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IV.

Es war ein kalter Wintertag mit Schneewetter in der Luft und das ganze Haus durch und durch kalt und noch unwirtlich.

Der Großvater genoß seinen Morgenkaffee unten im Speisezimmer an einem kleinen Tisch, den er zum Ofen hingeschoben hatte. Im ganzen Gemach lagen Stoffe und Nähsachen herum, und über den Tisch gebeugt schnitt die Schneiderin mit einer großen Scheere scharf durch die Seide, während die Nähmaschine einen halbfertigen Saum unter der Nadel liegen hatte. Die kurzen Stunden, da es Tag und hell war, mußten in dieser Zeit vor der Soirée im Verein, – dem Konzert mit darauffolgendem Ball, – zum Nähen und Garnieren der Toiletten verwendet werden.

Terna knöpfte gerade ihre Taille zu, nachdem sie probiert und probiert hatte, als es auf dem Gang läutete.

Konsul Wingaard öffnete die Speisezimmerthür und steckte den entblößten Kopf herein, der sich aus den Pelzkragen hob, zog sich aber gleich diskret mit einem lächelnden, »Pardon, Pardon!« – zurück.

Frau Stefanie lief hin ...

»Nein, Wingaard ... daß Sie kommen und sehen, wie unordentlich es hier ist! – Man muß, schauen Sie, eine Tochter zum Ball ausstatten« ...

»Ich versichere«, – rief Wingaard, – »ich gucke mit dem Gefühl herein, als sähe ich in das Arbeitskabinet eines Komponisten oder Dichters. Wenn man weiß, welche Festlichkeit da herauskommt, – aus all diesen Notenkorrekturen und Strichen und Fehlklimpereien« ... er fuchtelte mit den Fingern wie mit einer Scheere herum.

»Ja, lieber Himmel, – entschuldigen Sie,« – wiederholte sie, – »aber ich kann Sie unmöglich bitten, hereinzukommen!«

»Nein, nein, nur zwei Worte, Frau Stefanie .. Wer soll Sie heute abends zum Klavier führen?«

Frau Stefanie lugte ihn durch die dunkeln Augenwimpern an: »Wann kam Ihnen der Einfall? ... Herausführen – hier in dieser Stadt, wo sie einander alle kennen!«

»Dergleichen muß jedenfalls im Voraus arrangiert sein – nicht dem Zufall überlassen werden oder – Herrn Fengers bekanntem Takt! Sein Neffe, der Bergwerksstipendiat, soll diesen Winter auf jede Weise in Relief gesetzt werden, als glänzender Tenor, als musikalischer Beurteiler, und so weiter« ...

»Ich gehe an's Klavier ohne jedwede Feierlichkeit, natürlich«, – lachte sie.

»Aber jemand muß Ihnen doch die Noten umwenden,« eiferte er.

»Ja, um das bitte ich selbstverständlich meinen Freund, Konsul Wingaard, als Mitwirkenden und Arrangeur und Dirigenten und Seele des Ganzen,« – erklärte Frau Stefanie mit ihrer sanftesten, einschmeichelndsten Stimme ...

Die Nähmaschine übertönte den Rest, bis sie in Unordnung geriet und zu stocken begann ...

»Will Niemanden in meinem Gehäge,« .. hörte man den Konsul gereizt zwischen den letzten zögernden Hacktönen der Nadel.

»Was meinen Sie damit, Wingaard?« ...

Das leichtsinnige, kurze Zucken um die Mundwinkel, mit dem Frau Stefanie zum Konsul aufsah, entging dem Großvater nicht ... und dann diese katzenpfotenartigen Bewegungen der Hände nach dem Pelzkragen hin! ..

Die Maschine dröhnte aufs Neue.

»Ihnen nahe sein ... mit Ihnen fühlen in Ihrer Spannung« .. durchschnitt es wieder schwach den Lärm, als die Maschine gerade eine Nach zu Ende lief.

Terna hatte es auf einmal sehr eilig, die Heftfaden aus den Seidenleib zu ziehen, der für sie umgenäht worden und ein Stuhl scharrte heftig, weil der Großvater plötzlich aufbrach. Er stand auf und räusperte sich.

»Darf ich bitten, gütigst entweder drin oder draußen zu konferieren,« – fuhr er los. »Ich habe leider nicht die Feurigkeit im Blut, die Einen alle Rücksicht beiseite setzen laßt – auf die Zugluft.«

Ternas große stille Augen richteten sich entsetzt auf den Großvater. Er kaute stumm mit den Kiefern und beschäftigte sich mit dem Kaffeetisch, der vor ihm umfallen wollte, so daß Terna hineilte und ihm beistand.

»Bitte sehr um Entschuldigung, Herr Zollinspektor!« rief Wingaard. – »Adieu, – adieu, gnädige Frau.« Er grüßte mit der Pelzmütze weit ins Zimmer hinein, und gleich darnach krachte und klirrte die Gangthür nach ihm ins Schloß.

