Walther Kabel
Mein Feind Cordy
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Tübbicke war hager, bartlos und glich bei seinem gebräunten Gesicht mit den scharfen Zügen weit mehr einem wohlhabenden, forschen Landwirt. Unter dem Rande des Tropenhelms schimmerten vergnügte, lebhafte braune Augen, um den energischen Mund hatte er stets den Anflug eines gütigen, humorvollen Lächelns.

Dieses Lächeln schwand, als er das erschossene Dromedar erblickte.

»Was ist hier geschehen?« fragte er in holprigem Schulenglisch, da ich aus Vorsicht mich als »Lensen, Ingenieur aus London« vorgestellt hatte.

Er musterte mich und Gupa sehr durchdringend, seine Hand glitt unmerklich unter die aufgeknöpfte Sportjacke.

»Lassen Sie Ihre Pistole nur stecken, Mr. Tübbicke«, beruhigte ich ihn. »Wir haben hier einen Toten und das gleichfalls erschossene Dromedar soeben erst gefunden . . .«

»Kann jeder sagen – entschuldigen Sie . . . Man hat mich in Kairo gewarnt. Diese Berge sollen zuweilen von Räuberbanden heimgesucht werden, die aus Abessinien über die Grenze vordringen.« Sein Ton war kurz und scharf. An den Rechnungsrat glaubte ich immer weniger.

»Dann hat man in Kairo arg übertrieben . . . Mein Kamerad Gupa und ich kommen soeben vom Koptenkloster St. Antonius und . . .«

»Woher?!« Seine dicken buschigen grauen Augenbrauen zogen sich hoch. »St. Antonius, – – das ist merkwürdig!«

»Aber es ist wahr«, – ich wurde etwas ungeduldig. »Leider können wir uns hier nicht lange aufhalten, Mr. Tübbicke. Die Banditen, vier waren es den Spuren nach, haben eine Europäerin entführt, der wir entgegengeritten waren. – Wo wollen Sie hin?«

»Hm – mir die Berge, die Gegend ansehen«, – er lächelte ein wenig. »Ich finde dieses Wadi Arabah sehr schön . . . Kennen Sie die Müggelberge bei Berlin, Mr. Lensen? Es ist ein herber Kontrast, – dort grüne Waldkuppen, hier . . .«

»Ich kenne sie . . . – Sie würden uns einen Gefallen erweisen, wenn Sie nach dem Kloster, das sind fünf Stunden, reiten und das hier Vorgefallene melden wollten, Mr. Tübbicke.«

»Bedauere. Ich werde Sie begleiten. Ich will auch mal etwas erleben. Unterschätzen Sie mich nicht, – ich wog mit fünfzig zwei Zentner, dann habe ich gemüllert und gespart . . . Wissen Sie, was ›müllern‹ ist?«

Jetzt mußte ich lachen. »Natürlich!«

»Heute mit sechzig Jahren wiege ich hundertfünfundvierzig Pfund, ich rauche nicht; ich trinke nicht, ich . . .«

»Verzeihen Sie, wir haben wirklich keine Zeit«, Gupa hatte bereits sein Dromedar bestiegen.

»Ich habe zu viel Zeit, ich komme mit. Mein Maultier ist besser als ein Vollblutaraber, ich besitze zwei Repetierpistolen, ich treffe zur Not auch damit, ich habe Proviant und Wasser und . . .«

Gupa ritt kurzerhand in die Schlucht hinein, ich rief Tübbicke ein »Glückliche Reise« zu, folgte Gupa und setzte den Hund auf frische, aber unsichtbare Fährte. Wrangel trabte nach rechts die Schluchtwand empor, die Nase dicht über dem Steingeröll, – wir kamen in ein endloses, schmales Quertal, die Tiere griffen lebhafter aus, und . . . hinter uns nahte das Dröhnen beschlagener Hufe. Ich wandte den Kopf . . . Tübbicke hatte sich nicht abschütteln lassen, Tübbicke erschien neben mir, straff im Sattel sitzend, ein tadelloser Reiter, alles andere, als eine etwa komische Figur, und mit blitzenden jungen Augen meinte dieser grauhaarige Sechzigjährige:

»Ein früherer Wachtmeister von den Allensteiner Dragonern hat noch feste Schenkel, Mr. Lensen! Kennen Sie Allenstein?!«

Gupa warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Ich fügte mich in das Unabänderliche.

