|  | Fürsten zürnen, böses Zürnen! Königsgrimm, o schlimm Verhängnis!
 Herrlich glänzt das Schloß, das güldne,Von der Säulen Wald umkränzet,
 Mit den Toren, blau, von Jaspis;
 Aber das Entsetzen blicket
 Tulifäntchen bleich entgegen
 In dem Schloß aus jedem Antlitz.
 Auf nun rauschen ihm die FlügelZu den innersten Gemächern,
 Und er steht im Marmorsaale
 Unter weiblichen Ministern,
 Reichs-Kron-Würdeträgerinnen,
 Adjutantinnen der Garde.
 Die Brünette ging zurücke;Tulifäntchen war alleine
 Unter den besternten Weibern.
 Alle schaun, von Angst geschüttelt,
 Nach dem roten Damastvorhang,
 Welcher deckt den Grund des Saales.
 Aber die Premierministrin
 Lauschet durch des Zeuges Falte.
 Tulifäntchen naht sich zierlichDer Ministrin, spricht in Züchten:
 «Damen seh' ich voll Bedrängnis;
 Wollet, Exzellenz, gebieten
 Über Eures Ritters Kräfte!
 Was trübt Euer Augen Sternglanz,
 Daß sie, Sonnen des Gesichtes,
 Nur durch Nebel düster brennend,
 Künden finstern Tag der Seele?»
 «Ritter», sagte die Ministrin,«Wisse, dieses ist die Stunde,
 Wo die nie genug gelobte
 Große Kön'gin Grandiose
 Denkt ans Glück der Untertanen.»
 «Nicht versteh' ich Eure Rede»,Sprach der Held, Don Tulifäntchen.
 «Siehe!» sagte die Ministrin,Hob den Vorhang auf; da schaut' er
 Im gewölbten Kabinette
 Hehr die Kön'gin Grandiose,
 Angetan mit Hermelin-Vlies,
 Auf dem Haupt die goldne Krone,
 Goldnen Zepter in der Rechten,
 In der Linken den Reichsapfel,
 Ganz genau wie Karo-Dame.
 Sinnend saß sie, tiefes Denken
 Hatte sie durchaus umwoben.
 Der bemeldete Reichsapfel
 War gefüllt mit Spaniole,
 Und sie schnupfte draus voll Inbrunst.
 «Warum bebt Ihr, wenn der Kön'ginLandesmütterliche Liebe
 Sich zum Heil des Volkes abmüht?»
 Frug der Held, Don Tulifäntchen.
 Trüb versetzte die Ministrin:«Fremdling du im Land der Frauen,
 Wisse, daß die große Kön'gin
 Nie so leicht ist aufzuregen,
 Als wenn sie sich ganz vertieft hat
 In die edelsten Gedanken.
 Darum faßt uns stets ein Bangen,
 Denkt sie an das Glück des Landes;
 Denn dann fließen ihre Tränen
 Einem schönen Ideale,
 Wie es könnte sein und nicht ist.
 Greift das Leben dann, das rohe,
 Ins Konzert der Seele, stört sie
 Nur ein Sonnenstäubchen, das nicht
 Nach dem höchsten Willen kräuselt,
 Fährt sie furchtbar auf, und meistens
 Läßt sie, um sich herzustellen
 Zum Regentengleichgewichte,
 Ihrer Nächsten köpfen ein'ge.»
 Ernst erwog in seiner SeeleDies der Held. Urplötzlich aber
 Sah er dringende Gefahren
 Für die schutzvertrauten Frauen,
 Für das Volk von Mikromona,
 Denn so hieß die Stadt, die große.
 Zu dem offnen Fenster sausendSchoß herein der Fliegen eine,
 Die uns Brummer oder Schmeißer
 Nennet die Naturbeschreibung.
 Erst vom weiten flog die Wüste
 In unangemessner Weise
 Um die Krone, um den Zepter,
 Um das Vlies und um die goldne
 Spaniol-Reichsapfel-Dose.
 Doch der kugelrunden Augen
 Freches Demagogenleuchten
 Zeigte deutlich, daß sie strebet,
 Auf die Nase sich der Kön'gin
 Hochverrätrisch hinzupflanzen.
 Da empfiehlt sich TulifäntchenHergebrachterweis' im stillen
 Der Geliebten, die noch nicht ihm
 Ward beschieden, zieht vom Leder,
 Zieh'nd am Lackgriff, schwingt und wetzet
 Vaters guten Federflamberg,
 Flüstert: «Edle Damen, gramschwer,
 Betet für des Jünglings Heil nun!
 Eine Tathandlung verrichtet
 Seine Faust zu eurem Frommen.
 Doch wenn ihn sein Stern dem Tod weiht,
 Geb' ein simpler Stein Bescheid nur
 Von dem Namen, dem Geschlechte.
 Tulifäntchen heißt der Jüngling,
 Tulifantens Sohn; er rühmt sich
 Reinen Bluts und edler Eltern.»
 Sprach's und sprang mit gleichen FüßenIn das Kabinett der Kön'gin.
 Leise wie ein Mückchen schritt er
 Über die gebohnten Dielen.
 Kön'gin Grandiose hörte
 Nicht des Paladines Schreiten,
 Sondern dachte tiefgerühret,
 Eine große Trän' im Auge,
 An das Glück der Untertanen.
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