Frau Stefanie machte langsam die Thür zu und schritt so gewiß mit einer Duldermiene zum Tisch hin.

»Wir haben leider kein geheiztes Vorzimmer, Großvater!« äußerte sie sanft ... »Wir waren gezwungen, Dich zu bitten, daß Du mit Deinem Morgenkaffee heute mitten in all der Näherei vorlieb nimmst; es wäre etwas luxuriös, Ternas Kleider nicht im Hause anfertigen zu lassen.«

Der Großvater schien nur damit beschäftigt, seine. Tasse auf das Büffet zu stellen. Er faltete die Morgenzeitung hastig zusammen und begab sich hinauf. Er hatte etwas von dem Vogel, der die Federn sträubt.

Später, bei dem eilfertigen Mittagsmahl, war Frau Stefanie würdevoll und steif ...

»Es schickt sich nicht, die Finger zu gebrauchen, Ingwald, um das Rückgrat des Weißlings heraus zu bekommen,« – korrigierte sie mild. »Es sieht nicht gut aus bei jungen Leuten. Der Großvater der hat seine eigene Art,« – fügte sie nachsichtig hinzu.

»Es ist eine kunstvolle Geschicklichkeit, die man in den Fischdistrikten lernt,« – lachte der Großvater gutmütig, indem er triumphierend eine neue Wirbelsäule mit allen Gräten dran herauszog.

» ... Und auch nicht das Hirn so aus dem Kopf des Fisches schlürfen! – Der Großvater, das ist ganz was anderes. Die Alten haben ihre Vorrechte, wie Du weißt. Ingwald.«

Der Großvater lenkte scherzhaft ab, indem er über die letzten Neuheiten anläßlich der Toilette seiner Schwiegertochter sich mit Interesse aussprach ... Die weiten Oberärmel, das war akkurat die Mode, die in seiner Jugend vorgeherrscht hatte. »Ich habe manche schmucke, elegante Schönheit sie tragen sehen und kann daher vergleichen,« – neckte er gutmütig und versöhnlich. »Es braucht Anstand, um sie zu tragen, und ich räume ein, diese Mode ist gerade wie für Dich geschaffen, Stefanie, – wie überhaupt für alle großen, schlanken Gestalten.« Er räusperte, den Schelm im Auge, zum Sohn hin, weil das ja Frau Stefanies Fülle wegen zweifelhaft sein konnte .. »Ich bin alt, ja, – Du sagst mir es selbst; aber,« – er lachte etwas übertrieben galant, – »nicht so abgestorben und moosbewachsen, daß ich mich nicht freuen könnte, Dich heute Abend in voller Pracht zu sehen, Stefanie!« ...

»Wenn Dir Deine Gesundheit erlaubt zu kommen, Großvater – empfindlich wie Du gegen ein bischen Zugluft bist – sogar am andern Ende der Stube« ... war die bescheidene Antwort.

Des Großvaters rascher Blick streifte ihr Gesicht; – er merkte wohl den bösen Zug um den Mund. – – Nachdem er drin bei Tisch aus seinem Herzen so eine Mördergrube gemacht hatte, stand er nun im Ueberrock, den Stock in der Hand, auf der Thorstufe. Er mußte sich auslüften.

... Wieder hin und das Häuschen mit Garten draußen am Strande besehen, auf das er nun spekulierte, seitdem er hier war? Direkt hingehen und sich aufmachen und es kaufen? ...

Er fühlte eine unbändige Lust dazu – war es gründlich satt, in seines Sohnes Haus noch weiter auf den Zehenspitzen herumzugehen und nach Liebenswürdigkeiten für dessen Frau zu suchen!

... Unwürdig ... höchst unwürdig!

Er stieß den Stock auf die Thorstufe und stapfte fort.

*

Der musikalische Teil des Abends war glücklich überstanden.

Frau Grunth hatte auf dem Jacobsen'schen Flügel warmen Beifall geerntet. Und sie nahm ihn mit bescheidenem Zweifel entgegen, mit etwas schelmischer Resignation wegen ihrer bald erreichten vierzig Jahre, Das versteckte, leise Lächeln unter den Augenlidern und das köstliche kleine Zucken in der unteren Gesichtspartie, als sie sich zurückzog, hatte etwas pikant Herausforderndes, das eine wahre Applaussalve über sie niedergehen ließ und einen ganzen Kreis von Gratulierenden um sie versammelte, als sie sich auf ihren Platz zurückbegab.

Während Frau Stefanie in ihrer still verschlossenen Manier die Komplimente entgegennahm, steckten die Damen ihre Köpfe zusammen, murmelte und deutete und telegraphierte man sich mit Blicken und flüsterte man. Man tuschelte überhaupt immer über Frau Stefanie Grunth und ihre Anziehungskraft auf die Herren, – was diesen Abend bei Frau Mathisen in die ärgerlichen, platten, aber aufrichtigen Worte hinauslief: »Ach Gott, wie versteht sie sich doch auf's Fischen!«

– Nun wurde der Flügel – Jacobsens Flügel – direkt hinab in den Wagen gebracht und die Blechmusik füllte die Tribüne. Stühle und Bänke wurden beiseite getragen und der Saal mit seinem weißen, geräumigen Fußboden lag nun da, fertig zum Tanz.

