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Tausend und eine Nacht. Band VIII
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Alī der Kairenser.

Ferner erzählt man, daß einst in der Stadt Kairo ein Kaufmann lebte, der reich an Gut und Geld, an Metallbarren, Edelsteinen und zahllosen Grundstücken war und Hasan, der Juwelier von Bagdad, hieß. Außerdem hatte ihm Gott einen Sohn von schönem Antlitz und ebenmäßigem Wuchs, mit rosenroten Wangen und von vollendeter Grazie und leuchtender Anmut geschenkt, welchem er den Namen Alī der Kairenser gegeben hatte. Er hatte ihn im Koran und den Wissenschaften, der Beredsamkeit und schönen Litteratur unterrichtet, und der Knabe glänzte in allen Wissenszweigen und stand unter des Vaters Hand im Handel. Da begab es sich, daß sein Vater erkrankte und immer elender wurde, so daß er, seines Todes gewiß, seinen Sohn vor sich kommen ließ, –

Vierhundertundfünfundzwanzigste Nacht.

und zu ihm sagte: Mein Sohn, siehe, die irdische Welt vergeht und nur das Jenseits besteht; jede Seele muß den Tod schmecken, und nunmehr, mein Sohn, ist auch meine Scheidestunde gekommen, und will ich dir eine Ermahnung ans Herz legen. Befolgst du sie, so wirst du in Glück und Frieden leben, bis du vor Gott, dem Erhabenen, stehst; befolgst du sie aber nicht, so wirst du viel Mühsal erdulden 110 müssen und wirst es bereuen, meine Ermahnung in den Wind geschlagen zu haben. Da versetzte sein Sohn: »Mein Vater, wie sollte ich deine Ermahnung nicht hören und befolgen, wo mir Gehorsam gegen dich geboten ist, und es meine Pflicht ist, auf deine Worte zu horchen?« Und sein Vater erwiderte: »Mein Sohn, siehe, ich hinterlasse dir Grundstücke, Wohnhäuser, Güter und Geld in zahlloser Menge. Wolltest du auch täglich fünfhundert Dinare ausgeben, so würdest du nichts davon vermissen. Jedoch, mein Sohn, achte darauf in Gottesfurcht zu leben und dem Auserwählten, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – in den von ihm überlieferten Befehlen und Verboten zu folgen. Thue beständig gute Werke, sei gütig allezeit und nimm gute, rechtschaffene und gelehrte Leute zu deinem Umgang. Sorge für die Armen und Unglücklichen, fliehe Geiz, Habsucht und schlechte und zweideutige Gesellschaft. Schau liebreich auf deine Diener, deine Familie und dein Weib desgleichen, denn es stammt von den Töchtern der Großen her und ist schwanger von dir, und Gott schenkt dir von ihr vielleicht rechtschaffene Nachkommenschaft.« In dieser Weise ließ er nicht ab ihm Ermahnungen zu erteilen, indem er dabei weinte und sagte: »O mein Sohn, ich bete zu Gott, dem Allgütigen, dem Herrn des erhabenen Thrones, daß er dich aus aller Drangsal, die dich betreffen sollte, befreit und dir seinen nahen Trost gewährt.« Da weinte Alī laut und sagte: »Ach, mein Vater, bei Gott, ich bin von diesen Worten ganz zerschmolzen, denn du sprichst, als nähmest du Abschied von mir.« Und Hasan erwiderte ihm: »So ist's, mein Sohn, ich weiß, wie es um mich steht, und du vergiß nicht, was ich dir ans Herz gelegt habe.« Hierauf hob der Mann an das Glaubensbekenntnis zu sprechen und den Koran zu recitieren, bis die festgesetzte Stunde kam, und er zu seinem Sohne sagte: »Tritt näher, mein Sohn.« Als derselbe an ihn herangetreten war, küßte er ihn; dann röchelte er schwer, sein Geist verließ seinen Körper, und er schied ab zur Barmherzigkeit Gottes, des 111 Erhabenen. Sein Sohn ward hierüber aufs tiefste betrübt, und im Hause erhob sich das Klagegeschrei, worauf sich die Freunde seines Vaters bei ihm versammelten. Alsdann traf er schleunigst die Vorkehrungen zur Bestattung der Leiche und führte sie in glänzendem Zuge hinaus. Nachdem sie die Bahre nach dem Gebetsplatz getragen und über ihr gebetet hatten, trugen sie die Leiche nach dem Friedhof und recitierten über ihr einige Stücke aus dem erhabenen Koran, worauf sie wieder nach der Wohnung zurückkehrten, dem Sohne des Verstorbenen kondolierten und dann alle ihres Weges nach Hause gingen. Sein Sohn aber verrichtete die Freitagsceremonien für seinen Vater und veranstaltete die Koranvorlesungen vierzig Tage lang, während welcher Zeit er zu Hause blieb und, falls er ausging, nur den Gebetsort, und von Freitag zu Freitag das Grab seines Vaters besuchte. Lange Zeit hatte er in dieser Weise in Gebet, Recitation und Andachtsübung verbracht, bis seine Altersgenossen von den Kaufmannssöhnen ihn besuchten, ihn begrüßten und zu ihm sagten: »Wie lange willst du noch trauern und deine Geschäfte und Freunde vernachlässigen? Dieses Treiben wird dich schließlich ermüden und deiner Gesundheit großen Schaden zufügen.« Als sie ihn aber besuchten, war auch der verfluchte Iblîs mit ihnen gekommen und machte ihnen Einflüsterungen; und wie sie ihn nun zu überreden suchten, sie auf den Bazar zu begleiten, reizte ihn Iblîs so lange, bis er ihnen schließlich nachgab und einwilligte mit ihnen das Haus zu verlassen, –

Vierhundertundsechsundzwanzigste Nacht.

