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Einundfünfzigstes Kapitel

Sie haben mich gepeitscht, sie haben mich gemartert. Die Glieder haben sie mir schier gebrochen, aus meinen Nägeln ist das Blut gespritzt. Und ich habe bekannt, was sie nur wollten; den Mord an Konradin und an Agathe und schwarze Kunst und Teufelsbund.

Mein Urteil ist gesprochen: daß mir ob meiner lästerlichen Reden die Zunge ausgerissen, daß mir ob meiner anderen Missetaten aus lebendem Leib das Herz herausgeschnitten und ums Maul geschlagen, daß ich alsdann gevierteilt werden solle.

Noch einmal bäumte sich mein Lebenswille auf: Diese tollen Bestien halten meine Wissenschaft für Hexenkunst und Blendwerk. Aber einen gibt es; dessen feurig düstrer Geist hat mich sofort verstanden; der hat mir vertraut, mir ein Bündnis angeboten: Wallenstein.

Ich gab dem Turmwart all mein Geld und gab ihm den Smaragdring. Und er versprach mir, seinen Sohn zu Wallenstein zu senden mit dem Ring und mit der Botschaft, ich nähme sein Anerbieten an, doch möge er kommen, mich befreien.

Und es verstrichen drei angstvolle frohe Tage, drei Ewigkeiten banger Hoffnung. Wenn nachts ein fernes Wetterleuchten meinen Kerker schwach erhellte, so hielt ich es für Lichtsignale des Befreiers, und wenn das Fenster unterm Nachtwind leise klirrte, so fuhr ich auf und wähnte, die Erde zittre unter dem Tritt der nahenden Kolonnen.

Doch am vierten Tage sah ich den Reif am Finger meines Wächters und sah den Stein am Halse seiner Tochter. Als ich ihn verzweifelt beschwor, er möge doch nicht solch ungeheuerlichen Treubruch auf sich laden, da stieß er die Faust in mein Gesicht und gröhlte verlegen: »Was glaubt Er, zauberischer Bube, daß ich um solche Botschaft an den Feind meinen besten Hals verwette? Sei froh, du Rabenaas, daß ich nichts bei Gericht vermelde. Sonst tun sie dir noch obendrein die Pfoten am langsamen Feuer rösten.«


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