Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vierundfünfzigstes Kapitel

In welchem der Held der Geschichte einen Freund wieder findet und sehr angenehme Neuigkeiten erfährt.

Eugen Stillfried hatte auf jenen Abend, wo er seine Schwester wieder gefunden, eine recht unruhige Nacht gehabt. Er träumte viel und schwer, und wenn wir sagen, daß durch diese Träume häufig die Gestalt des Justizrathes Werner schritt, so wird uns der geneigte Leser glauben, daß es keine angenehme Bilder waren, die seinen Geist beschäftigten. Auch seine Schwester sah er häufig aber nicht lebend, doch auch nicht todt, sondern das blasse Marmorbild aus der Kapelle schwebte bei ihm vorüber und schaute ihn mit einem unaussprechlich traurigen Blicke an.

Es war schon spät am Morgen, als er nun endlich erwachte, und Herr Sidel hatte schon Bett und Zimmer verlassen. Eugen kleidete sich an, und kaum war er damit zu Ende, so trat der lustige Rath in's Zimmer, der sich schmunzelnd die Hände rieb und überhaupt von der besten Laune zu sein schien.

Der frische klare Herbstmorgen, der freundliche Schein der Sonne, der in Millionen Thautropfen blitzte und warm zu den Fenstern herein drang, ließ auch Eugen bald die finstere, bittere Nacht vergessen, um so mehr, da er sich mit Freuden alles dessen erinnerte, was er gestern erlebt und erfahren.

»Ich habe schon eine ganze Menge Rapporte angehört,« sagte der lustige Rath, »und Bericht erstatten müssen über den Schuß, der gestern Nacht auf uns gefallen. Der Förster mit ein paar Jägern hat die ganze Nacht in der Umgegend gestreift und glaubt, daß es Wilderer gewesen seien, die – Gott mag wissen, aus welcher Ursache – auf uns geschossen. Von Räubern und dergleichen hat man hier seit undenklichen Zeiten nichts gehört; doch soll das Terrain drüben jenseits des Schlosses, die stundenlangen Wälder dicht an der Grenze prächtige Schlupfwinkel für Wilddiebe abgeben. Uebrigens wird man die Aufmerksamkeit verdoppeln und wahrscheinlich in den nächsten Tagen die Bekanntschaft jener unbefugten Jägersleute machen.«

»Solche Streifereien,« entgegnete Eugen, »sind immer unangenehm. Es ist traurig, daß sich Menschen bei diesen Veranlassungen gegenseitig wie jagdbares Wild betrachten und ohne Ueberlegung auf einander schießen. Und das geschieht bei solchen Fällen meistens. Wer den Anderen zuerst sieht, wer am schnellsten zum Schuß kommt und dabei seines Zieles gewiß ist, bleibt Sieger. Ich bin einmal hart mit dabei gewesen.«

»Böses Gewerbe bringt bösen Lohn,« meinte Herr Sidel, »und jenen Menschen, die so freundlich waren, uns gestern Abend eine Kugel zuzuschicken, wünsche ich auch nicht viel Gutes. – Apropos!« fuhr er nach einer Pause fort, »um zehn Uhr ist Probe von Hans Sachs. Hast du deine Rolle schon angesehen?«

»Ich wahrhaftig nicht,« bemerkte Eugen. »Ueberhaupt muß ich dich versichern, daß ich alle Lust verloren habe, noch ferner Komödie zu spielen, und ich glaube es wäre das Beste, wenn wir uns mit dem Direktor auf eine vernünftige Art abfänden.«

»So dachte ich auch,« antwortete Herr Sidel, »und habe auch schon in dieser Richtung mit dem Prinzipal gesprochen. Er bedauert es sehr, zwei so außerordentliche Talente zu verlieren; doch stellte ich ihm dafür eine klingende Stellvertretung in Aussicht, die ihm sehr annehmbar erschien.«

»Also hast du uns losgekauft?« fragte Eugen.

