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Zehntes Kapitel

Adjunkt Hallin schlug den Weg zum Ratskeller nach der Unterredung mit seiner Frau keineswegs so fröhlich ein, wie er vor kurzem noch von seinem Bruder nach Hause gekommen war. Seine heitere Laune war ganz weg; und er ging eigentlich bloß, weil er nicht gern umkehren mochte. Wäre nicht Pastor Simonson daheim gewesen – er wäre wahrhaftig zu Hause geblieben. Aber so schämte er sich, einen Fremden zum Zeugen seiner Niederlage werden zu lassen.

Die Luft war schwer und kalt. Grau und wolkig hing der Himmel über der Stadt. Als der Adjunkt die Lange Straße hinab ging, sah er, wie hinter der Brücke, wo die Straße endet, die Wolken sich ganz zusammenschlossen. Ab und zu fuhr ein scharfer Windstoß einher. Die grauen und roten Holzhäuser sahen feucht aus. Der Schnee, der auf der Straße lag, war an vielen Stellen ganz überdeckt von Schmutz und Unrat.

Die ganze Stadt sah zu dieser Tageszeit aus, als hätte alles, was Leben und Atem hat, sich in die Häuser zurückgezogen. An dem einen oder andern Fenster zeigte sich neben dem angelaufenen Straßenspiegel ein haubengeschmücktes Altfrauengesicht, das eifrig nach den Ereignissen draußen ausspähte. Ein kleines Stück vor sich bemerkte der Adjunkt den Laternenanzünder. Er trug eine Leiter, die er an jeder Laterne aufstellte; dann kletterte er hinauf, und gleich darauf glimmte eine gelbe Flamme durch die Dämmerung, beleuchtete Straße und Häuser und warf da und dort ihren Schein in ein Zimmer, in dem die Menschen saßen und warteten, bis das Erscheinen des Laternenmanns das Zeichen gab, daß die offizielle Dämmerstunde zu Ende und es Zeit war, die Lampe anzuzünden. Die haubenumrahmten Gesichter hinter den Spiegeln bewegten sich, und die alten Augen wurden lebendiger, wenn sie den kleinen Mann in seinem grauen Kittel und der Mütze langsam die Leiter emporklimmen und die Gaslaternen von Gammelby anstecken sahen.

Es war für den Adjunkt ein ganz besonderes Vergnügen, die Arbeit des Laternenmanns zu verfolgen, auf der Straße stehenzubleiben und zuzusehen, wie die Lichter sich entzündeten, eins nach dem andern, im Zickzack, erst auf der rechten Seite, dann auf der linken, die ganze Lange Straße hinunter, bis die gelben Flammen sich in einer langen Zickzacklinie bis zur Brücke hin zogen, hinter der das Dunkel anfing.

Auch jetzt blieb er eine Weile stehen und sah zu, wie die Flamme in der Dunkelheit aufloderte und ihren zuckenden Schein über Straße und Häuser warf.

Da fühlte er, wie eine Hand ihm von hinten her auf die Schulter schlug. Es war Professor Kumlander, der ihm mit seiner langen Nase ins Gesicht schnüffelte.

»Guten Abend, Hallin!« sagte er. »Du kommst doch auch heut?«

»Ja«, erwiderte der aus seinen Betrachtungen gerissene Adjunkt. »Beabsichtige es wenigstens. Bist du denn noch nicht dort?«

Professor Kumlander war nämlich im allgemeinen keiner von denen, die zu einem Zechgelage zu spät kommen. Heut aber sah er aus wie einer, der gewichtige Gründe zum Zuspätkommen hat. Sein Gesicht trug einen verschämten und gleichzeitig befriedigten Ausdruck. Und in der Art, wie er den Kollegen betrachtete, lag etwas jungenhaft Verschmitztes. Er schlug mit seinem Stock aufs Pflaster und schnaubte ein paarmal sehr ausdrucksvoll.

»Ich habe so meine Gründe!« sagte er.

Adjunkt Hallin sah noch immer gänzlich unbeeindruckt aus und begriff augenscheinlich nicht, worauf der andere hinaus wollte. Jetzt aber ward für Professor Kumlander die Versuchung zu stark. Mit einer Miene, die zwischen Verschämtheit und Selbstzufriedenheit schwankte, sagte er: »Eigentlich sollt' ich ja nichts sagen, eh' wir dort sind. Aber weißt du – meine Frau hat heut ein Mädelchen gekriegt!«

Der Adjunkt mußte es wohl nicht ganz schicklich finden, in lautes Gelächter auszubrechen, obwohl ihm das am nächsten lag. Jedenfalls aber sah er sehr erheitert aus. Er wußte, heut gab es einen lustigen Abend, einen, von dem man noch wochenlang zehren konnte. Wenn bei Kumlanders wieder ein Töchterchen angelangt war, – das war eine Freude für das ganze Lehrerpersonal und auch für die Schüler. Acht Jahre war der Professor verheiratet. Und jedes Jahr kriegte er ein Mädchen, und bei jedem Mädchen hatte er, all die acht Jahre her, sich gewünscht, es möchte ein Junge sein. Er rechnete es immer ganz genau aus, daß es diesmal ein Junge sein müßte. Ganz fest war er davon überzeugt; es war überhaupt gar nicht anders möglich. Alle Wahrscheinlichkeiten sprachen dafür, daß es diesmal ein Junge war. Es gab da so gewisse Anzeichen, die die Hebamme beobachtet hatte. Und der Professor flüsterte seinem Nebensitzer ein paar Worte ins Ohr. Und kurz – es war so gut wie sicher.