»Drei sind vielleicht besser als zwei«, sagte ich nur. »Aber machen Sie sich darauf gefaßt, daß Ihre Ägyptenreise nicht in einem Hotelbett in Kairo endet!«

»Sehe ich nach einem durch Daunenfedern Verwöhnten aus?! Ich wog mit fünfzig zwei Zentner, war dick wie ein Mastferkel und faul wie ein Krebs. Ich ging nicht, ich kroch. Aber daran war nur meine Wirtschafterin schuld, sie kochte zu gut, Mr. Lensen, ich sah mein Ende voraus, jeder zu prall gefüllte Ballon platzt irgendwo, ich kündigte ihr, – denken Sie: Der Mut!! Fünfzehn Jahre hatte sie mich zu üppigen Mahlzeiten verführt – und dann kündigen!! Das ist mehr als Mut. – Haben Sie mal eine Haushälterin gehabt?!«

»Nein, zum Glück nicht!« – Innerlich feixte ich über diesen prächtigen alten Herrn, der sicherlich keinen üblen Gefährten abgab.

». . . Und wissen Sie, wie dieser Wendepunkt in meinem Leben eintrat?« redete er mit seiner klaren, scharfen Stimme weiter. ». . . Durch ein Theaterstück, durch einen Schwank, den ich bis dahin nur vom Hörensagen kannte. Es gibt da ein lustiges und doch auch wieder ergreifendes Stück, ›Zum weißen Rößl‹ heißt es . . . Eine der Hauptfiguren ist ein armer Privatgelehrter, der viele, viele Jahre gespart hat, um mit seiner Tochter zusammen sich ein einziges Mal ein uraltes Sehnen erfüllen zu können: Eine Reise in die Alpen! – Eine rührende Figur, Mr. Lensen . . . Und ausgerechnet von der Bühne herab mußte mir so ein Schauspieler klar machen, daß ich bis dahin nichts als ein Prasser und Stammtischtrottel gewesen, daß in Wahrheit auch in meiner Seele stets der Wunsch, fremde Länder zu sehen, lebendig gewesen. Von Stund an ward es anders. Ich kündigte dem weiblichen Futtermeister, ich bezog eine kleine Wohnung weit draußen in einem Vorort, ich ging zu Fuß zum Dienst hin und zurück, ich aß zu Mittag in einer Speisehalle für achtzig Pfennig. Wenn Sie da einen Bratklops auf Papier legten, gab es noch nicht einmal einen Fettfleck, und ein Kotelett mußte man auf dem Teller zwischen dem Gemüse mit einer Harke suchen – einer Kinderharke! Ich sparte, meine Sehnsucht war Ägypten, ich sparte so, daß meine Vorgesetzten an meiner Kleidung Anstoß nahmen und ein Neffe von mir mich entmündigen lassen wollte. Genau neun Jahre neun Monate lebte ich so. Das Ende vom Liede war die Pensionierung, und der Anfang des zweiten oder dritten Abschnitts meines Daseins war der D-Zug nach Mailand . . . Seit sechs Wochen bin ich nun hier im uralten Pharaonenlande, seit einer Woche reite ich durchaus selbständig durch die Gegend, – es macht mir Spaß . . .«

Das glaubte ich ihm ohne weiteres. Sein Gesicht strahlte . . .

Ich gab ihm die Hand. »Dann also auf gute Kameradschaft, Mr. Tübbicke . . .

»Und ob . . .!! Und ob!! Auf mich ist Verlaß, ich stehe überall meinen Mann . . .

Man konnte diesen alten Herrn, den die sechzig Jahre wahrlich nicht belasteten, geradezu beneiden.

Gupa hatte sein Dromedar nach rechts hinter ein paar Kalksteinzacken gedrängt und war aus dem Sattel geglitten, hatte Wrangel zurückgerufen und gab uns durch Winke zu verstehen, daß wir uns gleichfalls verbergen sollten. – Das war in diesem Teile des Tales nicht schwer. Zu beiden Seiten der ziemlich steilen Wände, die so glatt wie hellgraues, straff gespanntes Leinen aussahen, lagen Blöcke in allen Größen, manche von geradezu phantastischen Formen, einige wie verstümmelte Marmorstatuen oder wie die Werke übermoderner Bildhauer, andere in regelmäßiger Pyramidenform oder ungeheure Würfel, viele davon durch große dünne Scheiben nachstürzenden Gesteins förmlich überdacht und primitiven Höhlenwohnungen gleichend.

Auch wir waren im Nu aus dem Sattel, auch wir führten unsere Tiere in eine der seltsamen Behausungen, – niemand konnte uns hier erspähen, falls nicht gerade Dromedar und Maultier in eine wütende Beißerei gerieten. Tübbicke kam dem zuvor, indem er seinem offenbar wenig friedfertigen Viech eine Wolldecke über den Kopf warf, ein Beweis, daß die langbeinige und flinke Stute schon häufiger wenig zarte Eigenschaften verraten hatte.