»Uns Beide – ja,« sagte der lustige Rath, »aber nicht den Herrn Hannibal. Merkwürdiger Weise findet der Direktor einiges Talent in ihm, und da wäre es doch grausam, ihn einer künftigen ehrenvollen Laufbahn zu entziehen.«

»Gewiß,« meinte Eugen; »und ich sehe schon im Geiste, wie er für die Verräthereien, die er an uns begangen, hier einer harten Strafe entgegen läuft.«

Herr Sidel war aufgestanden und ging händereibend im Zimmer auf und ab, gab auch sonst noch so unverkennbare Zeichen von Heiterkeit von sich, daß Eugen aufmerksam wurde und ihn fragte, was ihm denn so Angenehmes begegnet sei.

»Ja, das hätte ich bald vergessen!« antwortete Herr Sidel vergnügt lachend. »Wie kann man auch so gedankenlos sein! Und ich kam deßhalb gerade hieher, um es dir anzukündigen – wir haben Besuch erhalten.«

Dabei sah er seinen Freund pfiffig lächelnd von der Seite an.

»Besuch?« fragte Eugen. »Und am Ende aus der Residenz?«

»Eben daher,« antwortete der lustige Rath. »Doch ich höre ihn schon an der Thüre. Eugen, du wirst überrascht sein.«

Eugen war auch in der That erstaunt über diese Worte seines Freundes, und als nun in diesem Augenblicke mit einem Stocke dreimal heftig an die Thüre geklopft wurde, blickte er betreten dorthin, auf's Höchste gespannt, wer in der langsam sich öffnenden Thüre erscheinen würde.

Diese öffnete sich Zoll um Zoll mit einer erschrecklichen Langsamkeit, und als sie nun endlich offen stand und sich der Eintretende in seiner ganzen Gestalt präsentirte, als Eugen diesen erkannte, konnte er sich nicht enthalten, demselben mit einem lauten Ausruf der Freude und der Ueberraschung entgegen zu eilen.

Es war sein Arzt, Doktor Wellen, der sich so unverhofft hier eingestellt hatte.

»Da findet man euch also?« rief dieser, indem er dem jungen Manne herzlich die dargebotene Hand schüttelte. »Jenseits der Grenze, in einem kleinen Neste, als reisender Schauspieler!«

»Wohin uns der Zufall verschlagen,« entgegnete Eugen lachend. »Doktor, bei meinem bekannten unsteten Lebenswandel kann und darf Sie das in der That nicht wundern. Sie wissen, ich habe von jeher dergleichen Extratouren geliebt. – Aber unbegreiflich ist es mir, wie Sie, Ihre Kranken verlassend, sich hieher verlieren konnten.«

»Das ist einfach erklärt,« sagte Doktor Wellen. »Die Stadt ist in diesem Augenblicke so außerordentlich gesund, daß wir Aerzte fast gar nichts zu thun haben. Nebenbei wissen Sie auch wohl, junger Mensch, daß mein großer Ruf schon längst über die engen Grenzen unseres kleinen Landes drang und daß man mich zuweilen weithin berufen hat.«

»Und dieses ist auch jetzt der Fall?«

»Versteht sich!« versicherte wichtig der Arzt. »Ich hatte in einer kleinen Stadt hier in der Nähe zu thun, und da ich zufälliger Weise eine Spur von Ihren Fahrten erhielt, so konnte ich es mir nicht versagen, einen kleinen Umweg zu machen, um Sie hier zu sehen, sowohl als Menschen wie auch als Künstler.«

»Was das letzte anbelangt, so werden Sie nicht viel Freude erleben. Meine dramatische Laufbahn ist bereits beendigt; ich fühlte wohl, daß ich dazu kein Talent hätte.«

»Auch dazu nicht einmal?« sagte der Doktor mit komischem Erschrecken. »Was soll am Ende noch aus Ihnen werden?«

»Lassen wir das jetzt!« entgegnete Eugen. »Lieber Doktor, sprechen wir ein vernünftiges Wort. Setzen Sie sich auf den Ehrenplatz, in dieses alte Sopha, nehmen Sie sich eine gute Cigarre und erzählen Sie mir genau und umständlich, wie es bei uns aussieht, ich schmachte nach Neuigkeiten.«

