Ludwig Ganghofer
Der hohe Schein
Ludwig Ganghofer

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Ein Nachwort:

Ich widme dieses Lebenslied dem
Andenken meiner Mutter Charlotte.

Aus Zeiten, die vergangen sind, bleiben uns viele Bilder. Auch verschiedene Bilder von den gleichen Dingen und Menschen. Unter diesen verschiedenen Bildern ist eines immer das stärkste. Das drängt sich, wenn wir uns erinnern, immer zuerst an das Herz heran. So ist mir auch aus den mannigfachen Lebensphasen meiner Mutter besonders ein Bild geblieben, das sich immer, wenn ich an die Mutter denke, zuerst vor meine Seele stellt.

Da seh ich das kleine, mit schlichtem Gerät aus Eichenholz bestellte Wohnstübchen im Forsthaus zu Welden. Und es ist im Herbste, spät am Nachmittag. Der Vater ist draußen im Wald, die Mutter hat alle Arbeit des Tages in Haus und Garten erledigt und hat sich mit dem Spinnrad ans offene Fenster gesetzt. Ich bin in den Ferien daheim und sitze der Mutter gegenüber. Durch das Fenster, das von den Zweigen eines Spalierbaumes halb umschleiert ist, fällt die sinkende Sonne des Septemberabends mild und goldrot herein, in den Schoß der Mutter und auf ihre spinnenden Hände. Bei dem täglichen Schaffen im Garten hat die Sonne diese schlanken Hände ganz braun gebrannt; und vom Übermaß der Arbeit sind sie an den Gelenken und gegen die Finger hin mit Reihen von kleinen Nervenknoten bedeckt – die Mutter pflegte sie scherzend »meine Perleschnürle« zu nennen. Das Kleid seh ich nicht, nur die blaßblaue Latzschürze, die um die Mutter wie eine Glocke herum ist, und deren Schoßfalten sich beim Spinnen mit kleinen Flachsteilchen behängen, die fein in der Sonne glimmern. Der Kopf – der immer ein bißchen nickt, während der Fuß das Spinnrad treibt –, das schmale, heitere Gesicht mit den zarten Fältchen und das aschblonde, glattgescheitelte Haar ist von warmen Schatten umwoben.

So spinnt die Mutter. Und erzählt dabei. Wenn von den kleinen, munteren Geschichten eine zu Ende ist, schweigt die Mutter ein Weilchen und sieht zum Fenster hinaus, einen träumenden Blick in den ruhigen, blauen Augen, mit einem Lächeln, dessen stillen Reiz ich nicht zu schildern vermag. Und plötzlich sagt sie ein kleines, warmes, kluges Wort, das einen Gedankenpunkt hinter die erzählte Geschichte macht und einen Wink fürs Leben gibt. Lächelnd taucht sie die Finger in das Wasserkesselchen des Spinnrades, dreht den Faden flinker und fängt wieder zu erzählen an: von ihrer Kinderzeit im Odenwald, vom Urgroßvater und seinen tollen Streichen, vom Forsthaus zu Erbach, in dem sich zur Ferienzeit an die dreißig Kinder, Enkel und Urenkel, um den »Alten im Walde« zu versammeln pflegten, von ihren Mädchenjahren in Aschaffenburg; von König Ludwig I. und seinem vergnügten Hofstaat; vom Pompejanum, in dem ein Künstler sie als fliegende Genie verewigte; und von der Zeit, in der sie ihren »Gustl« kennenlernte, meinen Vater.

