Anthoine de La Sale
Die fünfzehn Freuden der Ehe
Anthoine de La Sale

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Die fünfte Freude der Ehe ist aber diese:

Der Mann ist über die ersten Jahre der Ehe mit Müh' und Sorg' hinaus und hat das Feuer der Jugend verloren. Seine Frau ist entweder älter oder viel jünger als er, welches beide zwei sehr wichtige Umstände sind. Denn wer sich einmal der Ehe verbunden hat, muß viel erleiden, weil eine solche Verbindung gegen alle Natur und Vernunft ist. Manche Paare haben Kinder, manche haben keine. Immer aber wird der Mann der Sklave seiner Frau sein und betrügt sich sehr, wenn er glaubte, er habe in der Ehe nichts als Freude und Lust zu erwarten. Und ist die Frau alt, so muß sich der jüngere Mann sehr mit dem Altwerden beeilen, denn die Frau will auch alt für jung und hübsch gelten und verlangt alle Aufmerksamkeit dafür. Kommen sie miteinander, was nicht selten ist, in Streit, so wird ihm die Frau gleich sagen, daß ihre Verwandten sie ihm nicht darum gegeben hätten, daß er sie mit Füßen trete und daß sie nur einen Brief an ihre Brüder zu schreiben brauche, die sie darauf sofort wegholen kämen. Schon möglich, daß die Eltern der Frau sie einem Vornehmeren und Reicheren bestimmt hatten, aber da passierte ihr in der hitzigsten Jugend ein kleines Malheur, von dem der gute Mann, der die Frau dann bekam, allerdings nichts weiß. Und hört er davon, so schwört er bei allen Heiligen, daß es Verleumdungen seien, die man da über das Mädchen, seine jetzige Frau aussprenge und an denen kein wahres Wort sei; nichts weiter sei es als solches Gerede von Windbeuteln und Gecken.

Mißvergnügt sieht die Frau ihren Mann an, der aller Freude und allem Vergnügen entsagt hat und um nichts sonst sich kümmert, als um den Erwerb und um so geiziger ist, je schwerer der ihm wird. Das gefällt der Frau aber gar nicht, denn sie möchte alle Moden mitmachen, in Gesellschaft gehen und Gesellschaft bei sich empfangen, Bälle und Feste besuchen – Dinge, woran der Mann kein Vergnügen mehr findet.

Und je mehr Vergnügen sie in der Gesellschaft findet, je mehr man ihr da schöne Dinge sagt, die Frauenzimmer gern hören, um so unerträglicher wird ihr der gute Gatte, und nun kommt es, daß sie sich nach ihrem Gefallen einen Freund wählt. Ist es einmal so weit, so ist sie mit der Liebe zu ihrem Manne fertig. Alles, was sie an ihm nicht leiden konnte, wird ihr nun unerträglich, da sie ihren jungen frischen Anbeter hat, bei dem sie sich ihrer eigenen Jugend erfreuen kann. Und immer kommt schnell die Zeit, daß sie ihren Liebhaber zu heimlicher Stunde bestellen muß, denn ihn mit andern und öffentlich zu sehen, ist ihr nicht mehr genug.

