Anthoine de La Sale
Die fünfzehn Freuden der Ehe
Anthoine de La Sale

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Damit schließen die fünfzehn Freuden der Ehe,

die ich Freuden nenne, da jene, die verheiratet sind, von obgenannten Dingen keine Kenntnis haben können und sie, wie es scheint, für Glück und Seligkeit halten, denn sie möchten es um nichts anders haben. Ich aber halte diese Dinge für die größesten Übel, so auf Erden sein können. Und wenn die Frauen sich beklagen, daß ich diese Dinge, die ich für die größesten Übel für Männer wie Weiber halte, aufgeschrieben habe, so mögen sie mir das in Gnaden verzeihen: ich hab sie nicht verleumdet, denn alles ist zu ihrem Lob und Preis.

Und wenn auch im allgemeinen die erwähnten Übel auf den Mann fallen, so hab ich doch nicht gesagt und wollte ich nicht sagen, daß alle diese Freuden jedem Ehemann zuteil werden. Aber eine zum mindesten erfährt ein jeder, er mag sein wie er will. Was beweist, daß, wer sich ohne Zaudern in solche Knechtschaft begibt, einen gar eigensinnigen Willen haben muß.

Trotzdem möchte ich nicht sagen, man solle nicht heiraten: aber ich halte solche Dummheit weder für Freude noch für Glück. Gibt welche, die glauben, der Dummheit nicht zu verfallen und machen sich lustig über die andern und treiben ihren Spaß mit ihnen. Aber die sind verheiratet noch viel besser besorgt und strammer aufgezäumt als die andern. Drum soll sich keiner über den andern lustig machen, denn es ist keine Ausnahme. Jeder meint für sich, er sei ausgezeichnet und gebenedeit vor den andern, und je mehr er das glaubt, desto besser ist er gefangen. Ich weiß nicht, was es ist – es will es wohl das Spiel des Zufalls so.

Wenn mich nun einer nach dem Heilmittel fragte, so tät ich die Antwort, daß es ein solches schon gäbe, wenn es auch schwierig sei. Es gibt eines – mehr will ich davon nicht sagen, es sei denn, es kommt einer zu mir und fragt es von meinem Munde. Aber aufschreiben will ich es nicht, denn die Frauen und Jungfrauen wüßten mir dafür schlechten Dank. Und ich habe doch alles, wie ich schon sagte, zum Lobe der Frauen geschrieben, und wer es richtig versteht, der wird es auch so lesen. Hab ich dieses Buch doch auf Verlangen gewisser Fräulein verfaßt, die mich darum baten. Und sollten sie nicht damit zufrieden sein und verlangten sie, ich sollte mir die Mühe machen, gegen die Männer zu schreiben, wie sie es erwarten konnten – gut, ich bin bereit, ich weiß genug von den Übeln, die die Männer den Frauen bereiten, besonders mit ihrer gemeinen Stärke, die sie unvernünftig gegen die von Natur Schwachen und Widerstandslosen gebrauchen, gegen die armen Weiber, die doch nichts sonst wollen als gehorchen und dienen, ohne das sie weder zu leben wissen, noch leben können.


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