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Gestorbenes Erz

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß meine Träne rinnt
zuweilen, wenn ferne das Läuten
der Glocke, der Glocke beginnt.

Die Sonne umhüllt sich mit Rosen
und taucht ins Schilf am Ried,
die Wellen, die leisen, die losen,
sie flüstern ins heilige Lied.

Die Wellen, die Gräser, die Föhren,
sie lauschen rings umher.
Die Menschen, sie lieben und hören
die Glocke, die Glocke nicht mehr.

Es geht, ein verlassener Armer,
ihr Ton durchs öde Land:
Er predigt vom großen Erbarmer,
den Gott aus dem Himmel gesandt.

Er predigt das Licht und den Frieden,
den Christus hat gebracht,
denn wieder gebietet hienieden
der grausame Krieg und die Nacht.

Du hallende, dröhnende Klage
am stillen Gotteshaus;
du Geist der vergangenen Tage,
dein Reich der Versöhnung ist aus!

Wohl hast du zu Grabe geleitet
manch müdes Menschenherz,
nun ist auch dein Hügel bereitet,
du armes, gestorbenes Erz.


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