Und jedesmal war es ein Mädchen.

Fünfmal war es jetzt schon so gegangen. Immer war der Professor ganz unerschütterlich in seinem Glauben, immer war er gleich mitteilsam und vertrauensvoll den Kollegen gegenüber, immer ward er betrogen und immer hoffte er gleich unverdrossen auf mehr Glück das nächstemal. Weshalb es auch unter den Kollegen zum stehenden Scherz wurde, Kumlanders könnten bloß Mädchen kriegen.

Diesmal genierte er sich aber doch ein bißchen. Er wußte, heute würde es über ihn hergehen! Und mag man noch so gutmütig sein, – ein bißchen peinlich ist so was doch.

Der Adjunkt bezwang einstweilen seine Lachlust noch und fragte nur boshaft: »Na, wie ist's denn? Achte hast du jetzt, was?«

»Quatsch!« sagte der Professor gutmütig. »Ich bin doch überhaupt erst acht Jahre verheiratet.«

Und lachend gingen die beiden Herren die Ratskellertreppe hinab.

Daß die Herren grade heute abend zusammenkamen, das hatte Professor Hallin zuwege gebracht. Er hatte niemand gesagt, warum; denn der »Anlaß« sollte eine Überraschung sein. Er hatte es nur eingerichtet, daß sie alle sich an diesem Abend treffen wollten, so viele von denen, die zu einem lustigen Abend gehörten, er überhaupt zusammentrommeln konnte. Daß bei Kumlanders etwas erwartet wurde, hatte er durch seine Frau erfahren. Seitdem hatte er nach besten Kräften seine Vorkehrungen getroffen. Gradezu gefiebert vor Unruhe hatte er beim Gedanken, es könnte doch möglicherweise ein Junge sein. Das hätte ja den ganzen Spaß verdorben. Vormittags war Professor Kumlander nicht in der Schule gewesen; und Professor Hallin hatte sich in einer der Pausen die Nachricht zu verschaffen gewußt, daß das große Ereignis stattgefunden hatte. Er hüpfte vor Freude, als er hörte, daß das Kleine ein Mädchen war. Professor Kumlander pflegte jeden Abend um sieben Uhr auf ein Stündchen zum Abendschoppen in den Ratskeller zu gehen; und daß er an einem so wichtigen Tag nicht ausbleiben würde, war ziemlich sicher.

Als darum Hallin und Kumlander jetzt zusammen in das kleine Nebenzimmer traten, fanden sie vor dem Sofa einen langen Tisch, auf dem heftig dampfende Groggläser winkten, und um den Tisch den ganzen Kreis der älteren Lehrer versammelt. Es mochten alles in allem etwa zehn Personen sein.

Da saß Doktor Björkén, ein langer, hagerer Magister, dessen Adlernase in dem üppigen Bart fast begraben war. Daneben Professor Eneman, ein kleiner, fetter Herr mit Glatze und Brille. Seine Augen fuhren beständig nach allen Seiten umher, als fordre er den Beifall seiner Nebensitzer heraus, und um seine Lippen lag ein Lächeln, das bezeugen sollte, daß ein guter Witz bei ihm stets eine gute Statt finde. Da saß der lustige alte Svartengren, ein alter Junggesell, der bloß die Augen zu verdrehen brauchte, um alle Welt zum Lachen zu bringen. Er saß da und zog die Mundwinkel vor Lachen bis an die Ohren, während sein unmäßig dicker Bauch sich wie ein Berg vom Tischrand zur Brust emporwölbte. Da saß Magister Barfoot, ein brünetter Mann mit schwarzem Spitzbart und dem Monokle im Auge. Er war ein Misanthrop und nur aus Versehen in die Gesellschaft geraten. Auf dem Sofa saß Professor Hallin, und hinter ihm waren Professor Bruhns gewaltige Figur und noch ein paar andere sichtbar.

Professor Hallin hatte »den Anlaß« schon mitgeteilt. Er war frühzeitig gekommen und hatte seine Truppen um sich versammelt. Als darum Kumlander in der Tür erschien, erhob sich die ganze Gesellschaft und verbeugte sich ernsthaft.