Ballgeschmückte Damen wanderten reihenweise auf und nieder und nahmen die eine Seite des Saales ein, während weiß behandschuhte Herren durch die Thür hereinströmten, um die Damen zur feierlichen Polonaise zu holen, mit der der Ball eröffnet werden sollte und an der auch die verheirateten Frauen teilnahmen, – die Amtmännin und der Direktor Fenger natürlich als anführendes Paar. Die Stiftsprobstin hatte sich selbstverständlich geweigert, aber dafür hatte sie ja ein Schock Söhne und Töchter, die es an ihrer statt aufnehmen konnten, – scherzte sie in ihrer gutmütig würdevollen Art.

Gleich nach der Stiftsamtsmännin kam Konsul Anders Wingaard mit der Frau Korpsarzt Grunth, der Gefeierten des Abends, in glanzvoll weinroter Seidentoilette von äußerst modernem Zuschnitt.

Die bunten Reihen schlängelten sich unter den Kronleuchtern im Takte der Tanzmusik.

Und der Großvater ging herum und sah zu und redete mit einer oder der anderen von den dasitzenden Frauen, bis er sich schicklicherweise zu einer Kartenpartie in einem der inneren Gemächer des Klubs zurückziehen konnte. Unmut zuckte über sein Gesicht, als er seinen Sohn, den Korpsarzt, sah, der mit Konsul Wingaard im Tanz höchst animiert nach hinten zu plaudern schien ..

Er erinnerte sich an verschiedene der älteren Damen, die ringsum an den Wänden saßen, – nun Großmütter –, wie sie sich in seiner romantischen Zeit ausgenommen und wie sie sich nun zu festen Gestalten abgerundet, mit seltsam gravierten, vom Leben mitgenommenen Physiognomien, Furchen gleich alten Dachrinnen, durch welche sehr viel Regen geflossen ... Sie saßen nun mit verschiedenartig komponierter Gesellschaftsmiene, das Leben zur Rechenschaft fordernd, – mild nachsichtig, mit wohl versteckter Spitze, – mit verdächtiger Sanftmut, – die alte Frau Direktor Fries entschieden scharfrichterisch, mit einem »entweder – oder« um die magere gekrümmte Nase und in den funkelnden scharfen Falkenaugen. Er erinnerte sich gut ihrer glänzenden Schönheit in der Zeit, da sie jung war. Doch die Stiftsprobstin sah lieb aus – wie mit wohlerhaltener innerer Einrichtung. Als Mädchen war sie immer häßlich gewesen, allein ungeheuer gemütlich. –

»Komm – komm ... man darf sich nicht in Betrachtungen verlieren, – wie, Frau Jönsberg? Haben Sie eine Tochter hier?« ...

Er wurde in diesem Moment auf Terna aufmerksam; sie tanzte wahrhaftig mit dem Bergwerksstipendiaten Fenger in Person! ...

Der Großvater rückte von Frau Jönsberg weg, um weiterem Gespräche zu entgehen. Er mußte Terna anschauen ... sie nahm sich wirklich gut aus, ... ganz merkwürdig gut in dem umgeänderten grünen Kleid ... Hielt sich so herzig nett, – war so zart, schlank und lieb, ... so recht frisch aufgeblüht ... Es war das, was er an ihr Stil nennen wollte, – diese eigene Kopfhaltung, dieser einfache, weiche Wurf gleichsam um die ganze Figur ...

Nun kam der Walzer – für die Jungen –

Der Großvater vergaß seine Absicht, sich zum Kartentisch zurückzuziehen. Er stand, festgehalten von Ternas schlanker, schilfartiger Gestalt; – ihr Gesichtsausdruck wie ganz erfüllt von dem ersten Tanz auf ihrem ersten »erwachsenen« Ball!

Er war einigermaßen verblüfft. Es geschah zum erstenmal, daß er es an ihr bemerkte, dies Ahnungsreiche; – sie war wie ein gar junger, schwanker Baum, ehe er Blüten treibt.

... Setzt sie nicht den Fuß wie – Ja wohl Terna, der war das Tanzen wohl eigentlich angeboren, – wie dem Seevogel das Schwimmen, – – gleichwie der Großmutter ...

Ja ja, Ternachen, – Dein erster Tanz, das ... Man konnte dies den Brauttanz mit dem Leben nennen. Denn nun ist sie, das Kind, erwachsen ...

Der Großvater lugte ruhig und gleichgiltig schräg hinüber:

Der Bursche will wohl mehrere Tänze von ihr, – was gar nicht so dumm ist, nein ... Sie mustert in der Tanzkarte und schreibt ihn auf, – fast so, daß er merken kann, er ist die erste Kundschaft im Verzeichnis ...