Als Mädchen hatte meine Mutter so silberblondes Haar, daß man sie in Aschaffenburg nur das »Schimmelche« nannte. Die ganze Stadt kannte das »Lottche Louis« und sein helles Lachen, und wenn sie über die Straße ging, sangen die Kinder:

»Charlottche, Charlottche,
Geh mit mir ins Gras,
Da pfeifen die Vögel,
Da männlet der Has!«

Wie dieses Vergangene wirklich und lebendig wurde, wenn die Mutter erzählte! Wie sie beim Erzählen alles formte, allem Toten wieder Blut gab und Seele einhauchte – das war bei ihr eine angeborene Kunst. Eine große Gesellschaft konnte sie lange Stunden so unterhalten; alles schwieg und lauschte, nur die Mutter plauderte. In späteren Jahren einmal, am Königssee, als sie schon Großmutter geworden war und an einer schweren, unheilbaren Krankheit litt – da kamen Wiener Freunde zu mir auf Besuch, Vincenz Chiavacci, Karlweis, Wilhelm Goldbaum und Ludwig Hevesi; und da begann die Mutter einmal beim Essen so zu erzählen – und um den gleichen Tisch, an dem wir das Mittagsmahl eingenommen hatten, blieben wir lauschend sitzen, bis es Mitternacht wurde; als wir lachend zur Ruhe gingen, sagte Hevesi: »Wie schade, daß man das nicht wörtlich nachstenographierte! Das wäre ein Buch geworden, an dem Tausende ihre Freude hätten!«

Wenn die Mutter erzählte, bekam alles, auch das Ernste, einen Glanz von Heiterkeit. Immer mußte man lachen, auch wenn es Tränen setzte. Hinter einem ernsten Klang rührte sich gleich wieder der schalkhafte, schlagfertige Witz, der manchmal auch vor einer gesunden Derbheit nicht zurückschreckte. Das erzählende Wort unterstützte sie durch eine lebhafte, charakteristische Mimik. Immer hatte sie das Gesicht des Menschen, den sie gerade reden ließ. Die beste Schauspielerin hätte von ihr noch lernen können. Und wenn die Mutter noch ein bißchen Maskerade zu Hilfe nahm, konnte sie sich völlig unkenntlich machen, sogar für ihren Mann. An einem Fasching, in Welden, maskierte sie sich als Fuhrmann mit blauem Kittel und Zipfelhaube, kam zum Vater in die Kanzlei, beschwerte sich über einen schlechten Waldweg und wurde dabei so grob, daß mein Vater dem Forstgehilfen die Weisung gab, den unverschämten Lümmel aus der Kanzlei hinauszuwerfen. Ein helles, wohlbekanntes Lachen öffnete dem Vater noch die Augen, bevor es zu Tätlichkeiten kam. Ein andermal sah sie, wie die alte Mutter unseres Nachbars, des Wagnermeisters, zum Dorf hinauswanderte, um Einkäufe in der Stadt zu machen; der junge Meister lief der alten Wagnerin auf der Straße nach, weil er eine Bestellung vergessen hatte. Diese paar Minuten benutzte meine Mutter, huschte ins Nachbarhaus hinüber und machte sich hinter den Kleiderschrank der alten Wagnerin. Als der Meister in sein Haus zurückkam, sah er seine alte Mutter, mit der er noch eben auf der Straße draußen geredet hatte, in der Stube hinter dem Ofen sitzen. In dem abergläubischen Schreck, den er bekam, verspritzte er alles Weihwasser, das zur Hand war, und rannte, als der Spuk nicht verschwinden wollte, schreiend zum Pfarrhof. Die Sache hätte beinah für den Verstand des Wagnermeisters böse Folgen gehabt. Der Aufklärung, die ihm meine Mutter gab, wollte der verdrehte Mensch nicht mehr glauben. Er beruhigte sich erst, als ihm meine Mutter zwei Tage später in Gegenwart der heimgekehrten Wagnerin die ganze Komödie ein zweites Mal vorspielte.