»Wir gratulieren!«

»Danke! Die Herren sind sehr aufmerksam!« erwiderte der Theologieprofessor.

»Wie geht's der Frau?« fragte Professor Hallin.

»Und der Kleinen?« fiel Professor Eneman ein und machte eine liebenswürdige Bewegung mit seiner fetten, kleinen Hand.

»Mutter und Kind befinden sich den Umständen gemäß!« antwortete der glückliche Vater mit erzwungenem Ernst.

Professor Hallin schob sich vor und umarmte den Festhammel.

»Und wie viele spendierst du heut? Sieben doch wohl, der Übereinstimmung halber! Sieben? Was?«

»Den Teufel werd' ich!« antwortet der unglückliche Kumlander in einem solchen Brustton der Überzeugung, daß ein allgemeines Gelächter sich erhob. »Spendier' doch du, wenn dich danach gelüstet!«

Professor Bruhn betrachtete die Kollegen mit einem gutmütigen Lächeln, etwa wie ein Erwachsener auf Kinder herunterblickt, deren Vergnügen er nicht stören will.

»Können wir das nicht ebensogut im Sitzen abmachen?« sagte er.

Jetzt machte man Raum für Kumlander. Er mußte auf den Ehrenplatz. Auf das Sofa gehörte er.

Er sah auch ganz so aus, als fühle er sich als Held des Tages. Die Aufmerksamkeit, die einen andern in Verlegenheit gesetzt hätte, genierte ihn nicht im geringsten. All die Scherze genierten ihn höchstens in der Phantasie. In Wirklichkeit freute ihn diese ganze Hänselei, die so grob, so alles andere eher als zartfühlend war, weit mehr, als wenn man ihn ernst genommen hätte. Als er jetzt zwischen die Professoren Eneman und Hallin gesetzt wurde, sah er ordentlich strahlend aus und mischte sich seinen Grog mit einem Selbstgefühl, als wäre er ein junger Ehemann, der sein Erstgeborenes feiert.

Es war eine Freude zu sehen, wie Professor Kumlander seinen Grog braute. Mit welch vergnügter und gleichzeitig wichtiger Miene er die Zuckerstücke in der Hand wog, eh er sie ins Glas warf. Wie dicht er das Glas an das Licht hielt, um ja genau zu sehen, daß er auch nicht zuviel, aber ja auch nicht zuwenig einschenkte. Genau einen Viertelzoll über das Geschliffene hinaus mußte es sein. Und der Zucker mußte zergehen. Kein noch so winziges Stückchen durfte zurückbleiben; sonst sah es trüb aus. Wenn dann die Mischung klar war, goß der Professor langsam und bedächtig den Kognak zu, und wenn das Getränk die richtige braune Färbung hatte, schmunzelte er übers ganze Gesicht, nahm sein Glas mit einer liebkosenden Bewegung in die Hand und sagte: »Jetzt, glaub' ich, kann man das Gesöff trinken. Prost!«

Und er führte es mit prüfender Miene an die Lippen. Ja, es war recht. Ein winziger Tropfen Kognak noch, dann war's noch besser. Und dann ein langer, wollüstiger Zug aus dem dampfenden Glas.

Einen Augenblick war es still um den Tisch. Kumlander sah sich um mit einem Gesicht, als fühle er die Verpflichtung, etwas zu sagen.

»Tja – es ist wieder ein Mädchen geworden!« sagte er.

Natürlich platzte die ganze Gesellschaft los. Durch den Lärm hindurch hörte man Professor Hallins lärmendes, klingendes Lachen. Aber alle übertönte Bruhns gewaltiger Baß.

Dann erhob sich Professor Hallin. Alles verstummte. Er faßte sein Glas und bat ums Wort.

»Meine Herren!« begann er mit gut gespieltem Pathos, »lassen Sie uns einen Augenblick gemeinsam andächtigen Herzens das wichtige Ereignis betrachten, das uns heute hier zusammenführt. Wir dürfen es ja wohl, ohne allzu indiskret zu erscheinen, bei Namen zu nennen. Unserem Freund Kumlander ist ein Töchterchen geboren.

Hierbei ist vor allem zu beachten, daß ein Töchterchen ihm geboren ist, mit andern Worten, daß ihm kein Junge geschenkt ward. Wenn ich daran erinnere, so tue ich es in der Hoffnung, es möchte dies auf unseres Freundes Kumlander Gefühle in keiner Weise verletzend wirken. Es soll dies keineswegs ein Mißtrauen in eine Fähigkeit ausdrücken, von der wir schon oft genug zu leuchtende Beweise empfangen haben, als daß wir Zweifel in sie setzen dürften.«

Ein kurzes Gelächter bezeugte, daß die Zuhörer dem Vortrag mit Interesse folgten.

