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Mariaburghausen,

jetzt eine königliche Domäne, früher Zisterzienser-Nonnenkloster, hat einen schönen, geräumigen Hof, und in einem der Gebäude, welches jetzt wirtschaftlichen Zwecken dient, ist die ehemalige Kirche noch an Pfeilern, Spitzbogen und wohlgeordneten Säulen zu erkennen. Unter den Fenstern dieser Kirche lauscht die Sage eines Vorgangs, der einst hier stattgehabt haben soll, und der Leser verzeihe, wenn wir ihr unser Ohr leihen.

Am markgräflichen Hof zu Bayreuth befanden sich drei Edelknappen, Söhne vornehmer Vasallen des Würzburger Hochstifts, und alle drei waren liebenswerte Jünglinge. Gerold, der Erstgeborene des Grafen von Kastell, zählte neunzehn Jahre, Giso von Steinau, einer Witwe Einziger, war achtzehn, und Kunz von Giech war noch jünger. Lustig lernten sie das Waffenhandwerk unter dem ritterlichen Fürsten Casimir, als die Kunde von dem Bauernaufstand in der Nähe ihrer Heimat und von der Annäherung verschiedener Rebellenheere gegen dieselbe zu ihnen drang. Da litt es sie nicht mehr in der glänzenden Hofstadt. Fort wollten sie, um sich an die Seite ihrer Väter zu stellen, die Ihrigen zu verteidigen oder ihr Schicksal zu teilen. Der Markgraf lobte diesen Entschluß und entließ sie, wohlausgerüstet auf starken Rossen und von reisigen Knechten begleitet. Aber die Zeiten waren übel, schon brannte der Aufruhr in hellen Flammen durch die Maintäler, bewaffnetes Landvolk zog auf allen Straßen und fiel mordend über jeden her, der ein adeliges Kleid und gespornte Stiefel trug. Nach manchem Strauß sahen die drei Edelknaben sich genötigt, Rosse und Diener zu verlassen, Federbarett, Schwert und Silberküraß von sich zu legen und – um nur weiterzukommen – einen schlechten Bauernkittel über ihre samtenen Wämser zu werfen.

So verkleidet gelangten sie in die Gegend von Haßfurt und Mariaburghausen, denn sie wollten zunächst auf das Schloß Zabelstein, das nur wenige Stunden von da entfernt ist und auf einer der letzten westlichen Höhen des Steigerwalds liegt, und wo Kunz' Vater, Graf Hans von Giech, als bischöflicher Schloßvogt hauste. Aber das ganze Maintal, von Schweinfurt bis Eltmann, war angefüllt von wildem, kriegerischem Getöse, und als die Jünglinge aus dem Wald traten, der ihnen bis jetzt noch die Aussicht in das Tal entzogen hatte, erblickten sie dieses wimmelnd von Scharen, von bewaffneten Haufen, von Wagen, Stieren und Rossen; die Fluren waren mit Zelten bedeckt, die sich von Dorf zu Dorf fortpflanzten, und von den Kirchtürmen aller Dörfer flatterten Fahnen. Trompeten schmetterten, die Heerespauke rasselte dumpf zwischen Büchsenschüssen, die von Zeit zu Zeit fielen, und an verschiedenen Orten wirbelten Rauchsäulen empor, entweder von Wachfeuern oder von brennenden Gebäuden. Die drei Edelknaben stutzten, als sich ihnen dieser Anblick bot, sie sahen das vereinigte Bauernheer vor sich und die Gefahr, unter diesen Umständen durch das Tal und über den Strom zu gelangen; zugleich aber auch winkte ihnen im Gold der Abendsonne die hohe bischöfliche Feste, der Zabelstein, das vorläufige Ziel ihrer Pilgerfahrt und ihrer Mühen. Kunz jubelte laut auf, als er des Schlosses ansichtig wurde, wo der Vater hauste und die weichen Mutterarme ihn umfangen würden; auch Gerold und Gyso, wenngleich ihre Heimat noch um einige Stunden weiter entfernt war, jubelten und vergaßen auf einen Augenblick die Nähe des Feindes.