Wenn der Abend kommt und der gute Mann zu Bett ist und sich mit seiner Frau ergötzen will, da weiß sie manch einen Vorwand, wie daß sie nicht wohl sei, seiner Umarmung zu entgehen und der kleinsten Berührung, denn sie denkt schon an ihren Freund, der morgen zur bestimmten Stunde kommen wird und dessen Umarmung ihr mehr zusagt als die ihres Mannes, und der junge Freund kommt morgen ausgehungert und ganz in Flammen zu ihr, denn er hat tagelang vergebens in Straßen und auf Plätzen auf sie gewartet. Und kommt er dann, so verrichtet er Wunderdinge, denn sein Appetit ist groß und die Zeit ist kurz. Aber sie blieben doch noch länger beisammen und taten einander, was man nur erdenken kann. Vielerlei angenehme Dinge tat sie ihrem Geliebten, und zeigte ihm Heimlichkeiten der Liebe und allerlei Künste, die sie ihrem Manne zu zeigen nie gewagt hätte. Und so auch gab ihr der Freund zurück, was kein Ehegatte geben und tun kann. Und wenn er auch alle diese Heimlichkeiten der Liebe vor seiner Ehe wohl gekannt hatte, so waren sie ihm aus dem Gebrauch und Gedächtnis gekommen, wie er müder wurde, und war nicht darauf aus gewesen, seine Frau in diesen Dingen zu unterrichten. Kurz: der Geliebte macht der Frau immer mehr Vergnügen als der Gatte. Und hat sie sich mit ihrem Freunde also vergnügt, so findet sie in der Umarmung ihres Mannes so wenig Lust wie ein Weinkundiger nach einem guten tüchtigen Wein an einem verfälschten sauren seine Freude hat. Nur wer arg durstig ist, trinkt solchen schlechten Wein und hält ihn für gut, solange er ihm durch die trockene Kehle läuft, aber dann will er nichts mehr von dem Zeug, das ihm in den Gedärmen schneidet. Wohl verlangt die Frau, die einen Geliebten hat, manchmal ihren Mann, wenn gerade die Lust sehr groß ist oder eine Laune sie ankommt; aber ist sie von ihrem Liebhaber gesättigt, will sie ihren Mann nicht, der nach ihr tastet, und sagt ihm wohl: »Laß mich schlafen und wart auf morgen.« – »Ich kann nicht,« sagt der Mann, »dreh Dich doch zu mir.« – Sagt die Frau: »Du tätest mir wirklich einen großen Gefallen, wenn Du mich bis morgen in Ruhe ließest,« und wendet ihm heftig den Rücken. Da wagt der Mann kein Wort mehr und wartet auf den Morgen. Die Frau denkt an ihren Freund, den sie morgen treffen soll und weiß schon jetzt, daß ihr Mann sie auch am Morgen nicht haben soll. Sie steht früh auf, als ob sie sich um die Wirtschaft kümmern würde, und der Mann schläft noch, und sie vergnügt sich mit ihrem Geliebten, bevor der gute Mensch aufwacht. Dann macht sie sich an die Wirtschaft. Und wenn sie nicht vor ihrem Mann aufsteht, so klagt sie am Morgen über dies und das, daß der Mann fragt: »Was fehlt Dir, Liebe?« – »Seitenstechen hab ich und der Bauch tut mir weh, ich glaube, ich bekomme eine schwere Krankheit.« – »Kehr Dich doch zu mir herüber,« bittet der Mann. – »Ach, mir ist so schrecklich heiß, ich halt's nicht langer aus im Bett,« und der Mann findet sie wirklich ganz heiß am Leibe und sagt nun: »Wahrhaftig, es ist ein Fieber.« Aber es ist ein ganz anderes Fieber, denn es hatte ihr geträumt, sie läge mit ihrem Schatz beisammen, und das hat sie so in Schweiß gebracht. Der Mann deckt sie gut zu, daß sie kein Zugwind treffe und sagt: »Bleib nur liegen, ich will schon alles besorgen.« Steht also auf, kümmert sich, läßt Feuer machen, während die Frau ruhig weiterschläft, mit einem heimlichen Lachen über den Esel von Mann.

Ein anderes Mal ist es wieder, daß der Mann nach seiner Frau verlangt; immer hat sie sich ihm verweigert und immer ein Mittel gefunden. Denn sie will nicht, er mag sie noch so drücken und küssen. Einmal sagt sie: »Wollte Gott, daß Du es nie tust und nie getan hättest von der ersten Stunde an.« – »Und weshalb denn?« – »Ich glaube wahrhaftig, es ginge mir wieder besser, wenn Du es nie mehr tust; und hätt ichs gewußt, bevor ich mich verheiratet habe, ich hätte es nie getan.« – »Weshalb hast Du Dich dann verheiratet, großer Gott!« sagt der Mann. – »Das weiß ich selbst nicht. Ich war ein Kind und tat was meine Eltern von mir verlangten.« (Und ist doch vorher schon durch alle Schulen gelaufen.) – »Das versteh ich nicht,« spricht der Mann. – »Es ist aber doch so: wenn Du nicht Dein Vergnügen daran hättest, ich machte mir gar nichts daraus.« Und der Mann überzeugt sich bald, daß es sich so verhält und daß seine Frau kühl ist; und glaubt es noch leichter, da sie zufällig bleich ist und zart und klein. Er küßt sie und umarmt sie und treibt sein Spiel mit ihr, die währenddem an einen ganz andern denkt und den Mann tun laßt was er will, ohne sich selber zu rühren, und träge bleibt wie ein Stein. Und der arme Mann arbeitet sich ganz ab dabei, denn er ist plump und unbeholfen und weiß nichts von den Künsten der Liebe. Die Frau wendet ihr Gesicht etwas auf die Seite; sie spürt keine Lust kommen wie bei ihrem Geliebten und langweilt sich. »Laß sein,« sagte sie, »Du tust mir weh, laß.« Und der Mann bleibt so ruhig als er nur kann, um ihr nicht weh zu tun. Vergnügen macht ihm das wohl nicht, und er fürchtet, das nächste Mal würde es ihm nicht besser gehen, denn er ist überzeugt, seine Frau empfände nichts bei dem Spiele.