Niemand im Dorf, auch nicht der Pfarrer und seine dicke Köchin, war sicher vor solchen lustigen Streichen meiner Mutter. Aber wer im Dorf einen Helfer nötig hatte oder schwer krank lag, durfte ebenso sicher auf die Hilfe und Pflege meiner Mutter rechnen. Diese Güte und Barmherzigkeit, die sich nie mit einer halben Tat begnügte, sondern über ihre Kräfte leistete und über ihr Vermögen gab, entsprang bei meiner Mutter nicht einem leicht zu rührenden Herzen, sondern einer liebevollen Wertung des Menschen, einem Gefühl der Zusammengehörigkeit alles dessen, was Leben heißt. Wie sie barmherzig und nachsichtig gegen jedes Tier und Tierchen war, so konnte sie an einem Manschen alles begreifen, alles verzeihen. Einem moralisch oder physisch leidenden Menschen gegenüber konnte sie, wenn es zu helfen galt, allen Ekel überwinden, alle Häßlichkeit übersehen. »Ach Gottele, er bleibt doch allweil noch ein Mensch!« So lautete eines von ihren Lieblingsworten. An ihr selbst aber war alles rein klar und schön, an ihrem eigenen Wesen war kein Zug, der einer Entschuldigung bedurft hätte.

Nur einen kleinen Blutfehler hatte sie. Der äußerte sich manchmal in aufbrausendem Jähzorn, den eine Kleinigkeit entfesseln konnte. Aber dieser Sturm – bei dem wir alle, der Vater und wir Kinder, geduldig die Köpfe duckten – war immer nach ein paar Minuten wieder verflogen. Dann konnte sie vor Reue weinen, und in der Nervenqual dieser Erregung wurden ihre Beine häufig von einem so andauernden Zittern befallen, daß ihre Schuhe viertelstundenlang mit rasender Schnelligkeit auf den Fußboden trommelten. Darüber machte sie ihre drastischen Scherze. Und dieses hurtige Getrommel hörte sich so drollig an, daß wir Kinder nach allem Schreck wieder lachen mußten. In diesem Zustand liebte es meine Mutter, allerlei physiologische Experimente zu machen. Die schwersten Bauern, die zum Vater in die Kanzlei kamen, mußten sich, wenn die Mutter dieses Nachzittern des Jähzorns hatte, auf ihre hüpfenden Knie setzen. Einmal ließ sie so den Pfarrer und seine Köchin reiten, die zusammen an die sechs Zentner wogen, ohne daß dieses ansehnliche Gewicht die trommelnden Beine meiner Mutter beschwichtigen konnte. Je erschrockener die beiden dreinguckten, um so lustiger lachte meine Mutter, während sie weiterzitterte und schelmisch sagte: »Sehe Se, Herr Pfarr, alles im Mensche kann die Religion halt doch nit beruhige!«

Sinnender Ernst und übermütiger Humor, gesunde, frisch zugreifende Kraft und nervöse Reizbarkeit, diese Gegensätze, unentwirrbar durcheinandergeflochten, gaben den Grundton ihres Lebensbildes.

In aller weiblichen Arbeit war sie sehr geschickt und flink, war eine kluge, sparsame Hausfrau, die das Wenige eines Beamtengehaltes knapp zusammenhielt und doch eine Wirtschaft hatte, in der alles im Überfluß vorhanden schien. Und für alles Wertvolle hatte sie Verständnis und Liebe. Ein schöner Klang – oft nur eine ferne Jodelstimme im Sonnenschein oder ein Glockenton in der leuchtenden Abendstille – konnte sie zu Tränen bewegen. Gute Musik erschütterte sie in allen Fibern ihres Wesens. Und was sie für Goethe hatte – ihren ausgesprochenen Liebling, neben dem ihr alle anderen klein erschienen –, das war mehr als Verehrung, das war ihr Gottesdienst. Was er für die Bühne geschrieben, las sie lieber, als daß sie es gespielt sah. Das Theater mochte sie nicht gern, weil sie immer alles, was da gegeben wurde, anders sah und fühlte, als es die Darsteller meinten. Vor der Premiere des »Herrgottschnitzers« mußte ich ihr lange zureden, um sie zum Besuch der Aufführung zu bewegen. Es wurde an jenem Abend viel geklatscht und gerufen. Aber meine Mutter war auf dem Heimweg merkwürdig still – bis ich fragte: »Mutter, warum sagst du mir denn gar nichts? Hat's dir nicht gefallen?« Da nahm sie meinen Arm und drückte ihn fest an ihre Brust: »Bub, ich glaub, da hast du was ganz Ordentliches gemacht. Jetzt nimm dich nur recht zusamme, daß du ein bisserl weiterkommst!« Ein paar Jahre später, als mein Name schon ein wenig bekannt war, wurde es ein Lieblingsscherz meiner Mutter, die Frau Rat zu kopieren. Im Menuettstil zog sie das Kleid auseinander und knickste: »Ich bin die Mutter Ganghofers!« Das war parodistisch gemeint, aber es verbarg sich hinter diesem Scherz wohl auch ein Teilchen Zärtlichkeit und Stolz.

