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Kartoffelbranntwein.

Daß sich aus den Kartoffeln ein Branntwein gewinnen läßt, ist eine bekannte Sache, nur aber selten geräth derselbe. Die Ursache liegt nicht in der Frucht, sondern in der Behandlung dieser und in der nothwendigen Vorrichtung und Aufmerksamkeit bey dem Brenn- oder Destillirgeschäfte. Dieses artikulirt anzugeben, fehlt mir hier der Raum; ich verweise daher auf ein kleines Büchlein, betittelt: Kurze Anweisung aus Kartoffeln viel und guten Branntwein, Essig und Liqeur zu gewinnen; ertheilt und durch 2 Kupfertafeln erläutert von Nicolaus Müller. (Schweinfurt 1794. Zu Leipzig in Commission bey Voß und Compagnie.) In diesem schätzbaren Büchlein findet man vollständigen Bericht und Belehrung über die Kartoffelbranntweinbrennerey.

Indessen gebe ich hier einige Vorschriften, die denjenigen, welche die Branntweinbrennerei ohnehin verstehen, einen Fingerzeig geben, dieser nützlichen Sache näher nachzuspüren.

Bei dem öftern Mangel an Getraide und bei der wenigen Hoffnung die man sich machen kann, daß Branntweintrinken jeweils ganz abgeschaft zu sehen, ist die Erfindung der Kunst, Branntwein aus Kartoffeln zu ziehen, von großer Wichtigkeit zur Ersparung des Getraides; besonders da man damit die Schweinemastung in Verbindung setzen kann. Es ist demnach zu wünschen, daß man diesem Geschäfte mehr Aufmerksamkeit, als bisher geschah, widmen möge.

Aus Kartoffeln Branntwein zu brennen.

Man nimmt 100 Pfunde rohe Kartoffeln und stopft oder stampft diese in einem Stopftroge, worinnen man dem Rindvieh die Rüben zu stopfen oder stampfen pflegt, mit einem Stopf- oder Stoßeisen in kleine Stücke. Diese streuet man auf einen lüftigen Boden zum Abtrocknen aus, was in ein paar Tagen geschiehet, nur dürfen sie nicht gefrieren. Nach geschehener Abtrocknung bringt man die Kartoffelstücke auf eine Malzdörre, und trocknet sie darauf so stark, daß sie sich, gleich Getraide, auf der Mühle schroten lassen. 100 Pfund frische Kartoffeln, geben 25 Pfund geschrotene oder Schrot.

Diese 25 Pfunde Schrot, werden mit 36 Maas siedendem Wasser angebrüht und eingerührt, nach Verlauf von 2 Stunden mit 80 Maas kaltem Wasser so weit abgekühlt, daß sich die Wärme bis zu 20 Grad nach den Reaumürschen Thermometer mindert, oder die Wärme einer lauen Milch erlangt. Hierauf wird das Gemische oder der Maisch, unter beständigen Umrühren, mit einer Maas guter Bier-Hefen angestellt. Ist die Hefe gut, die Maische gehörig warm, auch das Maisch-Faß rein; so nimmt die Gährung nach wenigen Stunden ihren Anfang und wird nach 48 Stunden vollendet seyn, wenn besonders das Maisch-Faß wohl bedeckt ist und an einem warmen Orte stehet. Ist alles wohl und gut von Statten gegangen, so kommt die Maische, wie beym Korn- oder Fruchtbranntwein, in den Branntwein- oder Destillirzeug und wird wie gewöhnlich übergezogen. Der erhaltenen Läuterung oder dem Lauer sezt man etwas rein ausgesiebte Asche und frischgebrannte Kohlen bey, um die öhligten und schleimigten Theile, welche dem Branntwein einen unangenehmen Geruch und Geschmack geben, dadurch niederzuschlagen. Wenn alles gehörig beobachtet, so erhält man von 100 Pfund rohen Kartoffeln, auf diese Art behandelt, 8 bis 9 Maas guten und wohlschmeckenden Branntwein, der dem aus Korne oder Roggen gebrannten ziemlich gleich kommt.

Die Verfahrensart, aus vorher gedörrten Kartoffeln Branntwein zu machen, ist in verschiedener Rücksicht vorzüglicher als die sonst gewöhnliche. Einmahl weil die getrockneten Kartoffeln sich das ganze Jahr aufbewahren lassen, fürs Andere mehr und bessern Branntwein geben, sich auch, wenn man Getraideschrot beymischen will, mit diesem besser verbinden, und dann eine gleichförmigere Gährung her vorbringen. Ueberhaupt ist zu merken: daß das Einmischen und Gären beym Branntweinbrennen aus Kartoffeln das Hauptgeschäfte ausmacht. Haben die angesezten Kartoffeln recht gegoren und dadurch den eigentlichen Weingeist, der in ihnen steckt, gehörig entwickelt, so kann man sicher auf vielen und guten Branntwein rechnen. Ging hier ein Versehen vor, so erfolgt das Gegentheil.