Na also, – nun ist sie so weit versorgt für den Abend. – Und nun konnte man sich sachte in die inneren Räume verziehen!

Das ging jetzt nicht ohne Hindernis, da der Tanz wieder anhob und der Weg bei den Sitzplätzen längs der Wand vorbei stets enger und enger wurde. Er arbeitete sich vorwärts, die eine behandschuhte Hand auf dem Rücken, gleichsam von Landzunge zu Landzunge, – umsegelte in resolutem Bogen Fräulein Uhlenhorst, die in der letzten Zeit so eifrig nach seiner Kardialgie zu fragen begonnen und ihm dringend geraten hatte, gestrickte Leibbinden zu tragen, – für die sie ein so ausgezeichnetes Modell besaß ... Man ist ja niemals ein so alter Haken, daß nicht – hm –m ...

Ueberall mußte er Komplimente anläßlich des Auftretens seiner Schwiegertochter im Konzert hinnehmen, was ihn mehr und mehr reizte. Er fühlte, er war auf dem Sprung, irgend eine bissige Antwort zu geben, – sah gerade wieder die Frau des Stadtbaumeisters sich mit offenem gratulierendem Mund entgegenkeuchen, als er noch glücklich durch die Thür entmischte.

Die Handschuhe kamen hurtig in die hintere Rocktasche, und gewissermaßen mit einem Gefühl der Befreiung schlenderte er einher durch die mit Kartentischen besetzten kleinen Zimmer und forschte nach Gelegenheit, den Abend nach Wunsch anzubringen.

Es schwebte eine gewisse Feierlichkeit über den Wassern. Man saß beim Spiel mit weißen Faltenhemden und zierlich geknöpften Manschetten, und hie und da blitzte ein Orden auf dem Frack. Man rauchte Extracigarren und hatte elegante Etuis für die kurze Pfeife offen neben sich liegen. Ein Blick hinein in einen der nächsten Räume ließ den Zollinspektor Rücken und Tasche der Uniform seines Sohnes wahrnehmen. Der Korpsarzt saß, den Nacken gemächlich nach hinten und das eine Bein auf einen freien Stuhl gelegt, und rauchte und gab ironische Bemerkungen zum besten.

Der Großvater verstand den Ton und die Bitterkeit ... Er kehrte flugs um ... »Spritzt in der Bratpfanne, der Arme,« murmelte er und zog sich zurück.

Mit dem alten Makler Knoff, der unbeschäftigt dastand, dem Postmeister und dem Direktor Brönnich arrangierte er dann draußen im Kabinet neben dem Ballsaal eine Bostonpartie.

Der Großvater spürte so einen gewissen bitteren Drang, sich Luft zu machen. Er ordnete die Karten, blätterte sie rasch durch, ab und zu mit einem hastig prüfenden Blick auf den Partner und meldete kurz:

»Petite misère ouverte!«

Das Glück schien sich aber ihm »contrary« zu gestalten und er nahm einen Schluck Toddy, um sich über die Bêten hinweg zu helfen.

Der Großvater saß da, die hohe schräge Stirn von grauem Haar eingerahmt, dem man noch ansah, daß es einstens rot gewesen. Die klaren blauen Augen ruhten manchesmal forschend auf den Mitspielern ... Der Postmeister ärgerte ihn, da er so interessiert ängstlich spielte, als gälte es, seine Frau und all seine acht Kinder zu ernähren. Und der Makler, der alte Knoff mit der blanken Glatze, nahm vorsichtig die Stiche ein und schmatzte hastig an der Cigarre, sowie am Vormittag, wenn er in der Stadt vom Portwein zum Sherry lief und rauchte und an den Stümpfen sparte, damit sie reichten, bis ihm der Nächste eine neue anbot ... Junggeselle ... keine Familie mit sich zu schleppen ...

»Hören Sie einmal, Knoff,« – unterbrach der Großvater seinen Gedankengang, – »haben Sie nie irgend einen Bruder- oder Schwestersohn gehabt, für den Sie gutsagen mußten?«

Der Makler legte plötzlich die Karten auf den Tisch mit einem ärgerlichen: »Halt ja, ... für denselben, der mich zum Makler beförderte ... Halt ja; der hat mich in Trab gesetzt! – blähte sich an der Börse mit großen Geschäften in Petroleum, Kaffee und schließlich in Korn, und dann« – der Makler blies in die Luft, – »das Ganze ging flöten und ich saß mit den leeren Säcken da.«

»Hm ... man entgeht Dem auch als Junggeselle nicht« ... murmelte der Großvater. Sein Blick streifte gerade den Sohn, der sich die Handschuhe zuknöpfte und in den Ballsaal ging.