auf daß Gottes Wille, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – erfüllet würde. Wie er nun mit ihnen sein Haus verließ, sagten sie zu ihm: »Setz' dich auf dein Maultier und reit' mit uns nach dem und dem Garten, damit wir uns dort vergnügen, und so dein Gram und Kummer verscheucht wird.« Da setzte er sich auf sein Maultier, nahm seinen 112 Sklaven mit sich und ritt mit ihnen zu dem betreffenden Garten. Als sie dort angelangt waren, ging einer von ihnen fort, richtete das Mahl für sie an und brachte es ihnen nach dem Garten, worauf sie aßen und vergnügt waren und dort plaudernd bis zum Abend saßen. Dann saßen sie auf und ritten ein jeder nach seiner Wohnung, wo sie die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen kamen sie wieder zu ihm und sagten: »Komm' mit uns.« Auf seine Frage: »Wohin?« antworteten sie: »Nach dem und dem Garten, der noch schöner und angenehmer als der erste ist.« Da ritt er wieder mit ihnen zu dem betreffenden Garten, wo einer von ihnen wie zuvor fortging, das Mittagsmahl herrichtete und es ihnen nach dem Garten brachte, und zugleich mit ihm auch berauschenden Wein. Nachdem sie gespeist hatten, holten sie den Wein hervor, bei dessen Anblick Alī fragte: »Was ist das?« Sie antworteten: »Das verscheucht die Sorgen und bringt Freude;« und nun redeten sie ihm so lange zu, bis sie ihn schwach gemacht hatten, und er mit ihnen trank, worauf sie wieder bis zum Abend miteinander plauderten und zechten, bis ein jeder nach Hause ritt. Alī der Kairenser war jedoch von dem Wein benebelt und ging in solchem Zustande zu seiner Frau, so daß dieselbe ihn fragte: »Was fehlt dir, daß du so verändert bist?« Er erwiderte ihr: »Wir waren heute vergnügt und guter Dinge, wobei einer unserer Freunde uns Liqueur brachte; ich trank mit meinen Freunden davon und wurde davon schwindlig.« Da sagte sein Weib zu ihm: »Mein Herr, hast du deines Vaters Ermahnung vergessen und gethan, was er verboten hat, indem du mit zweideutigen Leuten verkehrst?« Er erwiderte jedoch: »Das sind Kaufmannssöhne und keine zweideutigen Gesellen, nur daß sie Freude und Fröhlichkeit lieben.« Jeden Tag führte er nun dieses Leben mit seinen Freunden, von Ort zu Ort ziehend und schmausend und zechend, bis daß sie zu ihm sagten: »Nun ist die Reihe bei uns herum, und kommst du jetzt an die Reihe.« Da erwiderte er: »Willkommen 113 von ganzem Herzen!« Am andern Morgen machte er dann alles, was an Speise und Trank erforderlich war, zurecht, doppelt und dreifach soviel, als sie hergerichtet hatten, und zog mit ihnen, die Köche, Zeltaufschläger und Kaffeemacher mit sich nehmend, nach der Nilinsel Er-Rauda und dem Nilmesser, wo sie einen vollen Monat sich vergnügten, schmausten, zechten und sich Musik machen ließen. Als der Monat verstrichen war, sah Alī, daß es ihm ein tüchtiges Stück Geld gekostet hatte; doch verblendete ihn der verfluchte Iblîs, indem er zu ihm sprach: »Wenn du jeden Tag soviel Geld ausgäbst, so würde es nicht weniger werden.« So sorgte er sich nicht um die Ausgaben und lebte drei Jahre lang in derselben Weise weiter, während sein Weib ihm zum guten redete und ihn an seines Vaters Ermahnungen erinnerte, ohne daß er auf ihre Worte hörte, bis er all sein bares Geld ausgegeben hatte. Alsdann griff er die Juwelen an und verkaufte sie nach und nach, indem er den Erlös immer wieder verthat, bis er alle verkauft hatte. Dann begann er mit dem Verkauf der Häuser und Grundstücke, bis nichts mehr von ihnen übrig geblieben war, worauf er die Landgüter und Gärten, Stück für Stück, zu Geld machte, bis sie alle dahin waren, und er nichts mehr als das Haus besaß, in welchem er wohnte. Nun begann er den Marmor und das Holzwerk aus seinem Hause herauszureißen und den Erlös zu verthun, bis er auch mit diesen Sachen zu Ende war. Als er nun nachdachte und nichts mehr zum Ausgeben fand, da verkaufte er auch das Haus und lebte von seinem Erlös, bis der Käufer seines Hauses zu ihm kam und sagte: »Such' dir eine andere Wohnung, ich brauche mein Haus selber.« Da dachte er bei sich nach, und da er fand, daß er nichts besaß, was ein Haus erforderte, außer seinem Weib, das ihm einen Knaben und ein Mädchen geboren hatte, – da er keinen Sklaven mehr besaß und allein mit seiner Familie übrig geblieben war, – so nahm er sich einen großen Wohnraum in einem der Höfe und wohnte 114 daselbst nach all seiner Herrlichkeit und seinem Luxus, ledig all der vielen Sklaven und Reichtümer, und hatte bald nicht mehr Brot für einen Tag. Da sagte sein Weib zu ihm: »Hiervor habe ich dich gewarnt, und ich sagte zu dir: Denk' an deines Vaters Ermahnungen. Du aber wolltest nicht auf meine Worte hören. Es giebt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Hohen und Erhabenen, woher sollen nun die Kinder zu essen bekommen? Steh' auf und mach' bei deinen Freunden, den Kaufmannssöhnen, die Runde, vielleicht geben sie dir etwas, wovon wir heute leben können.« Da stand er auf und ging von einem seiner Freunde zum andern, aber jeder, zu dem er kam, verbarg sein Angesicht vor ihm und gab ihm nichts als widerwärtige und verletzende Worte zu hören, so daß er wieder zu seinem Weibe heimkehrte und sagte: »Sie haben mir nichts gegeben.« Da machte sie sich selber zu ihren Nachbarn auf, um sie um etwas zu bitten, –

Vierhundertundsiebenundzwanzigste Nacht.