Als mein erster Roman erschienen war, der »Jäger von Fall« – in dem eine Naturstimmung geschildert ist, die ich aus einer Gebirgstour mit meiner Mutter zusammen gesehen hatte – guckte die Mutter beim Lesen plötzlich auf und sah mich über die Brille an: »Du! Das war aber doch viel schöner!« Dann begann sie jenes Naturbild zu schildern, bis in die zarteste Farbe, bis in den feinsten Klang. Natur zu sehen und in ihrem innersten Leben zu erfassen, das verstand sie wie wenige. Eine zauberhafte Lichtstimmung, ein Gewitterbild, der Farbenduft eines fernen Waldes, der Anblick einer Blume, in deren Kelch ein Wassertropfen funkelte, ein Amselschlag in der Morgenstille – das konnte sie in eine trunkene Ekstase versetzen. Und in jedem Frühjahr arbeitete sie Tag für Tag vom Morgen bis zum Abend wie eine Taglöhnerin im Garten, um endlich mit glückseligem Augenleuchten sagen zu können: »Jetzt blüht mir aber alles!« Natur, Natur, Natur – das war für sie das Um und Auf, das Höchste und Herrlichste.

Als uns die Karriere des Vaters vom Dorf entführt hatte, konnte sich die Mutter an den Aufenthalt in der Stadt nur schwer gewöhnen. Immer fehlte ihr was. »Die nicht draußen leben, wissen gar nicht, was leben heißt!« pflegte sie zu sagen. Und während der zehn Jahre in München klagte sie wohl tausendmal: »Ach, mein Gärtle, mein Haus, mein Wald, mein Himmel!«

Wie sie in ruhiger, von keinem Zweifel gequälter Frömmigkeit ihrem Gott gegenüberstand, diesem Gott der unerschöpflichen Liebe, und wie sie als Braut war, als Frau, als Mutter, das hab ich im »Hohen Schein« zu schildern versucht. Aber ich könnte Bücher und Bücher schreiben, ohne die letzte Farbe im Lebensbild meiner Mutter zu erschöpfen.

Vielleicht wird man die Art ihres Lebens am klarsten sehen, wenn ich erzähle, wie sie starb.

Eine gewaltsame und sinnlose Operation, die ein Zahnarzt an ihr vorgenommen, hatte ihren schon geschwächten Organismus so sehr erschüttert, daß sich als Folge eine schwere, unheilbare Krankheit entwickelte. Strenge Diät und eine jährlich wiederholte Badekur hätte ihr Leben noch jahrelang fristen können. Aber meine Mutter – und reisen, ein Bad besuchen, und ihrem »Gustl« Kosten verursachen? Nicht um die Welt! Da konnten wir mahnen und bitten, wie wir wollten. Sie lachte dazu. Und sagte: »Ach was! Auf so ein Schnipsele Zeit kommt's nimmer an! Ich hab was gehabt vom Leben, ihr braucht mich nimmer, da kann der liebe Gott mich rufen, wann er mag!« Auch mit der Diät nahm sie es mehr als leichtsinnig und ließ sich die zwei Schöppchen Bier nicht verbieten, die sie am Abend zu trinken pflegte. Bei der zunehmenden Schwäche ihres Körpers stieg ihr dieses »Schlummertöppche« immer zu Kopf, und beim zweiten Schoppen hatte sie ihren niedlichen Schwips und wurde so ausgelassen heiter, daß wir allabendlich, trotz unserer Sorge um die Mutter, ein fideles Theater hatten und Tränen lachen mußten. Und am Tage, unter dem Martyrium ihres Körpers, nähte und stickte sie unermüdlich an der Wiegenwäsche für ihr erstes Enkelkind.