Die Luft in den Spielzimmern verdichtete sich immer mehr in grauem Dampf, in dem es von surrenden Gesprächen und lauten Worten klang, und während der Pausen strömten die Tanzenden durch, um das Restaurant aufzusuchen.

Der Großvater benutzte den Moment, da die Partner sollten gewechselt werden, um den Rücken gerade zu richten, Atem zu schöpfen und einen Blick in den Ballsaal zu thun.

Hinter den Reihen der Tanzenden bot man Eis und Limonade herum. Man hatte sich nun mehr in Familien- und Freundeskreise zusammengerückt.

Dort in der Ecke saß Stefanie in ihrem weinroten Kleid, mit langen Knöpfhandschuhen, behaglich an den Stuhlrücken gelehnt, von beiden Seiten her unterhalten. Die goldene Brille des eleganten Bankchefs Hoyer glänzte, so oft er sich zu ihr vorbeugte und eine Pikanterie sagte, die so recht auf gutem Boden bei ihr fiel, und dann lachte sie und fächelte sie sich mit dieser sonderbar heimlich genießenden Miene. Er und Thurmann, der mächtige Rechtsanwalt der Stadt, schienen für den Augenblick zu konkurrieren. Sie wendete träg und leise lächelnd das Gesicht mit den vollen, fleischigen Wangen von dem einen zu dem anderen, sie mit einem kleinen Ausruf oder einem kurzen Wort abfertigend.

Die Mannigfaltigkeit der Mittel zu angeln hat sie noch immer,« – durchfuhr es den Großvater.

Und von der Thür schräg gegenüber beobachtete Wingaard den Tanz. Er zuckte mit den Augen nervös, als litte er unter dem Lärm der Blechmusik. Die Hand griff hie und da mit der gewohnheitsmäßigen Bewegung hinauf in das volle, weiche, etwas grau gemischte Haar, während der Blick hastig nach der Richtung schoß, wo Stefanie saß.

Der Korpsarzt befand sich auf der anderen Seite des Saals, wohl versteckt hinter den Tanzenden ... saß dort gepeinigt und in seine eigene Frau vergafft. Er deckte sich durch ein tiefes, breites Gespräch mit der älteren Frau Hoidt, die er täglich wegen ihrer Leberstiche besuchte.

Eine vorübertanzende Dame nickte dem Großvater mit einem kurzen Ausruf zu.

Seine Augen folgten der etwas schwachen Gestalt. Das war gar kein wirklicher Fußboden, worauf Terna heute tanzte; sie hatte einen wundersam durchleuchtenden Ausdruck ... wurde vom Wind getragen, – gleich wieder weggehoben. – –

Als der Tanz zu Ende war, kam sie zum Großvater gelaufen, als wollte sie ihm etwas anvertrauen, sie hielt aber inne, als sie den Stipendiaten Fenger quer durch den Saal auf sich zukommen sah.

»Schrecklich, Herr Zollinspektor!« – wendete der Stipendiat sich scherzend, mit einem Blick auf Terna, zu ihm, – »so jung und schreibt schon falsche Namen! Ich fand Ihre Tanzkarte, Fräulein, – und da, – sehen Sie her! – da stehe ich für einen elenden Galopp notiert anstatt für den Kotillon ... Nein, richten Sie die großen Augen doch nicht so entsetzt auf mich, Fräulein, – man könnte am Ende ein Gewissen kriegen ...«

»Ja, Sie, ist es nicht merkwürdig,« – der Großvater packte ihn plötzlich am Frack, – »daß von manchen Menschen einem immer die Augen im Gedächtnis sitzen bleiben! Das war auch bei Ternas Großmutter so, und ich kann mit meinem Sohn, dem Korpsarzt, sagen« ...

»Aber wie sind Sie darauf verfallen, sich in Grün zu kleiden, Fräulein,« – rief Fenger aus. »So was kann nur der reine Instinkt hervorbringen, ... so pikant gerade für Sie.« Er musterte sie durch das Monocle.

Terna blickte scheu zum Großvater auf; sie hatte nicht Lust zu bekennen, woraus das geänderte Kleid geschaffen war. Am Vormittag, als sie anprobierte, hatte ihr geschienen, als sehe sie in ihren runden Puffärmeln aus wie eine grüne Schlampe.

»Das wunderbar Schlaue daran ist,« bewies Fenger mit kritischem Scharfblick, – »daß es gerade so ungewählt, unüberlegt aussieht, – daß es das Natürliche, Unraffinierte so siegreich hervortreten läßt. Eben nicht der Geschmack von Jansens Modemagazin.« ...

»Aus Jansens Modemagazin!« ... das Lachen überwältigte sie, – »Du darfst nichts sagen, Großvater! – Du darfst nicht« ...

»Ich will bloß meine Meinung behaupten, eiferte der Stipendiat, – »daß dies die anmutigste Toilette ist, die ich gesehen, – entweder ist es das Kleid, das Ihnen gut steht, oder Sie stehen dem Kleide gut ... Darf ich mir erlauben, Sie zu Tisch zu führen, Fräulein Terna?« – er verbeugte sich.