wovon sie sich für den einen Tag satt essen könnten, und besuchte eine Frau, welche sie in den verflossenen Tagen gekannt hatte. Als sie bei derselben eintrat, und diese ihren Zustand sah, erhob sie sich, empfing sie freundlich, und fragte sie unter Thränen: »Was hat euch betroffen?« Da erzählte sie ihr alles, was ihr Gatte gethan hatte, und die Frau sagte zu ihr: »Willkommen aufs beste und von ganzem Herzen! Was du nur brauchst, das verlange von mir unentgeltlich,« worauf sie erwiderte: »Gott lohne es dir mit Gutem!« Alsdann gab ihr die Frau Lebensmittel auf einen ganzen Monat für sie und ihre Familie, und sie nahm es und ging damit nach Hause. Als ihr Gatte sie sah, weinte er und fragte sie: »Woher hast du das?« Und sie versetzte: »Von der und der Frau; als ich ihr erzählte, wie es uns ergangen war, hielt sie mit nichts zurück, sondern sagte zu mir: Fordere alles von mir, was du brauchst.« Da sagte 115 ihr Mann zu ihr: »Nun du dies hast, will ich einen Platz aufsuchen, wo uns Gott, der Erhabene, vielleicht Trost bringt.« Hierauf nahm er von ihr Abschied, küßte seine Kinder und ging hinaus, ohne zu wissen wohin, bis er schließlich nach Būlâk kam, wo er ein Schiff erblickte, welches gerade nach Damiette absegeln wollte. Hier traf er einen Mann, der mit seinem Vater befreundet gewesen war, und der Mann begrüßte ihn und fragte ihn: »Wohin willst du?« Alī erwiderte: »Nach Damiette; ich habe dort Freunde, nach denen ich mich erkundigen will, um sie zu besuchen und hernach wieder heimzukehren.« Da nahm ihn der Mann mit sich in sein Hans, bewirtete ihn gastlich und versah ihn nicht nur mit Lebensmitteln für die Reise, sondern auch mit einigen Goldstücken, worauf er ihn zu Schiff brachte. Als sie nun in Damiette angelangt waren, stieg Alī ans Land, ohne zu wissen, wohin er sich wenden sollte; ein Kaufmann jedoch, der ihn dort gehen sah, hatte Mitleid mit ihm und nahm ihn mit sich in sein Haus, wo er längere Zeit blieb, bis er bei sich sprach: »Wie lange soll noch das Sitzen in fremder Leute Häuser währen?« Alsdann verließ er das Haus des Kaufmanns und fand ein Schiff, welches nach Syrien segeln wollte; und der Kaufmann, bei dem er herbergte, versah ihn mit Reisekost und brachte ihn aufs Schiff, worauf dasselbe absegelte, bis es an Syriens Gestade beilegte, und er ans Land stieg und weiter zog, bis er Damaskus erreicht hatte. Als er dort auf den Hauptstraßen umherging, sah ihn ein gutherziger Mann und nahm ihn mit sich in sein Haus, wo er längere Zeit blieb, bis er eines Tages ausging und eine Karawane, die nach Bagdad zog, erblickte. Da kam ihm der Gedanke, sich der Karawane anzuschließen; schnell ging er zu dem Kaufmann, bei dem er wohnte, zurück, nahm von ihm Abschied und zog mit der Karawane mit; Gott aber, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – machte ihm das Herz eines Kaufmannes geneigt, so daß derselbe ihn zu sich nahm, und er mit ihm aß und trank, bis zwischen ihnen und Bagdad nur 116 noch eine Tagesreise lag. Hier überfiel sie jedoch eine Straßenräuberbande und raubte all ihr Gut, während nur wenige entrannen, und von diesen ein jeder einen andern Schlupfwinkel aufsuchte. Alī der Kairenser, der ebenfalls entronnen war, wanderte geradeswegs nach Bagdad und erreichte das Thor bei Sonnenuntergang, als die Thorwächter dasselbe gerade verschließen wollten. Auf seine Bitte um Einlaß ließen sie ihn herein und fragten ihn: »Woher kommst du und wohin willst du?« Und er erwiderte ihnen: »Ich bin ein Kairenser und habe Waren, Maultiere, Lasten, Sklaven und Burschen bei mir, denen ich vorauszog, um mir einen Ort zum Unterbringen meiner Waren zu suchen. Wie ich ihnen aber auf meinem Maultier vorausritt, überfiel mich ein Trupp Wegelagerer und nahm mir mein Maultier und meine Sachen, während ich selber ihnen nur mit Aufbietung meines letzten Atemzuges entkommen konnte.« Da nahmen ihn die Thorwächter gastlich auf und sagten zu ihm: »Sei willkommen und übernachte bei uns bis zum Morgen, dann wollen wir dir einen passenden Ort suchen.« Hierauf suchte Alī in seiner Tasche nach und fand einen Dinar, der noch von den Goldstücken, die ihm der Kaufmann in Būlâk geschenkt hatte, übrig geblieben war. Er gab denselben einem der Thorwächter und sagte zu ihm: »Nimm dies, wechsele es und kauf' uns dafür etwas zum Essen.« Da ging er auf den Bazar, wechselte das Geld und brachte ihm Brot und gekochtes Fleisch, worauf er mit den Thorwächtern aß und bei ihnen bis zum Morgen schlief. Dann ging er mit einem der Thorwächter zu einem Kaufmann in Bagdad und erzählte ihm seine Geschichte; und der Kaufmann schenkte ihm Glauben und führte ihn, da er ihn für einen Handelsherrn mit Waren hielt, nach seinem Laden, wo er ihn gastfreundlich aufnahm. Überdies ließ er ihm noch aus seiner Wohnung einen kostbaren Anzug von seinen Sachen holen und geleitete ihn ins Warmbad. »So ging ich denn mit ihm ins Bad, – erzählt Alī der Kairenser, – und als wir 117 wieder herauskamen, führte er mich in seine Wohnung und ließ uns das Mittagsmahl auftragen, worauf wir aßen und guter Dinge waren. Dann sagte er zu einem seiner Sklaven: »Masûd, nimm deinen Herrn mit dir und zeig' ihm die beiden an der und der Stelle gelegenen Häuser; gieb ihm die Schlüssel von dem Hause, das ihm gefällt, und komm' dann wieder zurück.« Hierauf ging ich mit dem Sklaven aus, bis wir zu einer Gasse gelangten, in welcher drei neue verschlossene Häuser dicht nebeneinander standen, und der Sklave öffnete das erste und dann das zweite und fragte mich, nachdem ich sie mir hintereinander angesehen hatte: »Von welchem Hause soll ich dir den Schlüssel geben?« Ich fragte ihn jedoch: »Wem gehört das große Haus?« Er antwortete: »Uns.« Da sagte ich: »Öffne es, daß ich es mir ansehen kann.« Nun aber versetzte er: »Du hast da nichts zu suchen.« Ich fragte: »Warum nicht?« Er erwiderte: »Weil es dort spukt, und weil niemand dort nächtigt, der nicht am andern Morgen tot ist; auch öffnen wir nicht die Thür, um den Leichnam herauszuschaffen, sondern steigen aufs Dach eines der beiden andern Häuser und holen ihn von dort heraus. Mein Herr hat es deshalb verlassen und gesagt: Ich will es keinem mehr geben.« Da sagte ich zu ihm: »Öffne es, damit ich es mir wenigstens ansehen kann,« indem ich dabei in meinem Herzen sprach: »Das ist's, was ich suche; ich will dort übernachten und am Morgen ein toter Mann sein, daß ich aus meiner elenden Lage erlöst bin.« Nun öffnete er das Haus, und ich besah es mir; und, da ich fand, daß es ein prächtiges Haus war, wie es seinesgleichen nicht hatte, sagte ich zu ihm: »Ich erwähle mir kein anderes als dieses Haus; so gieb mir seinen Schlüssel.« Der Sklave entgegnete jedoch: »Ich gebe dir den Schlüssel nicht eher, als bis ich meinen Herrn um Rat gefragt habe.« 118

Vierhundertundachtundzwanzigste Nacht.

