Anthoine de La Sale
Die fünfzehn Freuden der Ehe
Anthoine de La Sale

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die zweite Freude der Ehe ist diese:

Die Frau hat prächtige Toiletten und weiß, daß sie schön ist – wenn sie es auch nicht ist, denkt sie es und glaubt es. Sie geht häufig in Gesellschaft, zu Festen und Gelagen, was dem Mann gar nicht gefällt, und nimmt dahin ihre Cousine mit oder ihre Tante sowie ihren Cousin: wenn der auch gar kein Cousin ist, so sagt sie doch, er sei ihr Cousin und hat gute Gründe dafür. Auch die Schwiegermutter versichert dem Mann, es sei ein Cousin, um ihm das Zeug zu erleichtern, falls er Verdacht haben sollte. Und wenn immer der Mann die Ausrede braucht, es seien keine Pferde, es sei kein Wagen da, man könne nicht ausfahren, sagt wohl gleich die Tante oder die Cousine: »Wahrhaftig, mein Lieber, ich habe einen vortrefflichen Mann, der mich überall hingehen läßt, wohin ich nur will; aber ich würde das nicht sagen, wenn ich nicht wüßte, daß Ihre Frau lieber zu Hause ist und sich gar nichts daraus macht, in Gesellschaft zu gehen.« So gibt nun der Gute seine Einwilligung, daß sie nur gehen möge. »Und Sie wissen ja,« wird ihm noch weiter gesagt, »wo Ihre Frau hingeht, daß da nur sehr anständige Leute sind,« und die so redet, braucht nur etwas gut angezogen zu sein, um ihre Rolle vor dem Mann vollendet zu spielen. »Ich weiß wohl,« sagt der dann, »daß es die beste Gesellschaft ist; es wäre mir nur lieber, sie wäre in der Stadt als draußen vor der Stadt. Aber diesmal mag sie gehen, und sorgen Sie dafür, daß sie zum Abend zurück ist.« Bis dahin hat die Frau geschwiegen; nun, da sie der Sache sicher ist, tut sie so, als ob sie viel lieber zu Hause bliebe: »Ich wäre viel lieber zu Hause geblieben, ich mache mir wirklich nichts daraus, Liebster.« – »Du kommst mit!« sagt die Cousine oder die Tante. Die nimmt dann der Mann beiseite: »Wenn ich nicht wüßte, daß sie mit Ihnen geht, ich ließe sie nicht fort.«

Sie machen sich auf den Weg und machen sich lustig über den guten Mann, den sie ein bißchen eifersüchtig finden, was aber nichts weiter mache. Unterwegs warten schon wo die Galane, die den Anfang schon wo anders gemacht hatten und nun den Schluß wollen; sie geleiten die Damen an den Ort der Freude. Mein Gott, was sie der jungen Frau alles sagen und ihr den Hof machen; alles ihres Mannes wegen natürlich, das weiß Gott. Sie tanzt und singt, und wie sie die Galane so gut aufgelegt sehen, werden sie kühner. Der eine sagt ihr hübsche Worte über die Schönheit ihres Leibes, der andere kniet vor ihr nieder und küßt ihr die Hand. Einer sieht sie nur mit Blicken an, und einer schenkt ihr gar einen Ring mit einem edlen Stein. Die Dame merkt so gar leicht, was die Herren wollen.

Dieses Leben seiner Frau veranlaßt den Mann, selber in Gesellschaft zu gehen und Gesellschaften zu geben, an denen sich auch die Galane seiner Frau einfinden, ohne daß er sie kennt, und die nur darauf warten, ihn zu betrügen. Das geht nun eine Weile, bis es ihm ein Freund sagt, oder das Paar sich selbst verrät und er die Wahrheit entdeckt oder ahnt. Und nun kommt die Eifersucht über ihn, der sich kein kluger Mann hingeben soll: denn hat er einmal die Krankheit seiner Frau erfahren, so kann keine Medizin sie heilen. Er mag sie schlagen und einsperren, er wird sie doch nicht anders machen, ja, er wird die Liebe, die sie für ihren Liebhaber hat, nur noch toller machen. Geld und Gut verliert er darüber, denn er versinkt in eine Gleichgültigkeit gegen alles, was nicht seine Frau angeht, die ihn betrügt und die er doch liebt. Denn manchmal ist sie wieder ganz zärtlich zu ihm, aber es ist nur zum Zeitvertreib und anderem Spiel. So verlebt er seine Tage in Kummer und Qual und nimmt es für Lust und Freude. Und ist ganz verstrickt in dein Netz, und sieht keinen Ausweg, und verbraucht sein Leben in Kummer und stirbt im Elend.


 << zurück weiter >>