Es war allgemeiner Aufbruch zum Souper.

Man strömte der großen Seitenthür zu, und der Großvater sah Stefanie ganz voran an Konsul Wingaards Arm. Sie wendete sich zuweilen um und verfolgte mit einer eigentümlichen Miene die Tochter, welche froh gestimmt mit dem vielbemerkten jungen Löwen des Abends durch die Menge glitt.

Durch das Gedränge kam der Großvater endlich zu dem wohlbesetzten »stehenden Büffet.«

... »So spät am Abend ein Sandwich wagen?« scherzte er mit der Stiftprobstin, – »und ein Gläschen Aquavit dazu?« ...

Er vollbrachte letzteres zusammen mit dem Reichstagsabgeordneten Budal. – »Und nun« – er sah sich um, – »einen passenden Ort, an dem man seine Beute landen kann« ...

Sein Sohn, der Korpsarzt, schaffte ihn in die Ecke zum Makler hin, der sich einen eigenen Haushalt eingerichtet und sich zu dem vollgeladenen Teller eine Flasche Wein gesichert hatte.

»Diesen Wein, Herr Zollinspektor,« – nickte Knoff, »habe ich selbst dem Restaurateur verschafft; ich weiß daher, was dran ist. Wenn man so oft die reine Tinte verdauen muß und dazu mit der Zunge schmecken und sagen »extra«, – so versteht man, was die persönliche Sicherheit wert ist« ...

»Prost, Herr Makler; Sie sind so zusagen ein tückischer Philosoph« ...

»Von diesem Fischpudding mit Hummersauce müssen wir ein bischen mehr zu kapern suchen,« meinte der Makler listig. »Er ist dort hinter den zwei Damen am Tischaufsatz versteckt ... nur aufpassen, wenn der Zugang frei wird ... Sehen Sie, Herr Zollinspektor – gelungen! – Darf ich Ihnen anbieten –? – Dazu weißen Wein, – Rheinwein von Brünnich, – ganz verläßlich« ...

Keine von den Herrlichkeiten der Tafel gingen dem Makler unbeachtet oder unbeurteilt vorüber ... Er bezweifelte en bloc die eingelegten Erbsen und konservierten Gemüse des Restaurateurs, schien sehr bedenklich den Fleischklößen gegenüber, acceptierte die Schildkröten und empfahl älteren rationellen Magen ganz ruhig das Hühnerfricassée.

Die Serviette vor der Brust, ließ sich's der Großvater, unbesorgt um sein Auskommen, wohl sein ...

Makler Knoff wußte aber auch bis aufs I-Tüpfelchen, woran man sich beim Dessert zu halten habe. »Champagner?« – er besah die Flasche »feine Marke, ja.. A– aber das – das ist ja doch mehr für Damen und die begeisterte Jugend und« – er kniff vertraulich die Augen zusammen, »wollen Sie, Herr Zollinspektor, allerlei lokalen Erfahrungen trauen, so bleiben wir bei Gundersen & Comps. Portwein, dem hellen, – für den bürge ich« –

Des Großvaters Blick folgte dem großen blanken Schädel und dem runden Gesicht des alten Knoff, der zuvorkommend sich bald zeigte, bald wieder verschwand auf der Suche nach dem, was zum Abschluß der Mahlzeit notwendig war ...

Oben am Tischende sah er Stefanie im vollsten Behagen sitzen, bedient vom Freund Wingaard. Sie hatte den Stuhl ein wenig zurückgeschoben und die verschleierten Augen schossen hie und da flackernde Irrlichtblitze zu der Tochter hinunter, welche der Stipendiat lebhaft unterhielt.

Frau Stefanie dankte mit einem etwas zerstreuten Nicken für einen weiteren Vorrat Eis, den Wingaard ihr galant anbot. Sie griff plötzlich nach dem Fächer, der ihr am Arme hing, und schlüpfte durch die Damengruppe dorthin, wo Terna mit Fenger stand. Sie schlug ihm leicht auf die Schulter, nickte und grüßte. Es sah aus, als ob sie mit ihrer einnehmend lispelnden Art ihn zu etwas überredete und nötigte. Es entspann sich ein animiertes Gespräch zwischen ihnen.

Und nun, da, man von Tisch aufstand, ließ sie sich mit einer halb scherzenden, halb mütterlichen Geberde von Fenger in den Saal führen, während Terna ohne Cavalier nachwanderte ...

»Und so geht man denn schön sachte an den Spieltisch zurück,« sprach der Makler und stand auf, – »wir hatten Glück, als wir uns davon trennten.«

Doch der Großvater begab sich mit einer Art Neugierde hinein in den Saal.

Da herrschte Gesurr und Geschwätz – die Herren eilten mit halbangezogenen Handschuhen zum Kotillon.