Aber schon waren sie in dessen Bereich, und seine Vorposten hatten sie bemerkt und riefen sie an. Sie sollten Auskunft geben, woher sie kämen und wohin sie wollten. Solches taten sie, so gut sie es vermochten. Doch ermangelten sie vielleicht der nötigen Vorsicht und Verstellung bei den Antworten, die sie erteilten; war es ein mutwilliges Lächeln, welches dabei um ihre hellen Gesichter spielte, oder der Adel ihrer schlanken Gestalten, den selbst die Hülle grober Leinwand nicht ganz verbarg, oder die weiße, weiche Hand, worin sie den Knotenstock führten – genug, der bäuerische Vorposten faßte Verdacht, erklärte sie als Gefangene und sandte sie unter starker Begleitung über den Fluß in das Quartier seiner Hauptleute, Hans Luft und Klunk von Budeleben, damit diese sie weiter vernähmen. Das Quartier aber war das Nonnenkloster zu Mariaburghausen, und es sah innerhalb des langen Hofs hier weniger still und friedlich aus als heute. Die Gefürchtetsten und Schlimmsten unter dem ganzen Heer, die sogenannte Schwarze Rotte, Rothenburger Bauern unter ihrem Anführer Hans Luft und dessen Waibel Klunk, hatten das Kloster und seine Umgebung inne. Geschrei, Gesang, Fluchen, wilder Lärm erfüllten Hof und Gebäude. Feuer brannten im ersteren, es wurde gekocht, gebraten, geschlachtet und aus angebohrten Fässern gezecht. Von Zeit zu Zeit ließen sich weiße Gewänder hinter den Pfeilern der Kreuzgänge, auf den Treppen, selbst im Hof erblicken, es waren die Gestalten der Nonnen, welche bei dem raschen Einfall des Heeres nicht Muße gehabt hatten, die Flucht zu ergreifen, und jetzt durch Preisgebung der Klostervorräte und Schätze, durch eifriges Entgegenkommen und durch Dienstleistungen aller Art versuchten, ihre Gäste bei Laune zu erhalten und wenigstens die Zerstörung ihres Gotteshauses abzuwenden: ein Werk, worin die Schwarze Rotte geübt war.

In diesen Hof nun traten die verkappten Junker mit ihrer Begleitung jetzt unfreiwillig ein, und sowenig die Haufen schmausenden und zechenden Gesindels in Waffen, an denen sie vorübergeführt wurden, ihnen gefielen, so unerwartet war die gute Aufnahme, die sie bei dem Hauptmann und seinem Unterbefehlshaber fanden. Beide schienen trunken vom Wein und zu genauen Untersuchungen wenig aufgelegt; nach kurzem Examen, wobei Luft sein Wohlgefallen an so kräftigen Burschen, wie die Fremden sich zeigten, ausgesprochen hatte, lud er sie ein, bei ihm zu bleiben, unter seinem Fähnlein zu dienen und vorderhand sich zu ihm niederzusetzen an das Feuer und sich gleich ihm mit Speis und Trank zu erquicken. Das letztere taten die Jünglinge so unbefangen als möglich. Während sie auf Strohbündeln und umgestürzten Gefäßen saßen und, um nicht befragt zu werden, selbst viel redeten, schwatzten und auch den Becher nicht verschmähten, den bald eine rohe Faust, bald die zarte Hand einer Novize ihnen darbot, wurde die Aufmerksamkeit auf ein Getöse gelenkt, das vom äußeren Hoftor her sich näherte. Ein Trupp von den »Schwarzen« kam unter wildem Geschrei heran, etwas umringend, das man noch nicht zu unterscheiden vermochte. Jetzt zeigte es sich: es war ein Weib mit einem weinenden Knäblein auf dem Arm, das mit Mühe die vielen Angriffe von sich wehrte, womit seine rohe, mit Messern und Äxten bewaffnete Umgebung es ängstigte.

