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23. Kapitel.

Am anderen Morgen gab es wunderschönes Wetter. Als die Sonne aufging, blitzten die Tautropfen an den Halmen und Blättern wie aber Millionen Karfunkel. Der Himmel war rein, und die Blumen dufteten ein herrliches Morgengebet zu ihrem Schöpfer empor.

Señor Pirnero hatte sich vom Lager erhoben und wurde von dem schönen Wetter, was bei ihm selten geschah, hinaus vor seine Wohnung gelockt.

Er schritt langsam die kurze Straße hinab, trat durch das Palisadentor und sah nun die Fluten des Puercosflusses vor sich, an dem Fort Guadeloupe liegt.

Er blickte erst abwärts und dann aufwärts des Wasserlaufes. Während er sich in seiner Weise an der Herrlichkeit des Morgens erfreute, bemerkte er auf dem Wasser unterhalb des Forts einen Punkt, der sich langsam näherte. Dieser Punkt war dunkel; er warf auf beiden Seiten glitzernde Strahlen von sich.

»Ah, ein Boot!« brummte Pirnero verwundert. »Was rechts und links so glitzert und flimmert, das ist das Wasser, das von den Rudern lauft«

Er wartete, bis es näher kam. Da nahm sein Gesicht den Ausdruck doppelten Erstaunens an. Er räusperte sich, als ob er vor einem großen Ereignis stehe, und brummte weiter:

»Ein Rindenkanu, wie es die Indianer und Trapper haben! Das ist hier eine ungeheure Seltenheit Es sitzt nur ein Mann darin. Wer mag es sein?«

Jetzt, als das Kanu in größere Nähe kam, bemerkte man erst, daß es eine große Schnelligkeit entwickelte. Der Mann, der darin saß, mußte nicht nur eine außerordentliche Körperkraft, sondern eine noch viel größere Geschicklichkeit in der Führung eines solchen Fahrzeugs besitzen.

Jetzt war er ganz nahe. Er erblickte Pirnero und lenkte sein Kanu dem Ufer zu. Dort sprang er heraus und zog es mit einem Ruck aus dem Wasser an das Ufer hinauf. Er trug nur eine alte, halbzerrissene Hose und eine Weste, an der sich keine Knöpfe befanden. Da er ohne Hemd war, so blieben seine Brust und die braunen, sehnigen Arme vollständig bloß.

Nun aber nahm er einen ledernen Jagdrock und zog ihn an. Dieses Kleidungsstück war allerdings früher ein Rock gewesen, jetzt aber hatte es das Aussehen eines ledernen Schlauches, der jahrelang in einem Teich gelegen hat und jetzt halb faul geworden ist. Dazu langte er sich noch ein Ding heraus, das früher einmal ein Hut gewesen zu sein schien; jetzt aber glich es einem alten, zerfetzten Tabaksbeutel, den er auf den Schädel stülpte.

Im Gürtel trug der Mann zwei Revolver, ein Messer und einen Tomahawk, den Tabaksack, den Kugelbeutel und mehrere andere Kleinigkeiten. Und aus dem Boot nahm er zuletzt noch eine Büchse, die er sorgsam, man müßte sagen mit einer Art Verehrung ergriff, daß man sah, er müsse das alte Schießinstrument außerordentlich liebhaben.

Als er sich jetzt umwandte, bot er einen eigentümlichen Anblick dar. Das hagere Gesicht war von Wind, Sonne und Wetter hart wie Leder gegerbt; das kleine, graue Auge hatte einen Blick, scharf und stechend; die lange, große Nase glich einem Geierschnabel, und doch hatte diese ungewöhnliche Physiognomie etwas an sich, was sofort Vertrauen einflößte.

»Good morning!« grüßte er. – »Guten Morgen«, antwortete Pirnero. – »Das ist Fort Guadeloupe, kalkuliere ich?« – »Ja.« – »Ein kleines Nest?« – »Nicht groß.« – »Viel Militär da?« – »Gar keins.« – »Pfui Teufel! Gibt es ein Store- und Boardinghaus hier?« – »Ja.« – »Wo?« – »Zum Tor hinein das dritte Gebäude.« – »Danke, Sir.«

Der Fremde schritt an Pirnero, der ihn allerdings zu sich selbst gewiesen hatte, vorüber und zum Tor hinein. Seine Schritte waren zwar langsam, aber so weit und ausgiebig, wie sie bei guten Westläufern zu sein pflegen. Ein Ungeübter muß Trab laufen, um mit einem solchen Mann, wenn derselbe Schritt geht, vorwärtszukommen. Darum halten solche Jäger meist die weitesten Fußtouren aus.

»Ein Yankee«, brummte Pirnero.

Er hatte recht. Hätte nicht der Gruß und die Frage nach einem Store- und Boardinghaus vermuten lassen, daß der Frager ein Yankee sei, so wäre doch der Ausdruck »kalkuliere ich« der sicherste Beweis dafür gewesen.

