Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte. Ausgabe letzter Hand
Johann Wolfgang von Goethe

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Der Edelknabe und die Müllerin

Edelknabe

Wohin? Wohin?
Schöne Müllerin!
Wie heißt du?

Müllerin

Liese.

Edelknabe

Wohin denn? Wohin,
Mit dem Rechen in der Hand?

Müllerin

Auf des Vaters Land,
Auf des Vaters Wiese.

Edelknabe

Und gehst so allein?

Müllerin

Das Heu soll herein,
Das bedeutet der Rechen.
Und im Garten daran
Fangen die Birnen zu reifen an,
Die will ich brechen.

Edelknabe

Ist nicht eine stille Laube dabei

Müllerin

Sogar ihrer zwei,
An beiden Ecken.

Edelknabe

Ich komme dir nach,
Und am heißen Mittag
Wollen wir uns drein verstecken.
Nicht wahr, im grünen vertraulichen Haus –

Müllerin

Das gäbe Geschichten.

Edelknabe

Ruhst du in meinen Armen aus?

Müllerin

Mitnichten!
Denn wer die artige Müllerin küßt,
Auf der Stelle verraten ist.
Euer schönes dunkles Kleid
Tät mir leid
So weiß zu färben.
Gleich und gleich! so allein ists recht!
Darauf will ich leben und sterben.
Ich liebe mir den Müllerknecht;
An dem ist nichts zu verderben.


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