»Es wird indessen behauptet,« fuhr der Redner fort, »daß unser Freund Kumlander mit dieser Tatsache nicht völlig einverstanden ist. Er findet es eintönig und wünscht sich Abwechslung. Doch, meine Herren, die Geschichte lehrt uns, daß rascher Wechsel gefährlich ist, und daß man unter allen Umständen gut daran tut, sich an das zu halten, was man die ›historische Kontinuität‹ nennt.«

Diese witzige Wendung wurde nur von Professor Bruhn gewürdigt, der Bravo schrie.

»Da nun alle plötzlichen Übergänge als im höchsten Grad gefährlich bezeichnet werden müssen, so möchte ich bei dem Anlaß, zu dessen Feier wir hier zusammengekommen sind, auf einen Umstand hinweisen, der für unsern Freund Kumlander als ein ganz unbestreitbarer Vorteil zu betrachten ist. Ich habe gesagt, das Bemerkenswerte bei dieser Sache sei, daß Kumlander Vater eines Töchterchens geworden ist. Aber ich möchte zugleich noch einen zweiten beachtenswerten Umstand betonen – nämlich, daß er Vater eines Töchterchens geworden ist, das heißt nicht Vater von zweien oder dreien oder gar vieren!« (Bravo!)

»Tja, man kann ja nie wissen! Und man muß zugeben – besser ist besser. Meine Herren! Man spricht von Shakespeare, von seiner schöpferischen Kraft, Frauentypen zu gestalten! Aber was ist das gegen Professor Kumlander? Darum, meine Herren, schlage ich vor, daß wir auf das Wohl unseres Freundes Kumlander trinken! Und zugleich mit den herzlichsten Wünschen für das Wohlergehen seiner Frau und des kleinen Neugeborenen wage ich die Hoffnung auszusprechen, es möge dies nicht das letztemal sein, daß wir aus diesem Anlaß hier versammelt sind!«

Professor Kumlander stieß mit dem Redner an und dankte ihm.

»Danke dir, Hallin! Aber ich hoffe trotzdem, daß der Anlaß nächstesmal ein anderer sein wird!«

Und indem er einen tüchtigen Schluck Grog nahm, setzte er sich wieder auf seinen Platz und zwinkerte vergnügt mit den Augen.

»Nächstesmal wird es ein Junge!« sagte er. »Dafür will ich, hol's der Kuckuck, schon sorgen!«

Jetzt ward das Gelächter geradezu zu einem Tumult. Dies prahlerische Versprechen war es ja, was man hatte aus ihm herauslocken wollen! Auf den Augenblick hatte Professor Hallin ja nur gewartet! Seit zwei Tagen schon hatte er sich darauf gefreut, und als es endlich so weit war, kannte sein Entzücken keine Grenzen. Er stand auf und schrie, halb erstickt vor Lachen:

»Prost, Kumlander! Sag' das noch einmal!«

»So ist's recht, Kumlander!«

»Nur nicht nachgeben!«

Es war wie eine Bande von losgelassenen Schuljungen. Alle schrien durcheinander, voller Freude und Ausgelassenheit. Die Feststimmung des Augenblicks ließ all die kleinen Widerwärtigkeiten des Tages vergessen, den Arger, die Sorgen, die Einförmigkeit ihres Lebens, den Überdruß an diesem Leben, den so manche hegten, die unbezahlten Rechnungen, Schulden, Kautionen und Wechsel!

Nach einer Weile schlug Professor Hallin auf den Tisch und rief nach heißem Wasser. Ringsum wurden die Groggläser geleert und wieder frisch gefüllt.

Die Unterhaltung war jetzt allgemein geworden. Professor Eneman hielt Kumlander am Rockaufschlag fest und erzählte mit strahlenden Augen und lebhaften Gesten eine Geschichte, die sich bei der letzten Stadtratssitzung ereignet hatte. »Denk', das haben sie gewagt – dem Bürgermeister gegenüber! Hahaha! Das tut ihm gut!« Professor Hallin unterhielt sich mit Barfoot, der bitter und satirisch war. »Tja, wenn's mit rechten Dingen zuginge auf der Welt, da wär' manch einer an einem ganz andern Platz!« Und der Magister berichtete zum zehntenmal von den Beiträgen zur Flora der Umgegend, die er aus seiner vieljährigen Praxis heraus einem Stockholmer Professor geliefert hatte.

