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Ritter Eppelin von Sailingen

Zu Nürnberg auf dem Schlosse,
Hurrah! sie hatten ihn
Mit seinem wilden Rosse,
Den Ritter Eppelin,
Zu Nürnberg – und da hangen
Sie leinen, wie ihr wißt,
Bevor sie ihn gefangen,
Auch wenn's ein Ritter ist.

O weh, du kühner Reiter,
Nun geht's dir ans Genick!
Am Galgen lehnt die Leiter
Und baumelt schon der Strick;
Schlägst nun der Stadt zum Schrecken
Nicht mehr ihr Söldnerheer,
Und machst den Pfeffersäcken
Nicht mehr das Leben schwer.

Und auf dem Schloßwall' stehen
Im Kragen und Ornat',
Dem Schauspiel zuzusehen,
Die Herrn vom hohen Rat'.
Nun sprich! nach alter Sitte
Wird jedem Delinquent
Noch eine letzte Bitte
Gewährt vor seinem End'.

Habt Dank! ich fürcht' mit nichten
Des jähen Todes Qual.
Und gern will ich verzichten
Auf euer Henkersmahl:
Nur einmal noch laßt reiten
Mich heut' mein edles Roß,
Was mir zu allen Zeiten
Der treueste Genoß.

Wohlan! dir soll in Milde
Gewährt die Bitte sein.
Bringt her das Roß, das wilde! –
Da bringen sie's herein.
Aufwiehernd laut vor Wonne.
Wie drängt es in den Raum!
Wie glänzt es in der Sonne,
Wie sprüht der Nüstern Schaum!

Komm her und laß dich herzen
Zum letzten Male heut',
Gefährte meiner Schmerzen,
Gefährte meiner Freud'!
Laß deine Kraft erproben
Im Fluge um die Bahn
Und zeig' den Herrn dort oben,
Wie du mir zugetan!

Da schwingt mit Blitzesschnelle
Der Ritter sich hinauf.
Da setzt es von der Stelle
Und stürmt im milden Lauf'
Rundum, rundum im Bogen,
Daß ihm die Flanken glüh'n,
Und wo es kommt gepflogen,
Hell auf die Funken sprüh'n.

Hurra! durch Wald und Heide,
So haben unverzagt
Nach heißem Strauß' wir beide
Gar oft den Feind gejagt!
Nun gilt's! – an dieser Stätte
Droht Schmach und bitt'rer Tod!
Greif' aus, greif' aus und rette
Den Herrn aus seiner Not!

Hei, wie das stürmt und sauset
Und rast im milden Flug'!
Und die es seh'n, die grauset; –
Halt' ein! es ist genug!
Halt' ein? – Hol' aus zum Sprunge!
Da bäumt es jäh empor
Und setzt in macht'gem Schwunge
Hinweg hoch übers Tor.

Und weiter, immer weiter,
Ins grüne Tal hinein
Fortfliegen Roß und Reiter,
Wer holt sie wieder ein?
Und ließe sich erbitten
Der Tod am Hochgericht'
Und kam' daher geritten,
Er überholt' sie nicht!

Zu Nürnberg durch die Gassen
Heimkehren im Ornat'
Gar ratlos und verlassen
Die Herrn vom hohen Rat'.
Zu Nürnberg, – ja, da hangen
Sie keinen, ob sie ihn
Auch hätten schon gefangen,
Ist's nur ein Eppelin!


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