Während wir sagen »ich meine«, »ich vermute«, »mir scheint«, sagt der Nordamerikaner »ich kalkuliere«, »ich rechne«. Dies ist ein Zeichen, daß er in seinen Ansichten und Meinungen sorgfältiger zu sein pflegt als wir.

Als Pirnero zurückkehrte, fand er den Fremden bei einem Glas in der Stube sitzen. Er nahm an seinem Fenster Platz und blickte hinaus. Es herrschte tiefe Stille im Zimmer, die nur durch das laute, ungenierte Ausspucken des Fremden unterbrochen wurde. Diese Art Leute pflegen stets zu den leidenschaftlichen Tabakskauern zu gehören, und ein Yankee macht sich den Teufel daraus, ob sein Räuspern und Spucken einem anderen unbequem wird.

Pirnero war außerordentlich begierig, zu erfahren, wer der Fremde sei. Da dieser aber kein Wort von sich gab, so fing er endlich selbst an:

»Herrliches Wetter!«

Der Fremde gab einen grunzenden Ton von sich, dessen Bedeutung man unmöglich erraten konnte. Darum wiederholte Pirnero nach einer Weile:

»Unvergleichliches Wetter!« – »Hrrrmmmrrruhm!« hustete der Fremde wieder.

Da drehte sich Pirnero um und fragte:

»Sagtet Ihr etwas, Señor?« – »Nein, aber Ihr!«

Diese Antwort nahm dem guten Pirnero die ganze Möglichkeit weg, in dieser Weise fortzufahren. Er trommelte sehr unbefriedigt an die Fensterscheibe, versuchte aber dann doch sein Heil in einer weiteren Bemerkung:

»Heute viel schöner als gestern!« – »Pchtichch!« spuckte der Fremde aus.

Nun drehte sich Pirnero um und sagte:

»Ich habe Euch nicht verstanden, Señor!«

Der Fremde wälzte sein Tabakspriemchen aus der rechten Backe in die linke, spitzte den Mund und spuckte mit einer solchen Sicherheit aus, daß die braune Brühe wie aus einer Spritze geschossen vom Tisch her an Pirneros Nase vorüber und an die Fensterscheibe flog.

Der Wirt zog ganz erschrocken den Kopf zurück.

»Señor«, rief er, »dort am Schrank steht der Spucknapf!« – »Brauche keinen!« lautete die Antwort. – »Das glaube ich! Wer an die Fenster spuckt, braucht keinen Napf. Aber diese Mode ist bei mir und in Pirna ganz und gar nicht Sitte!« – »So macht das Fenster auf!«

Das klang so kaltblütig, daß dem Wirt vor Zorn das Blut zu wallen begann. Er beherrschte sich aber und fragte:

»Kommt Ihr weit her, Señor?« – »Ja.« – »So müßt Ihr ein tüchtiger Ruderer sein.« – »Warum?« – »Nun, stromauf!« – »Pah!« – »Wo seid Ihr abgefahren, Señor?« – »Müßt Ihr das wissen?« – »Nun«, meinte Pirnero einigermaßen verlegen, »man will doch gern wissen, wer bei einem einkehrt. Oder habe ich etwa nicht recht?« – »Pchtsichchchchchch!« spuckte der Fremde abermals, daß der dünne, braune Strahl an Pirneros Gesicht vorüber an das Fenster flog. – »Alle Teufel, nehmt Euch in acht!« rief der Wirt. – »Geht hübsch weg.«

Da öffnete Pirnero die beiden Flügel des Fensters und rückte seinen Stuhl weit davon hinweg an die Wand, an der ein alter Kupferstich hing. Nur auf diese Weise glaubte er, sich vor dem Tabakssprühenbombardement retten zu können.

Es verging abermals eine Weile. Der Fremde kaute und trank. Da er fortgesetzt schwieg, so begann Pirnero endlich:

»Ihr wolltet nach Fort Guadeloupe?« – »Vielleicht.« – »Bleibt Ihr hier?« – »Wohl schwerlich, kalkuliere ich.« – »Ich meine für heute.« – »Ja.« – »Wollt Ihr jemanden besuchen?« – »Hm.« – »Oder habt Ihr ein besonderes Geschäft hier zu besorgen?« – »Pchtsichchchchchch!« spuckte der Gefragte wieder, und zwar so genau, daß der Strahl gerade über Pirneros Kopf den Kupferstich traf.

