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Tausend und eine Nacht. Band VIII
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Hārûn er-Raschîd und die drei Dichter.

Ferner erzählt man, daß der Fürst der Gläubigen Er-Raschîd eines Nachts gar keinen Schlaf finden konnte, so daß er aufstand und in seinem Palast umherwandelte. Da traf er eine trunkne Sklavin, in die er leidenschaftlich verliebt war, und bat sie um ihre Huld, worauf sie ihm erwiderte: »Laß mir bis morgen Nacht Zeit, o Fürst der Gläubigen, ich bin heute nicht vorbereitet, da ich nichts von deinem Kommen wußte.« Infolgedessen verließ er sie und ging fort; am andern Morgen aber, als die Sonne aufging, schickte er einen Pagen zu ihr und ließ ihr sagen: »Der Fürst der Gläubigen ist im Begriff dein Gemach zu besuchen.« Sie gab ihm jedoch zur Antwort: »Das Wort der Nacht verwischt der Tag.« Da sagte Er-Raschîd zu seinen Tafelgenossen: »Macht mir ein Gedicht, in welchem die Stelle 41 vorkommt: »Das Wort der Nacht verwischt der Tag.« Sie antworteten: »Wir hören und gehorchen,« und Er-Rakâschī, Abū Musab und Abū Nowâs sprachen hintereinander einige Verse, welche mit den Worten »Das Wort der Nacht verwischt der Tag« schlossen.

Da befahl der Chalife den beiden ersten Dichtern je zehntausend Dirhem zu geben, Abū Nowâs jedoch den Kopf abzuschlagen, indem er zu ihm sagte: »Du warst gestern Nacht bei uns im Palast.« Abū Nowâs erwiderte: »Bei Gott, ich schlief nirgend anderswo als in meinem Hause und wurde nur durch deine Worte zu dem Inhalt meiner Verse gebracht. Sagt doch auch Gott, der Erhabene, der von allen die lauterste Wahrheit spricht: Was die Dichter anlangt, die Irrenden folgen ihnen, und schaust du nicht, daß sie wie von Sinnen durch jedes Wadi laufen und sprechen, was sie nicht thun?« Da vergab ihm der Chalife und befahl ihm zwanzigtausend Dirhem zu schenken, worauf ihn die drei Poeten verließen.Hier sind vier kleine Anekdoten hauptsächlich ihres Inhalts wegen ausgefallen.

 


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