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Dampfmaschine zur Kartoffelkochung.

Auf einen, mit einem breiten Rande versehenen Kessel, sezt man ein Faß, dessen unterer Boden etwas breiter als der Kessel ist, und auf dem Rande des Kessels ringsum aufsizt. In diesen unteren Boden schneidet man ein rundes Loch ein, so groß es nur immer der Boden, ohne auseinanderzufallen, erlaubt, und sezt über dieses Loch ein starkes Blech ein, das gleich einem Seiher durchlöchert sein muß. Dieses durchlöcherte Blech nagelt man auf den untern ausgeschnittenen Boden ringsum fest, so bekommt der Boden wieder Haltbarkeit. Der obere Boden des Fasses muß einen Schieber haben, der die Oeffnung verschließt, durch welche man die Kartoffeln in das Faß schüttet. In den Kessel wird nur eine Spanne hoch Wasser gegossen, das mit Kartoffeln gefüllte Faß mit dem durchlöcherten Boden unten darauf gesezt und wo solcher nicht genau paßt, die Ritzen mit nassen Lehm oder Thon verstrichen, und Feuer, am besten Kohlfeuer, unter dem Kessel angemacht. Das im Kessel enthaltene Wasser löst sich durch die Hitze in Dämpfe auf, welche die Kartoffeln im Fasse durchziehen und nach Maasgabe der Größe des Fasses und der Kartoffeln, diese in 10, 12 bis 15 Minuten fertig dämpfen. Eigentlich sollte man 2 solche Dampf-Fässer haben, damit man, falls man viele Kartoffeln nöthig hat, wenn das eine Faß abgehoben ist, das andere gleich wieder aufsetzen kann, um die heißen Dämpfe nicht umsonst verfliegen zu lassen. Ein eigens zu diesem Geschäfte gegossener, flacher eiserner Kessel, ist besser als ein gewöhnlicher Kupferkessel, ersterer erhitzt sich schneller und verbrennt nicht, wie bey letztern der Fall ist, auch sind die Dämpfe aus dem Eisen gesünder als die vom Kupfer. Das Dampffaß muß man nicht zu hoch noch zu groß nehmen, nach der Größe des Kessels etwas 1, 1 ½ bis höchstens zwei Eymer groß. In den Schieber im obern Faßboden muß ein kleines Loch eingebohrt sein, mit einem Zapfen, den man manchmal öffnet, damit der Dampf nicht das Faß zersprengt.

Daß man aber auch aus den oben beschriebenen Zubereitungen aus Kartoffeln, einen förmlichen Schmauß geben kann, dies hat der berühmte Ober-Apotheker Parmentier in Paris bewiesen. Dieser geschätzte Mann, der sich vorzüglich und viel mit der Kartoffelkultur und ihrer nützlichen Verwendung beschäftigte, gab mehrern seiner Freunde und Freundinnen eine Mahlzeit, die ganz allein aus Gerichten von Kartoffeln bestand. Man sezte zuerst zwey Suppen auf, die ganz von Kartoffeln gekocht, durchgeschlagen und eine mit Kartoffelklöschen die andere mit Kartoffelbrotschnitten garnirt waren. Nach diesen Suppen kam ein Kartoffelgerichte, auf Schiffmanier, sauer gekocht und mit Heringen und Stockfischen garnirt; ein anderes mit einer weißen Buttersoce. Eine dritte Schüssel brachte gedämpfte Kartoffeln; eine vierte enthielt Kartoffeln à la maitre d'Hotel (mit Sardellen gebraten); und endlich eine fünfte Schüssel, gab die Frucht braun gebraten. Der zweite Gang bestand aus fünf andern Schüsseln mit Kartoffeln, die nicht weniger schmackhaft zugerichtet werden, als die erstern. Zuerst eine Pastete; sodann ein Geröstetes, mit gebackener Gänseleber garnirt; ein Salat mit Eyern; ein Pfannkuchen und ein Baum-Kuchen. Der Nachtisch bestand aus Kartoffelkäse, Kartoffelbutter, Kartoffelzuckerbrod, Kartoffeltorte und mürben Kuchen aus Kartoffelkraftmehl. Darauf nahm die Gesellschaft den Kaffee, ein Getränke von Kartoffeln wie Kaffee zubereitet, mit feinen Liqeur aus Kartoffelbranntwein abgezogen. Daß bey Tische gegebene Brod, war gleichfalls zweyerley Art Kartoffelbrod.

Ich selbst wohnte einem solchen Kartoffelschmause bey einem meiner Freunde in Mannheim bey. Außer dem Rindfleische, das ein englischer Braten oder Rost-Beef war, und des Heriko, wurden keine Fleisch-, sondern lauter Kartoffel-Speisen gegeben. Ich ließ mir von der Gattinn meines Freundes, die Kuchen-Rezepte der Kartoffelspeisen die wir hatten, mittheilen, und habe sie oben unter den übrigen andern mit bekannt gemacht. Besser als wir das assen, wenigstens nicht schmackhafter, Leckereien weggerechnet, kann man schwerlich essen. Es geht demnach daraus hervor: daß man selbst an den Tafeln der Grossen, den Kartoffeln eine bedeutende Manchfaltigkeit und angenehmen Wechsel der Speisen, zu verdanken hat.

Ich gehe nun vom Gebrauche der Kartoffel zur Speise für den Menschen, zu deren weitern Gebrauch, zur Fütterung für's Vieh, über. Ich zeigte aus den vielen Arten und Abarten dieser Frucht, blos sechs gute Sorten an, die ich für die Menschen am geeignesten halte und sie diesfalls auch, wo man sie besonders in den Gärten bauet, empfehle. Indessen habe ich diesfalls keine Scheidewand gezogen, es sind unter den übrigen sehr vielen und mancherley Arten Kartoffeln noch manche, die sich zur Speise für die Menschen eignen, wie dies diejenigen, die Kartoffeln bauen, aus Erfahrung werden gefunden haben und noch finden. Alle Kartoffeln, Arten und Abarten, dienen zur Fütterung für das Vieh, jedoch immer eine Art besser als die andere; Boden und Kultur tragen auch das Ihrige bey. Blos die sogenannten Neuländer Grundbirnen, Viehkartoffel, auch Sau-Erdbirnen und polnische Kartoffeln genannt, müssen sorgsam ausgemerzt und vertilgt werden, denn es ist bewiesen, daß sie die Ursache der so häufigen Ausartung der guten Kartoffeln und dem Vieh ungesund sind. Verständige Landwirthe haben, nach Beschaffenheit ihres Bodens, ohnehin ihre Arten, die sie ausbauen, und an die sie sich halten. Indessen empfehle ich ihnen, dann doch das Auswechseln gleicher Arten Setzkartoffeln mit ihren Nachbarn, um der Ausartung vorzubeugen.


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