Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

[26]

II. Abschnitt.
Die ruhmzeugenden und ruhmerweiternden Faktoren.


[Vorbemerkungen]

Zwei vorbereitende Bemerkungen zunächst:

1. Es hätte nahe gelegen, die ruhmzeugenden und ruhmerweiternden Faktoren nicht neben-, sondern nacheinander zu behandeln. Ein Ruhm muß erst erzeugt sein, bevor er sich verbreiten kann. Für die Ruhmesgeschichte des einzelnen Individuums ist das eine Selbstverständlichkeit. Für eine Betrachtungsweise, wie sie hier vorliegt – die also nicht auf die einzelnen Individuen, sondern auf die einzelnen Faktoren bei verschiedenen Individuen nacheinander eingeht – liegen die Verhältnisse viel komplizierter. Derselbe Faktor kann bei dem einen ruhmzeugend, bei dem anderen ruhmerweiternd wirken. Es läßt sich nicht einmal sagen, daß – wo überhaupt eine Eminenz vorhanden ist – diese Eminenz stets das zeitlich Erste, also das Ruhmerzeugende sei. Es werden sich im folgenden Fälle finden, wo einer von den vielen anderen Faktoren die Aufmerksamkeit auf ein Individuum gelenkt hat und wo erst auf diesen Zustand die Erkenntnis oder doch vermeintliche Erkenntnis seiner Eminenz gefolgt ist.

2. Beiden Gruppen von Faktoren, sowohl den ruhmzeugenden wie den ruhmerweiternden, ist – im Sinne der folgenden Betrachtungen – eins gemeinsam: sie sind die Ursachen weiteren Ruhmes. Es könnte hier nun ein Bedenken laut werden. Wenn etwa erwähnt wird, daß der Ruhm einer Persönlichkeit wächst, sowie die Karikatur sich ihrer bemächtigt, so wäre der Einwand möglich, daß es sich hier nur um eine Folge, nicht mehr um eine Ursache des Ruhmes handelt. Dasselbe könnte man einwenden, wenn darauf hingewiesen [27] wird, daß die Benennung von Straßen, öffentlichen Anstalten, Stiftungen u. a. nach einzelnen Individuen oder daß ihre Aufnahme in ein Konversationslexikon ruhmverbreitend wirkt. Auch hier scheint eine Verwechslung von Ursache und Folge vorzuliegen. In Wirklichkeit aber verhält es sich so, daß die Folge eines geringeren Ruhmes zur Ursache eines größeren wird. Das Individuum wird erst dann im Konversationslexikon genannt, wenn es bereits über eine gewisse Ruhmform verfügt, aber diese Nennung wirkt dann ihrerseits ruhmverstärkend, weil das Lexikon eine sehr große Verbreitung hat und seine Angaben meist ohne Skepsis angenommen werden.


 << zurück weiter >>