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Ferner erzählt man, daß Dschaafar bin Mûsā el-HâdīDer Neffe Hārûn er-Raschîds. eine Sklavin hatte, eine Lautenschlägerin, El-Bedr el-KebîrDer große Vollmond. geheißen, an Gesicht die schönste ihrer Zeit, an Wuchs die ebenmäßigste, an Wesen die anmutigste und in der Kunst des Gesanges und Saitenspiels die kundigste, von höchstem Liebreiz und äußerster Feinheit und Vollkommenheit. Nun hatte aber Mohammed el-AmînDer Nachfolger Hārûn er-Raschîds., der Sohn der Subeide, von ihr vernommen und drängte Dschaafar sie ihm zu verkaufen, doch erwiderte ihm Dschaafar: »Du weißt, daß es Leuten von meinem Rang nicht ansteht Sklavinnen zu verkaufen und Preise für Beischläferinnen anzusetzen. Wäre sie nicht in meinem Hause erzogen, würde ich sie dir als Geschenk zuschicken und sie dir nicht knauserig vorenthalten.« Einige Zeit hierauf begab sich Mohammed el-Amîn, der Sohn der Subeide, zu Dschaafars Haus, um sich zu vergnügen; und Dschaafar setzte ihm alles vor, was sich Freunden vorzusetzen wohlgeziemt, und befahl seiner Sklavin El-Bedr el-Kebîr ihm etwas vorzusingen und ihn zu erfreuen. Da stimmte sie die Instrumente und sang die schönsten Weisen, während Mohammed el-Amîn, der Sohn der Subeide, sich ans Trinken machte und ausgelassen wurde und den Schenken befahl Dschaafar fortwährend einzuschenken, bis er trunken ward; alsdann nahm er das Mädchen mit sich und ging nach Hause, ohne seine Hand an sie zu legen. Am andern 54 Morgen befahl er Dschaafar einzuladen. Als dieser erschien, setzte er ihm Wein vor und befahl dem Mädchen ihm hinter einem Vorhang etwas vorzusingen. Wie nun Dschaafar ihre Stimme hörte, erkannte er sie und ward hierüber zornig, doch verbarg er seinen Groll in seiner Seelenhoheit und vornehmen Gesinnung und zeigte in seinem Benehmen keine Änderung. Nach Beendigung des Zechgelages befahl Mohammed el-Amîn, der Sohn der Subeide, einem seiner Diener das Boot, in welchem Dschaafar zu ihm gekommen war, mit Silber- und Goldstücken und allerlei Edelsteinen, Hyazinthen und kostbaren Kleidern und wertvollem Gut anzufüllen, und der Diener that, was er ihm geheißen hatte, bis er tausendmal zehntausend Dirhem und tausend Perlen, eine jede im Werte von zwanzigtausend Dirhem ins Boot geschafft hatte; und nicht eher hörte er auf allerlei kostbare Sachen ins Boot zu packen, bis die Bootsleute um Hilfe schrieen und riefen: »Das Boot kann nichts mehr tragen,« worauf er alles nach Dschaafars Wohnung zu bringen befahl. Also ist großer Männer edles Thun, und Gott hab' sie selig!