»Und wer hat die Ehre davon? Wer, frag' ich?«

Mit der brennenden Zigarre im Mund, und den dampfenden Grog vor sich, saß Professor Bruhn ganz allein, schaukelte sich in seinem Stuhl hin und her, und durch die gewaltigen Tabakswolken, die er von sich blies, schimmerte die mächtige Denkerstirn über einem Paar freundlich blickender, tiefliegender Augen. Dann geriet man aufs Gebiet der Anekdoten. Magister Björkén machte den Anfang. Schüchtern und unsicher, fast als fürchte er sich vor seiner eigenen Stimme, begann er eine Geschichte aus seiner Studienzeit zu erzählen. Dabei leuchteten seine Augen so hell und fröhlich über dem dichten Bart, als lebe er die glücklichen Tage der Jugend noch einmal durch, und als er fertig war und alle lachten, sah er vor sich nieder und nickte mit einem kleinen Lächeln: »Ja, das waren frohe Tage, damals! Was war man da für ein Kerl! Und was ist man später geworden!«

Jetzt fingen alle an, Studentengeschichten zu erzählen. Eine um die andere kamen sie; alte, wohlbekannte Anekdoten, die die meisten kannten und in denen oft der oder jener der Anwesenden eine Rolle gespielt hatte, zogen herauf mit ihrer Erinnerung an eine entschwundene Zeit, mit ihren heiteren Jugendstreichen, mit dem ganzen unwiderstehlichen Jugendrausch, ihren wundervollen, starken Eindrücken! Sie zogen vorüber, eine um die andere, keiner wog seine Worte, keiner machte sich Gedanken über das, was er sagte. Ein ganzes Jahrzehnt Upsala lebte wieder auf. Jeder hatte diese oder jene hervorragende Persönlichkeit gekannt, die jetzt eine Stellung im Lande einnahm, und jeder wußte Geschichten von ihr zu berichten, Geschichten, zu denen sich keiner von ihnen in nüchternem Zustand hätte bekennen mögen. Es war ganz merkwürdig, wie aufgeknöpft die alten Schulfüchse sein konnten. Wenn der eine aufhörte, fing der andere an. Ja, das waren freilich andere Zeiten gewesen! Herrgott, wie man sich verändert hatte, und wie die Jahre vergangen waren, fast ohne daß man es gemerkt hatte! Aber im Herzen waren sie doch noch alle Studenten, alte, fröhliche, ehrliche Bursche, solang sie lebten!

Und was die alten Namen alle für frohe Erinnerungen und Gelächter weckten: die St.-Eriksgasse, das Gustavianum, der Karolinenhügel und der Schloßberg, die Königsau und Fjärdingen, Åkersten und Novum, Hof und Dragarbrunn. Es waren oft recht ärmliche kleine Anekdoten. Aber sie wurden trotzdem mit größter Genauigkeit und Ausführlichkeit erzählt. Alle kannten ja die Orte, wußten von den Personen, und alle hörten all die alten Dinge immer wieder gern. Am meisten erzählte Professor Hallin. Er erzählte zu famos und hatte ein Gedächtnis, ganz was Merkwürdiges von Gedächtnis! Hatte er eine Anekdote erzählt, so kam ein anderer mit einer neuen. Aber jede zweite Anekdote erzählte doch Professor Hallin.

Dazwischen stieß irgendeiner sein Glas auf den Tisch und rief: »Prost! Es lebe der Festhammel!«

»Wir dürfen doch ›den Anlaß‹ nicht vergessen! Prost, Kumlander! Sollst wachsen und blühen und gedeihen!«

Und dann lachten alle, daß es in der Stube widerhallte!

Adjunkt Hallin fühlte sich ganz unbändig wohl. Er hatte den Meinungsaustausch mit seiner Frau und Pastor Simonson und die Abendandacht, die ihn bei solchen Gelegenheiten daheim erwartete, ganz und gar vergessen. Er gehörte zu denen, die in einer großen Gesellschaft ungemein lebendig werden, die aber selber nicht viel reden, sondern meist still dasitzen und sich an der allgemeinen Heiterkeit freuen, mit ihren Nachbarn sich ganz lebhaft unterhalten, aber nie über den Tisch weg schreien. Er lachte über die Anekdoten, stieß mit Kumlander an, redete mit Bruhn über seinen Sohn und trank viele Groge. Und fühlte sich dabei unendlich wohl und war unbändig vergnügt. Als Professor Hallin – mit Rücksicht auf die allseitig nicht besonders glänzenden Kassenverhältnisse – vorsichtig anfragte, ob man sich zum Abendbrot einen Sherry gestatten oder lieber sich mit Bier und dem »Appetitschnäpschen« begnügen wolle, war der Adjunkt der erste, der die Lippen spitzte und, dem Bruder lustig zublinzelnd, antwortete: natürlich müßte Sherry her. Heut sei doch ein Festtag. Worauf er laut auflachte, mit Kumlander anstieß und darauf in einem Auge sein Glas Grog leerte.

Er war ein ganz anderer Mensch hier. Nicht mehr der unnatürlich barsche Lehrer, der sein cado und caedo durch die Klasse schrie, nicht mehr der um seine Würde ängstlich besorgte Vater, der aus Eitelkeit die Heiterkeit im Familienkreis eindämmte, nicht mehr der bedrückte Familienversorger, der sich mit ängstlichen Gedanken an unbezahlte Rechnungen und drängende Gläubiger herumschlug. In diesem Augenblick war Adjunkt Hallin frei von allem, was ihn in langen, langen Jahren zu dem lebensmüden, überanstrengten Menschen gemacht hatte, der er für gewöhnlich war, so frei, als existierte das alles gar nicht. Er war in diesem Augenblick weiter nichts als einfach ein Mensch, ein Mensch, der den Staub des Alltags von sich abgeschüttelt hat. Und in solchen Stunden sind wir Menschen ja so liebenswürdig, vertrauend, offenherzig und gemütlich.