Braucht die kühle Frau aber ein neues Kleid oder sonst etwas von ihrem Mann, so weiß sie es ganz geschickt anzustellen und den Augenblick dafür gut zu treffen. Wenn sie zusammen im Bette liegen und die Frau sieht, daß dem Manne die Lust nach der Sache steht, so versteht sie es ganz vortrefflich, ihm schön zu tun auf wundervolle Arten. Denn wenn ein Weib etwas will, da übt sie alle Mittel wie eine Meisterin. Der gute Mann läßt es sich wohl sein und sagt: »Ich merke schon, Liebe, daß Du von mir was willst.« – »Bei Gott, ich will nichts sonst von Dir, als daß Du mir gut bist und wünschte zu Gott, er gäbe mir nie ein anderes Paradies als das in Deinen Armen, und er soll mich strafen, wenn mich je gelüstet hat, einen andern Mund zu küssen als den Deinen, denn kein Mann auf der Welt ist so voll Liebe und so süß wie Du.« – »Wirklich?« fragt der Mann, »auch jener Stallmeister, der Dich doch heiraten wollte?« – »Pfui! wie kannst du so reden! Ich sah Dich zum erstenmal und von weitem und da stand es schon fest in mir: Dich und keinen andern, und wäre der andere der Dauphin von Frankreich. Gott muß es wohl so gewollt haben, denn meine Eltern wollten, daß ich den Stallmeister heirate, aber ich wollte nicht. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich glaube, Du bist mir bestimmt gewesen.« Darauf hat der Mann nun sein Vergnügen und die Frau gibt es ihm mit großer Geschicklichkeit des Leibes. Nachher beginnt sie: »Lieber, weißt Du, was ich gern möchte? Aber du darfst mirs nicht abschlagen.« – »Warum sollte ich? wenn es in meinem Vermögen steht, tu ich was Du willst.« – Und nun spricht sie von einem Kleid in Grau oder Grün, das die und die trage, und wie sie wohl auch gern eines hätte, nicht zum Putz, als daß man vielmehr sehe, wie sie von ihrem Manne geliebt sei. Der Mann hat keine leichte Hand und meint, es seien wohl Kleider genug. – »Wohl genug, und wenn es auf mich ankäme, ginge ich gern in grober Leinwand; aber es ist Deinetwegen, daß ich mich darin schämte vor den andern.« – »Laß doch die andern reden; was kümmert es uns!« – »Du hast ganz recht, aber es sieht aus, als hieltest Du mich wie Deine Magd. Meine Schwester, die häßlich ist, hat einen großen Staat, und ich bin noch dazu die ältere.« – Der gute Mann gibt also, was die Frau verlangt, und zu seinem Schaden, denn sie will das neue Kleid auch zeigen und ist so überall, nur nicht zu Hause. Und dem Mann geht es eine Weile gut.

Und bekommt sie ihren Willen nicht, so hat sie schon heimlich einen, der ihr ihn tut. Und ist dieser Liebhaber arm und kann ihr nichts schenken, so läßt sie ihn wohl laufen und schafft sich einen andern an – wollte ihr einer nicht unlängst einen Diamantring schenken? Sie hat da noch Umstände gemacht, ihn anzunehmen, und sich geziert, aber sie hat ihm doch einen vielbedeutenden Blick zugeworfen, der dem Galan das Recht gibt, mit dem Kammermädchen seiner Herrin zu sprechen, das er beim Brunnen oder sonstwo zu sehen bekommt. – »Jeannette, auf ein Wort.« – »Sie befehlen?« – »Du weißt, daß ich Deine Frau liebe, sag mir, was sie über mich spricht.« – »Immer nur Gutes, wahrhaftig, ich weiß, daß sie Sie gut leiden mag.« – »Sprich für mich und es soll Dein Schaden nicht sein.« – »Ich nehme nichts von Ihnen.« – »Wird sich schon finden, und: bring mir morgen gute Nachricht.«