»Das kann ich mir denken.« sagte der Doktor, indem er es sich auf dem Sopha bequem machte. »Ich bringe Ihnen auch keine Hiobsposten; im Allgemeinen sind meine Nachrichten ganz gut.«

Und nun erzählte er dem freudig aufhorchenden jungen Manne, was der geneigte Leser bereits weiß, von den Begebenheiten im Hause am Marktplatz und dessen Umgebung, von dem plötzlichen Tode der Frau Schilder, von der Flucht der beiden Brüder und zuletzt von der Aufnahme, welche Katharina bei der alten Staatsräthin gefunden.

Bei der letzten Nachricht schaute Eugen jubelnd in die Höhe, und er fühlte, daß sein Geschick anfange, sich freudig zu wenden.

Darauf erzählte er dem bewährten Freunde von dem gestrigen Abenteuer auf dem Schlosse, und daß er so unverhofft seine Schwester wieder gefunden.

Doktor Wellen vernahm dies mit der größten Aufmerksamkeit und war auf's Höchste überrascht von diesem seltsamen Zusammentreffen. Ja, die Nachricht, daß jenes junge Mädchen, welches man bis jetzt für die Tochter des Verwalters gehalten, Eugens Schwester sei, wirkte so heftig auf ihn, daß er aufsprang und mehrmals hastig im Zimmer auf und ab ging.

»Hier also wurde sie erzogen?« fragte er nach einem längeren Nachdenken. »Dieses Mädchen ist es? – Das ist ein merkwürdiges Zusammentreffen! – Ist Ihnen denn gar nichts eingefallen, wie Sie hieher kamen? Hat Sie der Ort und das Schloß da oben an gar nichts erinnert?«

»O, an sehr viel, an die wilde Rose und an die Kapelle droben, von der Sie uns einstens erzählt.«

»Es ist unbegreiflich, wie sich die Wege der Menschen oft kreuzen! Sie können sich denken, wie begierig ich darauf bin, die junge Dame zu sprechen.«

»Sie werden sie traurig finden,« sagte Eugen ernst. »Sie weiß Alles.«

»Was weiß sie?« fuhr der Doktor auf.

»Nun, daß er todt ist, daß er fern von ihr starb, daß sie ihn nie wieder sehen wird.«

»Ja so!« entgegnete Wellen, indem er sich rasch umwandte und an das Fenster trat zu Herrn Sidel, der eifrig in die Gegend hinaus schaute.

»Sie bleiben doch ein paar Tage bei uns?« fragte Eugen nach einer Pause.

»Heute – vielleicht morgen noch,« sagte der Doktor, »Werden Sie mir die Honneurs von Schloßfelden machen? – Kann ich vielleicht eine Vorstellung der berühmten Truppe sehen, welche so glücklich war, Sie als Mitglied zu besitzen?«

»Das wird schwer angehen,« meinte der lustige Rath, »da heute Abend nicht gespielt wird. Doch wollen wir für Ihre Unterhaltung bestens sorgen. Wenn es dem würdigen Präsidenten angenehm ist, könnten wir vielleicht ein Filial der Leimsudia errichten, um den Einwohnern Schloßfeldens beizubringen, was in der Residenz Sitte und Gebrauch ist.«

»Das wäre auch nicht so übel,« lachte der Doktor. »Vor allen Dingen aber will ich heute Vormittag auf das Schloß, um mich dort ein Bischen umzusehen.«

»Dahin will ich Sie begleiten!« sagte Eugen lebhaft, worauf der Doktor erwiderte:

»Sie wissen, mein lieber Freund, ich habe so meine eigenen Gänge, und wenn Sie mir es nicht übel nehmen würden, so zöge ich es vor, das erste Mal allein hinauf zu gehen. Mich vor allen Anderen hat das Schicksal jenes Freiwilligen lebhaft interessirt, und ich mochte deßhalb den Ort, wo er gearbeitet, geliebt und gelitten, vorerst allein ansehen. Wollen Sie mir aber zwei Zeilen an Ihre Schwester mitgeben und mich damit als den einführen, der ihr die genauesten Nachrichten von dem Verlorenen mittheilen kann, so wäre ich Ihnen sehr dankbar dafür.«

Eugen that gern, wie ihm der Doktor geheißen, setzte sich an den Tisch und schrieb ein paar herzliche Zeilen an Rosalie, worin er ihr den Doktor Wellen empfahl und schließlich versprach, nach Tische ebenfalls hinauf zu kommen.

Damit ging der Doktor fort, und Herr Sidel übernahm es, ihm den Weg längs der Kapelle zu zeigen.

Eugen blieb allein zurück und dachte über das nach, was er von seinem Freunde gehört. Das Benehmen der Mutter gegen Katharina erfüllte ihn mit dem innigsten Danke, und er ging mit sich zu Rathe, ob er dieses Gefühl schriftlich in herzlichen Worten ausdrücken solle. Er warf auch schon einige Zeilen an die Mutter auf das Papier; doch konnte er nicht mit sich darüber einig werden, ob und wie er des Wiederfindens der Schwester erwähnen solle. Der Doktor war ihm zu schnell hinweg gegangen, und er mochte nichts in dieser Angelegenheit ohne den Rath des erfahrenen Mannes thun, der alle Verhältnisse so genau kannte. Jetzt schien es ihm räthlich, der Mutter Alles zu schreiben, dann hielt er es für besser, selbst nach der Heimath zurück zu kehren und die Angelegenheiten des Hauses ganz in seine Hand zu nehmen. Dann beschloß er wieder dem Rathe des Doktors zu folgen, der ja ohnedies morgen nach der Stadt zurück kehren wollte und der ihm Briefe und Aufträge am besten besorgen würde.

So verging der Vormittag. Herr Sidel war längst zurückgekehrt und hatte mit dem Direktor die besten Bedingungen verabredet, unter welchen es derselbe für sehr gerathen fand, nicht auf der bedungenen achttägigen Kündigung des Kontraktes zu bestehen. Was Herrn Hannibal anbelangte, so war in dem Vertrage ein geheimer Artikel, der den Direktor verpflichtete, diesen würdigen Diener und angehenden Künstler zu behalten; und zugleich wurde demselben angerathen, ihn nöthigenfalls mit äußerster Strenge zu behandeln und ihn so zu einem nützlichen Mitgliede der menschlichen Gesellschaft zu erziehen. Der getreue Pierrot hatte keine Ahnung von den Veränderungen, die sich ergeben, und trotzdem er nicht ohne Hoffnung war, das Herz der blonden Thusnelde zu rühren, so seufzte er doch nach dem Ende seiner Künstlerlaufbahn und sah es als eine fürchterliche Strafe an, von dem heftigen, unerbittlichen Direktor in den täglich sich wiederholenden Proben so unnachsichtig abgerichtet zu werden.

Als Eugen Nachmittags auf den Schloßberg hinaufstieg – er ging den hinteren Weg – fand er Rosalien, ihn erwartend, auf der oberen Terrasse. Sie eilte ihm freudig entgegen, hängte sich an seinen Arm und zog ihn zu einer kleinen Bank, die, unter Blumen versteckt, die Aussicht auf die dichten Wälder ließ, welche das alte Schloß auf der östlichen Seite umgaben.

Das Auge des jungen Mädchens glänzte freudig; sie legte ihre Hand in die seinige und blickte ihn lange mit unaussprechlichem Vergnügen an.