Während des Abendessens zog Professor Eneman den Adjunkten in eine Ecke und teilte ihm mit, wie wohl er sich in Gammelby fühle.

»Wirklich, eine so prächtige alte Stadt! Und heut hab' ich das Gefühl, als wär' ich überhaupt hier geboren. Mit knapper Not hab' ich mich heut abend frei machen können. In zwei Häusern war ich zu Mittag eingeladen, und auch zu heut abend war ich schon versagt.«

Und Professor Eneman lachte voll innigster Befriedigung, während er den Rest Büchsenhummer aufaß, den er auf seinem Teller hatte.

Professor Bruhn war den ganzen Abend über bei merkwürdig guter Laune gewesen. Er paßte sonst nicht in größere Gesellschaft; denn er besaß den Fehler, sich immerfort an den lächerlichen und kleinlichen Seiten anderer Leute zu stoßen. Seine große Rechtschaffenheit hatte ihm in seiner Karriere oft im Weg gestanden und ihm mehr als einen bösen Streich im Leben gespielt. Er pflegte oft mit einem Sarkasmus mitten in die Unterhaltung zu platzen, der viel zu ernst war, um amüsant zu sein. Jetzt stieß Adjunkt Hallin sein Bierglas gegen das des Professors und sagte: »Prost, Bruhn! Es tut einem gut, zu sehen, daß du auch vergnügt sein kannst!«

»Warum sollte ich nicht vergnügt sein können?« erwiderte der mit einer Art mürrischer Freundlichkeit. »Man wird eben alt, siehst du; ganz verdammt alt wird man!«

»Du hast dich bei mir daheim schon lang nicht mehr sehen lassen«, fuhr der Adjunkt fort, um auf ein anderes Thema zu kommen.

»Hahaha!« lachte Bruhn und nahm sich ein paar Lammkoteletten auf seinen Teller, die er stehenden Fußes zerschnitt und in großen Bissen mit dem Messer in den Mund schob. »Siehst du, ich seh' wohl, daß deine Frau meine Junggesellenmanieren und meine Junggesellensprache nicht leiden kann. Es ist ganz logisch, siehst du. Wenn man sich nicht wohl fühlt im Familienleben, – na – so kann man ihm ja aus dem Weg gehen. Die Leute finden, daß ich nicht fein genug bin für sie. Da zieh' ich mich ganz einfach zurück, verstehst du. Ist im übrigen auch nichts, was man nicht verschmerzen könnte.«

Der Adjunkt sagte etwas, wie, das wäre ja doch nur Einbildung.

»Nein, du!« antwortete Bruhn. »Das bild' ich mir nicht nur ein.«

Er nahm eine gewaltige Prise und steckte dann die Daumen in seine Armlöcher, während er sich auf den Absätzen hin und her wiegte.

»Es sind keine Einbildungen, sag ich dir. Ich mach' dir und deiner Frau ja keinen Vorwurf. Wir, du und ich, können auch so zusammen sein. Und jedenfalls muß man mit seinen Besuchen den Leuten nicht zur Last fallen.«

Er faßte den Adjunkt am Arm und führte ihn, von den andern fort, in eine Ecke.

»Weiß der Kuckuck, was heut los ist mit mir«, sagte er. »Ich fühl' mich ganz verdammt mitteilsam. Muß wohl ganz viele Grogs getrunken haben. Na – also ich werd' dir was erzählen. Als ich ganz jung war, war ich einmal sehr verliebt und wollte heiraten. Sie war ein nettes kleines Ding mit blauen Augen und feinem Gesicht und kleinen Händen und all so was. Ganz verdammt fein war sie. So fein war sie, daß sie eines Tages zu mir sagte, sie könne mich nicht nehmen, weil ich ihr zu ungeschliffen sei. Hahaha! Siehst du, so geht's einem, wenn man nicht fein genug ist! Seither hab' ich mich mit schlechter Gesellschaft begnügen müssen – und schlechten Mädels. Aber es ist schon lang her!« fügte er hinzu, als fürchte er, zu sentimental zu erscheinen.

Und er ging zum Tisch zurück und goß ein Glas Sherry hinunter.

Der Tisch sah recht abgegessen aus.

»Ordentlich mit Plan und Überlegung ausgeführt!« sagte Professor Hallin zu Magister Barfoot, der durch sein Monokel aus dem linken Augenwinkel melancholische Blicke auf das Schlachtfeld warf.