»Heda, Leuterer! Das altdeutsche Wort für Lieutenant. Klunk von Budeleben!« hieß es, als der Haufe dem Lagerplatz des zweiten Befehlshabers nahe gekommen war. »Schau hier das Weibsbild mit dem Baalskindlein, das wir eine halbe Stunde weit weg im Gehölz fingen. Es hat sich durchschleichen wollen, war verirrt und ist nicht richtig mit ihm. Den Buben her, Hexe! Laß sein feines Hemdlein schauen.« Damit wollte der, welcher gesprochen hatte, dem Weib, das bürgerlich gekleidet war wie die Frauen kleiner Städte, den etwa zweijährigen Knaben vom Arm reißen, in der Absicht, ihn dem Leuterer Klunk näher zu bringen, aber jene hielt das Kind fest an ihren Busen gedrückt.

»Laßt mich!« rief sie. »Ich gebe mein Kind nicht vom Arm.«

»Wo bist du her?« fragte Klunk mit barscher Stimme, während aller Augen sich auf die Frau und den Haufen richteten, der sie umgab.

»Aus dem Reich, lieber Herr«, entgegnete sie zitternd, »und nach Haßfurt gedachte ich zu einer Base mit meinem Kleinen zu eilen, weil es bei uns Kriegsnot gibt.«

»Recht so!« rief der Leuterer. »Krieg muß sein überall. Und dein Name, Weib?«

»Sara Betheimin«, war die Antwort, »eines Schuhmachers Wittib, und dieses Knäblein ist mein Letztgeborener.«

»Glaubt's nicht! Sie belügt Euch!« rief einer der Bauern. »Man muß ihr den Leib aufschneiden und den Buben zerschmettern an der Mauer. Er ist eines Adeligen Brut! Betrachtet nur dieses Leinengewebe. Alle Teufel sollen mich holen, wenn das eines Schuhmachers Kind ist – ich selbst bin ein Schuhmacher und ...«

»Was hast du?« fragte in diesem Augenblick der Junker von Steinau den erbleichenden Gerold, welcher ihm krampfhaft den Arm drückte.

»Es ist«, erwiderte dieser, zu seinem Genossen gewandt, leise und mit bebenden Lippen, ohne daß es die Bauern bemerkten, welche mit dem Weib beschäftigt waren, »es ist mein Bruder Kuno mit seiner Amme.«

»Unmöglich!« flüsterte jener erschrocken. »Wie käme er hierher? Du täuschst dich, Gerold.«

»Wollte Gott! Aber was glaubt Ihr? Werde ich mein Brüderlein nicht kennen und die getreue Sara? Wie sie hierherkommt, wissen die Heiligen. Mir ahnt ein Unglück, Bruder.«

Sie fuhren rasch auseinander, um durch ihr leises Reden keinen Verdacht zu erregen. Unwillkürlich starrte Graf Gerold nach dem Knaben und dessen Trägerin hin, welche fortfuhr, bei ihrer Seelen Seligkeit zu beteuern, daß sie eine schlichte Bürgersfrau und das Kind das Ihrige sei, als jetzt zufällig ihr Blick dem starr auf sie gerichteten Auge des Edelknaben begegnete. Das Wort versagte ihr, mitten in der Rede hielt sie inne, sie zuckte zusammen, und es hätte nicht viel gefehlt, daß sie das Kind zu Boden fallen ließ. Doch ermannte sie sich mit sichtlicher Anstrengung, gab ihrem Blick eine andere Richtung, und indem sie sich selbst wegkehrte, um nicht gezwungen zu sein, abermals nach dem Sohn ihrer Herrschaft hinüberzuschauen, den sie trotz seiner Verkleidung erkannte, winkte sie ihm unmerkbar zu, daß er sich ruhig verhalte. Es war eine schwere Aufgabe für den Jüngling, der keine Furcht vor Gefahr kannte, sobald ihn diese allein betraf; aber jetzt mußte er seinen und seines Hauses kleinen Liebling, das Herzblatt seiner gräflichen Mutter, in dieser erblicken, und zwar in drohender, denn das Geschrei und der Tumult der Bauern wuchsen mit jeder Sekunde, und die Amme hatte kaum noch Kraft genug, sich und den Kleinen vor den Angriffen zahlloser Fäuste zu schützen, welche gewaltsam nach dem letzteren langten. Mit der einen Hand das Kind verteidigend, preßte sie es mit der anderen fest an sich, und da auf ihre Worte nicht mehr gehört wurde, brach sie in ein lautes Hilfegeschrei aus.