Hierauf ging der Sklave zu seinem Herrn und sagte zu ihm: »Der Kaufmann Alī aus Kairo sagt, er wolle nur in dem großen Hause wohnen.« Da erhob er sich, ging zu Alī dem Kairenser und sagte zu ihm: »Du hast in diesem Hause hier nichts zu suchen.« Alī entgegnete ihm jedoch: »Ich will nur in ihm wohnen und kehre mich nicht an das Gerede.« Da sagte der Kaufmann: »So stelle mir einen Schein aus, daß ich nicht verantwortlich bin, wenn dir etwas passieren sollte.« Alī erwiderte: »So soll es sein;« und der Kaufmann ließ nun zwei Zeugen vom Gericht holen, worauf Alī ihm den Schein ausstellte, und der Kaufmann ihm nach Empfang desselben den Schlüssel gab. Alī nahm ihn und ging in das Haus, und der Kaufmann schickte ihm durch einen Sklaven Bettzeug, der es ihm auf der Bank hinter der Thür aufschlug und dann heimkehrte. Hierauf erhob sich Alī und durchschritt das Haus, wobei er im Hof des Hauses einen Brunnen mit einem Eimer fand. Da ließ er den Eimer in den Brunnen und füllte ihn, worauf er die Waschung vollzog und die ihm obliegenden Gebete verrichtete. Alsdann saß er wieder eine kurze Weile, als der Sklave ihm aus dem Hause seines Herrn das Abendessen, eine Lampe, eine Kerze, einen Leuchter, ein Becken, einen Eimer und einen irdenen Wasserkrug brachte und ihn dann wieder verließ und in das Haus seines Herrn zurückkehrte. Alī zündete nun die Kerze an und ließ sich sein Mahl schmecken, worauf er das Abendgebet verrichtete. Mit einem Male aber sprach er bei sich: »Komm', steig hinauf, nimm das Bett mit, du schläfst dort besser als hier unten.« Alsdann erhob er sich, nahm das Bett und stieg nach oben, wo er einen prächtigen Saal mit vergoldeter Decke und mit Wänden und einem Fußboden aus buntem Marmor fand. Nachdem er hier sein Bett zurecht gemacht und einige Sachen aus dem erhabenen Koran recitiert hatte, rief ihm mit einem Male 119 unversehens ein Wesen die Worte zu: »Heda Alī, du Sohn des Hasan, soll ich dir das Gold herunterwerfen?« Da fragte ihn Alī: »Wo ist denn das Gold, das du herunterwerfen willst?« Kaum aber hatte er diese Worte gesprochen, als auch schon das Gold auf ihn wie ein Steinregen von einem Katapult niedersauste und nicht eher zu fallen aufhörte als bis der Saal voll war. Als der Goldregen endlich versiegt war, sagte die Stimme zu ihm: »Nun laß mich frei, daß ich meines Weges ziehen kann, denn ich habe meinen Dienst ausgerichtet.« Alī der Kairenser aber sagte zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem allmächtigen Gott, sag' mir, was es mit diesem Golde für eine Bewandtnis hat.« Da sagte die Stimme: »Siehe das Gold war für dich seit alter Zeit hier durch einen Talisman aufbewahrt, und zu jedem, der dieses Haus betrat, pflegten wir zu kommen und ihn zu fragen: Heda, Alī, du Sohn des Hasan, sollen wir dir das Gold herunterwerfen? Fürchtete er sich und schrie er, so fuhren wir auf ihn nieder, brachen ihm das Genick und verschwanden dann wieder. Wie du nun aber kamst und wir dich bei deinem Namen und dem Namen deines Vaters anriefen und dich fragten: Sollen wir dir das Gold herunterwerfen? Da antwortetest du uns: Wo ist denn das Gold? so daß wir daraus entnahmen, daß du der Besitzer desselben warst, und wir es dir niederwarfen. Für dich liegt aber noch ein Schatz im Lande El-Jemen, und du thätest wohl daran dorthin zu reisen, ihn zu heben und hierher zu bringen. Nun aber bitte ich dich mich freizulassen, daß ich meines Weges ziehen kann.« Da versetzte Alī: »Bei Gott, ich schenke dir nicht eher deine Freiheit als bis du mir den Schatz aus dem Lande El-Jemen hierhergebracht hast.« Und die Stimme erwiderte: »Willst du mich und den Hüter jenes andern Schatzes auch wirklich freilassen, wenn ich ihn dir hierher gebracht habe?« Alī versetzte: »Gewiß;« und nun sagte die Stimme: »Schwöre es mir,« worauf Alī es ihm zuschwor. Als das Wesen nunmehr fort wollte, sagte Alī der Kairenser 120 zu ihm: »Ich habe noch ein Anliegen an dich.« Da fragte das unsichtbare Wesen: »Was ist's?« Und Alī erwiderte. »Ich habe Weib und Kinder in Kairo an dem und dem Ort; du mußt mir dieselben in aller Bequemlichkeit herbringen, so daß sie nicht den geringsten Schaden erleiden.« Die Stimme erwiderte: »Ich will sie dir in stolzem Aufzug in einer Tragsänfte, mit Eunuchen und Dienerschaft zugleich mit dem Schatz aus El-Jemen herbringen, so Gott will, der Erhabene.« Alsdann nahm er von ihm einen Urlaub auf drei Tage, binnen welcher Frist alles bei ihm eingetroffen sein sollte, und machte sich auf den Weg.

Am nächsten Morgen suchte Alī den Saal nach einem Platz ab, wo er das Gold unterbringen könnte, und fand an dem Rande des Līwâns eine Marmorplatte mit einem Wirbel. Kaum hatte er denselben gedreht, da wich die Marmorplatte, und eine Thür kam zum Vorschein; er öffnete dieselbe und fand beim Eintreten in den Raum eine große Kammer voll Beutel aus genähtem Sacktuch. Da nahm er einen Beutel nach dem andern, füllte ihn mit Gold und stellte ihn in die Kammer, bis er das ganze Gold in die Kammer geschafft hatte! Dann verschloß er die Thür und drehte den Wirbel, worauf die Marmorplatte wieder an ihren Platz zurückkehrte. Alsdann stand er auf und stieg in den untern Raum, wo er sich auf die Bank hinter die Thür setzte; und mit einem Male, als er so dasaß, klopfte jemand an die Thür. Da stand er auf und öffnete sie und fand den Sklaven des Hausherrn draußen stehen. Als derselbe aber sah, daß er dagesessen hatte, als wenn nichts vorgefallen wäre, kehrte er spornstreichs zu seinem Herrn zurück, –

Vierhundertundneunundzwanzigste Nacht.

um ihm die frohe Botschaft zu überbringen. Bei seinem Herrn angelangt, rief er: »Mein Herr, der Kaufmann der in dem Hause, in dem die Dschinn spuken, wohnt, ist wohl und munter und sitzt auf der Bank hinter der Thür.« 121 Da erhob sich sein Herr erfreut und machte sich nach jenem Hause auf, indem er das Frühstück mit sich nahm. Als er Alī erblickte, umarmte er ihn, küßte ihn zwischen die Augen und fragte ihn: »Was hat Gott mit dir gethan?« Und Alī erwiderte: »Gutes; doch schlief ich oben in dem marmornen Saal.« Nun fragte ihn der Kaufmann: »Kam etwas zu dir oder sahst du etwas?« Alī erwiderte: »Nein; nachdem ich ein wenig aus dem erhabenen Koran recitiert hatte, schlief ich bis zum Morgen, worauf ich mich erhob, die Waschung vollzog, betete und dann herunterstieg und mich auf die Bank hier setzte.« Da rief der Kaufmann: »El-Hamdu lillāh, gelobt sei Gott für deine Rettung!« Hierauf verließ er ihn wieder und schickte ihm Sklaven, Mamluken und Sklavinnen mit einer Hauseinrichtung, die das Haus von oben bis unten kehrten und es prächtig einrichteten. Drei Mamluken, drei schwarze Sklaven und vier Sklavinnen blieben dann zu seiner Bedienung zurück, während die übrigen wieder in das Haus ihres Herrn zurückkehrten. Als nun die andern Kaufleute von ihm hörten, schickten sie ihm kostbare Geschenke aller Art bis auf die Speisen, Getränke und Kleidungsstücke, und nahmen ihn zu sich auf den Bazar, wo sie ihn fragten: »Wann treffen deine Waren ein?« Und er antwortete ihnen: »Nach drei Tagen werden sie in der Stadt eintreffen.«