Das Mädchen kommt nach Haus und spricht zu seiner Herrin: »Ich habe einen Herrn getroffen, der war nicht übel.« – »Wer war's denn?« – »Ihr kennt ihn schon, es war ...« – »So, der! Und was sagte er denn?« – »Man sieht ihm an, daß er in der besten Gesellschaft verkehrt, und auch seine Liebe sieht man ihm an, er ist so schön blaß.« – »Ja, er ist wirklich ein schöner Mensch.« – »Da haben Sie recht, gnädige Frau, er ist der schönste und liebenswürdigste Mann, den ich je gesehen habe. Und diskret ist er und reich – ich glaube der spart nicht mit Geschenken.« – »Wenn ich das von meinem Mann sagen könnte! Er wird von Tag zu Tag geiziger.« – »Sie sollten sich das nicht gefallen lassen, Gnädige.« – »Ach ja, wenn ich ihn nicht so liebte!« – »Man soll sein Herz nicht so an einen Mann hängen, die Mannsleute sind da anders: so wie sie uns haben, kümmern sie sich auch schon nicht mehr um uns. Und der gnädige Herr ist auch wirklich zu sparsam und tut nichts für das, was die gnädige Frau brauchen. Und da wäre just so eine schöne Gelegenheit, denn eben dieser reiche junge Mann hat mir so angedeutet, daß gnädige Frau von ihm haben könnten, was Sie nur wollten. Das Kleid da brauchten Sie dann wahrhaftig nicht länger zu tragen.« – »Jeannette, ich weiß nicht wie ...« – »Ganz einfach: ich hab ihm versprochen, heut abend oder morgen früh Bescheid zu bringen.« – »Aber wie fangen wir's nur an, Jeannette?« – »Dafür lassen Sie mich sorgen, gnädige Frau. Ich weiß schon, wo ich ihn morgen treffe. Und da sage ich ihm, daß Sie sich auf nichts einlassen wollten, denn Sie seien eine anständige Frau. Und dann sag ich ihm wieder was, woraus er sich Hoffnung machen kann, verlassen Sie sich ganz auf mich.«

