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Dem Andenken der Verfasserin.

Elisabeth von Heyking wurde am 10. Dezember 1861 in Karlsruhe geboren, als Tochter des Preußischen Gesandten, Grafen Albert von Flemming, Besitzer von Buckow i. d. Mark (Garzin der »Briefe«) und Armgard von Arnim, Tochter Achims und Bettinas. In ihrem Elternhaus gingen alle Künstler – Joachim, Rubinstein, Dessing, Bracht – ein und aus; die Stellung ihres Vaters brachte sie in nahe Berührung mit dem greisen Kaiser Wilhelm I. und der großen internationalen Welt, die damals durch Baden-Baden flutete. Von Kindheit an war ihr Leben auf Weite und Größe eingestellt.

1881 heiratete sie den Nationalökonomen Baron Stephan zu Putlitz, Sohn des Karlsruher Dichter-Intendanten Gustav zu Putlitz. Die Ehe der beiden hochgesinnten, aber nicht harmonierenden Menschen war tief unglücklich, ein schmerzlicher Eindruck, den die sensitive junge Frau nie verwunden hat. Nach Stephans frühem Tode heiratete Elisabeth 1884 den in deutsche diplomatische Dienste eingetretenen Balten, Baron Edmund von Heyking, an dessen Seite für sie ein langes Wanderleben begann, das sie nach New York, Valparaiso, Kalkutta, Kairo, Peking, Mexiko, Belgrad, Hamburg geführt hat. In völliger Hingabe ihres ganzen Seins war sie ihrem Mann eine nie versagende Gefährtin und Helferin. Ihr ungewöhnlicher Geist, ihre Schönheit und Weltsicherheit, der Zauber ihrer Persönlichkeit machten sie überall zu einem Mittelpunkt und ließen ihr Andenken jahrzehntelang weiterleben.

In der Einsamkeit Mexikos, ganz für sich, ohne den Gedanken an Veröffentlichung, begann sie zu schreiben. Es wurden daraus die »Briefe, die ihn nicht erreichten«, das Werk, das sie in wenigen Monaten weltberühmt machte. Und wie dieses Erstlingswerk, so sind alle folgenden ein Umgestalten von Gelebtem und Geschautem, Bekenntnis, Selbstbefreiung.

Als mit dem Posten des Gesandten in Hamburg der Aufstieg zu den höchsten diplomatischen Posten gesichert erschien, riß eine schwere Krankheit ihren Mann aus seinem Beruf. In Crossen a. d. Elster, dem hochgelegenen alten Flemmming'schen Schloß, das ihr in diesem Augenblick zufiel, schuf sie dann ein eigenartig reizvolles Heim, in dem sich die jahrhundertealten Erinnerungen der Vorfahren mit den fremdländischen Sammlungen der Wanderjahre vereinigten, und den feinen Aquarellen, in denen sie mit starker, künstlerischer Begabung die fernen Länder festgehalten hatte. Nach aufopfernder Pflege starb ihr Mann 1915. Ihre beiden Söhne fielen fürs Vaterland, es blieb ihr nur die Tochter aus erster Ehe. In wunderbarer Haltung trug sie ihr Leid, überwand sie das Schicksal, wuchs empor zu immer größerer Weltüberlegenheit in selbstvergessender, helfender Güte. 1925 ist sie gestorben.

Berlin, Herbst 1928.

Stephanie von Raumer


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