Ich fand einen Schlitz in den Seitenteilen unseres Verstecks, und als ich gen Westen zu dem Paß emporspähte, von woher einzig und allein Fremde zu erwarten waren, erblickte ich auf einem wundervollen, fast weißen Bischarin-Dromedar eine Europäerin mit Tropenhelm, Nackenschleier, tadellosem Reitdreß, vor sich im Sattel eine kurze Büchse, – hinter sich aber ein Dutzend Beduinen, prächtige Gestalten, zweifellos Zugehörige eines Stammes aus dem südlichen Niltal oder aus der Lybischen Wüste, alle gut bewaffnet und beritten. Langsam kamen sie ins Tal hinab, eine Schar, mit der wir sehr zu rechnen hatten, falls es sich hier um Verbündete der Entführer Wera Zubanoffs handelte. Dieser Gedanke, daß die Europäerin und ihr Anhang mit den Mordgesellen etwas zu tun haben müßten, war mir sofort aufgestiegen.

Das Tal war gerade durch die Felsblöcke sehr eng. Es folgten Minuten einer Spannung, wie man sie selten erlebt und doch nicht missen möchte. Das geringste Schnauben unserer Tiere mußte uns verraten . . .

Das Getrampel der dreizehn Reiter näherte sich. Tübbicke hatte ganz von selbst seine Pistolen hervorgeholt, als er sah, daß ich meine Büchse entsicherte. Wenn diese Beduinen und diese sonnengebräunte Frau, die sich hier so abseits des sogenannten Weges nach dem Kloster in den unwirtlichen Bergen herumtrieben, Arges im Schilde führten, dann . . .

Meine Sorge war überflüssig gewesen.

Achtlos trabten sie vorüber.

Tübbicke, der dicht neben mir stand, stieß mich leise an und lächelte zufrieden. Ich horchte auf die sich rasch entfernenden Geräusche der Kamelhufe, dann wandte ich den Kopf wieder dem Sehschlitz zwischen den Blöcken zu. Es war nicht ausgeschlossen, daß dem Haupttrupp noch ein paar Leute mit Lastkamelen folgten.

So flink, wie ich damals die Büchse emporgerissen, gezielt und gefeuert habe, um einen heimtückischen Schuß zu vereiteln, – so schlecht, wie ich damals auf kaum hundertfünfzig Meter Entfernung den Mann auf der Höhe des Passes getroffen habe, ist es selten geschehen.

Der Knall meiner Büchse erfüllte das Tal mit vielfachem Echo. Es klang wie Salvenfeuer. Ich hörte das Schreien der Beduinen, – nach Osten zu hatten wir keinen Ausblick, – ich lief aus dem Versteck ins Freie, ich sah die Frau im Tropenhelm mit starren Augen die Paßhöhe mustern, wo soeben um die Ecke der Felswand zwei lange Arme herumgriffen und den meuchlerischen niedergesunkenen Schützen um die Biegung zerrten . . .

Der Tropenhelm war der blonden Frau ins Genick gerutscht, ihr Antlitz lag frei, es war das verhärmte, finstere, harte Gesicht eines nicht mehr ganz jungen Weibes, das Unendliches gelitten haben mußte.

Sie hatte ihr wunderbares Bischarindromedar mit dem stolz gebogenen Hals durch einen Schlag vorwärtsgetrieben und hielt unmittelbar vor mir.

Ihre Augen, in denen ein eigenes Leuchten glomm, glitten über mich hin wie der eisige Hauch aus einer finsteren Kluft.

»Ich danke Ihnen«, sagte sie genau so eisig. »Ich hatte mich, wohl infolge einer Vorahnung irgendeiner Schurkerei, gerade umgedreht, die Kugel traf meinen Tropenhelm . . . Wer sind Sie?«

Tübbicke erschien jetzt gleichfalls neben mir, und auch Gupas rauhe Stimme und Wrangels wütendes Kläffen meldeten das Näherkommen auch dieser beiden Gefährten.

Die Frau achtete nur auf mich. Ihr etwas anmaßender Ton behagte mir wenig. Sie hatte so eine gewisse Art bewußter Geringschätzung, die nicht jedermanns Sache ist.

»Ein Tourist«, erwiderte ich.

»Lügen Sie nicht! Ich kenne diese harmlosen Globetrotter von Kairo her zu Genüge. Sie sehen denen etwa so ähnlich, wie ein Somalikrieger einem Schacherer aus dem Londoner dunkelsten Viertel. Aber – Ihr Name ist mir gleichgültig . . . Sahen Sie den Schützen genauer?«

»Es war ein Beduine, dem Gesichtstuch nach könnte es ein Tuareg gewesen sein, aber die verirren sich kaum in diese Gegend.«

Mir kam es vor, als wäre sie sehr zufrieden damit, daß ich nichts Genaueres über den Mann, den meine Kugel dann sofort niedergeworfen hatte, angeben konnte. Sie spielte mit den hellgelben Lederzügeln, sie kniff die Augen zusammen und rief nach rückwärts:

»Adir!!«

Einer ihrer Beduinen drängte sein Tier neben sie.

Sie sprach mit ihm in einem merkwürdigen Negerdialekt, der sehr viel nasale Laute enthielt.