Das war mehr, als Gerold mit bis dahin behaupteter Ruhe und Fassung anzuschauen und zu hören vermochte. Jede andere Rücksicht vergessend, sprang er vor, riß einem der ihm zunächst Stehenden das Messer aus dem Gürtel und stürzte sich, alles auf die Seite stoßend, zu dem bedrängten Weib. »Zurück!« rief er mit einer Löwenstimme. »Zurück, wem sein Leben lieb ist! Was wollt ihr von diesem schuldlosen Kind, was von diesem Weib? Ich dulde es nicht, daß ihr sie antastet. Zurück!«

»Ach, mein Heiland!« klagte die Amme, sich vergessend und vor ihm auf die Knie sinkend. »Junker Gerold, beschützt mich und Euer Brüderlein! Nach Schloß Stollberg sollte ich es tragen zum Großvater, weil Schloß Kastell verbrannt ist – ich kann nicht mehr.«

Ihre Arme sanken schlaff zurück; der Knabe glitt von ihrer Brust zu Gerolds Füßen auf den Boden, und diesen Augenblick benutzte ein furchtbar aussehender bärtiger Mann, nach ihm zu greifen; er packte ihn bei den zarten Beinchen, ehe Gerold es verhindern konnte, und indem er ihn emporriß, brüllte er: »Da seht ihr's, Genossen, Adelsbrut, Verräterei, verkappte Junker unter uns, niederträchtige Kundschafter vom Zabelstein. Äxte herbei! Schlagt sie zu Boden!« Zu gleicher Zeit tat er zwei Schritte nach einem steinernen Pfeiler, der den Kreuzgang stützte, holte mit seinem Arm aus und machte eine Bewegung, als wolle er den Knaben dagegenschleudern und an der Mauer zerschellen; in demselben Augenblick aber hatte Gerold, ihm nachspringend, ihn von hinten gepackt und stieß ihm das Messer bis an das Heft in die Brust. Ein hervorsprudelnder Strahl dunkelroten Blutes ergoß sich, der Mörder taumelte, ließ seine Beute fallen, stürzte brüllend in die Knie.

Dies sehen und ausbrechen in rasende Wut war für den Haufen das Werk eines Augenblicks. Wie heulende Wölfe stürzten die »Schwarzen« auf Gerold, den Urheber so großen Frevels.

»Zu Hilfe, Freunde!« rief dieser, mit dem Rücken gegen den Pfeiler gelehnt und sich verteidigend mit jeder Waffe, der er habhaft werden konnte, während Sara den betäubten Knaben ergriff und mit ihm zu den Füßen einer Nonne eilte, welche im Kreuzgang erschien.

Giso und Kunz ließen sich nicht zweimal rufen. Trotz der Übermacht hatte jeder sich einer Axt bemächtigt und stürzte in das Gedränge, sich Bahn brechend zu dem dicht umringten Freund. Hinter ihnen schloß sich der Kreis wieder, der sich in weniger als einer Minute zu einem kämpfenden, wütenden Mordhaufen gestaltete. Spieße, Messer und Beile klirrten über seinen Häuptern und fielen in tödlichen Schlägen nieder. Klagegeschrei erhob sich und verstummte, und bald rieselten unter den Füßen der Kämpfer Bäche von rauchendem Blut hervor über die Steine.