Branntewein aus gekochten Kartoffeln.

Man nimmt 50 Pfunde Kartoffeln, wäscht solche und siedet sie in einem Kessel nur halbweich. Nun zerquetscht oder zerstößt man sie noch warm, so klein als möglich und bringt die Masse in das Ansazfaß. In diesem muß 150 Pfund gesottenes Wasser seyn, das noch so warm ist, daß man kaum die Hand darinnen leiden kann, eher und auch nicht später, darf man den gestoßenen Kartoffelbrey nicht hinein schütten. Nun rührt man alles wohl durcheinander und läßt es dann stehen, bis es nur noch mild warm ist. Hat die Masse oder der Ansatz diese Temperatur, so setzt man eine Maas oder 2 Pfunde Bierhefe zu, rührt und mischt alles nochmal und vollkommen, bedeckt das Faß recht genau und läßt es nun zur Gährung stehen. Man sieht alle Tage nach und sowie sich die Masse sezt und allenthalben Bläschen als Zeichen der vollkommenen Gährung, darüber stehen, was ungefähr am vierten Tage nach dem Ansezen geschehen wird, so schreitet man ohne Zeitverlust zur ersten Brennung. Diese muß mit Vorsicht vorgenommen werden. Man rührt die Masse in der Branntweinblase so lange, bis sie zu kochen beginnt, beständig um, und erst wenn sie aufwallen will, sezt man den Hut auf. Durch diese Behandlung verhindert man das Anlegen der Masse in der Blase, welches dem Branntwein einen unangenehmen branntigen Geschmack giebt. Ehe man den Hut auf die Blase sezt, kann man etwas Kümmel, Anis und Wacholderbeeren unter die Maische rühren, welches den Geschmack des Branntweines sehr verbessert. Daß man bey der zweyten Destillation der Läuterung oder dem Lauer etwas ausgesiebte Asche und frischgebrannte Kohlen beisezt, ist oben schon bemerkt worden und hat seinen guten Nutzen, um rein schmeckenden Branntwein zu erhalten.

Man hat auch versucht aus rohen Kartoffeln, welche man zerquetschte oder rieb und heißes Wasser zugoß, Branntwein zu machen, allein es fällt nicht so gut und vortheilhaft aus, als wie mit den etwas gekochten; besonders sind sie viel schwerer in Gährung zu bringen.

Verfaulte oder erfrorne Kartoffeln geben auch noch Branntwein, brauchen nicht gesotten zu werden, sondern werden blos gestossen und dann wie die andern angesezt und behandelt. Selbst die ausgewachsenen Kartoffeln dienen zu diesem Behufe.

Branntewein aus Kartoffeln und Getraide.

Es werden 100 Pfunde Kartoffeln gekocht und in einem Troge zu Brey gestoßen. Diesen trockenen Taig thut man in eine Kufe. In das Ansatzfaß schüttet man 15 Pfunde geschrotenes Gerstenmalz oder 20 Pfunde Roggen- oder Kornschrot, gießt siedendes Wasser darauf, rührt den Schrot wohl um, und kühlt dann die Maische mit zugegossenem kalten Wasser bis zur Lauigkeit ab, wobey aber der Satz ganz dünne werden muß. Hierauf sezt man eine Maas Bierhefen zu und wartet den Gährungstrieb ab. So wie dieses eintritt und der Satz in die Höhe geht, wird der in der andern Kufe bereitstehende Kartoffelbrey beygemischt und alles gut umgerührt. Diese Mischung wird nun mit lauem Wasser so weit verdünnt, daß sie der Gährung fähig wird und wie es zum Brennen erforderlich ist. So zubereitet deckt man das Ansatzfaß wohl zu, wo sodann, wenn das Faß mäßig warm steht, in 24 bis 30 Stunden die Gährung vollendet seyn wird. Man schreitet nun zum Brennen, nach schon angegebener Weise, und wird, bey einem richtigen Verfahren, fürtreflichen Branntewein erhalten. Man kann beym Läuterbrand noch Weinhefen, Anis, Kirsch- und Zwetschgenkerne gestoßen zusetzen, so wird dadurch die Güte und der Geschmack des Brannteweins um vieles vermehrt und verbessert.

Die vom Brennen ausgezogene Kartoffelmasse giebt gutes Schweinfutter, und vermischt man sie mit Häckerling, so kann man auch das Rindvieh damit füttern.

Die Kartoffel-Brannteweinbrennerey und die Schweinemästung kann man im Großen sehr gut mit einander in Verbindung setzen; und bey einer Brennerey, wo man täglich aus einer Brennblase 6 Eymer Maische überziehen oder ausbrennen kann, ist man auch im Stande von dem ausgezogenen Kartoffelmaisch, 20 Schweine zur Mastung aufzustellen.

Aus dem Kartoffelbranntewein kann man, wenn er gehörig überzogen und behandelt wird, alle Gattungen Rosoli und Liqueurs bereiten, und zwar auf die nämliche Weise wie aus dem Frucht-Branntewein.


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