Die Butterpyramide mit ihrem Gipfel von Petersilienblättern war zu einem Nichts zusammengesunken; der Kaviar zwischen den gehackten Zwiebeln war ganz verschwunden. Da und dort lagen auf einer Platte noch ein paar Scheiben kalten Fleisches, ein paar Lammkoteletten hatten sich am äußersten Rand einer länglichen Schüssel unter ein paar gedämpften Mohrrüben verkrochen; nur der Büchsenlachs und der geräucherte Aal standen noch unberührt da. Von dem frischen Lachs mit verlorenen Eiern, der vorher in feingeschnittenen Scheiben, Seite an Seite mit einem Haufen ebenfalls verschwundener Entrecotes, den Appetit herausgefordert hatte, war keine Spur mehr zu sehen. Am Rand des Tisches stand eine Schale, auf deren Grund die Überbleibsel des geschmolzenen Gefrorenen schwammen.

»Ja, essen, das kann man hier in Gammelby, dafür ist es bekannt!« sagte Professor Bruhn.

»Na, nun wollen wir lustig sein und weitermachen!« schlug Professor Hallin vor und setzte sich. »Jetzt kommt der Kaffee und der Punsch.«

Der Kaffe kam, und der Punsch kam. Und alle wurden lustig und immer lustiger. Jetzt war die Reihe an Svartengren; jetzt wurde der amüsant. Vor dem Abendessen sagte der nie viel, und während des Abendessens war er mit Essen beschäftigt. Es war nicht zu glauben, was er alles in sich hineinaß. Dafür war er aber auch, wenn man beim Kaffee und Punsch angelangt war, der Vergnügungsmeister. Das erwartete die Gesellschaft von ihm. Er konnte Hühner und Katzen und Schweine nachmachen. Er wußte allerhand Lieder und trommelte »Hör uns, Svea!« auf seinem Bauch, während er mit dem Mund die Klarinette dazu blies. Und noch eine Menge andere amüsante Kunststücke konnte er. Er war sich dessen auch wohl bewußt; und er schickte sich eben an, den Mund aufzutun, um ein paar einleitende Worte zu sagen, während er seinen dicken Bauch unter den Tisch schob. Da ging die Tür auf; und Professor Eneman, der ein bißchen auf die Straße gegangen war, um sich auszulüften, kam wieder herein. Er blieb mitten in der Tür stehen und winkte jemand, der im Korridor draußen wartete.

»Kommen Sie, junger Freund!« sagte er und fuhr mit seiner runden kleinen Rechten durch die Luft. »Wir sind lauter gute Kameraden hier, und wir vermehren und gern um einen neuen!«

Er zog den andern hinter sich her, und auf der Schwelle erschien Ernst Hallin. Er blieb verlegen stehen und legte die Hand über die Augen, als blende ihn der allzu grelle Lichtschein.

Adjunkt Hallin erhob sich sofort und trat auf den Sohn zu. Es lag eine gewisse aufgeräumte Würde in der Art, wie er es tat; und er fühlte sich stolz und froh, daß er den Kollegen den eben heimgekehrten Sohn vorführen konnte. Gleichzeitig erwachte aber auch eine unbehagliche Erinnerung in ihm. Ob seine Frau wohl zu Bett gegangen war, oder ob sie noch auf war und auf ihn wartete? Aber er scheuchte den Gedanken von sich und schüttelte dem Sohn herzlich die Hand. Professor Hallin tat es dem Bruder nach, und beide standen sie vor dem jungen Mann und plauderten mit ihm, während er seinen Überzieher ablegte. Eine Vorstellung war nicht nötig. Alle, die in dem kleinen Wirtszimmer saßen, waren Ernst Hallins frühere Lehrer. Er grüßte ziemlich linkisch und hatte dabei ein Gefühl wie ein Schuljunge, worüber er sich ein bißchen ärgerte. Dann holte er sich einen Stuhl und setzte sich. Man fragte ihn, was er trinken wolle.

»Ein Glas Punsch, wenn ich bitten darf!«

Und der Doktor der Philosophie, Svartengren, fuhr fort, wo er eben aufgehört hatte. Er wollte ein Lied singen.

Ernst betrachtete seine alten Lehrer mit einem wunderlichen Gefühl. Er war spazieren gegangen, über ein Stunde lang, als Professor Eneman ihn draußen fand und mit sich schleppte. Wilde, stürmische Gedanken hatten seine Seele erfüllt. Er wußte gar nicht, woher sie ihm gekommen waren.

