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Der bunte Fächer

Kramte heut' in alten Sachen.
Plötzlich ganz im Schubfach unten,
sah ich einen seid'nen bunten
Fächer mir entgegenlachen.

Sieh! Den hab' ich einst gefangen,
wie die Kinder Falter haschen,
die an süßen Blüten naschen,
listig-täppisch, voll Verlangen.
Auf dem allerliebsten Händchen
sah ich meinen Falter wippen
zwischen Händlein, Brüstlein, Lippen
all mit seinen bunten Bändchen.

Wollte heute noch probieren,
ganz behutsam, ganz manierlich,
ob das Dinglein noch so zierlich;
aber ach, da mußt' ich spüren,
daß der zierlich bunte Pfaue,
der so hold um Rosen gaukelt,
nicht so leicht und lieblich schaukelt
auf dem Blümlein Bärenklaue!

Mocht' ihn drehen, mocht' ihn wenden,
der so hübsch einst konnte wippen
zwischen Händlein, Brüstlein, Lippen,
lag mir tot in plumpen Händen.
Mir ins Antlitz noch zum Spotte
huschte aus dem seid'nen Tande
eine kleine , süffisante,
garst'ge, alte graue Motte.

Zwar den garst'gen grauen Eisen
ließ ich unter schweren Füßen
gleich sein Spottgelüste büßen –
aber kann es etwas helfen?

*


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