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der Baunachgrund,

so benannt nach dem Flüßchen Baunach, welches ihn durchströmt und bei dem Flecken gleichen Namens in den Main fällt, zugleich mit der Itz, wodurch jener schiffbar wird. Ebern, der Sitz eines Landgerichts, eine jener steinernen, wohl ummauerten, getürmten, vielzackigen, aber kleinen Städte, womit Franken übersät ist – geharnischte Zwerge dürfte man sie nennen –, bildet ziemlich den Mittelpunkt des Tals, das außerdem fast gänzlich Besitztum zweier Brüder, der Freiherren von Rottenhan, ist, deren stattliche Schlösser und Wohnsitze Rentweinsdorf und Eyrichshofen, von schönen Parks umgeben, der Stolz und die Zierde des Baunachgrundes sind. Aber noch eine andere Zierde erhebt sich über demselben in den großartigen und prächtigen Trümmern zweier Stammschlösser von einst mächtigen Geschlechtern, welche noch blühen, ohne jedoch einen Schimmer jenes Glanzes gerettet zu haben, der sie in früheren Jahrhunderten, bis in die Mitte des letztverflossenen, umgab. – Der Lichtenstein, dessen Ansicht wir nachstehend geben, krönt den östlichen Beginn der hohen Bergkette, die mit steilem Abfall nach Süden das Tal begrenzt; eine gute Stunde davon in westlicher Richtung schaut der Altenstein mit seinen malerisch abgebrochenen Mauern und schönen Fensterwölbungen, Toren und Türmen, welche noch überall die Spuren architektonischer Pracht an sich tragen, bleich wie der Geist einer längst entschwundenen Vergangenheit, in die blühende Gegend hinab. Beide Schlösser wurden im Bauernkrieg Opfer der Zerstörung, von ihrer dereinstigen Größe aber zeugen ihre weitläufigen und herrlichen Trümmer. Der Altenstein ist noch jetzt Eigentum der Familie, die seinen Namen führt und in dem am Fuß seines Berges gelegenen Pfarrort Pfaffendorf ein neueres Schloß bewohnt. Der Lichtenstein dagegen kam in späteren Zeiten durch Kauf an den Grafen von Rottenhan zu Merzbach.

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Der Altenstein

Letzterer Ort, ein großes Dorf mit einem gräflichen Schloß, liegt im Itzgrund, und man gelangt vom Baunachtal auf einer neuen, über die Berge geführten Kunststraße dahin. Weithin leuchten die weißen Wände des Merzbacher Grafenschlosses, welches, wie Rentweinsdorf, mit einem schönen Garten terrassenförmig umgeben ist, während wohlhabende Dörfer zu seinen Füßen ruhen und gleich jenem das glückliche Verhältnis zwischen Adel und Volk beurkunden – ein Verhältnis, das in Franken öfter erscheint und wohl geeignet sein dürfte, die Ideen der neueren Zeit mit dem Feudalismus zu versöhnen. In kaum stundenweiter Entfernung liegen hier seine Residenzen, eine grenzt an die andere, Grafenschloß reiht sich an Grafenschloß, und wo träfe man zu gleicher Zeit stattlichere und schönere Dörfer, angebautere Fluren und eine dem Anschein nach zufriedenere Bevölkerung?

Tambach, Sitz des Standesherrn, Reichsgrafen von Ortenburg, nur anderthalb Stunden von Coburg entfernt, war früher ein Klosterhof der Abtei Langheim und wurde als solcher zu Anfang dieses Jahrhunderts für gut genug erachtet, die Residenz einer soeben mediatisierten, souveränen Familie zu werden und ihr zum Äquivalent ausgetauschter Besitzungen an der Donau zu dienen – eine Tatsache, die zugleich einen Begriff von dem Reichtum fränkischer Abteien abgeben kann.

Das Schloß zu Tambach ist von Quadersteinen mit architektonischen Verzierungen gebaut. Das kolossale Standbild irgendeines Heiligen oder eines Prälaten, den goldenen Krummstab in der Hand, schmückt sein Vestibül, und es hat drei Flügel, die jedoch nicht alle gleichmäßig ausgebaut sind. Die Wohnungen der Beamten des kleinen Gebietes, das neunzehn Dörfer in sich faßt – freundliche, heitere Häuser mit ihren Gärten –, umgeben das Schloß und bilden den Ort. Westlich von Tambach beginnt das sogenannte


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