Es hieß aber, Frau Grunth habe Stipendiat Fenger bewogen, seinen schönen Tenor hören zu lassen, und der Großvater sah den Konsul Wingaard auf Stefanie's Befehl von dannen eilen, um ein Klavier zu besorgen. Das Instrument des Vereins, welches nun zu Ehren kam, wurde in den Saal hineingebracht. Der Korpsarzt wetteiferte mit dem anderen in Diensteifer – schob den Flügel und zündete die Kerzen an. Es schien, als sollte es eine Art Fortsetzung des Konzerts werden und Stefanie akkompagnieren ...

Stipendiat Fenger stand dort neben ihr und beriet; er schielte über seine Nase weg und besah gleichsam verstohlen die ältere Frau, deren Gnade ihm so plötzlich leuchtete.

Das Arrangement war fertig; mit gesuchter Langsamkeit zog Stefanie ihre Handschuhe aus, während sie sich zum Piano begab.

Nun begann ein Holen und Wegnehmen von Gegenständen, um den Sitz zu erhöhen.

Nein, so ging es nicht ...

Und noch einmal ... Sie setzte sich scherzend nieder und stand wieder auf, lachte den Umstehenden und dem Stipendiaten zu.

So war es recht! ... Nun konnten sie beginnen, nickte sie.

Fenger hatte eine Stimme, die sich recht gut hören lassen konnte, und es sah aus, als wüßte er es. Er trug mit einem gewissen Aplomb vor.

Allgemeines Bitten um noch ein Lied! ...

Frau Stefanie schaute triumphierend zu ihm auf, und er beugte sich flüsternd herab, um sich mit ihr über die Wahl zu einigen.

Plötzlich stand sie auf und bat ihn lachend, erst wieder diesen unangenehmen Sitz zu richten.

Es entspann sich eine fast ausgelassene Lustigkeit zwischen ihnen, während der Stipendiat arrangierte und zurechtlegte, und sie hilflos ihre unzureichende Geschicklichkeit zeigte, auf einem Gestell von Notenheften und einem Polster zu balancieren.

Nun griff sie den Akkord ...

Die alte Romanze mit den verliebten Worten wurde anfangs etwas unsicher vorgetragen. Erst als Stefanie mit einem langen Blick sich mitten im Akkompagnement, dort, wo der Refrain einen Gefühlsausbruch enthielt, zu ihm wendete, erst da wuchs der Ausdruck und wurde warm.

Bei der zweiten Strophe brachte sie Feuer in ihr Spiel und sah zu ihm mit einem entzückten Lächeln auf. Und während er sich steigernd hervorwagte, wurde die Begleitung weich und verschleiert und endete, indem sie zugleich mit der Gesangsstimme in einem lang verhallenden Ton erstarb.

Es erfolgte donnernder Applaus, während dessen Frau Stefanie den einen ihrer Handschuhe langsam aufzog und den Arm dann Fenger hinreichte, damit er zuknöpfe.

Aber nein, – sie zwinkerte ihm neckend zu, – er war gar nicht geschickt. Und resolut bemächtigte er sich des andern langen Handschuhs und führte Frau Stefanie an seinem Arm zu ihrem Platz.

Dort in der Ecke vertieften sie sich, wie es schien, in die Schwierigkeit des Handschuhanziehens. Sie bog das Handgelenk und gab ihm Anleitungen, und er suchte seine Tüchtigkeit im Knöpfen zu beweisen.

Rundum im Saal engagierte und holte man die Damen zum Kotillon.

Plötzlich fühlte sich der Großvater krampfhaft am Arm gepackt ... Es war Terna, die leichenblaß flüsterte: – »Ich will nach Hause, Großvater, – nach Hause –«

Er nahm sie fest unter den Arm und führte sie unbemerkt hinaus.

Nachdem er ihr in der Garderobe den Mantel umgelegt, geleitete er sie ruhig über die erleuchtete Treppe des Klubs.

»Nun, nun, Terna!« – tröstete er sie, als sie in die schneeschwere kalte Luft hinauskamen.

Er erhielt keine Antwort; sie preßte nur unablässig seine breite Hand mit ihren dünnen kleinen Fingern. –

Terna, – aber –« ...

Sie eilte bloß fort.

»Na, na, Terna, – Goldkind! – Du weißt ja, mir kannst Du alles sagen ... –

»Kann nicht, Großvater,« – schrie sie, als würde es ihr aus dem Halse gepreßt. – »Kann nicht!«

»So sag also nichts, mein Kind!«

»Auch will ich nie heiraten, – niemals, – will nicht – will nicht!« ... schluchzte sie. – »Es giebt keinen, dem man glauben kann, – keinen, keinen Vertrauenswürdigen auf der ganzen Welt!«

»Nein, nein. Du; es giebt ja viele, die ohne das glücklich leben können.«

... »Will schon für mich selber sorgen – und sonst nur auf Dich schauen, Großvater, – nur auf Dich«

»Ja, mein Kind, – wir zwei. Ich kaufe vielleicht ein Haus, Du« – versuchte er, aber ohne daß es ihr in das Bewußtsein zu dringen schien.