Als nun die drei Tage verflossen waren, kam der Hüter des ersten Schatzes, der das Gold auf ihn hatte regnen lassen, und sagte zu ihm: »Mach' dich auf und hole den Schatz ein, den ich dir aus El-Jemen zugleich mit deinem Harem gebracht habe; ich bringe dir einen Teil des Schatzes in Gestalt kostbarer Waren. Alle die Maultiere aber, die Pferde, Kamele, Eunuchen und Mamluken sind insgesamt Dschânn.« Der SchatzhüterDerselbe ist natürlich auch ein Dschinnī. hatte nämlich bei seiner Ankunft in Kairo Alīs Weib und Kinder splitternackt und ganz verhungert angetroffen und sie auf einer Sänfte zunächst aus ihrer Wohnung vor die Stadt getragen, wo er sie mit kostbaren Kleidern, 122 die sich in dem jemenischen Schatze befanden, gekleidet hatte; und als er nun Alī die Botschaft überbracht hatte, begab sich dieser zu den Kaufleuten und sagte zu ihnen: »Kommt und lasset uns zum Empfang der Karawane, in welcher sich unsere Waren befinden, vor die Stadt ziehen und beehret uns dadurch, daß euer Harem den unsrigen einholt.« Die Kaufleute antworteten: »Wir hören und gehorchen,« und zogen, nachdem sie ihren Harem hatten kommen lassen, alle zusammen hinaus in einen der Gärten der Stadt, wo sie sich lagerten und miteinander plauderten, bis mit einem Male aus dem Herzen der Wüste eine Staubwolke aufwirbelte. Da erhoben sie sich, um nach der Ursache der Staubwolke auszuschauen; und die Wolke zerteilte sich, und sie gewahrten nun Maultiere, Männer, Packleute, Zeltaufschläger und Fackelträger, die singend und tanzend herankamen, bis sie vor ihnen hielten, worauf der Packmeister an Alī den Kairenser, den Sohn des Kaufmanns Hasan des Juweliers, herantrat und, ihm die Hand küssend, sagte: »Mein Herr, wir haben uns unterwegs versäumt, da wir bereits gestern in die Stadt einziehen wollten; doch blieben wir aus Furcht vor den Wegelagerern vier Tage an unserer Station, bis Gott, der Erhabene, sie uns vom Halse schaffte.« Hierauf erhoben sich die Kaufleute, bestiegen ihre Maultiere und begleiteten die Karawane, während ihre Hareme bei dem Harem Alīs des Kairensers zurückblieben, bis sich dieser ebenfalls aufgesetzt hatte, und sie nun in prächtigem Zuge in die Stadt kamen, wobei sich die Kaufleute über die Menge der mit Kisten beladenen Maultiere verwunderten und ihre Frauen die Kleidung der Gattin Alīs und ihrer Kinder anstaunten und sagten: »Fürwahr, solche Kleidung findet man weder bei dem König von Bagdad noch sonstwo bei einem andern König oder Großen oder Kaufmann!« So zogen sie in prächtigem Zuge unverdrossen weiter, die Männer mit dem Kaufmann Alī dem Kairenser, und die Weiber mit seinem Harem, bis sie zu seiner Wohnung gelangten, – 123

Vierhundertunddreißigste Nacht.

wo sie abstiegen und die Maultiere mit ihren Lasten mitten in den Hof führten. Hierauf luden sie die Lasten ab und brachten sie in den Magazinen unter, während die Frauen der Kaufleute Alīs Harem in den Saal hinaufgeleiteten, der ihnen wie ein üppiger mit prächtiger Einrichtung ausgestatteter Garten vorkam. Alsdann saßen sie fröhlich und vergnügt bis zur Mittagszeit, worauf ihnen das Mittagsmahl mit allerlei Gerichten und Süßigkeiten der besten Art aufgetragen wurde, und sie aßen und köstliche Scherbetts tranken und sich hernach mit Rosenwasser und Räucherholz parfümierten. Hierauf verabschiedeten sie sich und gingen, Männer wie Frauen, nach Hause. Dort angelangt, schickten die Kaufleute, ein jeder nach seinen Verhältnissen, an Alī Geschenke, und desgleichen ihre Frauen an seinen Harem, so daß eine Menge Sklavinnen, Sklaven und Mamluken zu ihnen kam, wie auch allerlei gute Dinge, wie Korn, Zucker und dergleichen in zahlloser Quantität. Der Kaufmann aus Bagdad aber, der Hausherr Alīs, blieb bei Alī noch länger und sagte zu ihm: »Laß die Sklaven und Diener die Maultiere und das andere Vieh in einem meiner andern Häuser zur Rast unterbringen.« Alī entgegnete jedoch: »Sie brechen noch heute Nacht nach dem und dem Ort auf.« Dann gab er ihnen Erlaubnis aus der Stadt zu ziehen, daß sie bei Anbruch der Nacht sich auf den Weg machen könnten, und sofort nahmen sie Abschied von ihm, zogen aus der Stadt hinaus und flogen durch die Luft nach ihren Aufenthaltsorten. Nachdem Alī dann noch in der Gesellschaft seines Hausherrn dagesessen hatte, bis der dritte Teil der Nacht verstrichen war, ging derselbe nach Hause, während Alī nun zu seinem Weib und seinen Kindern hinaufging, und sie nach der Begrüßung fragte: »Wie ist es euch in der Zeit meiner Abwesenheit ergangen?« Da erzählte ihm sein Weib alles, was sie an Hunger, Blöße und Drangsal erlitten 124 hatte, und er versetzte: »Gelobt sei Gott für die Errettung! Wie seid ihr hierhergekommen?« Sie erwiderte: »Mein Herr, als ich gestern Nacht mit den Kindern schlief, wurden wir plötzlich vom Boden aufgehoben und durch die Luft getragen, ohne daß wir irgend einen Schaden nahmen, bis wir schließlich an einem Ort, der einem arabischen Zeltdorf glich, niedergelassen wurden, wo wir beladene Maultiere und eine Tragsänfte auf zwei großen Maultieren und rings herum Diener, junge Burschen sowohl wie erwachsene Männer, erblickten. Auf meine Frage, wer sie wären, was die Lasten bedeuteten, und wo wir uns befänden, antworteten sie: »Wir sind die Diener des Kaufmanns Alī, des Sohnes des Kaufmanns Hasans des Juweliers, der uns ausgeschickt hat euch zu ihm nach der Stadt Bagdad zu bringen.« Als ich sie nun fragte: »Ist es von uns nach Bagdad weit oder nahe?« antworteten sie: »Es ist ein kurzer Weg, denn zwischen uns und Bagdad liegt nur das Dunkel der Nacht.« Darauf setzten sie uns in die Sänfte, und ehe der Morgen noch recht angebrochen war, befanden wir uns auch schon bei euch, ohne den geringsten Schaden genommen zu haben.« Als Alī ihre Erzählung vernommen hatte, fragte er sie: »Wer hat euch diese Kleidung geschenkt?« Und sie erwiderte: »Der Karawanenführer öffnete eine der Kisten, welche die Maultiere trugen, und holte diese Gewänder hervor, in die er mich und die Kinder kleidete; dann verschloß er die Kiste wieder und gab mir ihren Schlüssel, indem er dabei sagte: Verwahre ihn gut bis du ihn deinem Herrn übergiebst. Hier ist er wohlverwahrt bei mir.« Darauf holte sie ihn hervor, und Alī fragte sie: »Kennst du die Kiste?« Sie erwiderte: »Gewiß kenne ich sie.« Da erhob er sich und stieg mit ihr in die Magazine hinunter, wo sie ihm die Kiste zeigte und zu ihm sagte: »Dies hier ist die Kiste, aus der er die Gewänder genommen hat.« Nun nahm er den Schlüssel von ihr, steckte ihn ins Schloß und öffnete sie; und da fand er in der Kiste außer einer Menge Gewänder auch die Schlüssel aller der 125 andern Kisten. Dieselben herausnehmend, öffnete er eine Kiste nach der andern und weidete seine Augen an den Juwelen und den Edelerzen, desgleichen bei keinem Könige zu finden war. Alsdann verschloß er die Kisten wieder, nahm ihre Schlüssel an sich und begab sich mit seiner Gattin wieder in den Saal, wo er zu ihr sagte: »Diese Gabe kommt von Gottes Güte.« Hierauf führte er sie zu der Marmorplatte mit dem Wirbel, drehte denselben, öffnete die Thür der Schatzkammer und ging mit ihr hinein, um ihr das Gold, das er dort aufgespeichert hatte, zu zeigen. Bei dem Anblick desselben fragte sie ihn: »Woher hast du alles dies erhalten?« Und er erwiderte: »Durch meines Herrn Güte fiel es mir zu; als ich dich in Kairo verließ –

