicht ein, nach der Bake hinüberzuschwimmen, seine Pflicht rief ihn nach dem Boote und zur Rettung derer, die vielleicht in unmittelbarer Nähe noch um ihr armseliges Leben rangen. Er dachte in diesen Augenblicken, da ihn die Wellen wie einen Spielball hin- und herwarfen, nicht an sich, sondern nur an die hohe Forderung der Menschenliebe, in deren Dienst er sich gestellt hatte.

Eben da er im Begriffe stand, sich in der Richtung des Bootes hinzuarbeiten, warf ihn eine schwere Welle wieder seitwärts; aber auftauchend aus dem Wasser, sah er plötzlich unfern von sich ein blasses Menschengesicht sich über die Flut erheben, und ihm war auch, als vernehme er einen bangen, verhallenden Hilferuf. Mit einigen kräftigen Stößen arbeitete er sich nach der Richtung hin und bemerkte, daß es zwei Schiffbrüchige waren, welche sich dicht nebeneinander an einem Holzstück angeklammert hielten. Nach wenigen Augenblicken war er hart bei ihnen, und nun erkannte er, daß es ein Mädchen war und ein älterer Mann. Ersteres schien sogar den letzteren noch zu halten, denn dessen Kraft war zweifellos im Abnehmen.

Da hörte Wilm auch den erregten, zitternden Ruf: »Retten Sie um Gotteswillen meinen Vater!«

Der junge Fischer übersah schnell die ganze Lage; die beiden hatten sich mit einem Tau aneinander gebunden, und er hoffte sie retten zu können.

Noch einmal sah er sich nach dem Boote um, das er nicht zu entdecken vermochte, dann warf er einen Blick hinüber nach der Bake, und sein Entschluß war gefaßt.

Er ergriff mit der Rechten das Mädchen, mit der Linken den Mann bei den Kleidern im Nacken und gebot ihnen, das Holz loszulassen und sich auf den Rücken zu werfen. Er half dabei selbst mit einem gewaltigen Rucke nach, gab sich dann einen Schwung, so daß auch er in die Rückenlage kam, und indem er nun die Köpfe der beiden, mit den Gesichtern nach oben, auf seinen Leib zog, schwamm er, mit den Füßen rudernd, in der Richtung nach der Bake. Er wählte dieselbe einerseits, weil die Wellen ihn leichter dahin trieben und weil die Erreichung des Bootes unsicher war, anderseits auch, weil er hoffte, daß sich daselbst etwas zur Stärkung der ermatteten Menschen finden werde.

Ein trüber Strahl des Mondes beleuchtete den schweren Pfad, deutlicher trat das dunkle Gerüst der Bake hervor, und Wilm hielt, obwohl er es nicht zu sehen vermochte, doch genau die Richtung ein. Noch einige Male hoben und trugen ihn die Wellen mit seiner Doppellast, dann machte er eine rasche Wendung, und seine eiserne Faust legte sich um eine der Sprossen, die den Aufstieg bildeten. Er riß die beiden andern, die wie leblos an ihm hingen, empor und rief ihnen zu, die Sprossen gleichfalls zu erfassen, und so stark war der Selbsterhaltungstrieb, daß die Halberstarrten mit der Kraft der Verzweiflung zugriffen und sich nun langsam emporzuarbeiten suchten. Bei dem Manne ging das zur Not, das Mädchen aber, dem die nassen Kleider dicht am Körper klebten, vermochte sich in diesen Banden nicht zu bewegen, und Wilm sah sich genötigt, sie auf seinen Arm zu nehmen und sich mit der Rechten allein auf der schmalen Leiter emporzuarbeiten.

Glücklich gelangten endlich alle drei in die enge Kammer, deren Dunkel nur ganz wenig erhellt war von dem müden Lichtschein, der durch den kleinen Ausschnitt, welcher als Fenster diente, hereinfiel. Wilm hatte seine Last niedergelegt auf ein niedriges Lager, das sich an der einen Wand vorfand, und suchte nun tappend nach irgend einem Stärkungsmittel. Auf einem Brette an der andern Wand lag Schiffszwieback, auf dem Fußboden dabei standen einige Flaschen. Der Fischer öffnete eine derselben und roch daran; es war zweifellos Rum, und er brachte das Gefäß sofort an die Lippen des Mädchens und gebot ihm, einen Schluck zu nehmen, dann reichte er das belebende, feurige Getränk dem Manne, der todmüde sich auf die Diele gesetzt hatte, und zuletzt trank auch er.