Dieser Adir war ein tadellos gewachsener dunkelhäutiger Mann mit einer von ranzigem Hammelfett triefenden und dementsprechend duftenden Riesenfrisur. Sein leicht gekräuseltes, recht langes Haar war mit einem Riemen in der Mitte des Kopfes zu einem Schopf hochgebunden, der Rest dieses Kopfschmuckes fiel fast bis in den Nacken hinab. Genau dieselben Frisuren trugen die übrigen elf Begleiter der finsteren Dame, und der Geruch nach üblem Fett war derart aufdringlich, daß ich die Lady ehrlich bewunderte, in dieser Gesellschaft es längere Zeit auszuhalten.

Adir winkte dreien der Leute, sie trabten an, sie jagten den Paß empor, indem sie sich tief an die Hälse ihrer Tiere schmiegten. Es waren glänzende Reiter, und als ich dann später erfuhr, daß es sich gar nicht um eigentliche Beduinen, sondern um Krieger des Volkes der Bischarin handelte, ergab sich die Erklärung für Lady Cordys tadelloses Reittier ganz von selbst.

Das tollkühne Vorsprengen der vier Leute sollte leider durch meinen Warnungsruf nicht mehr rechtzeitig aufgehalten werden.

Der Paß droben, besser nur eine schmale, den hohen, steilen Berg sich emporwindende natürliche Terrasse, spie plötzlich hinter Geröllschutt hervor Blitze und Kugeln.

Die Kerle, die sich dort eingenistet hatten, waren freilich auf Ziele, die sich bewegten, nicht eingeschossen, – die Bischarin wieder hatten sich blitzschnell zu Boden gleiten lassen, ihre Tiere knieten auf einen Pfiff nieder, streckten sich lang und waren durch Geröll gleichfalls gedeckt. Wir unten im Tale hatten ebenso schnell die schützenden Felsblöcke erreicht, – die nächste Kugelsaat zerspritzte an diesen Blöcken, und dennoch blieb unsere Lage vorläufig insofern recht unangenehm, als wir gegenüber den Feinden droben stark im Nachteil waren, ihr Schußfeld reichte über das ganze Tal hin, und jeder Versuch unsererseits, den Paß zu stürmen, mußte uns Verluste einbringen.

Die Frau hatte sich an das Gestein gelehnt, ihre weißen Zähne nagten die Unterlippe, ihre harten Augen hatten etwas Geistesabwesendes. Ich betrachtete sie nun genauer. Sie mußte einmal sehr schön gewesen sein – einmal, als sie noch vom Leben Glück und Liebe erhofft hatte.

»Ich bin Lady Jane Cordy«, sagte sie plötzlich. »Haben Sie von mir gehört?«

Diese Frage mußte ich verneinen. »Ich heiße Unbekannt . . .«

Sie hob den Blick. Sie hatte eine eigentümliche Art, das Gesicht dessen, mit dem sie sprach, nur flüchtig zu streifen.

»Das ist sehr merkwürdig«, meinte sie und wandte den Kopf nach Gupa hin, der sich abseits niedergesetzt hatte.

In dem Moment wurde mir klar, daß sie mich kannte, ebenso Gupa.

Ihre Augen ruhten nun flüchtig auf der kräftigen Erscheinung Tübbickes, der durchaus Rechnungsrat a. D. und halbe Schwankfigur sein wollte.

Er verbeugte sich.

»Tübbicke, Adolar Alfred Armin Tübbicke aus Berlin, Beamter im Ruhestande, Ägyptenforscher im neuen Amateurberuf, Mitglied des Sportvereins ›Freiluft . . .Ich habe von Ihnen gehört, gelesen, Mylady. Sie sind die ungekrönte Königin der Bischarin.«

»Reportergeschwätz!!« sagte sie wegwerfend. »Ich bin Missionarin gewesen . . .«

Draußen knallte von Westen her wieder ein Schuß, nur einer . . .

Als ich um den Felsen lugte, sah ich gerade noch den Körper eines Mannes im braunen Beduinenmantel über den Rand der Terrasse in den Abgrund rollen. Ein gellender Schrei noch – und wieder herrschte Stille.

Der Bischarin Adir schob eine neue Patrone in den Lauf seines weiß Gott wo erbeuteten Militärkarabiners.

 

Auch Lady Cordy hatte diesen Erfolg Adirs mit beobachtet.

»Er ist der beste Schütze meiner Leute«, sagte sie mehr zu sich selbst . . . »Im übrigen wird die Geschichte langweilig.«

»Da haben Sie recht, Mylady . . .« Ich hatte mir schon eine passende dünne Felsplatte ausgewählt, die einem dreieckigen Schilde glich.

Gupa beobachtete mich. Als ich die Platte emporhob, stand er auf und ergriff eine weit größere. Für seine Bärenkräfte bedeutete sie ein Nichts.