Vierhundertundeinunddreißigste Nacht.

und fortging, ohne zu wissen, wohin ich mich wenden sollte, wanderte ich drauf los, bis ich nach Būlâk kam, wo ich ein Schiff antraf, das gerade nach Damiette absegeln wollte. Da bestieg ich dasselbe und traf, in Damiette angelangt, einen Kaufmann, der ein alter Freund meines Vaters war und mich infolgedessen gastlich aufnahm und mich fragte: »Wohin willst du reisen?« Ich antwortete ihm: »Ich will nach Damaskus in Syrien reisen, woselbst ich Freunde habe.« Hierauf erzählte er ihr seine ganzen Erlebnisse von Anfang bis Ende, und sie versetzte: »Alles dies rührt von deines Vaters gesegnetem Gebet her, der für dich vor seinem Tode betete und sprach: Ich flehe zu Gott, daß er dich in keine Drangsal stürzen läßt, ohne dir seinen nahen Trost zu gewähren! Darum sei Gott, der Erhabene, gelobt, daß er dir hilfreich nahete und dir mehr als du verlorest wiedergab! Doch, um Gott, mein Herr, nimm jetzt nicht wieder den Umgang mit zweifelhaften Gesellen auf und fürchte Gott, den Erhabenen, im Verborgenen und vor der Welt.« In dieser Weise ermahnte sie ihn, bis er ihr antwortete: »Ich will deiner Ermahnung folgen und Gott, den Erhabenen, 126 bitten, daß er die Nichtsnutze von uns fern hält und uns in dem Gehorsam gegen ihn und in der Befolgung der Verordnung seines Propheten, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – beisteht.«

So führte er nun mit Frau und Kindern das gemächlichste Leben; und er nahm sich auf dem Bazar der Kaufleute einen Laden, stellte dort etwas von seinen Juwelen und Edelmetallen auf und saß dort mit seinen Kindern und Mamluken. Nach nicht langer Zeit war er der berühmteste Kaufmann in Bagdad geworden, und der König schickte einen Boten zu ihm, um ihn vor sich zu laden. Als der Bote bei ihm eintrat und zu ihm sagte: »Entsprich dem Befehl des Königs, der dich vor sich ladet,« antwortete er: »Ich höre und gehorche;« dann machte er ein Geschenk für den König zurecht, indem er vier Platten aus rotem Gold nahm und sie mit Juwelen und Edelmetallen anfüllte, desgleichen bei dem König nicht zu finden war. Als er mit den vier Platten bei dem König eingetreten war, küßte er die Erde vor ihm und wünschte ihm in schönster Rede langes Leben in Ruhm und Reichtum. Der König aber sagte zu ihm: »Kaufmann, du hast unser Land beglückt.« Da erwiderte Alī: »O König der Zeit, siehe, der Sklave hat dir ein Geschenk gebracht und erwartet seine Annahme von deiner Huld.« Alsdann stellte er die vier Platten vor ihn, worauf der König sie aufdeckte und sich besah. Als er in ihnen solche Juwelen sah, wie er selber nicht besaß, und deren Wert Schätze von Gold ausmachte, sagte er: »Dein Geschenk ist angenommen, o Kaufmann, und so Gott, der Erhabene, es will, wollen wir es dir in gleicher Weise erwidern.« Da küßte er dem König die Hände und verließ ihn, während der König die Großen seines Reiches herbeirufen ließ und sie fragte: »Wie viele Könige haben sich um meine Tochter beworben?« Sie antworteten: »Viele.« »Und hat,« so fragte er weiter, »irgend einer von ihnen mir ein ähnliches Geschenk gemacht?« Alle erwiderten: »Nein, denn keiner von ihnen hat so etwas.« 127 Da sagte der König: »Ich habe Gott, den Erhabenen, um Rat gefragt, ob ich meine Tochter mit diesem Kaufmanne verheiraten soll; was sagt ihr dazu?« Und sie antworteten: »Es sei, wie du es für gut befindest.« Da befahl er den Eunuchen die vier Platten mit ihrem Inhalt in seinen Serâj zu bringen, während er ebenfalls sich zu seiner Gemahlin aufmachte und die Platten vor sie setzen ließ. Wie dieselbe nun die Platten aufdeckte und Sachen darin fand, derengleichen sie nicht besaß, ja nicht einmal ein einziges Stück davon, fragte sie ihn: »Von welchem Könige hast du das? Hat es etwa einer der Brautwerber deiner Tochter geschickt?« Er erwiderte: »Nein; es ist nur ein Geschenk von einem ägyptischen Kaufmann, der in unsere Stadt kam. Als ich von seiner Ankunft hörte, ließ ich ihn durch einen Boten zu mir entbieten, um seine Bekanntschaft zu machen und eventuell einige Juwelen zur Ausstattung unserer Tochter zu kaufen. Er brachte dann, als er unserm Befehle gehorchte, diese vier Platten und setzte sie uns als Geschenk vor. In ihm selber aber fand ich einen hübschen jungen Mann von würdevollem Äußern, reichem Verstand und eleganter Haltung, fast einem Prinzen gleich. Sobald ich ihn sah, neigte sich ihm mein Herz zu, meine Brust dehnte sich froh bei seinem Anblick und ich thäte nichts lieber als daß ich ihn mit meiner Tochter vermählte. Ich zeigte auch das Geschenk meinen Großen und fragte sie: »Wie viele Könige haben sich um meine Tochter beworben?« Sie antworteten: »Viele.« Da sagte ich: »Und hat mir etwa ein einziger von ihnen etwas ähnliches gebracht?« Alle verneinten es und sagten: »Bei Gott, o König der Zeit, etwas dergleichen giebt es bei keinem von ihnen.« Da versetzte ich: »Ich habe Gott, den Erhabenen, um Rat gefragt, ob ich meine Tochter mit diesem Kaufmann verheiraten soll; was sagt ihr dazu?« Und sie sagten: »Es sei, wie du es für gut befindest.« Was für eine Antwort erteilst du mir nun?« 128

Vierhundertundzweiunddreißigste Nacht.