Das war dem Wirt zu viel. Er sprang auf und rief erbost:

»Was fällt Euch denn ein, Señor? Ihr verderbt mir ja den schönen Kupferstich!« – »Nehmt ihn hinweg.« – »Spuckt Euch doch lieber in die Tasche.« – »Kommt her und macht sie auf.« – »Ist das eine verständige Antwort auf meine Fragen, he?« – »Ja. Wer zudringlich ist, wird angespuckt. Merkt Euch das.« – »Wißt Ihr, daß Ihr ein Grobian seid?« – »Nein.« – »Nun, so will ich es Euch sagen!« – »Gebt Euch keine Mühe, es hilft Euch doch nichts. Ich komme nicht zu Euch, um mich aushorchen zu lassen. Wenn ich etwas wissen will, werde ich Euch schon selber fragen. Schenkt mir lieber noch einen ein.«

Der Wirt gehorchte ihm. Als er das volle Glas auf den Tisch setzte, sagte er:

»Wollt Ihr diesen Tag und diese Nacht bei mir bleiben? Das wenigstens werde ich wohl fragen dürfen?« – »Will es mir überlegen! Ist man bei Euch hier sicher?« – »Vor wem?« – »Hm, vor den Indianern zum Beispiel.« – »Vollständig.« – »Vor den Mexikanern?« – »Oh, die tun uns gar nichts. Wir halten es ja doch mit ihnen.« – »Vor den Franzosen?« – »Vor denen erst recht. Sie wollten Fort Guadeloupe überrumpeln, sind aber höllisch abgewiesen worden.« – »Von wem? Von Euch etwa?«

Bei dieser Frage nahm das Gesicht des Fremden einen höchst lustigen Ausdruck an.

»Nein, sondern von den Apachen. Sie haben alle Franzosen umgebracht.« – »Alle Wetter! So halten die Apachen es wohl mit dem Präsidenten Juarez?« – »Ja.« – »Was sagen aber die Herren Komantschen dazu?« – »Diese halten es mit den Franzosen.« – »Der Teufel soll sie holen!« – »Ah, Señor, so seid Ihr wohl auch ein Feind und Gegner der Franzosen?« – »Das geht Euch den Teufel an. Aber sagt, wo befindet sich der Juarez eigentlich?« – »In Paso del Norte, glaube ich.« – »Glaubt Ihr? So wißt Ihr es sicher?« – »Sicher allerdings nicht.« – »Wie weit rechnet Ihr von hier bis nach Paso del Norte hinüber?« – »Fünfundzwanzig gute Reitstunden. Wollt Ihr etwa hinüberreiten?« – »Möglich.« – »Ah, Señor, so habt Ihr wohl gar ein geheimes Geschäft mit dem Präsidenten? – »Pchtsichchchchchch!«

Aus dem schnell zugespitzten Mund des Fremden schoß die braune Brühe gerade an Pirneros Gesicht vorüber, und zwar so dicht, daß dieser erschrocken zurücksprang.

»Himmeldonnerwetter, nun habe ich es aber satt!« fluchte er. »Das bin ich nicht gewöhnt; dazu ist meine Abstammung viel zu gut. Wißt Ihr, woher ich bin?« – »Nun?« fragte der Fremde gleichmütig. – »Aus Pirna.« – Aus Pirna? Kenne das Ding nicht. Liegt wohl hinter dem Nordpol?« – »Nein, aber in Sachsen.« – »Geht mich gar nichts an, dieses Sachsen. Werde aber heute bei Euch bleiben.« – »Señor, das geht nicht.«

Der Fremde sah den Wirt erstaunt an und fragte dann:

»Warum nicht?« – »Ihr gefallt mir nicht.« – Aber Ihr gefallt mir; das hebt sich auf.« – »So einen Spucker brauche ich nicht.« – »Wünscht Ihr Euch einen besseren? Ich kann dienen, kalkuliere ich.« – »Nein, nein! Ich mag Euch nicht haben. Geht woandershin, wo Ihr spucken könnt! Seht mein Fenster an und mein Bild. Wißt Ihr, was es für ein Bild ist?« – »Nein.« – »Soll ich es Euch sagen?« – »Tut Euch immerhin den Gefallen.« – »Es ist ein Heiratsbüro um die Zeit der Dämmerstunde.«

Der Fremde warf einen scharfen Blick nach dem Kupferstich und antwortete:

»So irrt man sich. Ich dachte, es sei eine Zündhölzerfabrik um die Morgenstunde.«

Das brachte Pirnero noch mehr in Harnisch. Er trat einen Schritt zurück und fragte:

»Ist das Euer Ernst, Señor?« – »Natürlich.« – »So macht auf der Stelle, daß Ihr fortkommt! Ich will Euch lehren, ein Heiratsbüro um die Dämmerstunde für eine Streichhölzerfabrik um die Morgenstunde anzusehen. Das Bild ist ein altes Erbstück. Eine solche Ehrwürdigkeit lasse ich mir nicht anspucken und verzündholzen. Versteht Ihr mich?« – »Nein.« – »Nun, so will ich es deutlicher sagen: Wenn Ihr nicht sofort dieses Zimmer verlaßt, so werfe ich Euch hinaus, daß Euch alle sechsundachtzig Rippen krachen.«

Pirnero hatte sich in vollständige Wut hineingesprochen. Er stand mit geballten Fäusten vor dem Fremden, so daß es aussah, als ob er ihn fassen wolle.