Sein rasch an die Dunkelheit gewöhntes Auge durchforschte den kleinen Raum, und bald hatte er gefunden, wonach er suchte: einige wollene Decken. Er gebot dem Mädchen, sich mit Unterstützung ihres Vaters auszukleiden und in die trockenen Decken zu hüllen, und trat während dessen selbst hinaus vor die Kammer.

Die Wut des Sturmes schien sich einigermaßen gebrochen zu haben, aber die Wellen gingen noch hoch und warfen sich klatschend gegen den Fuß der Bake, und der Wind sang dazu sein unheimliches Lied. Aus tiefdunklen, zerrissenen Wolken lugte der Mond, und von der Insel herüber blickte freundlich und ruhig wie ein trostvoller Stern das Licht des Leuchtturms. Auch Wilm fröstelte in der Nachtluft mit seinen durchnäßten Kleidern, aber er war abgehärtet und gab wenig darauf; was hatte das auch zu bedeuten gegen das beglückende Gefühl, das seine Seele erfüllte – zwei Menschenleben gerettet zu haben. Er hoffte, daß am nächsten Morgen Boote in die Nähe der Bake kommen würden, die man durch Notzeichen aufmerksam machen könnte, und im schlimmsten Falle war er bereit, bis nach der Küste zu schwimmen, was mit Hilfe des Korkgürtels kein besonderes Wagnis war.

Nachdem er eine lange Weile im kühlen Nachtwinde gestanden, hörte er aus der Kammer die Stimme des Mannes, welcher ihn aufforderte, einzutreten. Wilm that dies. Das Mädchen lag in Decken gehüllt auf dem Lager und fühlte sich, nachdem es noch einen Schluck Rum genommen, außerordentlich gekräftigt, so daß es jetzt in freundlichen Worten dem Retter den Dank ausdrücken wollte. Dieser aber lehnte einen solchen ernst und bescheiden ab und mahnte es, ruhig zu sein. Der Vater der Geretteten hatte die nassen Gewänder derselben ausgewunden und aufgehängt, damit sie trocken würden, er selbst lehnte, gleichfalls in eine Kotze eingewickelt, in einer Ecke und erklärte auf Wilms Frage, daß er sich leidlich wohl fühle bis auf ein Frösteln, das wohl begreiflich sei; er hoffe auch dies zu überwinden, wenn er noch einige Male der wohlthätigen Flasche zugesprochen haben würde.

Der Mann war zu aufgeregt, um zu schlafen, und da auch Wilm trotz seiner gewaltigen Anstrengungen keine Ermüdung fühlte, kauerten die beiden nebeneinander, und der Fischer nahm die letzte der vorhandenen Decken und legte sie um. Draußen rollte noch immer dumpf und schwer die rauschende See, und vor einzelnen heftigen Anprallen schien die Bake zu erzittern in ihrem tiefsten Grunde, aber durch das kleine Guckloch lugte schon mit hellerem Scheine der Mond herein.

Das Mädchen schien eingeschlafen zu sein, und man hörte seine ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge, der fremde Mann hatte aber offenbar das Bedürfnis, sich gegen seinen Retter auszusprechen, und so erzählte er halblaut zu dem Brausen der Wogen:

»Ich heiße Franz Strauß und bin in einem Dorfe im Erzgebirge daheim; von Haus aus bin ich Stellmacher. Aber das Geschäft ging schlecht, und es kamen böse Zeiten, so daß ich mit Weib und Kindern mich kaum durchzuhungern vermochte. Da hat mir ein Nachbar vorgeredet von Amerika. Er hatte einen Schwager drüben in Cincinnati, und der konnte es nicht genug loben, wie leicht man drüben zu etwas kommen könne, und wie anstellige Leute es bald zu Wohlstand bringen könnten. Mancher, der mit dem Bündel hinüber gekommen wäre, sei ein schwerer Millionär geworden. Das ging mir im Kopfe herum. Mein braves Weib wollte freilich nichts davon wissen und sagte immer wieder: »Bleibe im Lande und nähre dich redlich!« Aber das Brot wurde immer karger und die Aussichten in Amerika immer verlockender, und so habe ich doch zuletzt mein Häuschen, von dem mir gar nicht mehr viel gehörte, verkauft, und wir sind mit nassen Augen fortgegangen von dem lieben Fleckchen Erde, wo wir doch bei aller Not auch manche glückliche Stunde hatten. Wir kamen glücklich hinüber nach New York, und ich wollte gleich darauf mit dem Reste meines Geldes ein kleines Geschäft anfangen. Mut und guten Willen hatten wir alle, ich, mein gutes Weib und meine zwei Töchter, aber es ging doch nicht. Gerade ein Jahr haben wir ausgehalten, dann war ich so gut wie ein Bettler und hatte gar nichts; der Kummer und der Hunger warfen mein Weib aufs Krankenlager, und wir haben sie mit tausend heißen Thränen in der fremden Erde begraben. Mich aber zog's zurück nach der alten Heimat, denn wenn schon einmal gedarbt und geelendet werden mußte, so mochte es lieber daheim sein, als in der Fremde, und so kam's, daß wir die Neue Welt wieder verließen. Meine jüngere Tochter Hanne ist drüben geblieben; sie war bei einer reichen, alten Witwe in Philadelphia in Dienst getreten und hat's gut, denn sie wird nicht wie eine Magd gehalten; meine ältere Tochter Grete aber wollte mich nicht verlassen, und wenn sie in der Heimat mit mir und für mich betteln müßte. O Herr, das ist ein Mädchen, treu wie Gold und fest wie Eisen; das haben Sie ja selber mit angesehen. Ich gottesarmer Mensch wäre in dieser fürchterlichen Nacht ertrunken, wenn sie nicht bei mir war. Sie hat auch keinen Augenblick den Kopf verloren, als das Schiff auffuhr, sie hat uns mit dem Tau zusammengebunden, als es zum Schlimmsten kam, und hat mich über Wasser gehalten, als ich meine eigne Kraft vergehen fühlte. Gott vergelt' ihr's, indem er ihr einmal einen braven Mann schenkt! Nun will ich aber nicht mehr reden, denn Sie werden müde sein, und mich schmerzt auch die Brust ein wenig – das mag doch von der Erkältung und von der Aufregung sein!«

Der Mann nahm wieder einen Schluck aus der Flasche, und dann lehnte er sich still an die Wand. Es war ruhig in dem kleinen Raume, und man vernahm nur das Rollen der See.

Die Nacht währte lange, und sobald der Morgen dämmerte, trat Wilm hinaus vor die Kammer und spähte nach der Insel hinüber, deren Leuchtturm ihm wie ein guter alter Bekannter zuwinkte. Hinter demselben rötete sich der Himmel, das glänzende Tagesgestirn machte sich bereit, seinen Einzug zu halten und die Verwüstung zu beschauen, die der nächtliche Orkan geschaffen, vielleicht auch den stillen Toten ins Gesicht zu leuchten, welche die See nebst den Trümmern des gesunkenen Fahrzeugs an den Strand rollen würde.

Wilm lugte aus nach einem Boote, und sein scharfes Auge fand auch ein Segel, das von der Insel herkam. Noch hob es sich wenig ab von dem grauen Gewässer, das nur noch eine leichte Erregung zeigte, aber dem kundigen Manne schien es schon nach kurzem sicher, daß es seinen Kurs nach der Bake zu nehme. Er eilte in das Gemach und rief den beiden andern zu, daß ein Fahrzeug käme und daß sie sich bereit machen sollten zur Fahrt. Dann trat er wieder hinaus, und hinter ihm der gerettete Mann, indes Grete drinnen sich ankleidete. Franz Strauß zitterte am ganzen Körper, und sein Gesicht war fahl, so daß Wilm beinahe über ihn erschrak. Er faßte seine Hand an – sie war glühendheiß:

»Um des Himmelswillen, nehmen Sie eine dieser Decken um und mit sich; wir schaffen sie später wieder hierher zurück, denn Sie haben Fieber.«

»Ich glaube es selbst!« stöhnte der Mann, und seine Zähne klapperten im Frost zusammen – »auch meine Brust schmerzt sehr!«

Er trat zurück in die Kammer, um eine der Kotzen zu holen, Wilm aber zog sein buntes Taschentuch hervor und wehte damit hinaus in die See, um dem fernen Boote ein Zeichen zu geben. Dasselbe kam nun immer näher, es hatte zweifellos das Signal bemerkt; rasch schnitt es durch die Fluten, und endlich erkannte das Auge Wilms auch die beiden Männer, welche Ruder und Segel regierten – es waren Jürgen Kogge und Knut.