Da sagte sie: »Gott und du, o König der Zeit, ihr beide habt zu entscheiden. Was Gott will, das soll geschehen.« Und der König erwiderte: »So Gott will, der Erhabene, verheirate ich sie mit keinem andern als mit diesem jungen Mann.« Mit diesem Entschluß legte er sich zur Ruhe; am andern Morgen aber in der Frühe begab er sich in seinen Diwan und befahl, den Kaufmann Alī den Kairenser samt allen andern Kaufleuten Bagdads vorzuladen; und als sie alle erschienen waren und vor dem König standen, befahl er ihnen sich zu setzen, worauf er den Kadi des Diwans rufen ließ. Wie derselbe vor ihm erschien, sagte er zu ihm: »Kadi, schreib' den Ehekontrakt meiner Tochter auf den Kaufmann Alī den Kairenser lautend.« Nun aber erhob sich Alī und sagte: »Um Vergebung, mein Herr Sultan, für einen Kaufmann meinesgleichen ziemt es sich nicht des Königs Schwiegersohn zu sein.« Da erwiderte der König: »Ich gewähre dir nicht nur diese Huld, sondern ernenne dich auch zu meinem Wesir;« und unverzüglich kleidete er ihn in das Wesiratskleid und ließ ihn auf dem Wesiratsstuhl sitzen. Alī hob jedoch von neuem an und sagte: »O König der Zeit, du hast mir diese große Huld gewährt und mich durch deine Güte hochgeehrt, jedoch höre nur ein Wort an, das ich dir zu sagen habe.« Da sagte der König: »Sprich unverzagt;« und Alī versetzte: »Wenn einmal der erhabene Befehl, deine Tochter zu vermählen, von dir ergangen ist, so wäre es besser, du vermähltest sie mit meinem Sohne.« Da fragte der König: »Hast du denn einen Sohn?« Als es Alī bejahte, sagte der König: »So schicke unverzüglich nach ihm;« und Alī erwiderte: »Ich höre und gehorche.« Darauf ließ er seinen Sohn durch einen seiner Mamluken holen, welcher, sobald er vor dem Könige erschien, die Erde vor ihm küßte und sich respektvoll hinstellte, während der König ihn betrachtete. Als er sah, daß er noch hübscher als seine Tochter 129 war, und auch von schönerem Wuchs und Ebenmaß und von vollendeterer Eleganz, fragte er ihn: »Wie heißest du, mein Sohn?« Er erwiderte: »Mein Herr Sultan, ich heiße Hasan.« Da er nun bereits vierzehn Jahre zählte, sagte der König zum Kadi: »Schreib' den Ehekontrakt meiner Tochter Husn el-Wudschûd auf den Namen Hasans, des Sohnes des Kaufmannes Alī aus Kairo.« Und der Kadi schrieb den Ehekontrakt, so daß alles auf die beste Weise erledigt war, und nun jeder aus dem Diwan seines Weges ging; die Kaufleute aber schritten hinter dem Wesir Alī dem Kairenser her und geleiteten ihn in seine Wohnung, wo sie ihn zu seiner Beförderung beglückwünschten und dann wieder ihres Weges gingen. Hierauf begab sich Alī in dem Wesiratskleid zu seiner Frau, welche bei seinem Anblick rief: »Was bedeutet das?« Da erzählte er ihr die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende und sagte zu ihr: »Der König hat seine Tochter mit meinem Sohne Hasan verheiratet.« Und sie freute sich hierüber über die Maßen.

Als Alī der Kairenser am nächsten Morgen wieder in den Diwan ging, empfing ihn der König huldvollst und sagte zu ihm, ihn nahe bei sich sitzen lassend: »Wesir, wir haben die Absicht die Festlichkeiten zu beginnen und deinen Sohn bei meiner Tochter einzuführen.« Und Alī erwiderte: »Mein Herr Sultan, was du für gut befindest, ist gut.« Alsdann befahl der König die Festlichkeiten zu beginnen, und sie schmückten die Stadt und feierten fröhlich und vergnügt dreißig Tage lang die Hochzeit, worauf nach Verlauf derselben Hasan, der Sohn des Wesirs Alī, die Prinzessin besuchte und sich ihrer Schönheit und Anmut erfreute. Die Königin hatte aber den Gatten ihrer Tochter gleich beim ersten Anblick sehr lieb gewonnen und desgleichen freute sie sich ausnehmend über seine Mutter. Alsdann befahl der König für Hasan, den Sohn des Wesirs, einen Serâj zu erbauen, und sie erbauten ihm denselben in kürzester Frist aufs prächtigste, worauf der Sohn des Wesirs den Serâj bezog. 130 Da nun seine Mutter ihn auf einige Tage zu besuchen pflegte, um dann wieder zu ihrer Wohnung heimzukehren, sagte die Königin zu ihrem Gemahl: »O König der Zeit, siehe, Hasans Mutter ist nicht imstande bei ihrem Sohne zu sitzen und den Wesir zu verlassen, und ebensowenig kann sie bei dem Wesir sitzen und ihren Sohn allein lassen.« Und der König antwortete ihr: »Du hast recht,« und befahl einen dritten Serâj neben dem Serâj Hasans, des Sohnes des Wesirs, zu erbauen. Als derselbe in wenig Tagen hergestellt war, ließ der König alle Sachen des Wesirs in den Serâj schaffen, worauf der Wesir in demselben seine Wohnung aufschlug. Die drei Serâje hingen aber miteinander zusammen, so daß der König des Nachts zu dem Wesir, wenn er mit ihm reden wollte, ging oder ihn zu sich bestellte, und ebenso Hasan mit seinen Eltern verfuhr. In dieser Weise führten sie geraume Zeit zusammen das angenehmste und glücklichste Leben, –

Vierhundertunddreiunddreißigste Nacht.

