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Blätterfall

Er kommt heran mit leisem Schritte
in stiller Nacht
und hat umreift so Baum als Hütte,
eh du erwacht.

Du öffnest deiner Pforte Riegel
und trittst hinaus,
Reifsilber blinkt um Wald und Hügel
und um dein Haus.

Noch stehen dicht belaubt die Bäume.
O still, o still,
wer nicht die letzten Frühlingsträume
verscheuchen will.

Von Blatt zu Blatte tönt hinüber
ein trübes Wort:
Der Lenz, das Leben ist vorüber,
wir müssen fort!

Und ach, die Sonne, die sonst immer
das Licht gebracht,
sie bringt mit ihrem goldnen Schimmer
uns heut die Nacht.

Da steigt sie eben durch die Föhren
am Waldessaum,
schon fallen leise Silberzähren
von Strauch und Baum.

O halte deine güldnen Sohlen,
o bleibe stehn,
daß wir noch einmal Atem holen
und dann vergehn.

Doch wie die Blätter alle klagen,
sie hört es nicht
und hebt wie sonst den güldnen Wagen
und spendet Licht.

Sie kommt mit heißen Flammenbächen,
so hell, so rot,
sie will des Winters Siegel brechen
und bringt den Tod.

Da klingt die alte Wehmutsweise
durchs weite All,
und in die Laute raschelt leise
der Blätterfall.


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