Also trifft die Jeannette den Galan, der schon seit drei Stunden wartet – so lang hat ihn das Mädel warten lassen; denn wenn die Liebe nicht teuer ist, kauft sie keiner. »Was neues, Jeannette?« – »Ach, sie ist schrecklich aufgeregt.« – »Worüber denn?« – »Über ihren Mann. Bei dem hat sie wahrhaftig keine gute Zeit.« – »Der Teufel soll ihn holen!« – »Wenn's nur wahr würde! Es ist schon nicht länger auszuhalten.« – »Und sag, was hat deine Frau gesagt?« – »Gesagt hat sie schon was. Aber das was Sie wollen, hat sie rundweg abgeschlagen, denn sie will eine anständige Frau bleiben. Und ihr Mann ist schrecklich eifersüchtig. Und wenn sie auch wollte, so sind da ihre Brüder, die sehr auf sie aufpassen. Vier Jahre bin ich nun da in Dienst, und in der ganzen Zeit hat meine Gnädige mit keiner Mannsperson gesprochen als letzthin mit Ihnen. Ich spreche ja oft mit ihr von Ihnen, und ich glaube schon, daß sie es gern hört und daß sie schon in Sie verliebt ist, wenn überhaupt in wen.« – »Ich bitte Dich, Jeannette, tu Dein Bestes für mich.« – »Hab ich doch! Und nur weil ich Sie wirklich gern mag; ich kümmer mich sonst wirklich nicht um solche Sachen.« – »Aber sag, liebes Kind, was soll ich tun? Gib mir einen Rat.« – »Das Beste ist, Sie sprechen selbst mit ihr. Und jetzt ist gerade der beste Augenblick, denn sie ist bös auf ihren Mann. Grüßen Sie sie morgen in der Kirche und sagen Sie ihr ganz einfach, was Sie wollen und machen Sie ihr ein Präsent, wenn ich auch schon weiß, daß sie es nicht annehmen wird. Aber sie wird doch dadurch von Ihnen einen angenehmen Eindruck bekommen.« – »Sie wird schon annehmen was ich ihr schenke.« – »Sie wird nicht, sage ich Ihnen. Es gibt keine anständigere Frau als sie. Aber ich werde ihr nachher sagen, daß sie es annehmen soll, um Sie nicht zu kränken. Aber ich kann nichts versprechen.« – »Tu wie Du glaubst, Jeannette.« Und Jeannette erstattet Bericht, und die Dame geht in die Kirche, wo der Liebhaber bereits seit drei Stunden seine Andacht verrichtet, das weiß Gott. Er steht beim Weihbrunnkessel, wo sonst nur die Damen ihren Platz haben, und reicht der Dame und den andern, die mit ihr kommen, das Wasser; er möchte ihr wohl gern mehr reichen, wenn sie wollte. Er bemerkt, daß sie sich allein in eine Bank setzt und betet, das süße Engelsbild. Er kommt ganz dicht an sie heran und spricht leise zu ihr. Aber sie geht auf nichts ein und bleibt bei dem Wort, daß sie ihn gern leiden möge und sich vor Schande hüten wolle. Sie trennen sich, und zu Hause wird neuer Rat mit Jeannette gehalten, die spricht: »Jetzt wird er mit mir sprechen wollen, gnädige Frau, aber ich will ihm kurz und bündig sagen, daß Sie nichts mit ihm zu tun haben wollen, was mir sehr leid täte, weil ich ihm gut sei. Und dann will ich so ganz von mir aus sagen, daß der gnädige Herr heute ausgegangen sei und erst spät abends wieder zurückkäme, und daß ich ihn gern ins Haus und in Ihr Zimmer lassen wollte. Wenn er dann kommt, müssen Sie sehr erstaunt und entrüstet darüber sein. Und müssen ihn lange bitten und stehen lassen, und um Hilfe schreien wollen und recht auf mich schimpfen. Und dann –.« Die Frau findet den Plan ganz vortrefflich, und Jeannette trifft zufällig den Galan, der sich sofort nach ihrer Herrin erkundigt. »Ach Gott!« sagt Jeannette, »was hab ich nicht alles reden und anstellen müssen, um sie zu beruhigen, denn sie war schrecklich aufgeregt. Und jetzt, wo ich mich doch nun mal in das alles eingelassen habe, muß ich es doch gut machen, nicht? Ich hab nur immer Angst, der Mann oder Freunde von ihm kommen dahinter. Aber mit Geschenken können Sie viel machen, und gerade jetzt, wo ihr Mann wieder ein so rechter Geizkragen war, da könnten Sie mit einem Kleid oder so wahre Wunder verrichten.« Und schon hat Jeannette für diesen vortrefflichen Rat zwanzig Taler in der Hand und wird deutlicher. »Ich weiß zu genau, daß meine Frau Sie liebt, warum soll ich Ihnen da nicht helfen? Kommen Sie heut nacht gegen zwölf, ich bring Sie in ihr Schlafgemach. Der Mann ist fort. Sie schläft ganz fest – sie ist ja noch ein Kind – und Sie legen sich zu ihr. Ich sehe keine andere Möglichkeit, es einzurichten, und Sie werden schon zu Ihrem Glück kommen, wenn man so nackt nebeneinander liegt. Der gibt am Tage eine dumme Antwort, der sie in solcher Lage bei Nacht nicht fand.« Die Nacht und der Galan kommen. Er legt sich zu seiner Dame ins Bett und wie er sie gerade umarmen will, fährt sie auf: »Wer ist da?« – »Ich bin's, Liebste!« – »Beim Sakrament! Daraus wird nichts,« und ruft nach Jeannette, die sich nicht rührt. Eine Weile ringt sie mit ihm, aber schließlich wird die arme Frau matt; sie kann nicht mehr und ihr Atem geht schnell und muß es geschehen lassen. Das arme Weib! Wäre es nicht aus Furcht vor der Schande, sie würde gewiß noch lauter geschrien haben, würde hinausgelaufen sein, aber sie wollte vor der Welt ihre Ehre bewahren. Und so stimmen die beiden ihre Schalmeien auf denselben Ton und spielen vielmals jenes Lied miteinander, das dem Gatten die Hörner wachsen macht. Und die Geschenke läßt sich die kluge Frau von ihrer Mutter machen in Gegenwart ihres Mannes, daß diesem kein Verdacht kommt, und der Mutter sagt sie, das Geld sei von ihrem Ersparten oder verkauften alten Sachen, wovon der Mann nichts zu wissen brauche. Die Mutter weiß natürlich sehr gut, woher alles kommt, aber sie läßt sich nichts merken und hat ihre guten Gründe. Aber einmal merkt der Mann etwas, das ihm nicht gefällt oder ein Freund hat ihm etwas gesagt, was schon alle wissen, nur der Gatte nicht. Nun packt ihn die Eifersucht. Er gibt vor zu verreisen und kommt unerwartet des Nachts zurück, er beobachtet seine Frau, bewacht sie, wird ein Späher in seinem eigenen Hause, und erreicht nichts. Er zankt, er schimpft, er weiß sich hintergangen und betrogen, und kann nichts tun. Er wird mürrisch und einsilbig und schwachen Leibes und läßt den andern verrichten, was er nicht mehr vermag. So lebt er hin und endet seine Tage im Elend.


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