Der Haufe hielt plötzlich in seiner Wut inne und teilte sich. Da lagen die drei Jünglinge unter dem Pfeiler hingestreckt, aus tiefen Wunden strömte ihr Leben dahin oder war schon entflohen. Gerolds Antlitz küßte den Boden, aber seine weit ausgestreckten Arme schienen noch sterbend nach dem Bruder gelangt zu haben. Kunz von Giech lag über einem getöteten Feind, jedoch selbst nicht mehr atmend, die offene Brust von zahlreichen Messern zerrissen – ach! er war fast unter den Mauern der Burg gefallen, wo Vater, Brüder und Reisige in Menge das Schwert gezückt haben würden, sein junges Leben zu schützen. Gisos Haupt, ganz hintenüber gesunken auf die Schultern, war erbleicht, aus seinen Locken aber rieselte das Blut; sie verbargen und deckten in ihrer weichen Fülle die klaffende Todeswunde, von der Schärfe eines Beils geschlagen. Drei hoffnungsvolle Sprößlinge edler Stämme lagen ermordet, herausgerissen aus dem blühenden Dasein, am Boden, und diejenigen, welche sie gefällt hatten, standen mehrere Minuten lang schweigend da und schienen eine Art von Ehrfurcht vor einem so rühmlichen Ende zu empfinden. Die Rohesten unter den »Schwarzen« waren still; niemand beleidigte die Leiber der Gefangenen, niemand schalt sie, niemand fluchte ihnen, sie ruhten in dem heiligen Frieden des Todes!

Aber Sara, die Amme, kam und warf sich über Gerold. Sie schlug ihre Brüste, raufte ihr langes Haar, goß Ströme von Tränen über ihm aus und machte ihrem Herzen in lauten Klagen und Verwünschungen Luft. »O ich Unglückseligste«, schrie sie, »was habe ich getan! Um den Kleinen zu retten, den meine Brüste gesäugt, habe ich diesen Großen geopfert. Wie soll ich wieder vor das Antlitz meines Grafen, meiner Gräfin treten! Ihr Unmenschen, ihr Mörder, ihr Höllengeister, wohnte denn kein Funke Mitleid in euch?« Dann fuhr sie leiser fort, ihr Antlitz auf die Schulter des Toten geneigt: »Gerold, Graf Gerold, allerliebster Junker, erwacht doch um Gottes willen! Die Mutter sitzt daheim unterm Nußbaum seit vier Tagen mit den Töchtern, weil wir kein anderes Obdach mehr haben – unterm Nußbaum, Es ist geschichtlich, daß die Gräfin vier Wochen unter einem solchen Baum an der äußersten Pforte des zerstörten Schlosses Kastell wohnte., lieber Junker, liegt sie siech und krank bei Tag und Nacht, und der Vater ist fort gen Würzburg, dem Bischof zu Hilfe, und unsere Schlösser sind zu Asche geworden. Erwacht doch, Junker Gerold, und tröstet die Mutter in ihrem Kummer, sie muß ja sterben, wenn Ihr dahin seid, ihr Erstgeborener! O Jammer! O Weh!«

Aber er erwachte nicht. Die Nonnen trugen die Leichen der Jünglinge in ihre Kirche und ließen sie in der Gruft begraben.

Es mochte fast ein Jahr vergangen sein, und der Bauernkrieg war zu Ende, da erschienen eines Tages drei blasse, schwarz gekleidete, tieftrauernde Frauen im Kloster von Mariaburghausen oder in dessen übriggebliebenen Trümmern, geleitet von einigen Nonnen und der armen Sara. Im Hof hielten Rosse mit schwarzen Decken und Sänften und Wagen und reisige Knechte. Es waren die Mütter der ermordeten Edelknaben, welche kamen, um ihre Söhne zu holen. Aber nicht an ihre liebenden Herzen und in ihre zärtlichen Arme, sondern nur in die Gruft ihrer Ahnen.

Dies ist die Sage, welche an der Kirchenwand von Mariaburghausen ihr melancholisches Geflüster erhebt, das wohl geeignet sein dürfte, jeder Mutter eine Träne zu entlocken. Da wir aber nicht wissen, ob ihr zu trauen sein dürfte, noch mit Bestimmtheit sagen können, daß sie wirklich existiere – denn eine Sage ist ein sehr unsicheres Wesen –, so verlassen wir den ehemaligen Nonnensitz, schiffen auf der Fähre nach


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