»Pstchichchchchchch!« schoß ihm der Tabakssaft abermals entgegen, daß er in größter Eile zurücksprang. – »Was? Auch das noch?« rief er. »Nun trollt Euch aber auf der Stelle fort, sonst sollt Ihr erfahren, daß der Pastor den Bürgermeister erschossen hat!« – »Pah!« sagte der Fremde ganz ruhig. »Macht keinen solchen Lärm, sonst spucke ich Euch so an, daß Euch der Saft durch die Mauer hinaus auf die Gasse treibt. Ob ich dableiben will oder nicht, das ist meine Sache. Ich habe die ganze Nacht gerudert und bin nun müde. Ich werde eine Stunde schlafen.«

Damit lehnte er seine Büchse an die Wand und legte sich auf die Bank, die sich lang an der Wand hinzog. Das aber wollte Pirnero nicht dulden.

»Halt, das geht nicht«, sagte er. »Schlaft, wo Ihr wollt, aber nicht bei mir. Ich werde mich allerdings nicht an Euch vergreifen, aber ich werde meine Leute holen, die sollen Euch zeigen, wer der Besitzer des Kaninchens ist.«

Da zog der Fremde seinen Revolver aus dem Gürtel und sagte:

»Tut, was Ihr wollt, ich aber sage Euch, daß ich einen jeden, der mir näher kommt, als ich es wünsche, totschießen werde.«

Das imponierte dem Wirt. Er stand eine Weile überlegend da und entgegnete endlich:

»Hm! Ihr seid ein ganz desperater Kerl. So schlaft denn meinetwegen eine Stunde; aber ich hoffe, daß Ihr nicht auch noch im Schlaf spuckt!« – »Nein, wenn mir nämlich nicht von neugierigen Fragen träumt.«

Der Fremde steckte den Revolver zu sich und legte sich auf die Seite. Bereits nach kurzer Zeit merkte man es seinem Atem an, daß er eingeschlafen war. Dieser Mann mußte allerdings sehr ermüdet sein.

Pinero hatte sich echauffiert. Er nahm ein Gläschen Julep zu sich und wollte sich eben wieder an sein Fenster setzen, als draußen das Getrappel eines Pferdes hörbar wurde. Ein Reiter sprang vom Pferd, band dasselbe an und kam herein.

Er war schon bei Jahren, aber noch kraftvoll und rüstig, und trug die schwere, kleidsame Tracht eines Vaquero.

Er setzte sich, ließ sich ein Glas Pulque geben und betrachtete den Wirt aufmerksam. Dieser bemerkte das nicht, denn er saß bereits wieder an seinem Fenster und blickte hinaus. Er schien mit sich zu Rate zu gehe, ob vielleicht der Vaquero auch ein Tabakspucker sei. Bald aber faßte er sich ein Herz und bemerkte:

»Ausgezeichnetes Wetter!« – »Ja«, antwortete der Vaquero.

Das erfreute den Wirt ungemein. Seine Mienen erheiterten sich; er drehte sich herum, nickte dem Mann freundlich zu und fuhr fort:

»Besonders ausgezeichnet zum Reiten.« – »Ja, bin aber auch die ganze Nacht geritten.« – »Die ganze Nacht? Das klingt ja, als ob Ihr ein Kurier wäret!« – »Es ist auch fast so.« – »Wohin wollt Ihr denn?« – »Nach Fort Guadeloupe.« – »Da seid Ihr ja. Habt Ihr hier Geschäfte?« – »Nein; ich habe etwas abzugeben. Seid Ihr vielleicht Señor Pirnero?« – »Ja, freilich, der bin ich.« – »Lebt Señorita Resedilla noch?« – »Natürlich! Kennt Ihr sie?« – »Nein; aber ihretwegen bin ich hier. Euch ist doch die Hacienda del Erina bekannt?« – »Das versteht sich, Pedro Arbellez ist ja mein Schwager.« – »Nun, Señor Arbellez sendet mich zu Euch. Ich stehe in seinem Dienst.« – »Zu mir? Ah, das freut mich, das freut mich ungeheuer. Ich werde Euch Essen und Trinken geben lassen und meine Tochter holen!« – »Ja, holt sie, damit ich gleich beiden meine Botschaft ausrichten kann.«

Pirnero hatte seinen Ärger ganz vergessen; er eilte in die Küche, brachte Resedilla herbei und führte sie zu dem Tisch, an dem der Vaquero saß.

»Hier, Resedilla«, sagte er, »ist ein Vaquero des guten Oheims Pedro. Er hat uns eine Botschaft auszurichten. Er ist die ganze Nacht geritten; sorge für ihn!«

Das Mädchen gab dem Gast die Hand und fragte nach seiner Sendung.