Je mehr es mit der Mutter dem Ende zuging, um so fröhlicher wurde sie. Ihren letzten Sommer verbrachten wir alle, Eltern, Kinder und Enkel, am Tegernsee. Die Mutter war schon abgemagert zum Skelett. Aber an jedem Abend, wenn wir still daheim bleiben wollten, kam die Mutter und machte lachend eine drollig aufmischende Handbewegung: »No? Was ist denn? Heut gar nichts los? Ihr seid aber Leimsieder!« Da taten wir, wie sie wollte, trommelten eine Gesellschaft zusammen, man trieb Unsinn, musizierte und tanzte, und die Mutter war die Vergnügteste unter allen, war unermüdlich im Erzählen, unerschöpflich im Erfinden lustiger Gesellschaftsspiele.

Als wir zurückfuhren in die Stadt, wußten wir, daß die Mutter keinen Frühling mehr sehen würde. Auf der Heimreise sah sie immerfort zum Fenster hinaus, geriet in Entzücken über jeden schönen Blick und amüsierte alle Insassen des Wagens. Ein alter Bauer sagte zu ihr: »Frauerl, Sö san wia die Jüngste!«

Und dann zu Hause ein rascher Zerfall mit schweren Ohnmachtsanfällen. Eines Morgens, als sie bewußtlos war, erschien der Pfarrer. Er tat, was sein Amt ihm vorschrieb. Dann blieb er am Bette sitzen und wartete. Die Mutter wachte aus der Ohnmacht auf. »So, so?« sagte sie. »Sooo steht's mit mir? Aber da braucht's keine langen Geschichten, Herr Pfarrer! Ich bin mit meinem Herrgott immer gut ausgekommen. Da wird's drüben auch keine Händel absetzen.« Dann begann sie vom Wetter zu reden – und der Hochwürdige entfernte sich. Kaum war hinter ihm die Tür geschlossen, als die Mutter sich in den Kissen aufsetzte, mit der Hand auf den Schenkel klatschte und lachend rief: »Jetzt aber geschwind noch ein Schöpple Bier! Droben krieg ich keins mehr!« Bevor man das »Schlummertöppche« bringen konnte, war sie schon wieder bewußtlos. Noch einmal, bei Anbruch des Abends, flüsterte sie den Namen ihres Enkelkindes. Ihr letztes Wort! Und am Morgen war sie drüben.

Viele Jahre früher, beim Heimgang meines Großvaters, sagte sie: »Was man liebgehabt hat, das verliert man nie. Der Tod, das ist nur so ein Wörtle!«

Dieser Trost meiner Mutter ist Glaube in mir geworden. Nie seh ich meine Mutter als tote Frau. Für mich atmet sie noch immer, wirkt in meinem Leben, lächelt in meinem Schaffen. Und fast immer seh ich die Mutter so, wie sie da draußen war, in ihrer schönsten und frohesten Zeit, im Forsthaus. Dort, in ihrem »Gärtle«, hat sie einmal ein Wort gesprochen, das ein Erzieher meines Lebens wurde. Es war am Abend, und wir saßen auf der Hausbank, umhaucht vom Duft der vielen Blumen in Mutters Garten. Während im Wiesental bei beginnender Dämmerung schon die Nebel zogen, fing plötzlich eine hohe Waldkuppe wunderbar zu leuchten an. Lange blickte meine Mutter schweigend in diesen Glanz, mit den müden Händen im Schoß. Dann sagte sie: »So was Helles und Schönes muß man allweil in seinem Leben haben, auch wenn es noch so dunkel wird!«


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