Der Punsch, den er trank, wirkte belebend auf sein müdes Gehirn, und er fühlte eine wohltuende Wärme seinen ganzen Körper durchdringen. Er sah alle die Männer, die da um ihn hersaßen, der Reihe nach an und lächelte – ein Lächeln, das ihm selber fremd war. Wie sonderbar sie aussahen. Als hätte die Sonne nicht auf sie geschienen, der Sturm nicht in ihren Haaren gewühlt, der Regen nicht frisch und feucht ihr Antlitz bespült – viele, viele Jahre lang. Er sah Herren mit braunen oder grauen Bärten, mit Brillen und Kneifern, runde, dicke, fröhliche Lebemänner, magere, gelbe Bücherwürmer; eine Physiognomie, wie die eines alten Seemanns neben einer, die aussah wie die eines Pastors. Und der Trieb des Schuljungen, alles, was »Schulmeister« heißt, zu foppen, erwachte in ihm, gleichzeitig mit einer Art von Scheu; er fand, es sei doch komisch, daß er hiersaß und mit seinen alten Lehrern Punsch trank, statt wie früher in eins der Klassenzimmer zu treten. Er hätte Lust gehabt, sich wieder auf eine Schulbank zu setzen, und wenn der Lehrer hereinkäme, ihm gemütlich zuzunicken und zu sagen: So, da bin ich wieder. Mach mit mir, was du magst. An mir ist die Schulluft nicht hängen geblieben! Das Leben hat mir frische, starke Gefühle, lebendige Interessen, Willen und Kraft gegeben. Grau ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum. Komisch von dem alten Goethe, einen goldnen Baum grün zu nennen. Aber das beweist nur, daß er selber so lang wie möglich grün sein wollte. Ja, wenn er so was Ähnliches zu ihnen sagen würde! Das wäre ein feiner Anfang für seine geistliche Laufbahn!

Aber schließlich waren das nichts als Worte. Ach nein, er würde so was ja doch nie sagen! Er hatte ja nie etwas anderes gekannt, als Schulluft.

Bücherwürmer? War nicht er selber ein Bücherwurm, ärger als jeder andere, trotzdem er so jung war?

Doktor Svartengren hatte sein Lied gesungen, ein parodistisch-sentimentales Studentenlied mit lateinischen Brocken:

Stand bei der Ecke am Tore
Jung-Daphnis titiens amore.
Du böse Zauberin Natur,
Was schufst du sie so lieblich nur!«

Ernst hatte dies selbe Lied von den Freunden in Upsala gehört, und es kam ihm komisch vor, es hier, unter alten, gesetzten Männern, von denen die meisten schon graues Haar hatten, wiederzuhören. Gleichzeitig aber fing er doch an, sie mit andern Augen anzusehen, menschlich und weniger mit Studentenkritik. Sie gefielen ihm in ihrer Fröhlichkeit; er begann die unterdrückte Lebenslust zu verstehen, die sich hier zwischen vier Wänden Bahn brach, in einer engen, verrauchten Kneipe, weil die schwere Arbeit ums tägliche Brot sie hinderte, die Freude täglich zu Gast zu laden.

Professor Bruhn, den er so oft verspottet hatte, war sicher ein prächtiger Kerl. Und Svartengren, der ihm gegenübersaß, voll Befriedigung über den Beifall für sein Lied, und sich eben anschickte, ein zweites zu singen – wie seine Augen strahlten durch die Rauchwolken, die um ihn her qualmten!

Und sein Vater! Wie frei er aussah, wie lebhaft er sich bewegte, wie jugendlich seine Rede klang! Ohne sich zu besinnen, erhob Ernst sein Glas und trank mit einem Lächeln dem Vater zu. Aber im gleichen Augenblick errötete er über das Gefühl, das ihn dazu antrieb.

Der Adjunkt trank sein Glas aus und nickte dem Sohn auch zu. »Prosit, mein Junge! Das ist nett, daß du gekommen bist!«

Bis nach zwölf Uhr saß die Gesellschaft beisammen. Anekdoten wurden erzählt, Lieder gesungen. Als man endlich ans Aufbrechen dachte, erhob sich Professor Bruhn, der sonst nie eine Rede hielt, und bat die Anwesenden, den frohen Anlaß, der sie zusammengeführt hatte, nicht zu vergessen.

»Ich hoffe, alle Anwesenden werden sich mir anschließen und ein Hoch ausbringen auf Kumlander, und ihm danken, daß er so liebenswürdig war, uns den Anlaß zu diesem frohen Abend zu verschaffen!«

Das Hoch wurde jubelnd ausgebracht. Eine Viertelstunde darauf drehte die Kellnerin in dem leeren Zimmer das Gas aus.

Durch die dunkeln Straßen strebten einsame Gestalten ihren Wohnungen in den verschiedenen Teilen der Stadt zu. Und diejenigen, die um sieben Uhr am nächsten Morgen heraus mußten, schüttelten sich und hasteten vorwärts, um möglichst bald zu Bett zu kommen.

Aber man mußte ein bißchen vorsichtig sein. Denn Punkt zwölf Uhr nachts kam der Laternenmann und löschte die gelben flackernden Flammen aus, eine um die andere, die ganze Lange Straße hinunter. Es wurde dunkel; nur der Ruf des Nachtwächters störte noch das Schweigen in der schlafenden Stadt.


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