»Nun«, antwortete er. »Ihr wißt, daß mein Herr alt ist ...« – »Ja, älter als ich«, meinte Pirnero. – »Er hat keine Kinder ...« – »Denkt Ihr nicht an Señorita Emma?« – »Oh, die ist verschwunden; die ist jedenfalls längst tot und kehrt nicht wieder zurück. Das hat meinem Herrn am Leben genagt und ihn älter gemacht, als er ist. Nun wißt Ihr doch, daß die Hazienda nicht mehr dem Grafen Rodriganda gehört?« – »Ich weiß es, der Graf hat sie meinem Schwager geschenkt« – »Mein Herr wird ohne Kinder sterben ...«

Jetzt horchte Pirnero auf.

»Ich hoffe, daß er noch lange leben wird!« sagte er. – »Bei einem solchen Alter und in den Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, ist es gar kein Wunder, wenn man an den Tod denkt. Also Kinder hat Señor Arbellez nicht, aber Erben, oder vielmehr eine Erbin ...« – »Wen meint Ihr?« – »Señorita Resedilla. Sie soll die Hazienda erben.«

Resedilla wandte sich halb ab. Sie liebte ihren Oheim wirklich, darum taten ihr die Worte des Vaqueros weh, und sie sagte:

»Geben wir die Hoffnung, daß Emma sich wiederfinden läßt, doch noch nicht auf.« – »Mein Gebieter hat sie aufgegeben«, entgegnete der Vaquero. »Darum hat er Euch zur Erbin eingesetzt und läßt Euch sagen, daß er Euch vor seinem Ende gern noch einmal zu sehen wünscht.« – »Das ist der Auftrag, den Ihr auszurichten habt?« fragte der Wirt. – »Ja. Ich soll die Señorita bitten, meinen Herrn recht bald einmal zu besuchen. Übrigens habe ich Euch diesen Brief abzugeben.«

Er griff in sein Wams und zog ein viereckig zusammengelegtes Leder heraus, in dem sich der Brief befand. Pirnero nahm ihn und wollte ihn öffnen.

»Nein, hier nicht, Vater«, bat Resedilla. – »Wo denn sonst?« – »Komm mit mir! Solche Briefe liest man allein.«

Resedilla zog den Vater mit sich fort. Als sie nach einer Weile zurückkehrten, hatte das gefühlvolle Mädchen rotgeweinte Augen, und auch Pirnero schien tief ergriffen zu sein.

»Wir haben den Brief gelesen«, sagte er. – »Und wie entschließt Ihr Euch, Señor?« fragte der Vaquero. – »Das läßt sich augenblicklich nicht sagen. Ihr kennt die Verhältnisse.« – »Ah, Ihr könnt Eure Tochter nicht gut auf einige Wochen vermissen?« – »Das ließe sich wohl überwinden; aber der Krieg, der Krieg!« – »So meint Ihr, daß es für die Señorita gefährlich sei, die Reise nach der Hacienda del Erina zu unternehmen?« – »Ja.« – »Was das betrifft, so braucht Ihr Euch keine Sorge zu machen. Mein Herr wird sich ein Begleitschreiben auswirken, das die Franzosen gewiß respektieren werden.« – »Aber die anderen, die Indianer?« – »Auch sie haben wir nicht zu fürchten, denn Señor Arbellez will Euch eine Anzahl erfahrener Vaqueros und Büffeljäger senden, die die Señorita sicher zu ihm bringen werden.« – »Hm, auf diese Weise könnte man es wagen, aber gefährlich bleibt es dennoch. Wie lange habt Ihr Zeit, hierzubleiben?« – »Den heutigen Tag.« – »Nun, so werde ich es mir überlegen. Morgen sollt Ihr meine Antwort und einen Brief an den Schwager bekommen. Jetzt aber versorgt Euer Pferd und geht in die Küche, um Euch etwas vorsetzen zu lassen.«

Dies tat der Vaquero. Resedilla aber ging auch in die Küche, und Pirnero setzte sich an sein Fenster, um über die soeben empfangene Botschaft nachzudenken. Ein so bedeutendes Erbe wie die Hacienda del Erina, war nicht zu verachten; aber er hatte seinen Schwager wirklich lieb, und der Verlust Emmas hatte auch ihn ergriffen. Er besaß, trotz seines eigentümlichen Charakters, ein tiefes Gemüt, das auch zarteren Gefühlen zugänglich war.

Er konnte sich seinem Sinnen nicht lange hingeben, überhaupt hatte es allen Anschein, als ob der heutige Tag ein sehr bewegter werden solle, denn es kam jetzt ein zweiter Reiter, der draußen vom Pferd sprang und dann eintrat. Der Schwarze Gerard war es.

Als Pirnero ihn erblickte, begrüßte er ihn ganz anders als früher.