bis der König erkrankte und seine Krankheit immer schwerer wurde. Da ließ er die Großen seines Reiches vor sich kommen und sagte zu ihnen: »Sehet, ich bin schwer krank, und die Krankheit kann leicht zum Tode führen; ich habe euch deshalb hierherberufen, um mich mit euch über eine Sache zu beraten, daß ihr mir ratet, was ihr für gut befindet.« Hierauf fragten die Großen: »Worüber willst du dich mit uns beraten, o König?« Und der König antwortete: »Sehet, ich bin alt und krank und bin für das Reich besorgt um der Feinde willen nach meinem Tode. Ich wünsche deshalb, daß ihr euch alle auf einen einigt, daß ich ihn noch zu Lebzeiten zum König proklamieren kann und ihr Ruhe habt.« Da riefen alle: »Wir alle erküren den Gemahl deiner Tochter, Hasan, den Sohn des Wesirs, denn wir haben seinen Verstand, seine Vollkommenheit und Einsicht gesehen, und er kennt Hoch und Gering nach ihrem Rang.« Als der König 131 ihre Worte vernahm, fragte er: »Seid ihr dessen zufrieden?« Sie antworteten: »Jawohl.« Da sagte er: »Vielleicht sprecht ihr so aus Respekt vor mir, doch mögt ihr hinter meinem Rücken anders reden.« Alle riefen jedoch: »Bei Gott, unsere Worte sind vor der Welt und zu Hause unverändert dieselben, und wir nehmen ihn frohen Herzens und mit weiter Brust an.« Hierauf sagte der König: »Steht es also, so bringt morgen den Kadi des heiligen Gesetzes und all die Kämmerlinge, Vicekönige und Großen des Reiches insgesamt vor mich, damit wir die Sache in bester Weise erledigen.« Und sie antworteten: »Wir hören und gehorchen,« und verließen ihn, um alle die Ulemā und die angesehensten Personen unter den Emiren hiervon zu benachrichtigen. Am nächsten Morgen in der Frühe kamen sie dann zum Diwan, begrüßten nach erteilter Erlaubnis auf ihr Gesuch um Audienz den König und sprachen: »Wir sind alle vor dir versammelt.« Da versetzte der König: »Ihr Emire von Bagdad, wen wollt ihr nach mir zu euerm König haben, auf daß ich ihm noch zu Lebzeiten vor meinem Tode in eurer aller Gegenwart huldigen lasse?« Da riefen alle: »Wir haben uns auf Hasan, den Sohn des Wesirs Alī, den Gatten deiner Tochter, geeinigt;« und der König erwiderte darauf: »Wenn die Sache so steht, so erhebet euch allzumal und führet ihn vor mich.« Da machten sich alle nach seinem Serâj auf und sagten zu ihm: »Folge uns zum König.« Auf seine Frage: »Zu welchem Zweck?« antworteten sie: »Zu einer dir und uns förderlichen Sache.« Da folgte er ihnen zum König und küßte bei seinem Eintreten die Erde vor ihm. Der König aber sagte zu ihm: »Setz' dich, mein Sohn.« Als er sich gesetzt hatte, sagte der König: »O Hasan, alle die Emire heißen dich gut und sind eins, dich nach mir zu ihrem Könige zu machen; es ist deshalb meine Absicht dir noch bei meinen Lebzeiten huldigen zu lassen und die Sache zu erledigen.« Nun aber erhob sich Hasan, küßte die Erde vor dem König und sprach: »O unser Herr König, unter den 132 Emiren sind ältere und an Wert höher stehende als ich; so nehmet mich hiervon aus.« Alle Emire versetzten jedoch: »Wir wollen keinen andern als dich zu unserm König haben.« Da sagte er: »Mein Vater ist älter als ich, und ich und mein Vater sind eins; es schickt sich nicht mich über ihn zu setzen.« Nun aber fiel sein Vater ein: »Ich heiße nichts anderes gut als was meine Brüder gut geheißen haben; sie haben dich gut geheißen und sind über dich eins geworden, widersprich deshalb nicht dem Befehle des Königs und deiner Brüder.« Da senkte Hasan verlegen sein Antlitz vor dem König und seinem Vater zu Boden, und der König fragte sie: »Nehmt ihr ihn an?« worauf alle antworteten: »Wir nehmen ihn an,« und zur Bekräftigung sieben FâtihenDie Fâtihe, die eröffnende, ist die erste Sure des Korans, die bei allen möglichen Sachen gesprochen wird, ähnlich wie das Vaterunser. recitierten. Alsdann sagte der König: »Kadi, fertige eine gesetzliche Urkunde an zum Zeugnis, daß die hier anwesenden Emire einstimmig Hasan, den Gemahl meiner Tochter, zum Sultan und König über sich erkoren haben.« Der Kadi setzte nun die Urkunde auf und machte sie rechtskräftig, nachdem ihm alle Emire und der König den Treueid geleistet hatten, und der König ihn aufgefordert hatte, sich auf den Thron des Königreiches zu setzen. Und nun erhoben sich alle, küßten die Hände des Königs Hasan, des Sohnes des Wesirs, und huldigten ihm, worauf er jenen Tag über in Majestät Recht sprach und den Großen des Reiches kostbare Ehrenkleider verlieh. Nach Schluß des Diwans aber begab er sich zum Vater seiner Gemahlin und küßte ihm die Hände, worauf derselbe also zu ihm sprach: »O Hasan, gieb acht, daß du deine Unterthanen in Gottesfurcht regierst.«

Vierhundertundvierunddreißigste Nacht.

Und Hasan erwiderte ihm: »Durch dein Gebet für mich, o mein Vater, wird Gottes Gnade und Leitung mir zu Teil werden.« Hierauf begab er sich in seinen Serâj, wo ihm 133 seine Gattin, ihre Mutter und ihr Gefolge entgegenkamen, ihm die Hände küßten und zu ihm sprachen: »Gesegnet sei der Tag!« und ihn zur Beförderung beglückwünschten. Alsdann verließ er seinen Serâj und begab sich in den Serâj seines Vaters und seiner Mutter, die sich über die Maßen darüber freuten, daß er durch Gottes Huld zum König eingesetzt war; und sein Vater ermahnte ihn gottesfürchtig zu sein und die Unterthanen mildherzig zu regieren. Fröhlich und vergnügt verbrachte nun Hasan die Nacht. Am nächsten Morgen aber, als er sein ihm obliegendes Gebet verrichtet und mit dem üblichen Koranabschnitt beschlossen hatte, kamen alle Truppen und die Würdenträger zu ihm, worauf er wieder unter dem Volk Recht sprach, das Gute befahl und das Schlechte verbot und ein- und absetzte, bis der Abend hereinbrach und der Diwan in bester Weise geschlossen wurde. Als nun alle die Truppen wieder ihres Weges gegangen waren, erhob er sich und begab sich in den Serâj, wo er den Vater seiner Gattin schlimmer als zuvor antraf, so daß er zu ihm sagte: »Mag dir nichts Böses widerfahren!« Da öffnete der König die Augen und rief: »Hasan,« worauf derselbe erwiderte: »Zu Diensten, mein Herr.« Da sagte er: »Nunmehr ist meine Stunde gekommen; nimm dich deines Weibes und seiner Mutter an, fürchte Gott, ehre deine Eltern, scheue den vergeltenden König und wisse, daß Gott geboten hat gerecht und gütig zu sein.« Und Hasan erwiderte: »Ich höre und gehorche.«

Nach diesem lebte der alte König noch drei Tage; dann schied er ab zur Barmherzigkeit Gottes, des Erhabenen, und sie machten ihn zurecht, hüllten ihn ein und begruben ihn, worauf sie die Koranverlesungen für ihn bis zum Ablauf der üblichen vierzig Tage veranstalteten. Und der König Hasan, der Sohn des Wesirs, führte nach ihm die Regierung, und seine Unterthanen freueten sich sein, und alle seine Tage waren eitel Freude; sein Vater aber blieb allezeit sein Großwesir zur Rechten, indem er sich noch einen Wesir zur Linken 134 erwählte. Alle Verhältnisse gediehen unter seiner Regierung in schönster Ordnung, und er lebte lange Zeit als König über Bagdad, von der Tochter des Königs mit drei Prinzen beschenkt, welche nach ihm das Königreich erbten und das angenehmste und glücklichste Leben führten, bis der Zerstörer aller Freuden und der Trenner aller Vereinigungen sie heimsuchte. Preis Ihm, der ewig lebt, und in dessen Hand das Vernichten und Bestätigen ruht!

 


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