»Die deckt uns beide, Olaf«, meinte er wortkarg wie immer. »Hier hat sie eine Seitenspalte, du schießt, ich trage.«

Zu meiner angenehmen Überraschung nahm dann Tübbicke meinen Schild. »Ich mache mit . . . selbstverständlich.«

Ich band Wrangel, der zweifellos hinterhergetrabt wäre, mit einem Lederriemen fest, und wir drei begannen den Angriff, der nur ein Spaziergang wurde. Als wir uns an den Bischarin, die auf halber Höhe der Terrasse im Geröll lagen, vorbeidrückten, rief Adir in einem Englisch, das noch schlechter als das unseres Rechnungsrates war:

»Sie werden entflohen sein, glaube ich.«

Seine letzten Worte wurden von dem Getöse einer starken Explosion übertönt, die irgendwo auf der anderen Seite des das Tal abschließenden Berges erfolgt sein mußte.

Wir kletterten langsam höher. Nicht eine Kugel begrüßte uns. Tübbicke, der hinter uns ging und still vergnügt vor sich hin pfiff, als ob es sich in der Tat nur um eine harmlose Bergtour handelte, sagte unvermittelt: »Natürlich haben sie ein Stück des Passes weggesprengt, damit wir zu einem weiten Umweg gezwungen werden.«

Gupa erklärte dazu: »Sie müssen dann gerade Dynamitpatronen bei sich haben . . .«

Er sprach nur aus, was auch ich bestimmt annahm.

Unser Rechnungsrat mit den drei A. A. A. in den Vornamen (Adolar, Alfred, Armin, – – seine Eltern mußten witzige Leutchen gewesen sein) brummte etwas von »Sprengstoffgesetz« und »grobem Unfug« und wollte dann durchaus an die Spitze. Ich nahm ihm seinen Schild ab. »Bleiben Sie mit Gupa hier«, befahl ich so energisch, daß er mich erstaunt anblickte. »Die Kerle können noch irgendeine Schurkerei vorbereitet haben . . .«

Kamerad Gupa war daran gewöhnt, daß ich in kritischen Momenten stets allein handelte. Tübbicke dagegen paßte mein Ton nicht. »Vergessen Sie nicht meine Jahre, Mr. Lensen!!« – aber er lächelte dabei unsicher und fügte von selbst hinzu: »Die Berufung auf mein Alter ist allerdings sehr fadenscheinig begründet. Man schätzt mich meist auf fünfundvierzig ein . . . Gut, hier in diesem Falle gebe ich nach, obwohl . . .«

Ich wanderte weiter, Tübbickes Nachsatz entging mir daher. Der Paß wurde schmaler, je höher ich kam. Aber die Fernsicht war dafür auch derart bezaubernd, daß ich fast den eigentlichen Zweck dieses steilen Anstiegs vergaß. Noch nie hatte ich die höchsten Zacken des Wadi Arabah in so intensiv violettem Schimmer gesehen wie heute, noch nie war in mir der Gedanke an ihre entfernte Ähnlichkeit mit dem freilich weit großartigeren Ausblick vom Grat des Zugspitzmassivs so eindringlich aufgetaucht wie jetzt.

Dann wurde die Terrasse wieder breiter, das Geröll füllte sie wie mit Riesenkieseln, und . . . zehn Meter noch: Hier hatten die Gegner in Deckung gelegen, hier, wo der Paß in scharfer Krümmung nach Norden abbog, fand ich eine Blutlache, Patronenhülsen und ein blutgetränktes Taschentuch von feinstem Leinen mit bunter Kante, ein Herrentuch.

Ich rührte nichts an. Ich wollte erst einmal sehen, ob der Gegner wirklich nur mit der Sprengung sich begnügt haben sollte. Mit größter Vorsicht bewegte ich mich weiter, meine Augen, durch die wochenlange Untätigkeit in freier Natur vielleicht ein wenig eingeschläfert, gewannen die frühere Schärfe und das rasche Erfassen jeder Einzelheit zurück.

Ich hielt den Schild nun schräg, – ich kam um die Biegung, blickte den Paß abwärts, in der Tiefe lag eine enge Schlucht, schon mehr ein Cañon, und dann sah ich auch die durch die Explosion zerstörte Stelle. Ich erkannte, wie klug die Gegner gerade den Platz gewählt hatten. Das Gestein mußte sich dort nach innen gewölbt haben, die Stelle mußte einer an die Felsen geklebten Brücke geglichen haben, und diese Brücke war in einer Breite von vier Metern verschwunden, der Paß, die Terrasse hatte ein Loch, und nur einzelne Zacken und Wülste ragten noch aus der senkrechten Wand hervor.

Wenn irgendwo, dann lauerte die Gefahr dort vor dem zerstörten Paß. Wäre ich in der Lage unserer Feinde gewesen, hätte ich Verfolger nicht nur aufhalten, sondern auch vernichten wollen, dann würde ich damit gerechnet haben, daß der Feind hinter mir erst einmal die Wirkungen der Explosion genau in Augenschein nehmen würde – eben prüfen würde, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, dennoch irgendwie über den Abgrund hinüberzukommen und einen zeitraubenden Umweg zu ersparen.