»Ich bin glücklich, daß du nicht traurig bist, meine liebe Schwester; du hast heute wieder Unangenehmes erfahren; nicht wahr, mein armes Kind?«

»Unangenehmes?« fragte sie sonderbar überrascht. Doch dann setzte sie, sich plötzlich besinnend, hinzu: »ach ja, du hast Recht; ich habe heute viel erfahren.«

»Also du sprachst den Doktor Wellen?« fragte Eugen. »Er übergab dir meinen Brief?«

»Ja, ich erhielt ihn,« sagte sie. »Ach Eugen!«

»Was geschehen ist, ist geschehen,« entgegnete er und drückte herzlich ihre Hand. »Der Doktor wußte diese traurige Geschichte besser als ich. Er ist einer meiner besten Freunde; ich will mit ihm überlegen, was für dich und mich zu thun ist. Vielleicht schreibe ich noch heute der Mutter, vielleicht kehre ich morgen selbst nach der Stadt zurück.«

»Thu das nicht!« sagte Rosalie erschrocken. »Bleib in meiner Nähe, verlaß mich nicht! Der Vater erhielt heute wieder einen Brief; ich fürchte, daß ich in den nächsten Tagen, vielleicht heute, morgen schon deiner Hülfe nothwendig bedarf.«

»Wer schrieb ihm?« fragte Eugen überrascht.

»Das weiß ich nicht,« antwortete Rosalie. »Aber sie werden kommen in den nächsten Tagen, das ist ganz gewiß. Und wenn du alsdann nicht da bist, so bin ich verloren. Der Vater kann mich nicht schützen. Du weißt ja, Eugen,« fuhr sie dringender fort, »sie wollen mich verheirathen, mich verheirathen mit einem mir gänzlich fremden Manne, während ich doch ihn liebe und nicht vergessen kann.«

»Und das soll so bald geschehen?«

»Schon in den nächsten Tagen,« antwortete Rosalie und legte den Kopf auf seine Schultern. »Wenigstens werden sie hieher kommen, um Alles in Richtigkeit zu bringen.«

»Wer hat dir das gesagt?«

»Der Vater.«

»Und wer wird kommen? – Die Mutter auch?«

»Das wußte er noch nicht genau. Auf jeden Fall aber der Geschäftsmann der Mutter, der schon einige Mal hier war; ein ernster Herr. Obgleich er gegen mich große Freundlichkeit bewies und recht liebevolle Worte zu mir sprach, so konnte ich doch nie rechtes Zutrauen zu ihm fassen; ja, es war mir unheimlich, so lange er da war.«

»Und sprach er Besonderes mit dir?« fragte der Bruder.

»Nein, das nicht,« entgegnete Rosalie. »Er sagte nur, daß er innigen Antheil an mir nehme, daß er mich von Kindheit an gekannt, daß er mein Bestes wolle; und als er zuletzt hier war, meinte er unter Anderem, es sei nothwendig, mich zu verheirathen; ich würde dann dieses einsame Schloß hier verlassen und nach der Residenz kommen, wo es viel heiterer und angenehmer sei. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, daß ich nicht die Tochter des Vaters sei, wie ich bis jetzt geglaubt, und deßhalb beachtete ich seine Reden nicht viel. Doch sind sie setzt so traurig zur Wahrheit geworden, und gewiß, Eugen, ich muß verzweifeln, wenn du mir nicht hilfst.«

»Sei ruhig, mein Kind,« antwortete dieser nach längerem Nachdenken; »vor allen Dingen muß ich mit deinem Pflegevater sprechen und mit dem Doktor Wellen, der vielleicht noch auf dem Schlosse ist.«

»Ich glaube, er ist schon nach Schloßfelden zurückgekehrt. Er suchte dich, und obgleich ich ihm sagte, du würdest gewiß hieher kommen, eilte er doch hinweg.«

Eugen erhob sich von seinem Sitze, drückte der Schwester nochmals freundlich die Hand, indem er ihr versicherte, es könne gewiß noch Alles gut werden, und als sie bei diesen Worten so gläubig zu ihm aufblickte, konnte er eine tiefe Rührung kaum bemeistern.

Er führte sie nach dem Schlosse zurück, nahm einen herzlichen Abschied von ihr und eilte in's Dorf hinab, den Doktor Wellen aufzusuchen.


 << zurück weiter >>