Das fiel in sein Herz wie ein Strahl des Glückes; ja, das war der Knut, der trotz alledem ein goldgetreues Gemüt hatte und an seinem Bruder hing, den er nicht eher verloren geben wollte, bevor ihm die See nicht den Leichnam vor die Füße gespült hätte. Und so war es auch. Knut hatte die ganze Nacht keine Ruhe, und die Möglichkeit, daß Wilm sich nach der Bake gerettet haben könnte, trieb ihn am Morgen hinaus auf das Wasser, nachdem sich Jürgen Kogge freiwillig an ihn angeschlossen.

Die beiden im Boote jubelten auf vor Freude, als sie den Vermißten erkannten, und kräftiger schlugen die Ruder in die Wellen. Jetzt rief ihnen Wilm zu, daß noch zwei Menschen in der Bake seien, und erneuter froher Zuruf antwortete. Nun hielt das kleine Fahrzeug unten an der Leiter, und es galt, hinabzuklimmen; Grete that dies sicher und gewandt, und mit seltsamem Befremden sahen die beiden Fischer das blonde, schöne, kräftige Mädchen, und beide streckten ihm die Hände entgegen, um es sicher in dem Fahrzeug zu bergen. Aber mit dem Rufe: »Helfen Sie meinem Vater, er ist krank!« sprang sie von der letzten Sprosse in die Jolle, während auf der Leiter oben Wilm stand, welcher den, wie es schien, völlig ermatteten Mann mehr trug, als leitete. Mit schwerer Mühe und vereinten Kräften gelang es endlich, ihn in das Fahrzeug zu bringen, wo er, in seine Decke gehüllt, auf dem Boden sorgsam niedergelegt wurde.

»Wohin bringen wir den Kranken?« fragte Knut, nachdem er mit dem Bruder einen Händedruck gewechselt, der, von Wilm warm erwidert, der beredte Ausdruck brüderlicher Gesinnung war.

»Zu Svanholt«, sagte Jürgen Kögge, und das leuchtete auch den beiden andern als das Beste ein.

Rasch durchschnitt das kleine Fahrzeug die Wellen; Grete kauerte bei dem fiebernden Vater und hielt seinen Kopf auf ihrem Schoße, nur ab und zu streifte ihr Blick hinüber nach der Insel, deren Leuchtturm ernst und majestätisch in die Höhe ragte, und deren weiße Dünen hell im Sonnenlichte glänzten.

Am Ufer angelangt, hoben Knut und Jürgen den kranken Mann aus der Jolle und trugen ihn nach dem Häuschen des Kapitäns; Wilm und Grete folgten schweigend nach. Svanholt saß am Fenster in trübem Sinnen, denn er dachte, Wilm werde er niemals wiedersehen, da blickte er hinaus, und eben schritt der Totgeglaubte vorüber.

Der Kapitän machte eine rasche Bewegung, als wenn er sich erheben wollte, aber er sank wieder mit einem derben Seemannsfluche auf seinen Sitz zurück. Jetzt pfiff er mit aller Kraft durch die Zähne, so daß Frau Wencke fast bestürzt aus der Küche hereineilte, aber eben da er rief: »Wilm ist wieder da!« öffnete derselbe die Thür und trat, das fremde Mädchen an der Hand haltend, herein, und hinter ihm trugen die zwei andern den fiebernden Mann.

»Hurra, Wilm! Hast dir wohl gleich 'ne Braut aus dem Wasser gefischt?« rief Svanholt in seiner polternden Gutmütigkeit, ohne die Röte zu bemerken, die bei den Worten über Gretes Gesicht flog. Wilm aber trat zu ihm, und indem er ihm die Hand kräftig drückte, erwiderte er:

»'s ist schlechte Zeit zum Scherzen, Kapitän! Wir kommen, um Eure Gastfreundschaft zu erbitten. Sind zwei Schiffbrüchige, Vater und Tochter. Der Mann hat durch Erkältung das Fieber; wollt Ihr ihnen Unterstand geben?«

»Na, was das 'ne dumme Frage ist! Wo soll er denn mit dem Frauenzimmerchen hin? – He, Wencke, mach' die Kammer zurecht und koch' 'nen heißen Thee!«

Aber es hätte der Mahnung nicht bedurft. Die Frau war schon ganz bei der Sache, und ehe Grete noch selbst zu sprechen vermochte, hatte sie dieselbe bei der Hand auf das herzlichste gefaßt, sie willkommen geheißen und forderte nun die beiden Männer auf, mit dem Kranken ihr zu folgen. Die Kammer lag auf der andern Seite des Flures, war geräumig und freundlich, sauber und vom lieben Sonnenschein durchflutet, so daß es Grete ergriff, als ob sie hier daheim wäre, und dankbar wollte sie die Hand der weißhaarigen, frischen Frau küssen, was diese aber mit rascher Bewegung verhinderte, indem sie das blonde Mädchen an ihre Brust zog.