Ich beäugte die kritische Stelle. Ich tat keinen Schritt, bevor ich nicht das Geröll untersucht hatte. Ich stellte den Schild weg. Meine Armmuskeln waren steif durch das Tragen der schweren Steinplatte geworden, die Finger schmerzten, der Schweiß rann mir über das Gesicht, ich war hier der prallen Sonne ausgesetzt, und das Gestein war schon derart durchhitzt, daß es einer glühenden Kesselwand glich.

In sehr verdächtiger Weise lehnte da ein langer Felssplitter am Abhang. Das untere Ende lag auf einer kleinen Felsplatte auf, unter der ein Stein wie bei einer primitiven Waage einen Stützpunkt in der Mitte der Platte bilden mußte: Die Platte lag durch den Druck des Steinsplitters schräg.

Das sah ja auf den ersten Blick sehr harmlos aus: Ein Zufall konnte diese Mausefalle zusammengefügt haben – konnte. Aber unter diesem hochgedrückten Teil der Platte blinkte es zwischen dem feinen Steinschutt metallisch. Ich bückte mich. Ein Taschenfeuerzeug war da zwischen Steinen so festgeklemmt, daß der Knopf, der das Hartstahlrädchen in Bewegung setzte, von der Platte getroffen werden mußte, sobald man etwa diese mit dem Fuße niederpreßte oder auch nur der lange Steinsplitter umfiel und dadurch die »Waage« zurückkippte.

Eine höllische Einrichtung!!

Das hatte niemals ein Beduine ersonnen, niemals irgendein farbiger Bewohner Ägyptens, das war so zweifellos das Werk eines Europäers, wie auch das blutige feine Taschentuch droben und dieses goldene Feuerzeug einem Weißen gehört hatten!

Aber, – diese Falle zeigte, je mehr ich hinter ihre Eigentümlichkeiten durch vorsichtiges Wegräumen der Platte, des Steinsplitters und des Gerölls kam, noch weitere eindeutige Besonderheiten. Dicht an dem Zündstein lag das aufgerauhte Ende einer Zündschnur, die man noch mit Schwarzpulver eingerieben hatte. Sie führte, kaum zehn Zentimeter lang, zu einer Dynamitpatrone, die vollkommen mit Steinen umhüllt war.

Welche Wirkung diese Höllenmaschine gehabt hätte, konnte gerade ich als einstiger Ingenieur mir unschwer ausmalen. Das Geröll ringsum hätte wie ein Hagel von Geschossen weithin alles zerschmettert. Wären Tübbicke, Gupa und ich blindlings hierher vorgedrungen, wäre von uns nicht viel übriggeblieben. Zerfetzt hätten wir dort unten im Abgrund gelegen, – wo nun der arme Teufel ruhte, der, vielleicht verlockt durch das Geld des satanischen Weißen, hier durch eine Kugel den Tod gefunden hatte.

Ich schob die Dynamitpatrone in die Tasche. Sie war ja so weit ungefährlich. Das goldene Feuerzeug trug den Stempel eines Londoner Juweliers und unter einem eigentümlichen Wappen das verschlungene Monogramm

J. C.

J. C. . . .?!

Etwa Jane Cordy?!

Ich mußte über meine eigene Torheit lächeln. Ich hatte ja das Kugelloch in Myladys Tropenhelm gesehen. Ich hatte selbst den Schützen verletzt, – das bewies das Taschentuch. Der Mann mit dem Tuareg-Gesichtstuch war ein Europäer gewesen.

Wer?!

Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Hinter mir stand der jugendfrische, lächelnde sechzigjährige Adolar Tübbicke. Seine derben Stiefel hatte er mit den Senkeln zusammengebunden und über die linke Schulter geworfen. Auf farbigen Sportsocken war er herbeigeschlichen, – und allerhand Hochachtung vor seiner Fertigkeit im Anschleichen: Ich hatte nichts gehört!!

»Das hätte drei Begräbnisse gespart, Mr. Lensen . . .!« und er deutete auf das Feuerzeug und auf meine Tasche. »Viel verstehe ich als Büromensch nicht von solchen Dingen, aber als früherer Soldat reime ich mir das Nötige schon zusammen.«

Ich schaute ihn belustigt an.

»Sie wollen Rechnungsrat im Ruhestande sein?!« Ich sprach jetzt deutsch, und auch das brachte ihn nicht weiter außer Fassung.