»Denke mir, wenn Du Dich ausgeschlafen hast, so wirst Du sehen« ... meinte er, als sie daheim die Thorstufen hinaufgingen. Doch als er Licht angezündet hatte, sah er mit Besorgnis, wie bleich und angegriffen sie war und es fiel ihm ein, daß er sie nicht gleich sich selbst überlassen sollte.

»Am besten, Du kommst erst ein bischen zu mir hinauf; da ist es warm und gemütlich« ...

Droben warf die Lampe bald ihr Licht unter dem grünlichen Schirm hervor. Der Großvater schlüpfte in die Pantoffeln und in seinen bequemen Hausrock.

In der Sophaecke trat Ternas Gestalt im Ballkostüm aus der Dunkelheit hervor.

»Nein, es ist alles nicht so einfach, – nein,« – der Großvater räumte im Zimmer herum.

»Sag' mir,« – Terna sprang plötzlich wie außer sich auf, – »gleiche ich der Mutter – gleiche ich der Mutter – in irgend etwas?«

»Na, na ... Ja, die Wahrheit zu sagen, so – so gehörst Du zu einem ganz anderen Typus in der Familie, – zart und diese Augen ... und Deine Mutter ist ja – – Nein, Du, – Du bist am ehesten noch im Gemüt und Aussehen nach meiner – meiner – Deiner Großmutter geraten ... Auch sie konnte oft so traurig sein, – still, stumm, – rein als wollte sie verzweifeln ... »Seevogel« nannte ich sie, so lang wir neuvermählt und jung waren ... Terna und Vögelchen ... Sie war so licht und leicht und immer froh ... Ja wohl, ja ... viele Jahre lang ... Aber dann, ... schaust Du, zwischen älteren Leuten ... Und da sagte man lieber so ein bissel spaßend »gnädige Frau« und »meine liebe Frau« ... Mja – m – ja, bis« ...

Der Großvater wurde unruhig und schaukelte sich im Stuhl – – »bis zuletzt der Seevogel mir wegflog ... In jener Nacht nannte ich sie wieder Seevogel und Terna. Allein da half alles Rufen nicht« ...

Er blieb sitzen und sah vor sich hin.

»Aber, Großvater!« – sie kam zu ihm hin,– »ich wollte Dich nicht auf solche Gedanken bringen« ...

»O Du – o Du, – es schadet gar nicht, einmal über das zu reden, was man doch im Sinn hat. Alte Leute schwatzen ohnehin genug von Sachen, die sie garnichts angehen – – Sie und ich lebten einundvierzig Jahre mit einander« ...

»Und – und« ... Terna stand in unsicherem Grübeln, – »habt Ihr Euch die ganze Zeit über lieb gehabt, Großvater, – waret glücklich?«

Der Großvater wurde nachdenklich und saß ein wenig in sich versunken da ...

»Ich kann Dir nur sagen,« – kam es fest heraus, – »ich habe nie bereut, geheiratet zu haben, – wenn auch manches hätte anders sein können ... Man hat doch etwas, auf das man sich verlassen kann; das darfst Du glauben« ...

»Gewiß,« – flüsterte Terna schmerzlich.

»Glücklich,« – nahm er wieder auf, mehr für sich, – »das ist eben ein Begriff, der – – Hm – – Ich darf sagen, ich möchte sie niemals verlieren, niemals verlieren ... Ich denke sie mir immer wie einen Vogel, der Kreise zieht, – Kreise zieht, Kreise zieht, – als wollte sie etwas von mir« –

»Aber ist das nicht gut, Großvater, ist das nicht herrlich?«

»Ja – a, – Du, – wenn auch voller Frieden dabei wäre,« – seufzte er.

Da hörte man Schlittengeläute draußen und Lärm auf der Treppe.

Sie kamen vom Ball ...

Terna umarmte hastig den Großvater und schlüpfte eilig in ihr Zimmer.

Der Großvater saß in Gedanken und schaute ihr nach – –

»Glücklich, ja ... Gewiß ja ... Doch nie wollte ich sie verlieren. Selbst wenn sie mich am meisten quälte mit diesen seelenkranken Augen, die fragten und zweifelten und unablässig forschten und mich peinigten – – wie der Seevogel, der nur seine ewige stumme Klage hat, bloß einen Schrei an der Schäre, – und das, was ich – – – Aber ich hatte Nachsicht, hatte Nachsicht mit Dir, Terna, – weil ich Dich nicht verlieren wollte« – – –

Der Großvater begann sich auszukleiden.

Als die Lampe ausgelöscht war, versenkte er sich eindringlich in den Gedanken, wie es geworden wäre, wenn Grouchy sich bei Waterloo mit Napoleon vereinigt hätte; seine Phantasie schwebte über Europa hin, um die Wette mit den siegenden Truppen Frankreichs ...


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