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Schon lange glaub' ich nicht mehr an das Gute,
      
 das mir ein Traum der Jugendzeit verhieß.
      
 Nun züchtigt uns des Schicksals Dornenrute
      
 und treibt mich wieder aus dem Paradies.
      
 Enttäuschung ist das Ende des Vertrauens,
      
 seit lauer Trost bei mir nicht mehr verfing.
      
 Es blieb vom Leichtsinn des Luftschlösser-Bauens
      
 ein Leben, das verarmt zugrunde ging.
      
 Die andern durften meinen Traum beschämen,
      
 denn ihrer war das tätige Gedeihn.
      
 Wenn wir noch einmal doch nach Hause kämen,
      
 wir würden vor uns selbst Besiegte sein.
      
 Denn womit könnten wir uns füglich rühmen,
      
 da schließlich nichts nach unserm Plan gelang?
      
 Die Welt gehört doch heut den Ungetümen,
      
 die morden, nicht dem Geist, der friedlich sang,
      
 und nichts ist meinem Wesen mehr zuwider
      
 als bösgewillte, unbeseelte Macht,
      
 sie lacht der Liebesbotschaft meiner Lieder
      
 und schreckt uns in die Dunkelheit der Nacht,
      
 wo wir vor der Vernichtung furchtsam zittern
      
 und jedesmal voll Argwohn schlafen gehn,
      
 mit schlimmer Ahnung uns die Rast verbittern,
      
 um wieder bangend morgens aufzustehn
      
 in einen Tag, von dem wir Gram erwarten,
      
 auf die Verdammnis immerdar gefaßt.
      
 Schon zieht er auf mit feindlichen Standarten
      
 und einem Schlachtruf, der die Sanften haßt.
      
 Woher soll ich ein wenig Mut noch holen,
      
 den Ansturm wieder glimpflich zu bestehn,
      
 wenn alles folgt den prahlenden Parolen,
      
 gefestigt meinen schweren Weg zu gehn,
      
 auch ohne Hoffnung weiter auszuharren
      
 bei meinem kleinen Werk unwandelbar
      
 als einer der verlachten alten Narren,
      
 dem treu, was mir von Kindheit heilig war?
      
 Doch will ich mir die Ueppigkeit erlauben,
      
 nicht nachzugeben, bleib' ich auch allein,
      
 und kann ich an das Gute nicht mehr glauben,
      
 kein Ueberläufer zum Erfolge sein.