»Daß Sie kein Londoner Gewächs sind«, meinte er ironisch, »merkte ich schon an Ihrem ganzen Gehabe.«

»Ihr feiner Riecher für Nationalitätszugehörigkeit ist verblüffend!«

»Die Kerle haben ziemlich ungenügend gesprengt«, sagte er mit einem Blick auf die Lücke in der Terrasse. »Wetten, daß wir unsere Tiere hier nach einer Viertelstunde in aller Sicherheit hinüberführen?!«

»Ich wette nur auf Ja, denn auch ich sehe die übriggebliebenen Zacken und die Spalten im Gestein. – Hallo, Gupa!!«

Der Mongole näherte sich schnell. Wir begannen sofort passende lange Steine in den Spalten festzukeilen. Paßten sie nicht, so schlug Gupa sie zurecht. Adolar, vor dem ich immer mehr Respekt bekam, half so eifrig und so geschickt, daß ich abermals die Bemerkung hinwarf, sein Beruf sei wohl kaum der Büroschemel und der Amtsschimmel gewesen. Ich betonte Schemel und Schimmel, ich sprach wieder deutsch, er lachte herzlich, er hatte wirklich eine geradezu erquickende Art an sich.

Als wir nun große Platten herbeischleppten, – als Brückenbelag –, als diese Brücke von uns auf ihre Tragfähigkeit vorsichtig probiert wurde, erschien Lady Cordy mit meinem Hunde an der Leine und musterte wortlos unser Werk, folgte uns dann ohne weiteres über die etwas wackeligen Platten und zeigte dabei eine so stolze Verachtung jeder Gefahr, daß Tübbicke sehr zwanglos meinte: »Man scheint über die Königin der Bischarin nicht zu viel, eher zu wenig Gutes geredet zu haben, Mylady!«

Ein hochmütiger, kalter Blick streifte ihn, einer jener Blicke, die ich schon kannte.

»Werden die Dromedare sich nicht sträuben?« fragte sie mich. »Ein falscher Tritt, und die Platten kippen . . .«

»Wir verbinden ihnen die Augen und seilen sie an . . .« entgegnete ich nur.

Gupa holte die Bischarin herbei. Die Dromedare benahmen sich sehr vernünftig, aber das Maultier des Mr. A. A. A. hatte Mucken, keilte aus und biß sogar nach seinem Herrn. Kostbare Minuten gingen wieder verloren. Mit einem Male schwang der Herr Rat i. R. sich in den Sattel, keilte dem störrischen Vieh die Absätze in die Weichen und – ich schloß unwillkürlich die Augen – setzte im Galopp über das unsichere Bauwerk hinweg, – hinter ihm polterten ein paar Steinplatten in die Tiefe, aber er war drüben, und er machte von der Sache keinerlei Aufhebens, obwohl sogar der Bischarin Adir ihm in einigen uns unverständlichen Worten seine Hochachtung ausdrückte.

Nichts bringt Menschen einander so schnell näher wie gemeinsame Gefahr, gemeinsames heißes Erleben. Und dieses Passieren der Notbrücke, diese letzte Cowboyszene, geritten von einem Sechzigjährigen, waren der Kitt der Verbrüderung. Selbst Mylady wurde zugänglicher. Da ich mit dem Hunde wieder an der Spitze ritt, hielt sie sich neben mir und sprach über unsere Aussichten, die Mörder einzuholen. Aber ihre Redseligkeit ging sehr bald in ein recht verfängliches verstecktes Verhör über. Ich war auf der Hut. Ich wußte zu wenig von dieser streitbaren, finsteren Amazone, die hier in Oberägypten mit zwölf Bischarinkrieger aufgetaucht war, deren Heimat doch so weit südlicher lag – dort, wo die Eisenbahn bei Wadi Halfa den großen Nilbogen durchschneidet und die Nubische Wüste ostwärts bis zum Roten Meer und bis zur Nordgrenze Abessiniens sich hinzieht.

Sie wollte mich aushorchen. Ein zweckloses Beginnen, denn meine Gefangenen überhörte sie geflissentlich, und ich diente ihr mit gleicher Münze.

Wir hatten etwa die Westgrenze des eigentlichen Wadi Arabah (richtiger heißt es: Uadi Arabah) erreicht, zwei Stunden schärfsten Rittes lagen hinter uns, als ich nach einer kurzen Rast, die unbedingt der Mittagshitze wegen nötig gewesen, meinerseits zu einem Vorstoß gegen Myladys Geheimnisse ausholte, – hatte ich doch während dieser anderthalb Stunden Ruhepause Lady Janes Zigarettenetui genauer betrachten können . . . Ausholte! Ich holte nämlich das Feuerzeug hervor. Bisher hatten wir ihr die Mausefalle mit Dynamit verschwiegen . . .

»Kennen Sie dies, Mylady?!«

Ich behielt sie scharf im Auge.

Sie verfärbte sich . . .