»Ah, Señor Gerard!« rief er, sich erhebend und auf den Jäger zueilend. »Ihr seid es? Gott sei Dank! Wir haben rechte Angst gehabt!« – »Wir? Wen meint Ihr damit?« – »Nun mich und Resedilla.« – »Euch auch?« fragte Gerard lächelnd. – Natürlich!« – »Wie kommt das? Ich trinke doch nur einen Julep und gebe mich dazu her, Rehgeißen für andere Leute zu tragen.« – »Macht doch keine dummen Witze. Damals wußte ich doch nicht, wer Ihr seid. Jetzt aber seid Ihr mir willkommen, selbst wenn Ihr gar keinen Julep trinken wollt. Ich werde Resedilla gleich rufen.«

Aber das war nicht nötig, denn diese hatte die Stimme Gerards erkannt, trat mit freudeglänzendem Gesicht herein und reichte ihm die Hand.

»Willkommen!« sagte sie. »So ist der Kriegszug glücklich abgelaufen?« – »Sehr glücklich!« – »Ohne Verwundung?«

Ihr Blick streifte dabei mit Besorgnis Gerards Gestalt.

»Es ist mir kein Haar gekrümmt worden«, antwortete er im Ton der Beruhigung. – »Gott sei Dank!« – »Ja, Gott sei Dank! Aber ich wünsche, daß wir auch morgen oder übermorgen so sagen können.« – »Warum?« fragte Pirnero. – »Ich komme, um Euch auf eine große Gefahr aufmerksam zu machen.« – »Auf eine Gefahr? Auf eine große?« fragte Pirnero. »Sprecht Ihr im Ernst, Señor Gerard?« – »Leider im vollen Ernst. Die Franzosen haben erfahren, daß jene Kompanie vernichtet worden ist. Nun sind sie mit dreifacher Stärke aufgebrochen, um sich zu rächen. Sie sind bereits nach Fort Guadeloupe unterwegs.«

Resedilla erbleichte. Ihr Vater aber schlug die Hände zusammen und rief:

»Mein Gott, ist das wahr?« – »Ja, wir wissen es ganz sicher.« – »Wann werden sie kommen?« – »Das weiß ich noch nicht.« – »Oh, dann werde ich sogleich packen und alles, was ich habe, auf die Pferde geben. Wir fliehen zu Juarez hinüber.«

Er wollte in furchtsamer Eile das Zimmer verlassen, doch Gerard hielt ihn zurück.

»Halt! Wartet noch!« sagte er. »So weit ist es noch nicht. Selbst wenn die Franzosen das Fort nehmen, würden sie das Privateigentum möglichst respektieren müssen, um auf diesem gefährlichen, so weit vorgeschobenen Posten nicht auch noch die Bevölkerung gegen sich zu erbittern. Aber die Hilfe ist bereits unterwegs.« – »Welche Hilfe?« – »Juarez selbst.« – »Juarez selbst? Hat er die Apachen bei sich?« – »Ja.« – »Ah, da sind wir gerettet!« – »Jubeln wir nicht zu früh! Juarez weiß nicht genau, welchen Weg der Feind eingeschlagen hat. Es ist leicht möglich, daß er ihn verfehlt. Er wird die Fährte der Franzosen sicher finden, aber vielleicht nicht zur rechten Zeit, um sie noch vor dem Ziel zu erreichen. Da gilt es nun, den Feind nicht in das Fort zu lassen, damit Juarez und die Apachen herankommen und ihn aufreiben können.« – »Ihr meint, daß das Fort verteidigt werden soll?« – »Ja.« – »Aber wer, um Gottes willen, soll dies tun? Wir haben kein Militär!« – »Wir werden es tun, wir alle, und auch Ihr mit, Señor Pirnero.«

Da wurde das Gesicht des braven Wirtes noch einmal so lang.

»Ich auch mit?« fragte er erschrocken. – »Natürlich!« – »Ich soll schießen?« – »Freilich!« – »Und stechen?« – »Das versteht sich.« – »Ich soll Menschen totmachen?« – »So viele als möglich!« – »O nein; das tue ich nicht! Das sind wir in Pirna nicht gewöhnt! Wer dort einen Franzosen erschießt, der wird umgebracht oder zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Es kommt sogar vor, daß ein solcher Mensch zum Tode verurteilt wird, nebst zehn Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust und Polizeiaufsicht.« – »Das kommt an anderen Orten auch vor«, lachte Gerard, »obgleich es mehr ist, als ein Mensch billigerweise aushalten kann.« – »Nun also! Ich schieße nicht.« – »So werdet Ihr erschossen.«

Pirnero erbleichte.

»Inwiefern?« – »Ich komme als Bote von Juarez. Ich war auf dem Annunciamento. Ich soll die Verteidigung leiten. Juarez befiehlt, daß ein jeder Einwohner sich bewaffne, um den Feind abzuweisen. Der Alkalde geht von Haus zu Haus, um diesen Befehl zu überbringen; Euch aber wollte ich es selbst sagen.« – Aber, Señor, ich habe ja noch nicht einmal einen Hasen geschossen!« – »Ein Mann ist leichter zu treffen, Señor.«

Dieses Argument half keineswegs, den Alten zu beruhigen.

