Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte. Ausgabe letzter Hand
Johann Wolfgang von Goethe

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An Tischbein

Erst ein Deutscher, dann ein Schweizer,
Dann ein Berg- und Tal-Durchkreuzer,
Römer, dann Napolitaner,
Philosoph und doch kein Aner,
Dichter, fruchtbar allerorten,
Bald mit Zeichen, bald mit Worten,
Immer bleibest du derselbe
Von der Tiber bis zur Elbe!
Glück und Heil! so wie du strebest,
Leben! so wie du belebest,
So genieße! laß genießen!
Bis die Nymphen dich begrüßen,
Die sich in der Urne baden
Und aufs freundlichste dich laden.

An Denselben

Alles, was du denkst und sinnest,
Was da der Natur und Kunst
Mit Empfindung abgewinnest,
Drückst du aus durch Musengunst.
Farbe her! Dein Meisterwille
Schafft ein sichtliches Gedicht;
Doch, bescheiden in der Fülle,
Du verschmähst die Worte nicht.

An Denselben

Für das Gute, für das Schöne,
Das du uns so reichlich sendest,
Möge jegliche Kamöne
Freude spenden, wie du spendest!
Möge dir, im nordschen Trüben,
Aller Guten, aller Lieben
Reine Neigung so bereiten,
Überall dich zu begleiten
Mit des Umgangs trauter Wonne,
Wie im heitern Land der Sonne!

An Denselben

Statt den Menschen in den Tieren
Zu verlieren,
Findest du ihn klar darin
Und belebst, als wahrer Dichter,
Schaf- und säuisches Gelichter
Mit Gesinnung wie mit Sinn.
Auch der Esel kommt zu Ehren
Und yaht uns weise Lehren.
Das, was Buffon nur begonnen,
Kommt durch Tischbein an die Sonnen.


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