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Bis jetzt noch könnt' ich mich gesichert glauben
      
 und mein gewohntes Spiel mit Worten treiben,
      
 im Schattenraume meiner Märchenlauben
      
 mir trostreich hoffnungsvolle Strophen schreiben,
      
 das Drohende nicht sonderlich beachten,
      
 das Sterben meiner Welten übersehen,
      
 im blutigen Anbruch der Entscheidungs-Schlachten
      
 absichtlich jede Mahnung mißverstehen,
      
 schien meinem Trachten jede Straße offen,
      
 die Mannigfalt der Lebensmöglichkeiten
      
 von keinem sperrenden Verbot betroffen
      
 und alles wie in alten guten Zeiten.
Doch nun umzüngelt mich der Hölle Feuer,
      
 ist Gottes Mai nicht wiederzuerkennen,
      
 will das erbarmungslose Ungeheuer
      
 die stillen Lauben grausam niederbrennen.
      
 Vorbei ist meines Leichtsinns laues Zaudern,
      
 das lässig selbstgefällige Verharren;
      
 wir müssen wie gelähmt mit kaltem Schaudern
      
 auf das uns nahende Verderben starren.
      
 Wo kam das hin, was mich beglücken konnte?
      
 Glänzt unverändert doch der grüne Rasen
      
 und blüht wie je der sommerlich besonnte
      
 Vormittags-Park, in dem die Lämmer grasen.
Die Unschuld der Natur webt arglos weiter,
      
 geruhsam rauscht das neue Laub der Linden,
      
 doch stimmt die Lieblichkeit mich nicht mehr heiter,
      
 es ist nicht mehr das nämliche Empfinden.
      
 Was unerschütterlich mir galt, versagte,
      
 was unverwüstlich schien, hat keine Dauer;
      
 in unserm Alltag, der mir doch behagte,
      
 lag die Vernichtung längst schon auf der Lauer.
      
 Das Warnende hab' ich gering geachtet,
      
 weil schließlich – wähnt' ich – alles gut gerät,
      
 den Kampf als Unbeteiligter betrachtet,
      
 bis jetzt noch. –