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Tulifäntchen | ||
Schon viele Wochen habet Ihr, Kön'gin, mich mit Eurer Gunst gelabet! Ihr schuft mein Glück, ich wohne Im Sonnenschein des Heils an Eurem Throne. Jedoch mein Herz verzehret Sich in der Ruh', weil Taten es begehret! Es will mein Jugendfeuer Zu neuem Ruhm auf frische Abenteuer. Die Welt ist voll des Schlechten, Entlaßt mich, Majestät! Pflicht ist's zu fechten. |
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Grandiose | ||
So willst auch du mich meiden, Du teurer Held, so edel und bescheiden? In dir fand ich den werten, Vertrauten Freund, den, ach! so lang entbehrten. |
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Tulifäntchen | ||
Des Heldentums Verhängnis Trifft nun auch mich, des Scheidewegs Bedrängnis! Mich ruft hinweg die Tugend, Doch Dank hält in der Fessel meine Jugend. Wie soll aus Doppelketten Sein Selbst der Sohn Don Tulifantens retten? Daß sich ein Mittel fände, So Pflicht und Gegenpflicht gelind verbände! Mir künden Eure Mienen Geheimen Gram, drum sprecht: Kann ich Euch dienen? |
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Grandiose | ||
Willst du, daß ich dich stürze In sichre Schmach? |
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Tulifäntchen | ||
Du deutst auf meine Kürze! O schmerzliche Verletzung! |
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Grandiose | ||
Nein, durch Vertraun beweis' ich meine Schätzung. Mit dem Gemahl, dem lieben, Den ich hernach aus Stadt und Land getrieben, Genoß ich wenig Glücke; Charaktervoll war ich und er voll Tücke. Ich litt durch ihn unendlich, Doch kam ich in die Wochen unabwendlich Jedwedes Jahr. Erkläre, Vermagst du es, das Rätsel mir, das schwere, Daß wir, die schlimmsten Gatten, In sechzehn Jahren sechzehn Kinder hatten? Die Parze spann vom Rocken Rasch ihren Flachs, sie starben an den Pocken. Vermittelst der Vaccine Erhielt ich nur Prinzessin Balsamine. Die Tochter seit der Kindheit War stets ein Muster lernender Geschwindheit, Sie stand mit achtzehn Lenzen Beinah an jedes Wissens letzten Grenzen, Trieb dreizehn tote Sprachen Und las am liebsten philosoph'sche Sachen. Anatomie ins kleinste Verstand sie, spaltete Begriffe auf das feinste! |
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Tulifäntchen | ||
Wo ist Sie denn zu schauen? |
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Grandiose | ||
Geraubt, entführt, in eines Riesen Klauen! |
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Tulifäntchen | ||
Entführt? Ein Ries'? Ich bebe... Doch nein! Es lebt die Tapferkeit, ich lebe! |
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Grandiose | ||
Der Riese, wehe! wehe! Hat seinen Horst in meines Reiches Nähe Auf hohem Schloß; die Mauer, Von Eisen ließ sie machen der Erbauer, Und hinter diesen Wänden Von Eisen hält mit seinen plumpen Händen Das Untier fest die Tochter. Sie ist bei ihm. Seht, Teurer, das vermocht' er! |
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Tulifäntchen | ||
Von böser Lust getrieben? |
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Grandiose | ||
Dergleichen hat sie niemals mir geschrieben. |
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Tulifäntchen | ||
Schickt sie dir denn Billette? |
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Grandiose | ||
Allwöchentlich. Sie rühmt die Etikette In jenes Riesen Wohnung, Mir zum Erstaunen preist sie seine Schonung. |
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Tulifäntchen | ||
Warum sie dann verhaften? |
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Grandiose | ||
Aus reiner Liebe zu den Wissenschaften. Wie meist die Riesen pflegen, Hat dieser in der Jugend obgelegen Dem Spiele bloß, dem Trunke, Und niemals glomm in ihm des Geistes Funke. Auf einmal aber haben, Als er ins Alter trat der klugen Schwaben, Sich neue Wünsche, denket! In seine breite, rauhe Brust gesenket. Denn weil er sah, wie jeder Jetzt braucht den Mund und besser noch die Feder, Entschloß er sich – das Grauen – Den Geist, der lang gebrachet, anzubauen. Sogleich verschrieb er Maîtres In Sprachen, Wissenschaften und belles lettres, Wovon jedoch nicht einer Den Riesen klüger machte oder feiner. Stets blieb ein Ignorante Der späte bildungdürstende Gigante. Die Lehrer mußten tragen Die Schuld; er hat sie sämtlich totgeschlagen! Drauf hört' er von dem Rufe Der Tochter, daß sie klomm zur höchsten Stufe In der Minerva Tempel Als der Gelehrsamkeit hell strahlendes Exempel. Und alsobald im Herzen Sprach er: «Sie ist's! Sie zündet mir die Kerzen!» Als über Konjekturen Sie einst nun sann auf unsern Wiesenfluren, Sprang aus der Büsche Dicke Der räuberische Riese, voll von Tücke, Geschwinde wie der Wind her; Seit diesem Tage, Freund, hab' ich kein Kind mehr! |
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Tulifäntchen | ||
Leb wohl! |
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Grandiose | ||
Wohin? |
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Tulifäntchen | ||
Noch fragen? Du kennest mich! Nichts mehr hab' ich zu sagen. |
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Grandiose | ||
Du wolltest ... |
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Tulifäntchen | ||
Wollen? Wollen? Gibt's hier ein andres Wort als: Müssen, Sollen? |
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Grandiose | ||
Ach, fürchte... |
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Tulifäntchen | ||
Nur die Schande Fürcht' ich! Was fürchtet sonst ein Mann von Stande? Mir ist der Tag erschienen Der Tat, des Ruhms! Ich rette Balsaminen! |