Während nun hier ein Lager für den Kranken bereitet und alles für seine Pflege gerüstet ward, saß Wilm bei dem Kapitän, der vergnügter seine Morgenpfeife rauchte, und berichtete ihm über die Vorgänge der Nacht.

»Schockschwerewetter, du bist 'n ganzer, fixer Kerl, Wilm!« äußerte Svanholt in seiner Manier, der junge Vormann aber erwiderte schlicht:

»Ich thue nicht mehr als hundert andre an der deutschen Küste. Und Ihr, Kapitän, wäret der letzte, der nicht dabei wäre, wenn Ihr mit auslaufen könntet!«

Der andre seufzte und preßte schweigend die Hand Wilms; das Bewußtsein der eignen Hilflosigkeit drückte ihn nieder.

Aber die Nachricht von der glücklichen Rückkehr Wilms hatte sich schon verbreitet, und als er aus dem Häuschen des Kapitäns heraustrat, wurde er von allen Seiten begrüßt und umringt, und jeder wollte aus seinem Munde hören, was er in dieser Nacht erlebt hatte. So kam er wie ein kleiner Triumphator bis in sein Haus. – – –

Der Zustand von Gretes Vater verschlimmerte sich in der nächsten Nacht. Das Fieber nahm zu an Heftigkeit, der Kranke redete irre, und in seinem verworrenen Geiste drängten sich Bilder aus Amerika und aus der verlassenen Heimat. An seinem Lager saßen in furchtbarer Seelenangst Grete und die brave Frau Wencke, die sich aus vollen Kräften bemühte, die Weinende zu beruhigen, und versprach, am andern Morgen, sobald es möglich sein werde, den Arzt holen zu lassen.

Dr. Bender kam, untersuchte den Kranken, gab seine Verordnungen und sprach auch seinerseits dem Mädchen zu. Aber als er sich wieder entfernte und Frau Wencke ihn an die Thür des Hauses begleitete, sagte er ernst:

»Das ist eine schwere Lungenentzündung, und ich fürchte, ehe die Sonne wieder aufgeht, haben Sie einen Toten im Hause!«

Die Frau erschrak, aber sie faßte sich schnell.

»Wie Gott es will!«

»Was wird aber mit dem armen Mädchen, das keine Heimat mehr hat?«

»Das bleibt bei uns!« sagte Wencke schlicht und herzlich, und der Arzt drückte ihr warm und verständnisvoll die Hand.

Dr. Bender hatte recht. Noch in derselben Nacht verschied der fremde Mann, ohne einen Strahl des Bewußtseins wiedererlangt, ohne seine Hand noch einmal segnend auf das Haupt seines Kindes gelegt zu haben. Grete stand starr in ihrem Schmerze und fand nicht einmal Thränen. Erst als das furchtbare Gefühl gänzlicher Verlassenheit sie überkam, schluchzte sie laut auf, aber da hielten sie auch schon zwei Arme umschlungen, und ihr thränenüberflutetes Gesicht lag an der Brust Frau Wenckes.

Auf dem kleinen, versandeten Dünenfriedhof wurde der Fremde zur ewigen Ruhe gebracht; er sollte zwar seine Heimat nicht wiedersehen, doch er schlief mindestens in deutscher Erde. Von seinem Grabe weg führte Frau Svanholt sein Kind in ihr Haus und brachte sie zu ihrem Manne mit dem Worte:

»Nun sieh, Jürgen, nun hat uns der Himmel auch eine Tochter geschenkt!«

»Und gleich so schön ausgewachsen!« sagte dieser gutmütig lächelnd und reichte Greten die rauhe Seemannshand, auf welche sie sich zum Kusse niederbeugen wollte; er aber zog rasch die Rechte zurück, legte den Arm um den Nacken des Mädchens, beugte es zu sich nieder und küßte ihm den roten Mund.

»So segne es Gott uns allen, daß du in unser Haus kommst!« sprach er herzlich; Grete aber, die am Grabe des Vaters vor schwerer Herzbeklemmung nicht zu weinen vermocht hatte, fand jetzt die erlösenden Thränen, und in ihre Seele zog bei aller Trauer ein Strahl von Glück und Frieden.


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