»Sie kennen dies Feuerzeug, – es sollte uns eine kleine Überraschung bereiten, hier in der Tasche habe ich die zugehörige Dynamitpatrone . . .«

Sie sagte gar nichts. Zum Ableugnen war sie wohl zu stolz. Der kalte, hochmütige Zug in ihrem vergrämten, verblühten Gesicht trat noch deutlicher hervor.

». . . Ja, Sie kennen es, Mylady. Mr. Tübbicke erzählte mir vorhin, daß in den Zeitungen gestanden hätte, Sie und Ihr Gatte James Cordy seien in vielen Punkten recht verschiedener Ansicht, milde ausgedrückt. Gewiß, die Herren Reporter saugen sich jetzt vieles aus den Fingern, aber . . . weshalb haben Sie das blutgetränkte Taschentuch droben von der Paßhöhe verschwinden lassen?!«

Ihre Züge wurden steinern.

»Für gewöhnlich unterhalte ich mich nicht mit steckbrieflich verfolgten Totschlägern«, sagte sie in offener Feindseligkeit. »Wenn Sie das Feuerzeug kennen, Mr. Abelsen, – ich kenne auch Sie und Ihre Vergangenheit . . .«

»Freut mich . . .!« Ich wollte zwischen uns die Lage klären. »Es ist Tatsache, daß Sie, Mylady, mit Ihren zwölf Bischarin ihn verfolgt haben, daß Sie seine Fährte heute verloren hatten, daß er, nur er den Führer Wera Zubanoffs niederschoß und die Dame mit sich schleppte. Es ist weiter Tatsache, daß er dann auf Sie feuerte, daß meine Kugel ihn traf, daß er die Dynamitfalle herrichtete, daß Sie jedoch um jeden Preis seinen Namen mir verhehlen möchten. Gut – ich bin Abelsen, Sie müssen mich als Beschützer Wera Zubanoffs irgendwie . . .«

»Schweigen Sie!« – und sie hielt ihr weißes Bischarin an und setzte sich an das Ende des Zuges, wo sie eifrig mit Adir flüsterte.

Dafür rückte nun Adolar Tübbicke auf, blinzelte mich von der Seite an und fragte nur:

»Krach?!«

»Mit Mylady? Ja!«

»War vorauszusehen . . .! Hoffentlich werden wir sie bald los . . . Ich war ja nie verheiratet, aber diese Jane Cordy – mit Millionen hätte sie beklebt sein können, vorn und hinten, – – die Augen, Gott steh' mir bei, – eine Xantippe ist im Vergleich zu ihr ein süßes Mädel . . .«

»Und – wer sind Sie?!« Ich schaute ihn scharf an.

Er lächelte fidel. »Weiß schon . . . Sie glauben, ich reise inkognito. Schwerer Irrtum. Ich bin wirklich eine Figur aus dem Weißen Rößl, Herr Lensen . . . Hier ist mein Paß, und . . .«

»Pässe werden gefälscht . . .«

»Stimmt, – meiner ist echt, und . . . – hallo, was soll denn das?!«

Sechs der Bischarin waren vorgeprescht, – Adir hielt uns seinen Karabiner entgegen, hinter uns erklang Lady Cordys schneidende Stimme:

»Hände hoch, meine Herren!!«

Also so war es gemeint . . .!

Mylady hatte behauptet, sie kenne mich. Mylady irrte sich . . .

El Gento von einst erwachte . . .

El Gento von einst riß sein Dromedar herum.

El Gento war so unhöflich, Mylady die Büchse aus der Hand zu schlagen und die Dame mit einem Ruck vor sich in den Sattel zu ziehen.

Die Mündung einer Pistole, an eine Stirn gepreßt, wirkt Wunder.

Ich hätte natürlich niemals abgedrückt, aber die Bischarin wagten es unter diesen Umständen auch nicht. Der Friedensschluß erfolgte dann etwas gewaltsam. Besonders Mylady war empört, als ich ihre Satteltaschen durchsuchte. Hätte sie mir meine Fragen beantwortet, würde ich nie ihr Notizbuch an mich genommen haben, und dann würden wir niemals für Wera Zubanoffs Entführung die richtige Deutung und nie die Oase in der Nubischen Wüste gefunden haben.

Jedenfalls: Lady Jane mußte mit ihrem hammelfettduftenden Anhang in einer Seitenschlucht verschwinden – zu Fuß. Ihre und der Bischarin Waffen sowie die prächtigen Dromedare nahmen wir mit uns. Wir hatten sie nur entliehen – für eine Stunde. Nach einer Stunde durfte Mylady laut Abmachung diese Friedenspfänder von einer westlichen fernen Kuppe wieder abholen. Daß wir drei Kameraden unsere Reittiere gegen die besten der Bischarinkamele dabei austauschten, konnte uns niemand verargen. Bei Friedensschlüssen wird immer gemogelt. Der Sieger legt die Paragraphen so aus, wie es ihm vorteilhaft ist. –

Das war meine erste Begegnung mit Jane Cordy. Nicht die letzte . . .

 


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