»Aber ich bin dann doch ein Mörder!« sagte er. Da aber klärte sich sein Gesicht plötzlich auf, und er rief: »Ah, da fällt mir ein Ausweg ein!« – »Es sollte mich freuen, wenn Ihr einen fändet!« – »Wollt Ihr mir einen Gefallen tun, Señor Gerard?« – »Sehr gern, wenn ich kann.« – »Nun gut, Ihr könnt es. Es ist sehr leicht; Ihr nehmt nämlich zwei Flinten.« – »Ah! Wozu?« – »Ihr schießt einmalmit der einen für Euch und dann mit der anderen für mich. Auf diese Weise steht Ihr für zwei Mann, und ich brauche nicht zu wüten wie ein rasender Roland.« – »Solche Leute braucht man überhaupt nicht!« klang es aus der Ecke.

Gerard drehte sich um. Er hatte den Schlafenden noch nicht bemerkt Dieser war während des Gesprächs erwacht und hatte alles vernommen. Jetzt saß er aufgerichtet auf seiner Bank und kaute gleichmütig an seinen Fingernägeln. Gerard betrachtete ihn aufmerksam, trat auf ihn zu und sagte:

»Verzeiht Señor! Darf ich fragen, wer Ihr seid?« – »Ja.«

Der Gefragte sagte nur dies eine Wort. Dann spuckte er sein Priemchen, das er auch im Schlaf im Mund behalten hatte, über den Tisch hinüber, griff in die Tasche, zog einen gewaltigen Ring Kautabak hervor und biß sich ein Stück ab.

»Nun, also Euer Name?« fragte Gerard. – »Hm! Ihr habt mich gefragt ob Ihr mich fragen dürft, wer ich bin. Ich habe Euch das erlaubt aber ich habe nicht versprochen, daß ich Euch antworten werde.« – »Gut! So behaltet Euren Namen für Euch und mischt Euch nicht in unser Gespräch!« – »Aber wenn es mich nun interessiert?« – »So dürft Ihr Euch auch nicht wundern, wenn ich mich für Euch interessiere.«

Der Fremde nickte bedächtig, schob das Priemchen von einer Seite seines Mundes zur anderen und antwortete:

»Ich kalkuliere, daß Ihr nicht ganz unrecht habt, aber ich habe Gründe, meinen Namen nicht eher zu nennen, als bis ich den Eurigen weiß. Wie sagtet Ihr doch gleich? Juarez hat Euch geschickt?« – »Ja.« – »So kennt Ihr ihn? Seid bei ihm gewesen? Wißt, wo er zu finden ist?« – »Ja.« – »Ihr haltet es mit ihm und nicht mit diesen verdammten Franzosen?« – »Ja. Ihr habt es ja gehört.« – »Nun, dann seid so gut und sagt mir doch einmal, wer Ihr seid!« – »Das könnt Ihr erfahren. Man nennt mich den Schwarzen Gerard.«

Da fuhr der Fremde von der Bank empor, als ob er auf einer großen Spannfeder gesessen hätte, kniff die Augen zusammen und rief:

»Donnerwetter! Ist das wahr?« – »Ich habe keine Veranlassung, Euch zu belügen.« – »Na, dann ist alles gut. Ich kenne Euren Namen. Ich habe schon längst gewünscht, Euch einmal zu sehen. Ihr seid ein Kerl, vor dem man Respekt haben muß und mit dem man sich nicht zu schämen braucht. Hier habt Ihr meinen Vorderfuß, gebt mir den Eurigen. Wir wollen sie uns drücken!«

Er streckte Gerard seine Hand entgegen. Dieser zögerte aber, einzuschlagen.

»Ihr scheint im Bekanntschaft-Anknüpfen wählerisch zu sein«, entgegnete er. »Ich bin es auch. Ihr kennt jetzt meinen Namen. Wie ist der Eurige?« – »Ah, das hätte ich bald vergessen«, lachte der andere. »Mein eigentlicher Name ist Euch nicht bekannt; ich selbst habe ihn bereits so halb und halb vergessen. Aber da haben mir die Rothäute einen Namen gegeben, den Ihr wohl schon gehört haben werdet. Er klingt freilich nicht gar zu schön, aber ich hoffe, ihn zu Ehren gebracht zu haben. Ich will mir einmal den Spaß machen und ihn nicht nennen, sondern Euch raten lassen. Seht mich einmal an, Master Gerard.« – »Das wird nicht viel helfen, Señor«, antwortete Gerard. »Bis jetzt bemerke ich nur, daß Ihr jedenfalls ein Amerikaner seid.« – »Ein Yankee, wollt Ihr sagen? Ja, das bin ich. Ihr guckt Euch den ganzen Kerl an, und das ist falsch. Seht nur in meine Physiognomie!«

Der Hagere deutete mit den beiden Zeigefingern auf sein Gesicht. Gerard konnte nicht raten. Er schüttelte den Kopf.

