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Erlangen

In einer sandigen und waldigen Ebene, die nur nördlich und östlich von Anhöhen umkränzt wird, unweit der Mündung des Schwabachflüßchens in die Regnitz, liegt Erlangen mit seinen zwei oder drei Türmen und seinen wohlgebauten, reinlichen Straßen. Einst wurde diese Stadt, da sie noch bedeutend kleiner war, die Zuflucht französischer Glaubensgenossen, welche Ludwigs XIV. Fanatismus aus ihrem Vaterland vertrieb; ein neuer Stadtteil wurde eigens für sie angelegt, und sie brachten dafür zum Dank Industrie mit und bereicherten den Staat mit fleißigen, geschickten und wohlhabenden Bürgern, während Ludwig von Frankreich Tausende der Seinigen in den Dragonaden schlachten ließ. Dergleichen wohltätige Erinnerungen entschädigen einigermaßen für den Mangel an Poesie, die einer flachen, sandigen, protestantischen Gegend fehlt. Markgraf Friedrich verlegte im Jahre 1743 eine von ihm gestiftete Universität von Bayreuth nach Erlangen, und später wurden noch eine Ritterakademie und ein lateinisches Gymnasium hier gegründet. Das schöne Schloß am Markt mit dem Garten ließ die Markgräfin Elisabeth Sophia im Jahre 1700 aufbauen; verwitterte Statuen von Sandstein zu Roß und zu Fuß, alte, kunstreich gearbeitete Wasserbecken mit einem ganzen Volk von Nereiden und Tritonen fallen dem Wanderer im Garten auf und erinnern an Allongeperücken, Reifröcke und Markgräfinnen, die alle nicht mehr sind. Die Zeiten haben sich geändert, und gewiß ist es, daß der Landesherr, in dessen Staaten Erlangen liegt, nicht erst in Rom vom Heiligen Vater auf dessen bedeutendste Bewohner aufmerksam gemacht worden sein wird, wie es einst dem Markgrafen Alexander mit seinem armen Uz erging. König Ludwig, selbst Dichter, kennt seine Geister besser und weiß sie zu schätzen. Erlangen ist nicht mehr die Residenz eines Markgrafen, aber die Friedrich Rückerts! –

Die Straße, welche von hier aus südlich führt, zeigt sich mit regerem Verkehr belebt, als wir es seit längerer Zeit sahen; Posten, Landkutschen und Fuhrwerke aller Art rollen hin und her und bringen Abwechslung in eine ziemlich öde und einförmige Gegend, welche, der Mark Brandenburg nicht unähnlich, aus Sandboden und Kiefernwald besteht.

Aber über die Spitzen dieses Waldes, schon von ferne her ragt es wie Zinnen; Türme, Kuppeln steigen empor, und eine große Stadt verkündigt ihre Nähe – Stolz von Deutschland, Krone von Franken, Wohnhaus der Künste – edles


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