»Noch immer nicht?« sagte der Fremde. »Nun, so will ich es Euch leichter und deutlicher machen. Seht Euch einmal nichts weiter an als meine Nase. Wie gefällt Sie Euch?« – »Hm, das Wachstum ist nicht übel.« – »Meint Ihr?« – »Ja.« – »Aber zu welcher Sorte von Nasen gehört sie?« – »Adlernase wäre zu wenig gesagt«, lachte Gerard. – »Richtig.« – »Geiernase vielleicht dürfte ... ah, alle Wetter, ich errate!« – »Nun, heraus damit.« – »Oh, Señor, ich könnte Euch beleidigen«, meinte Gerard. – »Mich beleidigen? Dummheit! Diese verfluchten Rothäute haben mir meiner Nase wegen diesen Namen gegeben, und ich werde ihn behalten in alle Ewigkeit. Ihr braucht Euch also nicht zu genieren. Wer bin ich?« – »Wenn ich richtig rate, so seid Ihr allerdings einer der bekanntesten Fallensteller und Pfadfinder der Union, und ich werde mich herzlich freuen, Euch die Hand drücken zu dürfen, Señor.« – »Geht mir mit Eurem Señor! Sagt meinen Namen!« – »Man hat Euch ›Geierschnabel‹ genannt?« – »Na, endlich! Ja, ich bin der Kerl, der diesen Namen mit sich herumschleppt. Wollt Ihr nun noch meinen Vorderfuß zurückweisen?« – »O nein!« rief Gerard erfreut. »Hier meine Hand. So finden sich Jäger persönlich zusammen, die sich bereits dem Namen nach kannten und achteten. Ich wünsche, daß wir uns öfters zusammenfinden!«

Geierschnabel war bekannt als einer der besten, aber auch originellsten Jäger des Westens. Gerard empfand eine aufrichtige Freude, ihn hier persönlich zu treffen, und drückte ihm den Vorderfuß mit ungeheuchelter Herzlichkeit.

»Aber was führt Euch eigentlich nach Fort Guadeloupe?« – »Davon sprechen wir vielleicht später. Für jetzt mag die Bemerkung genügen, daß ich Juarez suche. Vor allen Dingen ist es notwendig, über die Gegenwart zu reden, ich bin jetzt hier im Fort und fühle daher die Verpflichtung, es mit zu verteidigen. Sind die Franzosen wirklich im Anzuge?« – »Ja.« – »Und Juarez ist hinter ihnen her?« – »Oder ihnen entgegen; wie man es nimmt.« – »Euch hat er die Verteidigung anvertraut?« – »Ja. Sein Befehl liegt schriftlich beim Alkalden.« – »Nun gut, so muß man Euch gehorchen.« Und sich an Pirnero wendend, fragte er diesen: »Ihr wollt also keinen Franzosen totschießen?« – »Nein, nein! Ich bringe dies nicht fertig!« antwortete der Gefragte. – »Aber den Mut, Gäste hinauszuwerfen, habt Ihr! Na, ich will Euch das nicht nachtragen. Bleibt ruhig auf Eurer Matratze liegen und kaut Lorbeerkränze; ich werde an Eurer Stelle eintreten.«

»Señor, ich danke Euch! Wollt Ihr das wirklich tun? An meiner Stelle kämpfen?« – »Ja.« – »Oh, dann gebe ich Euch die Erlaubnis, so viel zu spucken, wie Ihr wollt!« – »In Eurer Stube hier?« lachte Geierschnabel. – »Ja«, antwortete Pirnero. – »Auch auf das Heiratsbüro in der Dämmerung?« – »Hm! Lieber wäre es mir, wenn Ihr Euch einen anderen Ort suchtet, Señor.« – »Na, ich werde mir Mühe geben, Eure Gemäldegalerie zu schonen; nur dürft Ihr mir nicht mit unnötigen Fragen kommen, das kann ich nicht vertragen.«

Resedilla hatte bisher schweigend zugehört. Ihr war herzlich Angst vor den Franzosen, und so wollte sie die gerade jetzt eingetretene Gesprächspause benutzen, Gerard ihre Unruhe auszusprechen, als sie unterbrochen wurde.

Draußen erscholl nämlich vielfacher Hufschlag, und die niedrigen Fenster wurden fast verdunkelt von Pferden, die vor denselben halten blieben.

»Was ist das?« rief Pirnero erschrocken. »Doch nicht die Franzosen?«

Gerard trat an das Fenster, blickte hinaus und antwortete: »Nein. Der Kleidung nach sind es Mexikaner.« – »Aber so viele. Resedilla, da gibt es Arbeit!«


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